Schwallbetrieb (auch Schwellbetrieb) bezeichnet eine besondere Form des Betriebs von Wasserkraftwerken. Wir haben an der Oberen Traun zwar keinen Schwallbetrieb, der durch Kraftwerke ausgelöst wird, sondern wir haben am Ausfluss des Hallstätter See eine Seeklause und dies verursacht in einer Niederwasserphase, eine künstlich erzeugte Wasserabsenkung (Sunk). Generell wird eine hohe Wasserführung als Schwall bezeichnet, niedere Wasserführung als Sunk. Die unterschiedlichen Wasserführungen verursacht, speziell im Zeitraum nach der Schneeschmelze, eine Reihe von ökologischen Problemen.
Abflussschwankungen verringern die Biomasse und Artenvielfalt
Diese unnatürlichen Abflussschwankungen durch den Betrieb der Seeklause beeinträchtigen die hydrologischen und hydraulischen Bedingungen in der betroffenen Flussstrecke. Die Obere Traun als Äschen Region werden neben der Äsche von vielen Organismen als Lebensraum genutzt. Durch den „Sunk“ werden diese direkt und indirekt geschädigt. Geht der Abfluss zurück, sind die Organismen durch Stranden in der Uferzone gefährdet und zur Laichzeit können unter anderem Laichgruben von Fischen und Substratbewohner geschädigt werden. In der Summe verringern diese Prozesse die Biomasse und Artenvielfalt der betroffenen Organismengruppen.
Timeline der Wasserführung der Oberen Traun
Nachfolgende Zeitstrahl ist eine Darstellung von Zeiträumen und Abfolgen zeitlicher Ereignisse in Form einer Graphik, denn ich schematisch mit den Pegel Daten vom Pegel Maxquell in Bad Ischl dargestellt habe und mit den Entwicklungsstadien der Äsche in eine Zeitleiste gelegt habe. Daraus ist recht leicht zu erkennen, dass wir ab Mitte Mai, je nach Dauer der Schneeschmelze, in eine recht sensible Phase für die Äschen Brut gelangen.
Niederwasserphase Anfang Jänner bis 23. März
Anfang eines Jahres bis 23. März wird die Seeklause lt. „Klaus Wehr Verordnung“ aufgemacht um den Seespiegel am Hallstätter See abzusenken. Je nach Wasserführung, ist jedoch hier nur der Zeitpunkt beim Zumachen der Klause ein kritischer Zeitpunkt. D.h. um den 23. März eines Jahres ist darauf zu achten, dass ein abruptes Absenken vermieden wird. Wenn wir einen zu diesen Zeitpunkt einen höheren Wasserstand im Bereich Maxquell Pegel > 250 cm ist es weniger kritisch. Sollte jedoch zu diesen Datum eine Niederwasser-Phase sein, sollte das Schließen der Klause „sanft“ erfolgen. Hier haben wir in Abstimmung mit der Zuständigen Behörde und deren Mitarbeiten schon eine gute Zusammenarbeit gefunden. Denn zu diesen Zeitpunkt ist die Regenbogenforellen aktiv im Laichgeschäft und daher müssen die Laichgruben geschützt werden.
Klaus Wehr Verordnung
Die Seeklause in Steeg (Gemeinde Bad Goisern am Hallstätter See) ist ein zu Beginn des 16. Jahrhunderts erbautes Stauwerk, mit dem der Wasserstand des Hallstätter Sees reguliert werden kann. Die Seeklause gilt als das älteste technische Denkmal des oberösterreichischen Salzkammerguts, das noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts in Betrieb ist. Das 110,23 m lange, auf Holzpfählen gegründete Bauwerk dient heute lediglich zur Sicherung bestimmter Wasserstände des Hallstätter Sees und der Traun, wobei der Seespiegel bis zu einem Meter gehoben werden kann.
Start der Äschen Laichzeit – Anfang April
Die Äschen Laichzeit beginnt bei uns an der Oberen Traun zumeist mit Anfang April und hat ihren Höhepunkt ab Mitte bis Ende April bis Anfang Mai und ist sehr stark von der Wassertemperatur abhängig. Wie Temperatur Aufzeichnungen mit Datenlogger in den letzten Jahren Zeigen, parallel mit den Laichbeobachtungen der Äsche, haben wir optimale Wasser-Temperatur Bedingungen im Bereich von 9,0 bis 11,0 Grad Celsius ermittelt.
Einsetzen der Schneeschmelze
Im Zenith der Laichaktivitäten, der Äsche, setzt auch jahreszeitlich geringfügig Verschoben, je nach Außentemperatur auch die Schneeschmelze ein und der Wasserstand steigt an. Durch den höheren Wasserstand ist die Fischbrut geschützt.
Kritische Zeit – nach der Schneeschmelze
Prinzipiell ist zu sagen, dass die Sensibilität der Jungfische gegenüber Sunk mit zunehmendem Alter stark abnimmt. Auch ist diese Situation in der massiven Schäden auftreten können, saisonal auf Mai bis Juli und auf das juvenile Lebensstadium zutreffend. Daher sollte man im Frühjahr zur Zeit der Larvenstadien bei Forelle und Äsche in Form eines „Larvenfensters in der Klaus Wehr Verordnung“ eine Regelung finden und festlegen als für die restliche Jahreszeit, wo es diese Sunk-Schädigungen nicht geben kann. D.h. in einem ersten Schritt sollte eine mehrwöchige Schonzeit für Jungfische ab Mitte Mai bis Mitte Juli helfen. In dieser Zeit sollte ein Sunk Belastung gestoppt oder zumindest stark verringert werden.
16. Juni 2023
Genau im sehr kritischen Bereich, für die Äschen Brut, werden wir mit Absenkungen konfrontiert, die jährlich über 30 Kilometer Traun, innerhalb von ca. 1 Stunde zu einer recht raschen Pegel-Absenkung von bis zu 20 cm führt. Dadurch werden großen Ausfällen vom Äschen Nachwuchs verursacht.
Am kritischsten ist die Situation in Flachwasserzonen, wo die Fisch-Brut in Tümpel und Mulden verbleibt, die in vielen Fällen trocken fallen und den Nachwuchs vernichten.
15. Juni 2022
Alle Jahre zur annähernd selben Zeit, werden in der abklingenden Schneeschmelze die Tore bei der Seeklause geschlossen und die Brütlinge in der Flachwasserzone und in den Altarmen haben wenig Chance mit der abrupten Absenkung mit zu wandern.
Sunk Betrieb in der Oberen Traun
Im Wechsel der Schneeschmelze in eine Mittel- und Normalwasser Phase sind sehr starke Wasserstand – Schwankungen festzustellen. Eigentlich nicht der Schwall, sondern die kurzzeitigen Absenkungen sind bei uns das Übel. Diese sind für die im Frühsommer, in den Flachwasserzonen vorhanden Fischbrut tödlich. Die Fischbrut kann durch die abrupten Absenkungen die Flachwasserzonen nicht verlassen und geht in den austrocknenden Tümpeln elendig zu Grunde.
Die Fischbrut hält sich in erster Linie im Uferbereich auf und durch dies abrupte Absenkung haben viele Fische keine Chance aus den Flachwasser – Bereich oder aus den Stein – Nischen der Ufer – Verbauung zu entkommen und ersticken qualvoll.
Diese starke Absenkung mit über 20 cm in einer recht kurzen Zeitspanne sollte sich ev. durch eine technisch bessere Lösung regeln lassen. Es geht darum, dass die Absenkungen, die kurz danach zumeist wieder zu einen Anstieg führen aus zu nivelliert und den Wasser Rückgang zu verlangsamen. Damit könnte man viele Jungfische und den sich natürlich entwickelnden Fischbestand an der Oberen Traun helfen.
Man sieht sie nicht, man hört sie nicht, aber sie sind da
Die „Minus-Welle“ (SUNK)
Durch die Seespiegel Korrekturen für den Hallstätter, haben wir an der Oberen Traun, zwischen Hallstätter See und Ebensee eine „Minus-Welle“, sprich eine Sunk-Situation, die speziell nachdem die Äschen Larven geschlüpft sind und sich ab Mitte Mai bis Ende Juli in der Uferzone (Flachwasserzone) aufhalten, bei abrupten Wasserstands Absenkungen eine großen Ausfall der Äschen Brut bedeuten.
Wehrklappen Schließung verursacht abrupte Absenkungen (Sunk)
Lässt sich die technische Wehranlage, mit einer manuellen Wehrklappenschließung nicht auf eine intelligentere Weise steuern? Wir haben an der Oberen Traun zwischen Hallstätter See und Traunsee ein drastisches Sinken (Sunk) des Wasserspiegels, der speziell im Frühsommer, wo die Äschen Brut geschlüpft ist und sich in den Flachwasserzonen aufhält und bei APRUPTEN Absenkungen den Tod von tausenden Jungfischen und Fischlarven pro Jahr verursacht. Diese Situation, wie in der Zwischenzeit in Tirol ermittelt wurde, stelle auch einen Verstoß gegen das Tierschutzrecht dar, weil auch Jungfische den Schutz auf ihr Leben haben.
Schutz der Laichplätze & Wat Verbot bis Ende Mai
Flachwasserzonen werden zu Jungfisch Fallen
In Abschnitten mit vielfältiger Morphologie ist die Gefahr des Strandens in der Regel höher als in kanalisierten Abschnitten, da die Neigung der Uferzone geringer ist und die Tiere beim Abflussrückgang eine größere Distanz zurücklegen müssen, aber auch weil Vertiefungen in der Uferzone als Fallen wirken können. Generell ist die Gefahr des Strandens bei gröberem Substrat grösser, aufgrund der Bildung von Wasserflächen in Vertiefungen und dem vorwiegend vertikalen Rückzug des Wassers im Vergleich zu feinem Substrat. D.h. bei künftigen Revitalisierungen unserer Gewässer sollte auf diesen Umstand geachtet werden. Sonst bekommen wir die nächsten Fischfallen, zwar mit einer guten Absicht jedoch für die Fische mit katastrophalen Folgen.
Die Gefahr des Strandend und Trockenfallen ist auch abhängig von den Eigenschaften und Verhaltensweisen der Organismen. Neben dem Laich sind Brütlinge (0+) und Sömmerlinge (1+) der Forellen und Äschen u.a. besonders gefährdet, da sie sich im Vergleich zu adulten Fischen näher an der Substratoberfläche und in seichten Bereichen der Uferzone aufhalten und weniger gute Schwimmer sind.
In morphologisch vielfältigen Abschnitten sind bei höherer Wasserführung die Nebengerinne, Seitenarme, angebunde Neben- und Altarme und Senken mit dem Hauptgerinne verbunden. Tiere können dann aktiv oder passiv Nebengerinne erreichen, die bei Sunk wieder abgetrennt werden, wodurch die Tiere darin blockiert werden.
Aufgrund des fehlenden Wasseraustausches können sich die physikalischen, chemischen und biologischen Bedingungen im Nebengerinne deutlich ändern, wie Sauerstoffabnahme, Temperaturveränderung, Anreicherung von chemischen Stoffen, weniger Rückzugmöglichkeiten vor
Fressfeinden bis hin zum Austrocknen, wodurch die darin blockierten Organismen die Dauer bis zur erneuten Anbindung an das Hauptgerinne nicht überleben.
Mit was Fische gut umgehen können
Nicht als Schwall und Sunk gelten natürliche Abflussschwankungen, wie sie, bedingt durch die Schneeschmelze, im Sommerhalbjahr sehr ausgeprägt sein können. Auch unregelmäßige, meist durch Hochwasser ausgelöste Abflussspitzen erreichen oft viel höhere Werte als ein künstlich erzeugter Schwall-Sunk Betrieb, die jedoch zumeist auch wesentlich flacher verlaufen.
Multifaktorielle Ursachen
Schwere Zeiten für Äschen, Forellen, Elritzen und Koppen: Die Bestände der Süßwasserfische sind europaweit seit den 1970er-Jahren um bis zu 90 Prozent zurückgegangen. Das zeigen uns viele Untersuchung und Vergleiche mit Fischbestandsaufnahmen aus dieser Zeit. Auch wir im Salzkammergut sind davon nicht ausgenommen und verschont geblieben. Nur eine Ursache für den dramatischen Einbruch zu nennen ist nicht möglich. Wie unsere „Defizit Analysen“ im Zuge des SÄEEP – Salzkammergut Äschen- Erhaltungs- und Entwicklung Projektes zeigen, haben wir es mit vielen Faktoren zu tun, mit sogenannten multifaktoriellen Ursachen, die in Summe für die Dezimierung unserer Fischarten- und Bestände verantwortlich sind. Ich möchte hier eine Aufzählung von diesen Ursachen vermeiden und mich in dieser Abhandlung nur auf die „Sunk-Situation“ beschränken.
Für die Obere Traun vom Ausfluss aus dem Hallstätter See bis in den Traunsee und den heutigen technischen Möglichkeiten, mit der man Pegeldaten auswerten kann, um damit Rückschlüsse auf die „Sunk-Situation“ und deren Auswirkungen analysieren kann.
Die Auswirkungen von Sunk auf die Gewässerbiozönose lassen sich anhand der Pegelinformationen recht genau auswerten und beschreiben. Die anthropogenen Abflussschwankungen wirken durch die Wasserspiegeländerungen auf die Habitate der Wasserwechselzone. Diese Uferbereiche stellen einen essentiellen Lebensraum für Fischnährtiere und Jungfische dar. Drift und Strandung führen dort zur Ausdünnung der Fischnährtiere und Jungfische. Folglich nehmen Biomasse und Abundanz der Fische ab und der fischökologische Zustand verschlechtert sich zusehends.
Erkennen ist das eine, Maßnahmen zu setzen ist das andere. In Summe, müssen wir an vielen „Schräubchen“ drehen um unseren Fischen die Lebensbedingungen zu verbessern. Es gibt viele positive Entwicklungen und auch das mit dem „Sunk“, werden wir versuchen Verbesserungen und Lösungen zu finden.
Weitere Informationen
„Alle sagten: Das geht nicht.
Dann kam einer, der wusste das nicht und hat’s gemacht.“
Allgemeine Lebensweisheit