„An großen (alten) Fisch erkennt man den schlechten Fischer“! Mit dieser griffigen Aussage soll früher zum Ausdruck gebracht werden, dass die großen Fische im Sinne der abschöpfbaren Biomasseproduktion weniger ertragreich sind als kleinere Fische. Daher sind Bestände mit vielen großen Fischen als „unterfischt“ bzw. „schlecht befischt“ zu charakterisieren.
Warum Angler große Fische wieder freilassen sollten
Angler sollten ausgerechnet ihre besonders kapitalen Fänge wieder freilassen – der Natur zuliebe. Auf lange Sicht stärke das die Bestände und verbessere sogar die Ausbeute. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forscherteam unter Federführung der Humboldt-Universität und des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei Berlin. Die Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachblatt „Fish and Fisheries“ und auch unsere Erfahrungen bestätigen diese These in der Praxis.
All das trifft jedoch nur begrenzt oder gar nicht zu! Entsprechend wird an dieser Stelle eine Modifikation des altersbasierten, fischereilichen Lehrsatzes für die Angelfischerei vorgeschlagen:
„Unter natürlich reproduzierenden Bedingungen erkennt man an großen Fischen die gute Bewirtschaftung eines Gewässer!“
Diese doch starke Abkehr von der alten traditionellen Lehrbuchmeinung verlangt einige Erläuterungen.
- Große Fische investieren ihre Überschussenergie, nicht in Wachstum, sondern in die Produktion von Eiern.
- Sie sind keinesfalls unproduktiver, sie investieren nur anders in künftige Generationen.
- Für die Erneuerung der Bestände ist diese Eiinvestition sehr wichtig und ein Puffer gegen Bestandsschwankungen.
- Bei Salmoniden gibt es einen linear positiven Zusammenhang zwischen der Masse und der Eizahl.
- Dementsprechend überproportional (genauer exponentiell!) steigt die Eizahl mit der Fischlänge an!
- Die Körpermaße steigt Exponenten von etwa 3 mit der Fischlänge an.
- Die Laichqualität großer Fische steigt mit der Länge an.
- Große Fische haben also nicht nur überproportional mehr Eier …..
- sondern produzieren auch höhere Laichqualitäten.
- Überdies gibt es eine Reihe weiterer positiver ökologischer Effekte der Groß Fische
z. B. ihre Bedeutung als Leittiere mit hoher Erfahrung
Situation 2017
Wir haben vor Jahren in den Fischereibestimmungen begonnen, die „Großen Fische“ entsprechend zu schonen. Zeitversetzt nach 5-7 Jahren können wird diese Hegeempfehlungen in der guten Entwicklung der Fischbestände und in der Reproduktion, zumindest bei der Regenbogenforelle bestätigt…
Regenbogenforellen +70 Club
Wobei in unseren Fischereibedingungen und in der Bewirtschaftung, es nicht ausgeschlossen ist „Trophäen- Fische“ zu entnehmen. Seit vielen Jahren, werden „Kamloops Forellen“ von uns eingesetzt. Dieser Stamm reproduziert sich in der Zwischenzeit auch selbst. Die ersten Kamloops haben wir beim Gustav Öhlinger, 8984 Kainisch bezogen. Er hatte sich auf diesen Regenbogenforellen Stamm spezialisiert und wir hatten damit auch in der Goiserer Traun sehr gute Erfahrungen gesammelt. Die Fischzucht vom Gustl Öhlinger wurde ja nach seinem Tod von den Bundesforsten übernommen und diese bildet heute das ÖBf-Fischereizentrum in Kainisch. Einer der Züchter die heute mit der „Kamloops Forellen“ arbeiten, ist Igler Hannes in 8775 Kalwang und auch beim Fischzucht von Unger Fred– Bad Wimsbach.
Regenbogenforellen würde ich nach meiner „Kapitalen-Scala“ > 70 cm als Kapitale einstufen. Regenbogenforellen zwischen 60 cm und 70 cm sind zwar selten, in dieser Liga werden jedoch jährlich einige Exemplare gefangen. Zwischen 70 cm und 80 cm wird es schon sehr dünn und mit einer + 70 cm fängt in meiner „Kapitalen-Wertung“ eine kapitale Regenbogenforelle an eine Kapitale zu sein. Die wirklich „Kapitalen“ Regenbogenforellen sind jedoch über 80 cm lang und kommen in der „Oberen Traun“ sehr selten vor. Vorhandene Exemplare in dieser Größe sind „Jahrzehnt-Erscheinungen“ und um so einen Fisch auch waidgerecht zu fangen, müssen auch viele Umstände passen.
Bachforelle +60 Club
Bachforellen in dieser Größenordnung, würde ich heute und speziell in der Oberen Traun, zwischen Hallstätter See und Traunsee als nicht mehr vorhanden einstufen. Von der Goiserer Traun, in der es noch ein Bachforellenaufkommen geben könnte liegen mir keine aktuellen Informationen vor. In der Koppen Traun dürfte das Bachforellen – Aufkommen noch als gut bezeichnet werden. Zur Situation der Bachforelle in der Oberen Traun, siehe unter:
Auch die Seeforellen sind sehr selten geworden. Punktuell hört man, dass welche gefangen werden. Vermutlich handelt es sich um vom Traunsee oder Hallstätter See heraufziehende Exemplare. Jedoch von größeren Seeforellen Fängen ist in den letzten Jahren nichts bekannt geworden.
Äschen +50 Club
Bei Äschen beginnt die „Kapitalen-Scala“ bei > 50 cm, dass diese als Kapitale eingestuft wird. Maximallänge knapp über 50 cm, im Seeausrinn des Hallstätter See, gibt es die Seeäschen, die zumeist im Herbst in die Klause der Goiserer Traun hereinziehen. Hier gibt es Exemplare bis 55 cm. Von älteren Fischern wird auch von über 60 cm Äschen berichtet. So große Äschen sind jedoch sehr selten in der Oberen Traun. Gewicht ist maximal bis zu 2 – 3 kg. Einer 50er Asch ist jeden Fliegenfischers Ziel. Besonders kapitale Exemplare von > 50 cm Länge sind rar in den meisten Flüssen, und selbst wenn sie in einem Gewässer vorkommen, sind sie oft nur schwer zu überlisten. Für viele Fliegenfischer bleibt der Fang einer Äsche von über 50 cm ein Traum.
Ökologische Vorteile
Auch ökologisch sei es von Vorteil, wenn sich eine Population aus verschiedenen Größen- und Altersklassen zusammensetze. Das könne etwa verschiedene Laichintervalle bringen, was die Anfälligkeit der Brut reduziere. Darüber hinaus würde Heterogenität bezüglich Alter und Größe unterschiedliche Standplätze, Zugrouten und Speisepläne mit sich bringen. Ein Bestand aus lauter Jungtieren wirke sich nicht nur negativ auf die Reproduktionsleistung aus, sondern auf das ganze Nahrungsnetz im Ökosystem.
Quelle und weitere Informationen
Arlinghaus, Robert Neuer Praxisleitfaden: Nachhaltiges Management von Angelgewässern
Angelvereine können durch die Wahl von Fang- und Entnahmebestimmungen, durch das Aussetzen von Fischen sowie durch Lebensraum verbessernde Maßnahmen die Gewässer, die Fischgemeinschaften und die fischereilichen Bedingungen steuern und gestalten. Dieses Buch erläutert die Bedingungen, die für oder gegen den Einsatz bestimmter Hegevorgehen sprechen. Eine neue Hegeplanungssoftware unterstützt die Entscheidung. Das Buch richtet sich an alle, die sich für das Management der Angelgewässer interessieren. Es ist eine Pflichtlektüre für jeden Gewässerwart und Bewirtschafter!
„Schützt die großen Fische“
Große Fische haben eine große ökologische und soziale Bedeutung, denn sie verfügen über eine hohe Fruchtbarkeit und wirken bestandsstabilisierend. Zudem sind sie Zielobjekte vieler Angler. Besonders die großen Laichfische sind durch geeignete Maßnahmen, wie durch Entnahmefenster so gut wie möglich zu erhalten.Zitat von Prof. Dr. Robert Arlinghaus