ENGLEITHEN ALTARM NOTABFISCHUNG (en) 2023

Hochwasser, Hitzerekorde, Dürre – Extremwetter nehmen immer mehr zu. Auch die Schneeschmelze lässt früher nach und führt dazu, dass verschiedene Altarme an der Oberen Traun die Tendenz haben, dass sie früher „trocken Fallen“ als dies in der Vergangenheit der Fall. „Früher“ zog sich die Schneeschmelze über den Monat Juni dahin und ein Normalwasserstand pegelte sich erste ab Mitte bis Ende Juni ein.

Kritische Phase für Jungfische

Genau in der kritischen Phase, wo sich die gerade geschlüpften Äschen-Larven in den Uferzonen unserer Gewässer aufhalten, setzt auch und leider immer früher, ein Ende der Schneeschmelze ein und damit ein tödlicher Rückgang für viele tausend Jungfische.

Schleichender Klimawandel

Die Häufung Extremwetterereignissen in Zusammenhang mit eher stillen und unbemerkten Abfluss-Verschiebungen zeigen, dass der Klimawandel sich immer stärker bemerkbar macht. Die Folgen spüren hier zuerst unsere Fische und vor allem unsere gefährdeten Äschen Bestände, von denen viele tausende durch einen abrupten Wasserrückgang verenden.

Frühzeitiges trocken fallen

Einfluss der Grundwasserentnahme auf die Wasserführung der Traun
Das immer frühere Trocken fallen des Engleithen Altarm gehört in einer Gesamtbetrachtung der Auswirkungen auf das umliegenden Fluss und deren Nebengerinne System betrachtet. Es ist davon auszugehen, dass ein frühzeitiges trockenfallen des  „Engleithen Altarm“ auf der gegenüberliegenden Seite der Traun, unmittelbar mit der auch schon bestehenden Grundwasserentnahme der Saline in Zusammenhang steht. Diese Situation ist bestmöglich zu beobachten und soweit wie das mit unseren Mitteln möglich ist, auch zu dokumentiert. Die Grundwasserentnahme sorgt dzt. schon für eine Verschiebung und verfrühten Extremsituationen für die Jungäschen Bestände und hier dürfen künftig keine weiteren Entnahmen mehr erfolgen oder die Entnahmemengen zunehmen.

Der Engleithen Altarm

Mit dem linksufrig zur Ischler-Traun renaturierte Traun-Altarm Engleithen in Bad Ischl, wurde eine Ökologische -und eine Hochwasser Schutzmaßnahme geschaffen. Der die Aufgabe als Hochwasserschutz wird voll erfüllt. Leider haben wir von Seiten der Fischerei durch verschiedene Umstände die Situation, dass diese bestens funktionierende Jungfisch-Habitat leider des Öfteren trockenfällt. Um die vielen tausende Jungfische, die von heimischen Wildfischen abstammen, zu retten muss mehrfach pro Jahr eine elektrische Notabfischung durchgeführt werden.

Unterer Teil – beim Kaiserstandbild

Am kritischsten beim trockenfallen, ist der unterste Teil vom Engleithen Altarm. Zur Notabfischung treffen wir uns beim Kaiserdenkmal, um von dort aus den unteren Teil abzufischen. Die kritische Phase für eine präventive Notabfischung wird ab einen Maxquell-Pegel von ca. 205 cm erreicht. In diesen Bereich haben wir die Situation, dass durch das wegsinken vom Grundwasser, es sehr rasch zu einen trockenfallen kommen kann. Wenn man zu diesen Zeitpunkt vor Ort ist und der Pegel auf die 200 cm zurückfällt, „hört“ man richtig, wie das Wasser abfällt und im Schotterbett versinkt. Daher auch eine präventive Abfischung, d. h. aufgrund der Maßnahmen kommt es zu einer Verhinderung, Verzögerung und/oder eine Reduktion von einem Fischausfall. Ein Fischausfall bedeutet das ersticken der (noch) vorhandenen Fische.  

Unterer Teil vom Engleithen Altarm, bei der Aussichtsplattform und beim Kaiserstandbild.

Mittlerer Teil – Unterhalb der Engleithen Brücke

Dieser Teil wird zumeist mit dem unteren Teil gleich präventiv mitbefischt. Hier fließt das Wasser zumeist bis zu einen Maxquell-Pegel von knapp unter 200 cm. Auch steigen wir beim Abfischen des Oberen Teils, im „Mittelstück“ ein und haben dadurch eine mehrmalige Befischung von diesen Gewässerabschnitt.

Hier einen Blick auf das mittlere Stück vom Engleithen Altarm. Auch hier verschwindet das Wasser ab einen Maxquell Pegel von unter 190 cm und es muss mehrfach abgefischt werden.

Oberer Teil – Oberhalb der Engleithen Brücke

Treffpunkt zum Abfischen ist beim Schranken, bei der Engleithen Brücke die über den Altarm auf die „Insel“ führt. Für die Befahrung vom abgesperrten Bereich haben wir einen Schlüssel um den Schranken ggf. zu öffnen. Der obere Teil vom Engleithen Altarm ist am längsten Wasserführend und daher starten wir für die Notabfischen bei den beiden Oberen Teilstücken.

Oberhalb der Brücke Richtung Einlauf.

Erste Notabfischung am Sonntag, 18. Juni 2023

Beinen Maxquell Pegel von 205 cm wird die Lage im Engleithen Altarm kritisch und wir bekommen einen Warnmeldung. Wenn hier keine Regenfälle in Sicht sind, wird es kritisch für viele tausend Jungfische. Den es sind bis auf wenige Ausnahmen nur Juvenile Fische im Altarm.

Viele hunderte (wenn nicht tausende) Jungfische haben im wasserführenden Engleithen Altarm ihr „Jungfisch-Habitat“, ihren Lebensraum, denn sie mit größer werden, ab Mitte-Ende August, spätestens im September verlassen und in die Ischler Traun, in die tieferen Wasserzonen abwandern.

Dieser wurde von den Jungfischen als perfektes Habitat angenommen. Das Problem ist nur, dass uns dieser mehrmals pro Jahr trockenfällt und gerade in der „Jungfisch Phase“ im Juni – August eines Jahres haben wir im Falle des Austrocknen sehr hohe Ausfälle.

Bei einen Pegel von 205 cm kommt die Warnmeldung.

Wir müssen um große Ausfälle zu vermeiden, präventive Notabfischungen durchführen. Gut ist es, wenn sich im Nachhinein zeigt, dass sich der Wasserstand wieder erholt. Da wir ja mit den Notabfischungs-Maßnahmen nur einen Bruchteil der Fische retten können.

In diesen Altarmen befinden sich jedoch gerade Mitte Juni zigtausende Jungfische die vor dem Erstickungstot gerettet werden müssen. Daher hatten wir bereits am 18. Juni 2023 im unteren Bereich vom Engleithen Altarm eine erste Notabfischung.

Wenn der Engleithen Altarm bereits so frühtrocken fällt, sind speziell die Äschen-Brütlinge noch sehr klein und mit einer elektrischen Befischung sehr schwer zu befischen.

Auch eine 40+ Äsche konnte aus dem Altarm gerettet werden. Adulte Fische sind in diesen Jungfischhabitat eher die Seltenheit.

Auffällig positiv zu beobachten, ist auch ein sehr starkes Aufkommen von Wasserinsekten, die ebenfalls durch den niederen Wasserstand und den elektrischen Strom aus den Schotterbett gezogen werden.

Fischereischutzorgan Hubert Aitenbichler beim Aussetzen der gefangen und geretteten Fische in den Fließbereich der Ischler Traun.

Zweite Notabfischung am Montag, 26. Juni 2023

Unter der Woche ist es noch schwieriger Helfer für die Notabfischung zu finden wie am Wochenende. In bewährter Form kann ich da auf unser Fischereischutzorgan Hubert Aitenbichler zählen, der in stabiler Form zwischen seiner Imkerei und anderen Aufgaben, sich für die Fischerei kurzfristig freischaufelt. Neu im Reigen der Helfer möchte ich auch danke an Rudi Eisl sagen, der durch seine Wochenenddienste bei der Katrin Seilbahn, teilweise unter der der Woche Zeit hat und zur Verfügung steht. Rudi wird im September im BAW – Bundesamt für Wasserwirtschaft in Scharfling die Ausbildung zum Elektrofischer absolvieren, was mich sehr freut.

Rudi Eisl beim Besatz der gefangenen Fische in die Fleißstrecke der Kaiser Traun

Links, der Engleithen Altarm im unteren Teil, vor dem „trockenfallen“, in der Mitte Rudi Eisl beim Einsetzen in die Fleißstrecke der „Kaiser Traun“ (Rechtes Bild).
Auch viele Koppen und Elritzen werden mit jeder Notabfischung abgefischt.

Dritte Notabfischung am Samstag, 1. Juli 2023

Einen kritischen Pegel erreichten wir am Nachmittag des 30. Juni 2023, was mich dazu veranlasste, ein paar Helfer zu mobilisieren, die am Samstag, 1. Juli 2023, ab 7:00 Uhr Früh bei einer weiteren Notabfischung im oberen Teil vom Engleithen-Altarm zu unterstützen. Durch Regenfälle in der Nacht von 30. Juni 2023 hatten wir jedoch das Glück. dass sich die Lage entspannte und wir konnten diese Notabfischung absagen. Danke an Hubert Aitenbichler und Alois Graf, für die Bereitschaft, dass sie bei der geplanten Notabfischung dabei gewesen wären. Es ist nicht immer leicht, so kurzfristig ein paar Leute zusammen zu trommeln und bei einer Notabfischung sollten wir zumindest zu zweit, besser zu dritt sein.

Die dritte „präventive“ Abfischung konnte durch Regenfälle in der Nacht, abgesagt werden.

So sah der Juni 2023 Pegel aus

Vierte Notabfischung am Monatg, 10. Juli 2023

Wir waren nur zu zweit. Hubert Aitenbichler und ich trafen uns um 7:00 Uhr bei der Engleithen Brücke um den oberen Teil abzufischen.

Pegel Maxquell auf 192 cm

Es war „5 vor 12“ und bei weitem keine präventive Maßnahme mehr, sondern eine Notabfischung. Bei den präventive Maßnahmen haben wir die Situation, dass der Engleithen Altarm noch durchflossen ist und kleine und kleinste Fische sehr schwer per Elektrobefischung zu erreichen sind.

RBF sind jetzt schon auf + 50 mm

Äschen sind auf 40-50 mm

Daher je später eine Notabfischung erforderlich ist oder erscheint, desto besser für die Brütlinge. Waren wvor 4 Wochen noch bei 30-40 mm Länge, sind sie in den 4 Wochen um immerhin + 10 mm gewachsen und je größer sie sind, umso besser reagieren si auf eine Elektrobefischung.

Gesamte Ausfangstatistik 2023

Danke an die Helfer, die hier feuerwehrartig zur Verfügung stehen, wenn den Fischen das Wasser ausgeht.

Je später desto besser

Was mir speziell im letzten Jahr schon auffiel und sich auch 2023 leider vorsetzt, ist das der Engleithen-Altarm bzw. generell der Pegel der Oberen Traun, nach der Schneeschmelze eines Jahres wesentlich früher zurückgeht. Hatten wir noch vor einigen Jahren die ersten Notabfischungen erst Ende-Mitte Juli bzw. gar erst im August, wo auch die Fisch-Brut schon wesentlich besser ab gewachsen war, sind wir jetzt schon bei den ersten Notabfischungen Mitte Juni.

Weitere Informationen zur Dachstein Gletscher Situation:
Langfristige Temperaturentwicklung und Gletscher in Oberösterreich
https://www.doris.at/themen/umwelt/pdf/clairisa/clairisa_gletscher_end.pdf

Abflussverschiebung im Zusammenhang mit Gletscherschwund

Das Salzkammergut wird ohne Dachstein-Gletscher im Hintergrund ein sommerliches Postkartenmotiv verlieren. Auch für die E-Wirtschaft wird mit den Kraftwerken an der Oberen Traun wesentlich weniger an „Gründen Strom“ erzeugen und beobachtet, wie ich hoffe die Entwicklung mit Sorge und ev. mit Weitblick, um die letzten frei fließenden Traun-Kilometer zu schützen und ökologisch bestmöglich zu erhalten.

Was mir weit mehr Sorge bereitet, ist die damit zusammenhängende Veränderung vom Wasserhaushalt in Bezug auf Grundwasser für unsere Wasserversorgung und natürlich in fischereilicher Hinsicht.

Der Dachstein Gletscher ist eine zentrale Quelle für die Wasserführung an der Oberen Traun und auch für das Temperaturgefüge vom Wasser und vermutlich der gesamten Region. Fehlendes Schmelzwasser wird künftig in den Sommermonaten den Wasserhaushalt im Salzkammergut verändern. Geht die Entwicklung mit der derzeitigen Geschwindigkeit weiter, werden in den Flüssen und auch in unseren Seen die Wasserstände noch stärker zurückgehen und wie wir heute schon beobachten können, verändern sich Pegel und das Abflussverhalten anders, wie wir dies bis jetzt gewohnt sind.

Verschiebung der Fischregionen

Hatten wir bis 1992 nach Angaben von Dr. Erich Kainz, vom Bundesinstitut für Gewässerforschung und
Fischereiwirtschaft in Scharfling, wie in seinen Bericht „Die Traun in fischereilicher Hinsicht“ auf Seite und 164 und 168 dokumentiert, die Situation vom Traunsee bis zur Ischl Mündung, die Obere Traun zur Äschen Region und oberhalb davon zur Forellenregion gezählt wurde. So hat sich dies bereits vor zig Jahren geändert und die Oberen Traun ist bis zum Hallstätter See der Äschen Region zuzuordnen.

Wenn man der Natur so nahe ist…

Wenn man so nahe an der Natur und an unseren Gewässern ist, wie wir Fischer und Bewirtschafter, dann merken wir, dass der Klimawandel nicht mehr zu leugnen ist und in Riesen Schritten auf uns zu kommt. Sturzbäche und Waldbrände, Überschwemmungen, der Wolfgangsee, der Hallstätter See, die Traun und die anderen Seen des Salzkammergutes auf Pegel-Tiefststand, trockene Altarme auf wasserdurchlässigem Schotterbeeten, Borkenkäfer, Eschensterben, der Einzug neuer invasiver Pflanzen und Tiere und der Rückzug alter Arten, wie der Bachforelle und damit zusammenhängend der massiver Rückgang der Dachstein-Gletscherstellen, dass stellt das Fischereirevier Oberes Salzkammergut vor künftige Herausforderungen in einem bisher unbekannten, umfassenden Ausmaß.

Traun-Pegel – von Menschenhand gesteuert

An der Oberen Traun haben wir eine Jahrhunderte alte Tradition, unsere Flüsse und Bäche in ein enges Bett zu zwängen, zu regulieren und den Abfluss von Menschenhand gesteuert zu beeinflussen.

Eine zusätzliche Erschwernis ist die Regulierung durch die Seeklause. Damit haben wir genau in diesen für Jungfische so kritischen Zeitraum, eine zusätzliche „Sunk-Wirkung“ und eine kurzfristige Absenkungen über mehr als 30 Kilometer an der Oberen Traun. Die Auswirkungen für den natürlichen Fischnachwuchs sind Katastrophal und können mit Aufzuchtprogramme nicht kompensiert werden.

In den letzten Jahrzehnten zeigt sich immer mehr: Begradigung, verbaute und gestaute Flüsse verstärken das Problem statt es zu lösen. Daher gibt es auch gesetzliche Maßnahmen, die den Tier- und Pflanzenarten im und am Gewässer helfen werden. Nicht zuletzt sind Gewässer ein wichtiger Erholungsraum für uns Menschen. Mehr dazu unter NGP:

Engleithen-Notabfischungen

http://huberpower.com/wordpress/?page_id=15349
http://huberpower.com/wordpress/?p=10457

„Unsere Herausforderung ist es, den Fischen ihren Lebensraum zu retten!“