In fast allen Bereichen der Oberen Traun liegt die Sohle unnatürlich weit unter dem umgebenden
Terrain. Dieser menschgemachte flächendeckende Zustand unterbindet natürliche Funktionen
wie die Entwicklung artenreicher Lebensräume und die Pufferung des Wasserhaushalts, was sich zunehmend kritisch auf Natur und Gesellschaft auswirkt. Mit Initialstrukturen, die natürlichen
Biberdämmen ähneln, können diese Funktionen wiederhergestellt werden.
Reviergeometer Harald bei der Profilvermessung
Wie wichtig es ist, dass wir Fischer am Wasser sind und zu allen Jahreszeiten die Ereignisse am Wasser beobachten, zeigen die laufenden Ereignisse, wie zum Beispiel die Hochwässer, die den Lauf und die Strukturen in unseren Gewässern stark verändern, aber auch die Niederwasserperioden, die Eintiefungen aufzeigen helfen und Schotterbänke und alte Wehranlagen freilegen. Beobachten ist das eine, aufzeichnen und dokumentieren ist das andere. Beides ist wichtig, denn man vergisst sehr rasch wichtige Daten und vor allem die Dokumentation von Veränderungen ist ein wichtiger Beitrag für Entscheidungen bei Renaturierungsmaßnahmen. Wobei gerade Kartografie und die Profilvermessungen von Gewässern zu den komplexeren Aufgaben zählen.
Profilvermessungen zeigen Eintiefungen
Einen Fluss Verlauf kann man zwar heute sehr gut über Google MAPS, Google Earth oder Doris darstellen, weiters gibt es in den zuständigen Behörden die Katasterpläne. Ein Fluss Profil zu vermessen, ist jedoch eine sehr aufwendige Aufgabe. Da wir jedoch als kleiner Verein in der glücklichen Lage sind, einen „Landvermesser“ in unseren Reihen zu haben, wurde die Niederwasserphase im Winter 2012/2013 genutzt um für eine Computersimulation für die Neugestaltung des Einlaufbereiches für einen Altarm, die Profile zur Verfügung zu haben, um mit diesen Simulationen durchzuführen.
Das diese Profilvermessungen jedoch auch einen wichtigen Beitrag bei der Dokumentation der Eintiefungen, die durch ein starkes Hochwasser, welches wir am 2. Juni 2013 hatten, leisten werden, hatten wir ursprünglich noch gar nicht geplant. Daraus sieht man, wie wichtig die Dokumentation von solchen Informationen ist, da man mit diesen unterschiedlichste Analysen und Vergleiche durchgeführt werden können.
Bauchgefühl wird bestätigt
Was wir Fischer, bereits mit „Bauchgefühl“ vermutet haben, dass die letzten Jahre die Strömungsgeschwindigkeit in verschiedenen Streckenabschnitten zugenommen haben muss, konnten wir jetzt diese Auswirkungen mit den Profilvermessungen dokumentieren. Duch die Eintiefungen der letzten Jahre wird das Wasser durch einen kleineren Querschnitt abgeleitet, was zu einer Zunahme der Strömungsgeschwindigkeit führt und daraus Schlechtere und weniger Standplätze für die Fische ergeben. So konnten wir auch bei einer Begehung des Abschnitts der Ischler Traun, auf Höhe „Fischbrathütte“ visuell mehrere Veränderungen durch das letzte Hochwasser registriert. Einige davon sind durchwegs positiv, da lokale Ufererosionen zu Aufweitung der Flussbettbreite führen und eine stärkere ausgeprägte Bildung von Schotterbänken bewirkt haben. Es zeigte sich aber an vielen mehreren Stellen, dass alleine dieses Hochwasser zu Sohleintiefungen von weiteren 20-30cm geführt haben dürfte! Zusammen mit der dokumentierten Sohleintiefung der letzten Jahre könnte das bis zu 80 cm Eintiefung, in den letzten 15 Jahren geführt haben. Ein Missstand den man sich unbedingt näher anschauen sollte!
Problematik Gewässereintiefung
Infolge der stark linearen Regulierung der Traun zwischen Hallstätter See und dem Traunsee trat dadurch eine deutliche Vergrößerung des Gefälles ein und gemeinsam mit der Einengung des Flussbettes, eine Erhöhung des Geschiebetransportvermögens. Durch die Strömungskraft der Traun wurde und wird mehr Kies ausgeräumt als gleichzeitig aus dem Oberlauf und den Zuflüssen nachtransportiert werden kann. Die Eintiefungstendenz zeigt sich in den nachfolgenden Profildarstellungen. Die Traun Sohle oberhalb und auch unterhalb von Bad Ischl, tiefte sich hier in den letzten 15 Jahren sehr stark ein. Das letzte Hochwasser vom 2. Juni 2013 hat diese Eintiefungen noch weitergetrieben. Dies wird auch im Gespräch mit älteren Einheimischen, die direkt an der Traun leben und diese Entwicklung seit vielen Jahrzenten beobachten.
Anbei ein paar Bilder, die eine offensichtliche Erosionskante dokumentieren, die durch das heurige Hochwasser entstand ist. Man sieht die freigespülten Wurzelbereiche und die erfolgte Eintiefung unterhalb (heller Schotter). Man kann die ehemalige Flachuferlinie vor dem Hochwasser erkennen (dunkelgrau, bemooste Steine), die dann abfällt und zumindest an dieser Stelle bis zu einem Meter tiefer verläuft.
Aber auch im tieferen Wasser, ist mir bei Watfischen auf Höhe „Fischbrathütte“, linksufrig bei einer Wassertiefe von knapp über einen Meter, eine sehr starke Eintiefungskante aufgefallen. Da man dies beim Watfischen kaum bemerkt, kann die erst unangenehm werden, wenn man in den um 30 cm tieferen Teil hineinkommt und beim Waten knapp an die Grenzen kommt um nicht zu „schöpfen“!
Unser Vereinsgeometer Harald E., der bereits die erste Profil-Vermessung zur Erhebung von Modellierungsdaten durchgeführt hatte, hätte sich bereit erklärt bei Niederwasser ev. noch einmal zu vermessen, um die Auswirkungen des Hochwassers von 2. Juni 2013 genauer zu dokumentieren.
Für Hochwasserschutz gut – Ökologisch eine Katastrophe
Eingetiefte Gewässer treten nur bei seltenen Ereignissen über die Ufer. Dadurch können sie ihre natürlichen ökologischen und hydrologischen Funktionen aber nur sehr eingeschränkt wahrnehmen. Es fehlen überstaute Uferbereiche, wechselfeuchte Übergangszonen und ein flurnaher Grundwasserstand –
wichtige Voraussetzungen funktionaler Gewässerlebensräume mit ihrem Artenreichtum. Zudem senken eingetiefte Gewässer den Grundwasserspiegel, verringern die Grundwasserneubildung und können dadurch Grundwasserreserven gefährden.

Da es auf den ersten Blick vorteilhaft erscheint, dass eingetiefte Gerinne selten über die Ufer treten, wurden bisher kaum Maßnahmen zur Wiederherstellung naturnaher Sohlenlagen umgesetzt. Demgegenüber stellen die WRRL jedoch klar, dass der gesamte Gewässerraum – nicht nur das
Gerinne – dem Schutz vor Hochwasser und der Gewährleistung der ökologischen Funktionen dient. Diese Dienste können eingetiefte Gewässer aber kaum erfüllen, eben weil sie nur selten über die Ufer treten.
Defizite und Handlungsbedarf
Neben der Zerstörung gewässersäumender Lebensräume durch die Kultivierung mit Verlusten von bis zu 100% der Feuchtgebiete verschärfen eingetiefte Sohlen das Problem. Diese führen zur morphologische Verarmung der Gerinne, Abkopplung noch vorhandener Auenrelikte und zum Verlust gröber Teile der aquatischen, terrestrischen und amphibische Biodiversität.
Das Erbe eingetiefter Gerinne ist auch in Bezug auf den Klimawandel Problematisch: Einerseits verursacht tief bzw. erodierende Sohlenlagen eine Absenkung des Grundwasserspiegels, und fehlende Überflutungsmöglichkeiten verringern die Grundwasserneubildung. Dies stellt Angesichts der zunehmenden Häufung extremere Hitze- und Trockenphasen eine massive zusätzliche Gefährdung unsere Trinkwasserversorgung dar. Im Gegenteil konzentriert eingetieft Gerinne den Wasserabfuss, wodurch in Phasen mit Starkniederschlägen gegenüber flachen Überflutungsräumen wesentlich mehr Zerstörungspotenzial für Unterlieger entsteht. Auch werden deutlich größere Mengen an erodierten Bodens weggespült, während sich das Wasserrückhaltevermögen der Böden weiter verringert. Das Zusammenwirken von Erwärmung und Wassermangel führt wiederum zu dramatischen Veränderungen in den Ökosystemen. Dies ist nicht gefährdet nur die Vielfalt der Fische und Krebse, sondern die gesamte heimische Biodiversität im und am Wasser.
REVITALISIEREN MIT «BEAVER DAM ANALOGE»
Um eingetiefte Gewässer zu revitalisieren und wichtige Ökosystemleistungen zurückholen, muss die Sohle wieder angehoben und der Gewässerraum häufiger überschwemmt werden können. Also können die eingetieften Gewässer klimatauglich gemacht werden. An Gewässern mit Sohlenbreiten > 10 m sollten sogenannte „Künstliche Blockaden“ eingebaut werden, welche die Eintiefungen stoppen und eine gezielte Benetzung von Augebieten fördert und damit natürlichere Prozesse vom Geschiebe und Totholzablagerungen wieder ermöglichen und in Gang bringen.
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Wenn wir die Natur auf das reduzieren, was wir verstanden haben,