QUAGGA MUSCHEL INVASION

Im Lake Michigan machen die Quagga-Muscheln 90 bis 95 Prozent der Biomasse aus. Die meisten Nährstoffe sind also in den Quagga-Muscheln eingeschlossen und stehen nicht für andere Arten zur Verfügung. Am Bodensee sag man, sei der Kampf schon verloren, Quagga werde sich hier weiter ausbreiten.

Eine gebietsfremde Art – ein Tier, eine Pflanze oder ein Mikroorganismus – ist eine Art, die durch menschliche Aktivitäten in einem Gebiet vorkommt, das sie aus eigener Kraft nicht besiedeln könnte. Invasive Arten verursachen Probleme, wenn sie in neue Gebiete eindringen. Massenhafte Ausbreitung aufgrund fehlender Fressfeinde, starke Konkurrenz um Raum und Nahrung und mitgebrachte Krankheiten können für die einheimischen Arten gefährlich sein. Invasive gebietsfremde Arten beeinträchtigen und verändern somit das bestehende Ökosystem.

Quelle: ©2024 Kanton Zürich

Zum Problem wird die invasive Muschelart vor allem in den tiefen Seen des Alpenvorlandes, da sie hier – anders als in den Flachwasserzonen ihres ursprünglichen Lebensraums – nur von wenigen Vögeln und Fischen gefressen wird. Eine natürliche Verbreitung der Larven ist möglich, indem sie in der Strömung schweben und so flussabwärts getragen werden.

Die Quagga-Muschel in Oberösterreich

Die Quagga-Muschel ist auch in Oberösterreichs Seen angekommen. Sie breitet sich in unseren Gewässern rasch aus und wird auch bei uns tiefgreifende Auswirkungen. Sie verändert Ökosysteme, beeinträchtigt Infrastrukturen und wird Kosten in Millionenhöhe verursachen. Deshalb wäre es auch bei uns wichtig, dass etwas gemacht wir um die Auswirkungen möglichst genau zu verstehen und vorherzusagen und Maßnahmen zu setzen um die Ausbreitung zu verhindern.​

Foto: BML / Manfred Clara

Die Quaggamuschel (Dreissena rostriformis) wurde in Österreich erstmals 2016 von einem Taucher im Bodensee entdeckt. Mittlerweile ist sie im ganzen See verbreitet und – bereitet Probleme.  Nachweise gibt es auch für Seen in Oberösterreich, Salzburg, Kärnten sowie in der Alten Donau. 

Was tun?

Das Einschleppen von invasiven gebietsfremden Arten als blinde Passagiere ist für die Artengemeinschaften in unseren Bächen, Flüssen und Seen problematisch. Was ist zu tun, um eine weitere Ausbreitung einzudämmen:

  • Kontrollieren, Entleeren, Reinigen und Trocknen von Wassersportausrüstung, Schwimmkörpern, Fischereigeräten und Booten bei jedem Wechsel in ein anderes Gewässer.
  • Rückstände von Schlamm, Pflanzen oder Tieren entfernt.
  • Hohlräume in Booten und Ausrüstung komplett am Ursprungsgewässer entleeren.
  • Reinigen mit sauberem Wasser, wenn möglich über 45°C und mit Hochdruckreiniger.
  • Ausrüstung, Geräte und Boote für mindestens 4 Tage vollständig trocknen lassen.
  • Verwenden Sie nie gebietsfremde Fischarten als Köderfische.
  • Setzen Sie nie Tiere oder Pflanzen aus Aquarien aus.

Große Schäden

Einige invasive Neobiota in Gewässern richten große Schäden an. Eingeschleppte Schwarzmundgrundeln beispielsweise verdrängen einheimische Fischarten von ihren Laich- und Futterplätzen. Invasive Muschelarten wie die Quagga Muschel können Wasserleitungssysteme oder Bootsmotoren verstopfen. Auch Krankheiten, die mit invasiven Tieren eingeschleppt werden, können große Schäden verursachen. So sind viele einheimische Krebspopulationen durch die Krebspest, welche mit invasiven Krebsen aus Nordamerika (z.B. Signalkrebs) eingeschleppt wurde, ausgelöscht worden.

Desinfektion von Booten, die von einem Gewässer zu einem anderen transportiert werden.

Handeln, bevor es zu spät ist

Das Hauptproblem bei allen im Wasser lebenden invasiven Tieren und Pflanzen ist die Tatsache, dass es kaum möglich ist, sie wieder loszuwerden, wenn sie einmal in ein Gewässer gelangt sind. Daher ist die Prävention besonders wichtig.

Weitreichende Auswirkungen auf Natur und Infrastruktur

Die Geschwindigkeit der Ausbreitung der Quagga-Muschel und die hohen Schäden, die sie anrichten kann, stellen Behörden und Betreiber von Energie- und Wassernutzungsanlagen an Gewässern vor Herausforderungen.

Die Anwesenheit der Muschel verändert Ökosysteme stark. Durch die hohe Filterleistung wird beispielsweise das Phytoplankton stark reduziert, was anderen Organismen wie Wasserflöhen (Zooplankton) die Nahrungsquelle entzieht. Diese wiederum sind Nahrung für Fische, deren Nahrungsangebot ebenfalls reduziert wird. Eine Verringerung des Phytoplanktons macht das Wasser zudem klarer, wodurch Licht tiefer in den See eindringen kann und Wasserpflanzen üppiger wachsen können. Dies wiederum hat Veränderungen in der Ökosystemstruktur und den Nahrungsnetzen zur Folge. Die Forschenden der Eawag arbeiten daran, die Auswirkungen auf die Ökosysteme möglichst genau zu verstehen und vorherzusagen. Wechselwirkungen mit anderen invasiven Arten, mögliche Verschmutzungen und sogar der Klimawandel machen Vorhersagen jedoch für jedes Gewässer einzigartig und komplex. Darüber hinaus beeinträchtigt die Quagga-Muschel die menschliche Wassernutzung.

Das größte Problem sind Rohrverstopfungen in Wasserversorgungs- oder Kühlwassersystemen. Die Kosten für Wartung und Erneuerung steigen stark an. Aber auch Fischer, die mit ihren Stellnetzen mehr Muscheln als Fische fangen, haben einen erheblichen Mehraufwand bei der Reinigung ihrer Netze.

Die aktuelle Situation in der Schweiz

Hat sich die Quagga-Muschel erst einmal in einem Gewässer festgesetzt, lässt sie sich nicht mehr ausrotten. Dies gilt für den Bodensee, den Genfersee, den Neuenburgersee, den Bielersee, den Murtensee, den Lac de Joux und den Lac de Hongrin sowie für den Rhein und die Aare. Besonders betroffen sind der Bodensee, der Genfersee und der Neuenburgersee. Neuerdings wurde die Quagga-Muschel auch im Zürichsee, im Zugersee und im Alpnachersee nachgewiesen.

In diesen Seen dürfte die Biomasse der Quagga-Muschel pro Quadratmeter in den nächsten 20 bis 30 Jahren um den Faktor 9 bis 20 zunehmen. Zudem wird sie auch in tiefere Bereiche der Seen vordringen, wie ein Vergleich mit nordamerikanischen Seen zeigt, in denen die Muschel schon viel länger verbreitet ist. Ohne vorbeugende Maßnahmen ist damit zu rechnen, dass sie sich schnell auch in bislang nicht betroffene Gewässer ausbreitet.

Gemeinsames Handeln ist nötig

Die Eawag empfiehlt, Gewässer, die noch nicht betroffen sind, bestmöglich zu schützen. Dies kann erreicht werden, indem Boote, Wassersport- und Fischereigeräte beim Wechsel von einem Gewässer zum nächsten kontrolliert, gereinigt und getrocknet werden. In betroffenen Gewässern können die Folgen gemildert werden, indem die Infrastruktur so gestaltet wird, dass Muscheln und ihre Larven nicht eindringen können.

Gemeinsam mit Bund und Kantonen erarbeitet die Eawag ein einheitliches Konzept zur Früherkennung und Überwachung der Quagga-Muschel. Zudem berät sie kantonale Fachstellen für gebietsfremde Arten, Wasser- und Wärmeversorger sowie weitere Akteure bei der Weiterentwicklung und Harmonisierung von Präventions- und Schutzmassnahmen.

Das können Sie tun

Gebietsfremde Arten können unbeabsichtigt aus anderen Gewässern eingeschleppt werden, wenn sie an Booten, anderen Schwimmkörpern oder Ausrüstungsgegenständen haften bleiben und mittransportiert werden. Auch im Wasser, das sich im Bootsrumpf sammelt oder in Wasserrückständen in der Ausrüstung können von Auge kaum sichtbare Lebewesen mitreisen (z.B. Larven von Muscheln) mitreisen. Helfen Sie mit, die Verbreitung aquatischer Neobiota zu verhindern.

Wassersport (Fischen, Tauchen, Boote, Schlauch- und Paddelboote)

Vor jedem Gewässer-Wechsel – beachten Sie 3 Regeln:

  1. Kontrollieren Sie Bootsrumpf, -anhänger, Wassersport- und Fischereigeräte, Motor, Taue und Anker auf Rückstände von Pflanzen und Tieren.
  2. Reinigen Sie sämtliches Material gründlich mit Wasser. Nutzen Sie, wenn möglich heisses Wasser. Boote möglichst mit Hochdruckreiniger reinigen. Die Reinigung muss auf einem Platz mit Anschluss an die Kanalisation durchgeführt werden. Lassen Sie Bilgen- und Restwasser am Ursprungsgewässer vollständig ab. 
  3. Lassen Sie die Ausrüstung vor der Nutzung auf einem anderen Gewässer vollständig trocknen.
  4. Lassen Sie Köderfische nie frei.

So reinigen Sie Ihr Boot richtig

Durch das korrekte Reinigen Ihres Bootes und Ihrer Wassersportausrüstung vor jedem Gewässerwechsel helfen Sie mit, die Verbreitung zu stoppen.

Verbreitung von Neobiota stoppen – Informationen Wassersport

Weitere Informationen

Kanton Zürich: Vorsicht blinde Passagiere

https://www.zh.ch/de/umwelt-tiere/umweltschutz/gebietsfremde-arten/gebietsfremde-arten-private/aquatische-neobiota-als-unbemerkte-fracht.html?fbclid=IwY2xjawFT2HxleHRuA2FlbQIxMQABHQ7A4fT-1Voh9CMUndp7pJXEmLVh4tzGJpmyQrXe20iQal6-RmwVeLxMBw_aem_of0ba-UNHx1E4P0NHFTSMQ

Quagga-Muschel: Prognose für betroffene Seen in der Schweiz
https://www.eawag.ch/en/info/portal/news/news-detail/quagga-mussel-prognosis-for-affected-lakes

Die Quagga-Muschel am Bodensee
https://vorarlberg.orf.at/stories/3251490/

https://www.salzburg.gv.at/themen/wasser/fluesse-seen/invasive-gebietsfremde-arten

An folgenden Seen wurden im Juni 2023 noch keine Quagga-Muscheln festgestellt: Vorderer und Hinterer Langbathsee, Offensee, Vorderer Gosausee, Hallstättersee, Nussensee, Schwarzensee, Wolfgangsee, Laudachsee, Gleinkersee, Almsee, Irrsee, Imsee, Höllerersee, Holzöstersee, Heratinger See, Seeleitensee, Wildenauer Badesee, Badesee Oedt-Traun.
Mehrere invasive Pflanzen, Tiere und Krankheitserreger bedrohen das Einzugsgebiet der Oberen Traun und unserer Seen. Invasive Landpflanzen können die heimische Vegetation verdrängen und große Monokulturen bilden, die ein schlechter Lebensraum für heimische Arten sind. Invasive Wasserpflanzen können den Lebensraum der Fische zerstören und so den erstklassigen Fischfang im Salzkammergut bedrohen. Invasive Wassertiere können auch unsere Fische bedrohen, indem sie ihre heimische Nahrungsquelle verdrängen oder junge Fische verdrängen. 
Auf der einen Seite birgt der Fischereitourismus mit einem kurzfristigen Wechsel von Gewässern Gefahren für die Übertragung, auf der anderen Seite ist sind der Transport von Fischen und z.B. Signalkrebse eine Gefahr für die Ausbreitung von unerwünschten Viren und Bakterien. Neben dem traditionellen Fangen von wildlebenden Fischen oder Krebstieren existiert der Wirtschaftszweig der Fischzucht, um die Bevölkerung mit Nahrungsmitteln aus dem Wasser zu versorgen. In allen Bereichen der Fischerei sind die Reinigung und Desinfektion elementar bedeutend – angefangen bei der Zucht bis zum Transport und auch innerhalb von Fischzuchtanlagen.

„Es ist nicht genug zu wissen, man muss es auch anwenden.

Es ist nicht genug zu wollen, man muss es auch tun.“

Zitat von Johann Wolfgang von Goethe