KAPITALER FISCH

Gibt es sie noch, die Kapitalen? Was ist eigentlich ein Kapitaler? Es gibt viele Fischer in Oberösterreich, aber nur wenigen ist es vergönnt, einen „Super Fisch„, einen „Kapitalen“ zu fangen. Gibt es diese eigentlich noch in unseren Gewässern? Wenn ich „Kapitalen“ meine, dann möchte ich diese auf heimische Fischarten, die im Salzkammergut vorkommen beziehen. In erster Linie Salmoniden, die in der Oberen Traun vorkommen, inkl. Hecht …

Ups! Das dürfte eine Kapitale sein, so wie die abfährt ....
Ups! Das dürfte eine Kapitale sein, so wie der abfährt ….

Situation heute

Auch heute sind noch kapitale Fische in unseren Gewässern vorhanden. Zumeist zwar Regenbogenforellen und Hecht, von großen Karpfen, Wels und Stör, aus Teichen und Seen abgesehen. Wir versuchen zwar die Bachforelle wieder in der Traun anzusiedeln, die Erfolge sind hier jedoch derzeit noch nicht zufriedenstellend. Hier passen derzeit die Rahmenbedingungen nicht für die Bachforelle. Daher werden hier die Fangmeldungen über kapitale Bachforellen, wie man sie von früher kennt, aus Alm, Traun und Steyr ausbleiben.

Hecht +100 Club

Der Hecht ist für einen „Kapitalen“ immer gut. In den Salzkammergutseen wachsen diese zu sehr stattlichen Exemplaren heran. Auch in der Oberen Traun haben wir des öfteren ganz schöne Exemplare dabei. Hier würde ich jedoch nach meiner „Kapitalen-Scala“ einen mit > 90 cm schon als Kapitalen einstufen. In den Seen, oder in der Gmundner Traun ist einen Hecht ab 100 cm als Kapitaler zu sehen. Tatsächlich werden hier alljährlich Exemplare bis 140 cm gefangen, so etwas kann es gegebenenfalls in der Goiserer Traun geben, dass sich einer aus dem Hallstättersee zur Laichzeit im Mai in die Goiserer Traun verirrt oder im Bereich der Ebenseer Traun, mit einen vom Traunsee aufgestiegenen.

Der Hecht ist hier immer dabei, wenn es um „Kapitale“ geht in unseren Gewässern. Siehe dazu auch meinen Bericht über „Mai Hecht„!

Dieser, von meinem Urgr0ssvater gefangene Wels ist sicherlich unter „Kapitaler“ einzustufen! Wurde mit Berufsfischer – Methoden aus dem Ossiacher See gefangen und ist jedoch kein typischer Fisch, aus den Gewässern im Salzkammergut. Wobei es durch falsche Besatz auch in der Oberen Ager ein starkes Aufkommen von Welsen gibt. So konnte ich sogar in den Deutenhamer Flats, am unteren Ende des SAB Ager Reviers einen kleinen 50er Wels mit Nymphe fangen. Wie Elektrobefischungen unterhalb von Lenzing gezeigt haben, sind hier jedoch Exemplare mit über 1,5 m vorhanden. 

Hier eine meiner Kapitalen Kamloops...
Hier eine meiner Kapitalen Kamloops…

Regenbogenforellen +70 Club

Seit vielen Jahren, werden „Kamloops Forellen“ von uns eingesetzt. Dieser Stamm reproduziert sich in der Zwischenzeit auch selbst. Die ersten Kamloops haben wir beim Gustav Öhlinger, 8984 Kainisch bezogen. Er hatte sich auf diesen Regenbogenforellen Stamm spezialisiert und wir hatten damit auch in der Goiserer Traun sehr gute Erfahrungen gesammelt. Die Fischzucht vom Gustl Öhlinger wurde ja nach seinem Tod von den Bundesforsten übernommen und diese bildet das ÖBf-Fischereizentrum in Kainisch bzw. heute die Red Bull Fischzucht „Fischerei Ausseerland„. Einer der Züchter die heute mit der „Kamloops Forellen“ arbeiten, ist Igler Hannes in 8775 Kalwang und auch beim   Fischzucht von Unger Fred in Bad Wimsbach.

Am 9. Februar 2001 war es soweit. Der Kaufvertrag zwischen Herrn Gustav Öhlinger und der ÖBf AG wurde unterschrieben. Somit steigen die ÖBf AG neben den derzeitigen Fischzuchten am Grundlsee und in Spital a. P. im Bereich der Forellen- und Saibling Zucht im größeren Maßstabe ein. Quelle: Österreichische Fischerei

Heute wird die Fischzucht „Fischerei Ausseerland“ als auf Saiblinge spezialisierter Speisfisch-Zuchtbetrieb geführt.

Regenbogenforellen würde ich nach meiner „Kapitalen-Scala> 60 cm als Kapitale einstufen. Regenbogenforellen zwischen 60 cm und 70 cm sind zwar selten, in dieser Liga werden jedoch jährlich einige Exemplare gefangen. Zwischen 70 cm und 80 cm wird es schon etwas dünner und mit einer + 70 cm fängt in meiner „Kapitalen-Wertung“ eine kapitale Regenbogenforelle an eine Kapitale zu sein. Die wirklich „Kapitalen“ Regenbogenforellen sind jedoch über 80 cm lang und kommen in der „Oberen Traun“ vor, wenn auch etwas seltener. 🙂 Vorhandene Exemplare in dieser Größe sind   „Jahrzehnt-Erscheinungen“ und um so einen Fisch auch waidgerecht zu fangen, müssen auch die Umstände passen.

Bachforelle - aus der Zeit als es noch welche gab in der Oberen Traun...
Bachforelle – aus der Zeit als die Bachforelle der Leitfisch war in der Oberen Traun…

Bachforelle +60 Club

Bachforellen in dieser Größenordnung, würde ich heute und speziell in der Oberen Traun, zwischen Hallstättersee und Traunsee als nicht mehr vorhanden einstufen. Von der Goiserer Traun, in der es noch ein Bachforellenaufkommen geben könnte liegen mir keine aktuellen Informationen vor. In der Koppentraun dürfte das Bachforellen – Aufkommen noch als gut bezeichnet werden. Zur Situation der Bachforelle in der Oberen Traun, siehe unter:

  • BACHFORELLEN SCHREIEN NICHT und
  • BESTANDSKONTROLLE SULZBACH und unter
  • SCHWARZE BACHFORELLE
Hier eine schöne Regenbogenforelle aus der Ischler Traun (Foto: GH)
Hier eine schöne Regenbogenforelle aus der Oberen Traun (Foto: GH)

Auch die Seeforellen sind sehr selten geworden. Punktuell hört man, dass welche gefangen werden. Vermutlich handelt es sich um vom Traunsee heraufziehende Exemplare. Jedoch von größeren Seeforellen Fängen ist in den letzten Jahren nichts bekannt geworden.

Regenbogenforelle aus der Ebenseer Traun (2004)
Regenbogenforelle aus der Ebenseer Traun (2004)

Soll man auf kleine Fische fischen, wenn man Grosse fangen will?

Es stellt sich hier die Frage, ob Kapitale gezielt gefangen werden oder sind es zufällige Situationen? Meine Meinung dazu ist, dass man auf Kapitale gezielt fischen sollte. Beim normalen Fischen, kann es zwar möglich sein, dass man einen kapitalen hacken kann, es wird jedoch zumeist sehr schwierig diesen auch zu landen. Den 96er Hecht aus der Goiserer Traun habe ich zwar auch mit einem 0,24 mm Vorfach, ohne Stahlvorfach auf einem kleinen Forelle Stramer auf Sicht gefangen. Den Hacken konnte ich zufällig ganz vorne im Maul setzen. Petrus hatte zusätzlich auch noch bei Drill viel Einsehen mit mir. Es war Anfang Mai, leichtes Hochwasser in der Goiserer Traun im rechten Fluss-Teil gleich unterhalb der Seeklause. Der Hecht zog mich über 30 Minuten rauf und runter. Bis es ihm zu blöd wurde und es vorzog in einem Kehrwasser unter das Treibholz zu fahren. Wenn ich die Spannung stark erhöhte, kam seine Schwanzflosse zwischen dem Treibholz heraus. Diese packte ich mit der linken Hand um mit der rechten meine Fliegenrute ans Ufer zu schmeißen und im „Untergriff“ inklusive einiger Äste aus dem Treibholz den Hecht in die Uferböschung zu transportieren. Viel Glück und Petri Dank! Ähnliche Situationen hatte ich viele, die nicht alle so ausgingen. An der Gmundner Traun hatte ich tagelang mit dem schweren Zeug auf Hecht gestreamert um dann auch mit der leichten Ausrüstung einen + 100 cm zu hacken. Das Vergnügen dauerte ein paar Minuten.

Soll man auf kleine Fische fischen, wenn man Große fangen will?
Soll man auf kleine Fische fischen, wenn man Große fangen will?

Daher bin ich heute der Meinung, wenn man einen Kapitale fangen will sollte man auf diesen gezielt fischen. Es muss das „Werkzeug“ passen, der Wasserstand, die Tageszeit. Hier mehr Zeit zu verwenden in die Beobachtung und Auskundschaftung der Situation und der Bedingungen um dann gezielt auf einen kapitalen zu gehen, kann den Erfolg wesentlich steigern und es sollte ja nicht nur beim Biss einer Kapitalen bleiben! oder?

Die jahrelangen Bemühungen "Rettet die Äsche" wirkt nachhaltig ...
Die jahrelangen Bemühungen „Rettet die Äsche“ wirkt nachhaltig …

Äschen +50 Club

Bei Äschen beginnt die „Kapitalen-Scala“ bei > 50 cm, dass diese als Kapitale eingestuft wird. Maximallänge knapp über 50 cm, im Seeausrinn des Hallstätter See, gibt es die Seeäschen, die zumeist im Herbst in die Klause der Goiserer Traun hereinziehen. Hier gibt es Exemplare bis 55 cm. Von älteren Fischern wird auch von 58 cm Äschen berichtet. So große Äschen sind jedoch sehr selten in der Oberen Traun. Gewicht ist maximal bis zu 2 – 3 kg. Einer 50er Asch ist jeden Fliegenfischers Ziel. Besonders kapitale Exemplare von > 50 cm Länge sind rar in den meisten Flüssen, und selbst wenn sie in einem Gewässer vorkommen, sind sie oft nur schwer zu überlisten. Für viele Fliegenfischer bleibt der Fang einer Äsche von über 50 cm ein Traum.

Die Äschen werden bei mir mit "Lichtschranke" vermessen und schonend zurückgestezt ...
Die Äschen werden mit „Lichtschranke“ vermessen > 50 cm und schonend zurückgesetzt …

Der Fisch des ewigen Leben?

Welcher Angler – und sei er noch so routiniert – wird nicht kribbelig, wenn er einen kapitalen Fisch landet. Gar erst, wenn man wahrgenommen hat:

Das ist der Fisch meines Lebens!

Den Fisch meines Lebens drillte ich an der Alm! Das Jahr weiß ich nicht mehr so genau! Die Alm war zu dieser Zeit noch ein sehr exklusives Gewässer, in dem es nicht so einfach war, ein Tageskarte zu bekommen. Ich hatte zu dieser Zeit und über viele Jahre 1x im Jahr die Möglichkeit die Alm zwischen Grünau bis unterhalb von Scharnstein zu befischen. Fische gab es zu dieser Zeit noch viele. Die Bachforellen und Äschen in der Alm waren weit über die Grenzen bekannt. Ab und zu las man zu dieser Zeit auch Zeitungsartikel von Bachforellenfängen in der Alm, von weit über 5 Kg Gewicht. Es hatte damals das Gasthaus beim Fußgänger Steg in Scharnstein noch offen. Es hatte einen wunderschönen Gastgarten mit schattigen Kastanienbäumen und es war ein herrliche Septembertag…… Es war kurz vor Mittag, da sah ich „ihn“! Könnte jedoch auch eine „sie“ gewesen sein! Fischte „ihn“ auch gleich an, jedoch zog er es vor, so im hellen Mittagslicht sich lieber in seinen Wurzel – Unterstand zurück zu ziehen.

In der Alm gibt es noch viele alte Wehranlagen...
In der Alm gibt es noch viele alte Wehranlagen…

So zog auch ich es vor, mich zurück zu ziehen und ging auf eine Stärkung zum Mittagessen in die besagte Gastwirtschaft, wo ich auch noch zwei Fischerkollegen traf und wir uns gemeinsam zum Mittagessen im Gastgarten zusammensetzten. Durch das offene Fenster sah man im Gastzimmer an der Wand eine riesige präparierte Bachforelle hängen, von wirklich Ehrfurcht einflößender Dimension. Ich übertreibe hier nicht und alle die es nicht glauben, können ja gerne vorbeischauen in Scharnstein, im Gasthaus am Ufer der Alm, direkt beim Fußgängersteg. Diese Präparierte Bachforelle an der Wand hatte so um die 80 cm und bei 10 Kg. Wir scherzten noch beim Mittagessen, dass man diese sowieso nicht mehr drillen könnte und sie einen alles abreißen würde. Die Alm war früher bekannt, dass alle paar Jahre eine Kapitale gefangen wurde. So trennten wir uns gestärkt nach einem herrlichen Mittagessen und jeder ging seines Weges. Ich fischte den Nachmittag von Scharnstein in Richtung Grünau. Jedoch die Große vom Vormittag ging mir nicht aus dem Kopf. So begab ich mich gegen 18:00 Uhr zu der Stelle wo ich die große Forelle gesehen hatte und auf Gut 70 cm Länge schätzte. Da stand sie wieder und machte auch den Eindruck, dass sie auf Futtersuche war. Ich fischte meine „Gebetsroither super„, einer 2,10 m langen Gespließten von Walter Brunner mit einer WF #4 Schnur. Mein erster Versuch war mit einer Nymphe, die ich möglichst weit vor dem Standplatz der „Kapitalen“ vorlegte. Auf diese kam jedoch keine Reaktion. Das spannende war ja auch, dass ich etwas höher, in guter Deckung auf einer Wehrkrone stehend einen guten Blick auf den Fisch und konnte jede Bewegung gut beobachten.

Meine "Gebetsroither super" Handmade by Walter Brunner
Meine „Gebetsroither super“ Handmade by Walter Brunner

Was jedoch die Situation zwar einfacher jedoch noch wesentlich nervenaufreibender machte. Ich in vollem Jagdtrieb, wechselte von Nymphe auf einen Streamer und auf ein stärkeres Vorfach. Hatte jedoch nur ein 0,18 mm dabei. Im glasklaren Wasser der Alm braucht man normalerweise ja kein so starkes Material. Warf mich nun auf den Streamer ein. Überwarf den Fisch und landete dabei am anderen Ufer im Gebüsch …. Jedoch reine Nervensache! Konnte jedoch ohne abzureißen, denn Streamer nicht freibekommen. Der „Kapitale“ hat von meinem Missgeschick nichts mitbekommen. Montierte einen neuen Streamer. Lies ein paar Minuten verstreichen. Jedoch eher um mich selbst etwas zu beruhigen. Auf zum Nächsten Versuch! Das Services kommt jetzt genau richtig und ich ziehe den Stramer mit 1m vor dem Maul des „Kapitalen“ vorbei, der sich mit einem Schwall und sich durch die Attacke einen Strudel an der Oberfläche bildend, auf den Steamer stürzt. Anschlag! Geht ins Leere….

Die Alm oberhalb von Scharnstein ....
Die Alm oberhalb von Scharnstein ….

Damals hatte ich noch geraucht! In diesen Situationen waren es ja auch die besten Zigaretten. Jeder ex Raucher weis was ich meine. Mit zittrigen Händen zündete ich mir eine Zigarette an. Es können auch zwei gewesen sein? Beobachte voller Aufregung was der „Kapitale“ jetzt macht. Dieser dürfte jedoch nichts mitbekommen haben und stellte sich wieder auf seinen Standplatz ein. Ich ließ noch einige Minuten verstreichen und setzte erneut einen Wurf. Dieser passte vom Service exakt. Der Fisch scheinbar auch im Jagdfieber stürzte sich erneut auf meinen Steamer! Anschlag! Jetzt saß der Hacken und es begann ein spannender Drill. Das spannende dabei war, eine große Holzwurzel, die der Unterstand des Fisches war und zu dem die Kapitale hinzog. Weiters lag etwas oberhalb, quer zu zwei im Wasser stehenden Piloten ein Baumstamm, denn auch galt möglichst den Fisch nicht hin ziehen zu lassen. Ich drillte den Fisch von der Wehrkrone aus und konnte ihn auch 25 – 30 Minuten schön in Schach halten…….

In Gedanken sah ich den Fisch schon als Trophäe bei mir an der Wand hängen. Ich überlegte auch schon, wie ich den Kapitalen am besten landen könnte und dirigierte ihn zu einer am Auslauf der Wehrgumpe liegenden Schotterbank, auf die ich von der Wehranlage schön runterspringen konnte, um eine Landung vor zu bereiten.  Jedoch zu früh gefreut. Der Fisch nimmt all seine Kraft zu einer letzten Fluch zusammen. Die „Gebetsroither super“ macht eine letzte, tiefe Verbeugung…. der „Kapitale“ zieht zu den quer liegenden Baumstamm, der sich beim letzten Hochwasser zwischen den beiden Piloten verspreizt hatte… er war nicht mehr zu halten…. „BENG“! Abgerissen!

Er schwimmt noch – und ich fische noch

Der Fisch meines Lebens schwimmt daher immer noch und ich habe das schwere Los, immer noch nach ihm zu fischen!

Die Suche nach den „Fisch meines Lebens“ ist für mich das schönste. Der Jagdtrieb, die Natur, die tiefen Gumpen unserer Bäche und Flüsse im Salzkammergut und das Wissen, dass es ihn gibt da draußen, auch heute noch! Und ich weiß, er wartet auf mich!

Wenn wir morgen noch fischen wollen, müssen wir heute etwas dafür tun.

Zitat: ÖKF Fishlife