Eines der Themen welches mich zurzeit in der Gewässerbewirtschaftung beschäftigt ist „Epigenetik“ bei Fischen. Daher seien hier ein paar Gedanken zusammengefasst, um auf neue Erfahrungen und Erkenntnisse in unseren Fischbesatzmanagement zu reflektieren. Forscher haben herausgefunden, dass das Epigenome für die Entwicklung eines gesunden Organismus ebenso wichtig ist wie die DNS selbst. Es kann durch äußere Einflüsse weit leichter verändert werden als die Gene. Die eigentliche Sensation dieser Entdeckung aber ist, dass epigenetische Signale von den Eltern an die Kinder und Kindeskinder weitergegeben werden. Daraus ergeben sich ja schon sehr interessante Ableitungen.
Unter dem Einfluss der Vorfahren
Nicht nur das Erbgut selbst, auch die Erfahrungen werden über Generationen weitergegeben. Die Lebensumstände der Großeltern haben Auswirkungen auf die Gesundheit ihrer Enkel. Weltweit suchen Forscher inzwischen nach weiteren Hinweisen auf solche epigenetischen Zusammenhänge. Auch fischereilich gibt es dazu schon recht brauchbare Erkenntnisse. Wobei es interessant wäre, dass bei uns im Alpenvorraum wissenschaftlich bei Salmoniden genauer zu untersuchen.
Daher – mehr Schutz für große Fische
Es zeigen auch unsere Erfahrung in den letzten Jahren eindeutig, dass größenselektive Fischerei große Vorteile bringt. Auf der einen Seite, haben wir einen sehr geringen Befischungsdruck durch unsere Vereinsstatuten geregelt, mit einer kleinen Überschaubaren Anzahl an Mitgliedern und Lizenznehmern. Tageskarten werden gar keine vergeben. Damit ist auch schon ein starker Befischungsdruck von vorneherein nicht gegeben. Auf der anderen Seite bewirtschaften wir ein relativ großes Revier. Damit haben wir eine gute Verteilung und man muss sich anstrengen, wenn man über eine Saison gesehen, alle Winkel zu befischen. Diese Situation und Regelung kommt den Fischen „zu Hilfe“ und damit können sich auch sehr schön große Fische entwickeln. Was ursprünglich, vom Gedanken her, eine Entwicklung Richtung „Trophäenfischen“ angedacht, so zeigt sich jetzt eine durchaus positive Entwicklung, dass dir Reproduktion des Nachwuchses, sprich „Eigenaufkommen“ massiv und erfreulicher Weise gestiegen ist.
„Bewirtschafter können die fischereiliche Evolution verhindern oder zumindest reduzieren, indem Fischer und Angler nachhaltig und nicht zu intensiv fischen.“
Fischereiordnung anpassen
Auf Basis von wissenschaftlichen Erfahrungen und deren erfolgreiche Umsetzung in der Praxis, bringt eine wesentliche Verbesserung der Alterspyramide und der Fischdichte. Immer unter Berücksichtigung auf die Gewässergröße und dem ökologischen Gegebenheiten, wie Laichplätze, Jungfischhabitaten und Unterstandsmöglichkeiten für die „Großen“.
Anpassung der Fischereiordnung war ein wichtiger Schritt
Nach mehreren Jahren, der Einführung, die durchaus auch auf Widerstand und von einzelnen Mitgliedern auch auf Unverständnis für eine solche Regelung gestoßen ist, muss man sagen es lohnt sich der Schutz von großen Fischen. Wir haben in unseren Fischereibedingungen seit Jahren die Regelung, statt der gängigen Mindestmaße sogenannte Entnahmefenster als Fangbestimmung eingesetzt. Durch die Vorgabe von Mindest- und Maximalmaßen, die zusammengenommen das Entnahmefenster bilden, werden sowohl die kleinen, unreifen als auch die stattlichen, großen Laichtiere geschont. Das hilft, die Auswirkungen des Selektionsdrucks auf Wachstum, Geschlechtsreifung und Scheu zu mildern und hilft somit ergänzenden Besatz zu reduzieren bzw. komplett darauf zu verzichten.
Hege nach dem Prinzip: Versuch macht klug
Nach mehrfärbiger Anwendung dieser Regelung, gibt uns die Einführung eines Küchenfenster für Regenbogenforellen recht. Wir haben selbstreproduzierende RBF-Bestände, eine Zunahme der Biomasse / ha und besetzen seit 2018 keine „Teichfische“ aus der Fischzucht mehr nach.
Quellen und weitere Informationen
Fischen der Großen hat genetische Konsequenzen
„Hege nach dem Prinzip: Versuch macht klug“
Für das Fischbesatzmanagement empfiehlt sich das Grundprinzip der lernfähigen Hege. Dabei wird der Erfolg jeder Maßnahme in verschiedenen Schritten überprüft. Dazu gehört, das natürliche Aufkommen der Zielfischarten regelmäßig zu erfassen und daraus auf die Besatznotwendigkeit zu schließen.
Zitat: von Robert Arlinghaus