In unserer Fischergewässerbewirtschaftung der letzten Jahre zeigt, dass die Ergebnisse das bringen was die Theorie sagt. BOFFFF nennt man in der Wissenschaft das Phänomen und die Abkürzung steht für „Big Old Fat Fecund Female Fish“ d.h. große, alte, schöne, fruchtbare Fische müssen geschützt werden. Dies zeigt sich auch in unserer mehrjährigen Gewässerbewirtschaftung und das wir, seit wir auf ein „Entnahmefenster“ (Küchenfenster) umgestellt haben, keinen zusätzlichen Fischbesatz an der „Oberen Traun“ mehr brauchen. Voraussetzung dafür sind auch die Umstände, dass die Regenbogenforellen geeignete Laichplätze haben und die geschlüpften Jungfische geeignete Unterstände (Jungfisch-Habitate) vorfinden.
BOFFFF steht für „Big Old Fat Fecund Female Fish“


BOFFFF-Hypothese
Die BOFFFF-Hypothese wurde ursprünglich entwickelt, um die Erholung von pazifischen Steinfischen zu unterstützen. Dieses Denken ist eine Abkehr von traditionelleren Formen von traditionellen Fischereigesetzen, bei denen sich die Schutzmaßnahmen auf die kleineren, jüngeren Fische mit Mindestfangmassen konzentriert, damit sie bis zum reproduktiven Alter wachsen können.

Nachhaltiges Fischereimanagement
ist jedoch nuancierter als nur der Schutz junger Fische. Beides zu schützen ist oft notwendig – der Nachwuchs gehört gepflegt, jedoch auch die produktivsten Laichfische im Gewässer gehören vor einer „falschen Einstellung“ geschützt. Oft hört man Fischer mit ihren Erfolgen prallen, dass sie einen Fisch mit 3 Kilogramm gefangen haben oder eine 65 cm große Regenbogenforelle entnommen hätten. Genau diese Fische brauchen wir jedoch im Gewässer und nicht filetiert, weil als Ganzes sind sie nicht verkoch bar, auf dem Teller serviert. Kleinere Fische sind leichter verarbeitbar, es gibt deren viele und man wirft nicht kiloschwere Karkassen weg, die beim Filetieren übrigbleiben.

Bewirtschaftungsstrategie mit Limits
Daher ist seit Jahren, unsere Bewirtschaftungsstrategie mit Limits, wie Schonzeiten und einem Entnahmefenster kombiniert, bei denen Fischer über eine Fischereiordnung angehalten sind, Fische nur innerhalb eines bestimmten Größenbereichs zu entnehmen und dazu beitragen, die Populationen an beiden Enden der Altersstruktur zu unterstützen, sodass die jungen Fische die Fortpflanzungsreife erreichen und die BOFFFFs eine Fülle größerer, stärkere Eier ablegen und viel mehr Nachwuchs produzieren. Zusätzlich ist ein >50+ Regenbogen Torpedo wesentlich resistenter gegen Prädatoren und als Einzelgänger weniger leicht zu fangen.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte
Es ist mir hier in der Zeitschrift „Österreichs Fischerei Jahrgang 58/2005“ ein recht aussagekräftiges Foto in die Hände gefallen. Es sind zwar ein Vergleich mit Seeforellen abgebildet, für die jedoch genau dasselbe gilt, wie für die Regenbogenforelle. Damit wird veranschaulichen, welchen Unterschied es macht, ob der Fisch 38 cm oder 75 cm Länge hat und welche Auswirkungen dies auf die Anzahl von Eiern mit sich bringt, veranschaulicht dieses Bild recht deutlich.

Dieses Bild veranschaulicht recht, welchen Sinn ein „Küchenfenster“ oder noch besser, ein Schutz der „Grossen“ mit sich bringt.
Fangfester – was sie bewirken
Wird eine Fischart in einem Gewässer durch ein Fangfenster geschützt, so bleiben mehr Große Tiere in einem Gewässer erhalten. Die fang bare Biomasse wird dadurch zwar anfänglich reduziert, dafür wird der Laichtierbestand gestärkt und die erhöhte natürliche Fortpflanzung sorgt bei guter Funktion für eine gesteigerte Menge an Nachwuchs. Dadurch können die Fangzahlen potenziell gesteigert werden und Besatz Maßnahmen können gedrosselt oder ganz weggelassen werden.
Ein Fangfenster ist ein festgelegter Größen Bereich, in welchem eine Fischart entnommen werden darf, man könnte also auch von einem Entnahmefenster sprechen. Kleinere und größere Exemplare müssen beim Fang wieder ins Gewässer zurückversetzt werden. Bei einer starken Befischung einer Fischart ohne Fangfenster steigt der Fangertrag zwar an, die Durchschnittsgröße der gefangenen Fische sinkt allerdings mit der Zeit. Dies passiert, weil die Fische entnommen werden bevor sie ihre Wachstumsmöglichkeiten ausgeschöpft haben; dabei spricht man auch von Wachstumsüberfischung. Nach dem Berliner Fischereiprofessor Robert Arlinghaus sind, mit Ausnahme von verbuttetten Arten, insbesondere alle Raubfische grundsätzlich anfällig auf Wachstumsüberfischung. Ist die Entnahme anhaltend hoch, oder wird sogar noch verstärkt kann im Extremfall sogar ein ganzer Bestand einbrechen. Der tolerierbare Befischungsdruck einer Population hängt stark mit dem Erfolg der Fortpflanzung zusammen. Ein totaler Bestandes-Zusammenbruch kann durch ein angemessenes Fangmindestmass vermieden werden. Ein Fangmindestmass schützt aber nicht zwingend vor einer ungewollten evolutiven Auslese für langsamer wachsende Fische, da sich diese häufiger fortpflanzen können bevor sie entnommen werden dürfen. Bei einem Fangfenster hingegen verbleiben theoretisch mehr Große Individuen im Gewässer und eine starke Auslese von großwüchsigen Artgenossen wird vermieden. Als Faustregel sollten die obersten 20% der natürlichen Größen Verteilung geschützt werden. Mit ansteigendem Befischungsdruck ist es empfohlen den fangbaren Größen Bereich zu verkleinern.

Wer die Großen schützt wird doppelt belohnt
„Es hat daher große Vorteile, die „GROSSEN“ zu schützen – denn mit einem guten Bestand an „GROSSEN“ wird man durch ein überproportionales Selbstaufkommen belohnen.“


(Quelle: in memoriam © HPP)
Abstrakt
Der Wert von großen, alten, schönen, fruchtbaren weiblichen Fischen (BOFFFFs) hat sich in unserer Bewirtschaftungsstrategie der letzten Jahre, seit wir den Schutz großen Fische fördern, mehr als bestätigt.

Im Vergleich zu kleineren reifen Weibchen produzieren BOFFFFs in einer Vielzahl weitaus mehr und häufig größere Eier, die sich zu Larven entwickeln können, die schneller wachsen und eine höhere Überlebenschance haben, als Eier von „Erstlaichern“. Noch wichtiger von BOFFFFs ist, dass diese tendenziell frühere und längere Laichzeiten haben und können daher an anderen und mehrerer Stellen als kleinere Weibchen laichen. Was auch hilft, dass sich eine größere Anzahl zu Brütlingen entwickeln.


Biomasse bleibt im Ökosystem
Und dann ist da noch ein weiterer Aspekt der schieren Menge: Mehr Fischeier und Fischlarven bedeuten schlicht auch mehr Nahrung für alle andere Fische und sonstige Räuber im und ums Gewässer. „Studien haben gezeigt, dass diese Massen junger Fische hocheffizient darin sind, Nahrung in Biomasse umzuwandeln“. Dadurch bleibe „mehr Energie in der Nahrungskette eines Ökosystems erhalten.“

Diese Merkmale von „BOFFFFs“ haben bei uns in den letzten Jahren dazu beigetragen die Absicherungsstrategien vom Nachwuchs und einen selbst reproduzierenden Fortpflanzungserfolg sicher zu stellen. Wie sich bestätigt, hat sich die Produktivität der Muttertiere und auch Stabilität des Fischbestandes inkl. einer ausgewogenen Alterspyramide verbessert.

Selbsterhaltende RBF-Population
Seit einigen Jahren brauchen wir daher auch keinen Fischbesatz bei der Regenbogenforelle mehr durchführen. Durch die Begrenzung der Entnahmeraten und durch die Einführung von „Slot-Limits“ ist auch eine Ausstrahlung auch umliegende Fischereirevier zu beobachten und eine generelle Verbreitung von Fischbrut und Larven. Die revierübergreifende Bewirtschaftung ist wahrscheinlich das wirksamste Mittel, um sicherzustellen, dass Altersstruktur im gesamten Einzugsgebiet der Oberen Traun sich ausbreiten und überleben.

Beim Fotografieren vorsichtiger Umgang mit dem Fisch
Es sei darauf hingewiesen, dass beim Fotografieren von Fischen möglichst schonend vorzugehen ist. Speziell wenn man alleine am Wasser ist und niemand dabeihat, ist beim Fang eines BOFFFFs – Kapitalen das schonende zurücksetzen ins Wasser, oder besser, denn Fisch gar nicht aus den Wasser zu nehmen der Vorzug zu geben ist. Es muss auch nicht jeder Fisch fotografisch festgehalten werden. Wir wissen das wir große Fische in der Oberen Traun haben. Nach dem Motto:
Der weidgerecht Fliegenfischer genießt und schweigt

Grundsätzlich lässt sich dieser bekannte Spruch „ein Gentleman genießt und schweigt“ auch auf uns Fischer ausdehnen und wir glauben und wissen, dass wir „Schönheiten“ im Wasser haben, von denen jährlich einige verführt werden ………….
Alterspyramide passt


Saisonstart frühestens mit 1. April – BESSER SPÄTER!
Zumeist regelt die Natur einen Saisonstart im Salzkammergut mit einer Verschiebung nach hinten, wegen dem Einsetzen der Schneeschmelze und damit verbundenen hohen Wasserständen. Jedoch durch klimatische, regionale Verschiebungen, kommt es in den letzten Jahren auch zu einer Verschiebung der Laichzeiten, was ggf. zu regionalen Anpassungen der Schonzeiten führen kann. Auf alle Fälle ist jeder Fischer im Sinne eines weidgerechten Verhalten aufgefordert, KEINE laichende Fische zu befischen oder auf deren Laichplätzen herum zu waten!!!
Die Laichzeit der Regenbogenforellen hat sich in den letzten Jahren in Richtung „Frühjahrslaicher“ entwickelt. Dh. das Hauptlaichgeschäft fällt in die Monate März und April und daher ist ein zu früher Saisonstart, der ab 16. März lt. O.Ö. Fischereigesetz möglich wäre, lokal im Salzkammergut etwas weiter nach hinten zu legen.
In normalen Jahren regelt das die Natur und ein Start der Fischsaison mit der Fliegenrute ist zumeist erst nach der Schneeschmelze ab Mitte bis Ende Juni möglich. In Jahren, in der wir ein spätes einsetzen der Schneeschmelze haben, ersuchen wir jeden Fischer um eine weidgerechte, vorausschauende Fischerei.
Weidgerechtes verhalten
Es ist auf alle Fälle auf ein „WATENVERBOT“ bis Ende MAI einzuhalten, speziell an den Laichplätzen der Regenbogenforellen und der gleich darauffolgenden Äschen Laichzeit. Weiters dürfen lt. § 30 O.Ö. Fischereigesetz, Wassertiere während der für sie festgesetzten Schonzeit nicht gezielt befischt werden.

Regenbogen Fangberichte


Auszug aus der Fangstatistik – 50+
und als „Laichfische“ wieder schonend in ihr Element zurückgesetzt:
Wer | Fischart | Länge | Wo | Datum |
---|---|---|---|---|
Günther Platzer | RBF | 88 cm | Ischler Traun | November 2019 |
Günther Platzer | RBF | 78 cm | Ischler Traun | Mai 2018 |
Günther Platzer | RBF | 75 cm | Ischler Traun | 29.07.2020 |
Gerald Schimetta | RBF | 68 cm | Ischler Traun | August 2020 |
Andreas Schindlauer | RBF | 65 cm | Ischler Traun | August 2020 |
Peter Oberwimmer | RBF | 60 cm | Ebenseer Traun | Sep. 2020 |
Claus Wille | RBF | 60 cm | Ischler Traun | Sep. 2020 |
Harald Eidinger | RBF | 60 cm | Ischler Traun | Sep. 2020 |
Heimo Huber | RBF | 55 cm | Ischler Traun | Sep. 2020 |
usw. ….. | ||||
Ein langwieriger Prozess – Aufbau von Fischbeständen
Mit diesem Beitrag möchte ich zusammenfassen, wie große, alte, schöne, fruchtbare weibliche Fische – sogenannte „BOFFFFs“ wesentlich zur Produktivität und Stabilität der Bestände beitragen, und zwar auf eine Weise, die sich erheblich von kleineren weiblichen Tieren unterscheidet – dh. der gesamten Biomasse von Laichbeständen ist doch nicht dasselbe. Die Aufmerksamkeit auf den Wert von BOFFFFs zu lenken ist wichtig, da oft die Fischerei „BOFFFFs“, also große Fische überproportional entfernt und damit die Alters- und Größenverteilungen abschneidet, so dass nur jüngere, kleinere „Laicher“ im Gewässer übrigbleiben.

Resümee
Eine starke Altersverkürzung kann daher zu einer „Überfischung der Bestände“ führen. Daher hat die Schonung der „Großen“ die Fischerei bei uns stark verbessert, indem es gelang, die Altersstruktur und das Wachstums von „Alten“ Fischen zu erhalten und das Überleben eines breiten Spektrums von Laichfischen und der Fischgrößen sicherstellt. Obwohl ein solcher Schutz im Fischereimanagement nur selten umgesetzt wird, hat sich diese Methode an der Oberen Traun bestätigt.

Bewirtschaftung & Angelfischerei & Nachhaltigkeit
Leitbild einer nachhaltigen Angel fischereilichen Nutzung von Gewässern
Nachhaltigkeit ist ein weltweites Schlagwort geworden, auch die Vereinten Nationen beschäftigen sich seit langem mit dem Thema und definierten als Orientierungshilfe die Sustainable Development Goals (Ziele für die nachhaltige Entwicklung).
Aber was bedeutet das für uns?
Nachhaltigkeit heißt, man darf von natürlichen Gütern nur so viel verbrauchen wie nachwächst und ist in der Fischerei somit nichts Neues! Für uns Fischer: innen heißt dies „Ohne Fisch kein Fischer!“. Verantwortungsvolles und nachhaltiges Denken sichert den Fortbestand der Fischerei.

Weitere Informationen zur BOFFFF-Hypothese:
BOFFFF und der Big-Mama-Effekt
Nachhaltiges Management von Angelgewässern: Ein Praxisleitfaden
Hixon, MA, Johnson, DW, Sogard, SM BOFFFFs: über die Bedeutung der Erhaltung der Altersstruktur in der Fischereipopulation . ICES Journal of Marine Science, 2014; 71 (8): 2171 & ndash; 2185.
Das Gesetz von Longhurst A. Murphy wurde überarbeitet: Langlebigkeit als Faktor bei der Rekrutierung von Fischpopulationen , Fisheries Research, 2002; 56: 125-131.
Die Rettung großer Fische durch Fangfenster übertrifft die klassische Mindestlänge, wenn das Ziel darin besteht, mehrere Fang- und fangbezogene Fischereiziele zu erreichen.
„Fischereimanagement ist wie das Leben – eine Kunst, keine Wissenschaft“
Zitat von Robert Arlinghaus