Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen“. Der griechische Philosoph Heraklit hat diesen Ausspruch vor über 2000 Jahren gemünzt. Kurz und knapp hat er damit ein Hauptcharakteristikum von Fliessgewässern illustriert: Die meisten Fliessgewässer sind ausgeprägter Dynamik unterworfen. Am offensichtlichsten ist dies bei Hochwasser, wenn voralpine Flüsse wie bei uns im Salzkammergut mit grossen Mengen von Geröll und Holz mobilisieren. Hochwasser haben eine zerstörerische Kraft. Gleichzeitig sind sie von zentraler Wichtigkeit für das Ökosystem Fliessgewässer, lösen sie doch ökologische Schlüsselprozesse aus: Neue Kiesbänke entstehen, Feinsedimente werden ausgespült, Organismen werden in neue Lebensräume verfrachtet….
Fischereilich konnten wir durch die letzten Hochwässer keine größeren Schäden an den Beständen feststellen.
Als Folge der Gewässerverbauungen, die im Salzkammergut im Zuge der Salzschiffahrt und dem Holztransport schon bis ins 16. Jahrhundert zurück gehen wurden die Zubringerbäche und auch die Traun über Jahrhunderte begradigt und verbaut. Dies bedeutet, dass die sich einst durch die Talebenen windenden Gewässer plötzlich eine deutlich geringere Strecke zurücklegten, der zu überwindende Höhenunterschied aber blieb gleich. Folglich wiesen die «korrigierten» Gewässer eine deutlich steilere Neigung, und damit einhergehend erhöhte Fliessgeschwindigkeiten, höhere Energien und ein deutlich höheres Erosionspotential auf. Die daraus resultierenden negativen Effekte zeigten z.B. die Hochwasser der Jahre 2002 oder 2013. Jedoch auch „normale“ kleiner Hochwässer führen laufend zu weiteren Eintiefungen.
Die mit den Begradigungen geschaffenen Kanalisierungen erhöht laufend die Erosion und führt dazu, dass sich die Gewässer immer tiefer in den Untergrund eingraben, sofern ihr Bett nicht komplett befestigt ist. Dadurch werden die Uferbefestigungen unterhöhlt und nach und nach zerstört.
Bäche und Flüsse, denen genügend Raum zur Verfügung steht, bremsen Hochwasser aufgrund ihres natürlichen Gewässerverlaufs und ihrer Vegetation, die Fliessgeschwindigkeiten und die Energien des Wassers werden reduziert. Der zusätzliche Raum, der dem Gewässer zur Verfügung steht, kann das Wasser zurückhalten und den Abfluss bremsen. Hochwasserspitzen werden dadurch abgeschwächt.
Mehr Raum fuer unsere Gewaesser, minimiert Erosion
Erste Projekte gibt es auch bei uns an der Oberen Traun. Aktuelle wird gerade eine Aufweitung in Bad Goisern realsiert. Auch an der Koppentraun und auch an der Ebenseertraun gibt es bereits durchgeführte Aufweitungen. Wenn wir unseren Bächen und Flüssen Raum zur Verfügung stellen, wird der Handlungsspielraum zur Nutzung und zur Gestaltung der Gewässer für kommende Generationen erhalten. Auch können damit die natürlichen Funktionen und Leistungen der Gewässer langfristig wiederhergestellt und bewahrt bleiben.
Die fischereilichen Vorteile brauche ich ja nicht extra anzuführen, dass mit solchen Projekten neuer Lebensraum für Fische und andere am und im Wasser lebende Tiere wesentlich verbessert wird.
Dort wo es möglich ist, wäre die Aufweitung unseren Gewässern, damit diese wieder mehr Platz bekommen ein wichtiger ökologischer Beitrag und auch der beste Hochwasserschutz. Dort wo dies nicht möglich ist, wird man sich andere Maßnahmen einfallen lassen müssen um die starken Eintiefungen in den Griff zu bekommen.
Weitere Informationen:
Bad Goisern – Aufweitung de Traun
Quellen:
Plattform Renaturierung
„Inmitten der Schwierigkeiten liegt die Möglichkeit.“
Zitat von: Albert Einstein