SCHNEIDERWIRTPOLSTER

Der Ischlfluss ist im Bereich zwischen seiner Einmündung in die Traun und dem Wolfgangsee nur mehr durch wenige Einbauten für den Fischbestand nicht durchgängig passierbar. Eine dieser Einbauten ist die gegenständliche Holzgrundschwelle, die 2002 durch eine Initiative des Fischereibewirtschafter Hr. Karl Lettner durch den Einbau eines Tümpelpasses passierbar gemacht wurde.

Geschichte

Das bestehende Querbauwerk befindet sich im Konsens des Wasserverbandes Ischl und wurde im Zuge des Baus der Flussregulierung zum Schutz des Siedlungsraumes der Stadt Bad Ischl bzw. zur Sicherung der damaligen Lokalbahnbrücke (Bad Ischl-Salzburg) errichtet. Die Anlage stammt damit aus der Zeit der k.u.k. Monarchie (ca. 1890), ein wasserrechtlicher Bewilligungsbescheid im Sinne des WRG 1959 liegt folglich nicht vor.

Seinerzeitige Trassenführung der Salzkammergut-Lokalbahn (SKGLB) von Salzburg nach Bad Ischl.

Es gab zwei Überquerungen der Bahntrasse über die Ischl. Eine davon war eine Brücke beim Schneiderwirtspolster und eine unterhalb der heutigen Pfandlbrücke, oberhalb vom heutigen „Pfandlpolster“ (nähe Pfandlwirt).

Vermutlich ein Foto welches vom Schneiderwirtpolster stammt. Hier hat die Ischlerbahn die Ischl gequert. Screenshot aus YouTube Video: „Die Salzkammergut Lokalbahn (Ischlerbahn)“
Quelle: https://www.eisenbahn.gerhard-obermayr.com/nostalgiebetrieb/skglb-ischlerbahn/

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die ökologische Funktionsfähigkeit der Gewässer stellt die räumliche und zeitliche Durchgängigkeit für sämtliche Gewässerorganismen dar. Aus diesem Grund ist die vorgesehene Errichtung einer Aufstiegshilfe bei der gegenständlichen Holzschwelle aus fachlicher Sicht zweifellos positiv zu bewerten und ist als eine Maßnahme im Sinne des Schutzes und der Verbesserung des öffentlichen Interesses an der ökologischen Funktionsfähigkeit der Ischl anzusehen.

In der Ischl laichen im April-Mai eines Jahres die Perlfische, deren Rückwanderung durch eine Durchgängigkeit in den Wolfgangsee gegeben sein sollte. Auch andere Fischarten haben in der Ischl ein ausgeprägtes Wanderverhalten, welches durch Querbauwerke nicht unterbunden sein soll.

Nach heutigem Stand des Wissens ist die Zielsetzung einer Aufstiegshilfe zumindest die Erreichung der Passierbarkeit für alle naturraumspezifischen Arten (Fische und Makrozoobenthos) und alle Altersstadien des jeweiligen Gewässers. Zusammenfassend wird festgestellt, dass die Errichtung der geplanten Aufstiegshilfe grundsätzlich eine Maßnahme im Sinne der Verbesserung der ökologischen Funktionsfähigkeit der Ischl ist.

Schneiderwirtbrücke

Die Schneiderwirtbrücke ist auch der Startpunkt für GZÜV-Bestandsaufnahmen und geht als Endpunkt bis zum Schneiderwirtpolster.

Bei der Neutrassierung der Bundesstraße 158 wurde 1936/37 auch die Brücke über die Ischl bzw. Ischler Ache neu errichtet. Sie ist nach dem nahegelegenen uralten, 1978 demolierten „Schneiderwirt“ Ramsau 1 benannt. Das  Kreuz lieferte 1937 der bekannte Schnitzer Franz Binder aus Lauffen, der besonders für seine Krippen berühmt war bzw. immer noch ist (begraben in Steinbach am Attersee). Die Brücke wurde 1982 neu gebaut, dabei wurde das Kreuz versetzt und restauriert. Neuerlich restauriert und  neben die Brücke versetzt 2015. Ziemlich großes Kreuz (Dreinageltypus) aus umgefasstem Eichenholz mit geschwungenem und mit Treibarbeit verziertem Blech-Schutzdach, an der Fußstütze Inschrift: 1937.

Endpunkt Für Elektrobefischungen ist der Schneiderwirtpolster. Am Foto auf der rechten Seite ist auch die Fischwanderhilfe (FWH) zu sehen.

Schneiderwirtpolster

Gleich oberhalb der Schneiderwirtbrücke, mit einem Abstand von ca. 150 Meter, bei Flusskilometer 6,2 befindet sich das derzeit noch recht hart verbaute Querbauwerk, der Schneiderwirtpolter. Mit Bescheid vom 31.07.2002, Wa10-1139/11-2002/Ap, wurde dem Fischereibewirtschafter Herrn Karl Lettner, die
Errichtung einer Fischaufstiegshilfe im Ischl Fluss bei km 6,2 in der Gemeinde St. Wolfgang wasserrechtlich bewilligt. Die Kollaudierung erfolgte mit Bescheid der Bezirkshauptmannschaft Gmunden vom 28.06.2004, Wa10-1139/19-2002/MM.

Lageplan vom Schneiderwirtpolster bei Flusskilometer 6,2

Einbau einer Fischwanderhilfe im Jahr 2002

Vom Gewässerbezirk Gmunden wurde das Projekt ausgearbeitet, um das geplante Projekt für die Errichtung eines Fischaufstieges beim km 6,2 zu ermöglichen. Die Aufstiegshilfe wurde im Bereich der vorhandenen Holzgrundschwelle beim sogenannten „Schneiderwirtspolster“, einer hölzernen Grundschwelle adaptiert werden. Zweck dieser Maßnahme ist die Verbesserung der Fisch Gängigkeit in der Ischl, die im Projekts Bereich durch eine bestehende Holzgrundschwelle beeinträchtigt ist, herzustellen.

Linksufrige, entlang der Mauer ist die Fischwanderhilfe ersichtlich.

Tümpel Pass

Dazu wurde 2002-2003 ein Tümpel Passes am linken Außenufer der Ischl errichtet. Der Tümpel Pass wurde aus Fluss Bausteine die in Beton verlegt wurden gestaltet. Diese FWH hat eine Länge
von 14 m und eine Breite von 3,5 m. Der Höhenunterschied von 1,3 m wird mit insgesamt 6 Tümpeln, welche (bei Niederwasserführung der Ischl) eine Wasserspiegeldifferenz von ca. 22 cm zueinander aufweisen, überwunden. Die Tümpeln haben eine Wassertiefe von ca. 80 cm und eine Länge von ca. 1,5 m aufweisen. Der Tümpelpass wird bei Niederwasser und einer NNQ-Wasserführung der Ischl (= 1,03 m3/s) mit ca. 70 l/s und bei MNQ-Wasserführung (= 1,91 m3/s) mit ca. 90 l/s dotiert werden. Bei Mittelwasserführung (= 11,8 m3/s) der Ischl wird die Aufstiegshilfe mit ca. 280 l/s beschickt.

Die Wehranlage ist in der Lage das 30-jährliche Hochwasser mit 270 m3/s geschlossen abzuführen. In der vorliegenden hydraulischen Berechnung wurden die Nachweise für die Leistungsfähigkeit der Wehranlage und des Fischaufstieges geführt.

Der Schneiderwirtpolster, mit linksseitiger Fischaufstiegshilfe.

Die gegenständliche Holzgrundschwelle befindet sich ca. 150 m flussabwärts der Brücke im Zuge der B-158 Wolfgangsee Straße im Bereich der Abzweigung zum Nussensee. Die Holzgrundschwelle stellt sich als ein etwa 1 m hohes Absturzbauwerk dar, welches oberwasserseitig eine ca. 3 m breite Holzbedielung aufweist. Das Wasser fließt hier nur sehr seicht über die Holzplanken und stürzt dann im freien Fall ab. Dies bedingt, dass dieses Querbauwerk für stromaufwärtswandernde Gewässerorganismen praktisch nicht passierbar ist und damit ganz entscheidend die ökologische Durchgängigkeit des Ischl Flusses beeinträchtigt. Das linke Prallufer, an welchem die geplante Aufstiegshilfe errichtet werden soll ist mit einer senkrechten Ufermauer gesichert. Das rechte Gleitufer ist mit Wasserbausteinen gesichert. Flussabwärts der Holzgrundschwelle wechselt der Stromstrich auf Grund von Geschiebeablagerungen auf die linke Flussseite.

Reviergrenze = Gemeindegrenze

Wir befinden uns hier an der Grenze zwischen Oberösterreich und Salzburg, genauer gesagt an der Grenze zwischen den Gemeinden St. Wolfgang und Strobl. Die Ischler Ache ist der Grenzfluss. Auf einer Fläche von 56,43 km2 hat St. Wolfgang rund 2.800 Einwohner. Seinen Namen verdankt der Ort dem Heiligen Wolfgang, der als Bischof von Regensburg im Jahr 976 am damaligen Abersee eigenhändig die erste kleine Kirche am See errichtet haben soll. Strobl hingegen hat auf einer Fläche von 94,02 km2 ca. 3.600 Einwohner. Der Name Strobl bedeutet „strubbeliger Mann“ und geht in das 14. Jahrhundert auf einen gewissen Friedrich Strobolo zurück. Gemeinsam mit St. Gilgen zählt der Wolfgangsee mit weit über 900.000 Übernachtungen von Gästen zu einer der Top-Destinationen in Österreich.

Fischereirecht

Die gegenständliche Holzgrundschwelle stellt die Fischereirechtsgrenze zwischen dem Fischereirecht von Herrn Nikolaus Höplinger (im flussaufwärtige Bereich) und der Österreichischen Bundesforste AG., Forstbetrieb Bad Ischl, (flussabwärts der Schwelle) dar.

Quelle: Doris

Das Fischereirecht von Herrn Höplinger ist an Herrn Karl Lettner verpachtet, der gleichzeitig Antragsteller zur Herstellung der Fischaufstiegshilfe ist. Die Bewirtschaftung beider Fischereirechte erfolgt im Wege der Angelfischerei.

Grundbesitzer vom Schneiderwirtpolster

Der Ischl Fluss ist im gegenständlichen Abschnitt mit der Grundstücks Nr. 1460/11, KG. Wolfgangthal, ausgewiesen. Eigentümer dieses Grundstückes sind die Österreichischen Bundesforste AG. Die Zufahrt zur Baustelle erfolgt über das Grundstück Nr. 1429/13, KG. Wolfgangthal. Dieses ist ebenfalls im Eigentum der ÖBF.

Reparatur durch Hochwasser Dezember 2024

Im Zuge des Hochwasserereignisses im September 2024 wurde das Deckwerk aus Holz massiv in Mitleidenschaft gezogen und zum Teil zerstört. Seitens des Antragstellers (Wasserverband Bad Ischl) wird nun ein fortschreitender Verfall des Bauwerks inklusive anschließendem Bauwerksversagen befürchtet. Aus diesem Grund soll mittels Wasserbausteinen eine unterwasserseitige Sicherung in Form eines Steinsatzes errichtet werden. Diese Konstruktion übernimmt die durch die Zerstörung der Holzbeschlachtung verloren gegangene Stützfunktion. Die Sicherung erfolgt über die gesamte Länge und Höhe des Wehrkörpers und bindet unterwasserseitig in die Gewässersohle ein. Laut Angaben der Konsensinhaberin ist diese Maßnahme als provisorisch anzusehen und soll im Zuge der bereits vorgesehenen ökomorphologischen Verbesserung des Gewässers in den nächsten Jahren für Gewässerorganismen durchgängig umgebaut werden.

Bescheid: BHGMWA-2024-344792/11-SOM vom November 2024

Der Projektsbereich liegt in den Detailwasserkörpern 409920007 (Ischl von Fl-km 3,5 – 6,59). Im NGP 2021 wurde der Detailwasserkörper mit einem mäßigen (3) Gesamtzustand aus hydromorphologischer und ökologischer Sicht ausgewiesen. Aktuelle Befischungsdaten liegen nicht vor. Die Ischl wird der Fischregion des Epipotamal mittel (Bioregion Kalkvoralpen) zugerechnet. Dementsprechend werden zwei Leitfischarten (Aitel, Barbe) und fünf typische Begleitarten (Äsche, Hasel, Hecht, Nase, Rotauge) und 11 seltenen Begleitarten (Aalrutte, Bachforelle, Bachschmerle, Brachse, Elritze, Flussbarsch, Gründling, Koppe, Laube, Rotfeder, Schleie) genannt. Der Huchen wird im Leitbild als seltene Begleitbild genannt, kommt jedoch naturgemäß in der Traun oberhalb des Traunsees und deren Zubringer, wie der Ischl, nicht vor. Saisonal ist das Vorkommen von typischen Seefischen (Perlfisch) möglich.

  • Geplant ist eine provisorische Sanierung mit Kalksteinen. Durch ein ergänzendes Email vom 15.11.2024 durch den Gewässerbezirk Gmunden wurde der Technische Bericht dahingehend präzisiert, dass rd. 200 – 300 Tonnen Kalksteinwassersteine mit Einzelgewichten zwischen 1,5 und 3 Tonnen verbaut werden sollen. Die Dauer der Arbeiten wurde auf 1 – 2 Wochen abgeschätzt. Maßnahmen zum Schutz des Gewässers sind nicht vorgesehen, Bagger werden direkt in der Ischl zum Einsatz kommen.
  • Es sind für die Sicherung des Wehres vorwiegend Flussbausteine der Klasse HMB 2000/3000 mit einem Mindestgewicht von 2000 kg zu verwenden.
  • 4) Die bautechnische Umsetzung der Sanierung des Schneiderwirtspolsters hat bis zum 30.06.2025 zu erfolgen.
  • Die wasserrechtliche Bewilligung für das Provisorium wird bis 31.12.2030 erteilt. Bis dahin ist der Behörde ein Sanierungskonzept zur Herstellung der Längsdurchgängigkeit im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie vorzulegen.

Plan: Abbau des Schneiderwirtpolster

In diesem Zusammenhang ist nach Ansicht des Wasserwirtschaftlichen Planungsorgans eine möglichst vollständige Entfernung dieser Wehranlage geboten. Einerseits, um die uneingeschränkte Durchgängigkeit wiederherzustellen, andererseits aber auch, um die geringe Geschiebe- Transportkapazität im Oberwasser der Wehranlage zu erhöhen und der Ablagerung in diesem Bereich entgegenzuwirken. Betrachtet man den Abschnitt von 300 m flussauf bis 300 m flussab der Wehr, so beträgt das Gefälle im Oberwasser rund 3,3‰, im Unterwasser 7,6‰. Bei Entfernung der Wehranlage ergäbe sich in diesem Abschnitt ein Ausgleichsgefälle von rund 7,2‰.

Resümee

Zusammenfassend wird festgestellt, dass die Errichtung der geplanten Aufstiegshilfe grundsätzlich eine Maßnahme im Sinne der Verbesserung der ökologischen Funktionsfähigkeit der Ischl darstellt und für den Fischzug eine wichtige Funktion erfüllt.

Weitere Informationen

Heimo bei der Arbeit
Artikel ist in Arbeit

„In die Zukunft blicken, in der Gegenwart leben und aus der Vergangenheit lernen“.