Durch eine unplanmäßigen Stauraumabsenkung beim KW Bad Goisern am 19. März 2024 verursacht, kam es gerade zur Laichzeit der Regenbogenforelle zu eventuellen Laichausfällen durch die begleitende Kolmatierung. Der Nachweis, dass durch eine starke Kolmatierung ein Laichausfall entsteht ist zwar sehr schwierig nachzuweisen, jedoch in diesen für Fischeier sehr sensiblen Zeitraum wahrscheinlich. Daher haben wir uns entschlossen, um eventuelle Laichausfälle zu kompensieren, einen Besatz mit 10.000 Regenbogen Brütlingen (0+), am Montag, den 29. April 2024 auszubringen. Durch diesen Besatz wird der Mangel kompensiert, der durch diesen negativen menschlichen Eingriffe entstanden ist. Die nach dem Besatz vorhandene Tierartengemeinschaft im Gewässer ist einer natürlichen Situation ähnlicher als ohne Besatz, also stellt dieser eine Verbesserung des Bestandes und der Alterspyramide, in diesen Gewässerabschnitt dar.
Besatz mit RBF Brütlinge
Menschliche Eingriffe in die Natur sind kein ökologisches Ideal, sind jedoch durch verschiedene Verursacher leider ein Umstand auf den wir laufend reagieren müssen. Im Vergleich zu anderen Eingriffen in die Gewässer zeigt sich, dass die möglichen negativen Folgen die ggf. durch Besatz mit einwandfreien, gesunden Besatzmaterial durchgeführt werden, geringer sind.
Warum RBF?
Um eine Diskussionen vorweg zu nehmen, warum wir an der Oberen Traun Regenbogenforellen Besatzmaßnahmen durchführen, sei auf die Situation über die „Schwarze Bachforelle“ verwiesen. Bei unserer Bewirtschaftung geht es nicht nur um genuin ökologisch biologische Kriterien, sondern primär um ästhetische-ideologische Zielvorstellungen. So ähnlich, wie wenn ein Bürgermeister sagt, er möchte neben dem Kirchenwirt und dem Gasthof zur Post keine Trattoria. Das ist legitim, aber es ist eine Frage der Ortsbildpflege und hat nichts damit zu tun, wo man besser isst. Was den Fischartenschutz betrifft – sozusagen das Überleben der Kirchenwirte neben den Trattoria -, sehe ich gerade aufgrund ökologischer Gesetzmäßigkeiten keine wirkliche Gefahr. Denn wir haben die Situation, dass die Bachforellen an der Oberen Traun keinen Lebensraum mehr vorfinden und wir daher froh sind, eine nicht-autochthone Fischart wie die Regenbogenforelle in unseren Gewässern zu haben und der die Bedingungen Zusagen und diese sich sehr gut selbst reproduzieren.
Besatzmaterial
Ein objektiv kritischer Aspekt ist die Genetik. Hier besteht die Gefahr, durch Einbringung von Fischen aus anderen Gewässersystemen die genetische Integrität lokaler Stämme irreparabel zu verändern. Aber auch der Besatz mit Zuchtfischen, deren Erbmaterial zwar aus dem gleichen Gewässersystem stammt, die aber sozusagen „durch Inzucht degeneriert“ sind, kann den Genpool und die Fortpflanzungskraft des Fischbestandes unnötig schwächen.
Bekannter Stamm
In unseren Revierbruthaus haben wir aktuell nur eine Produktion von Bachforellen. Daher haben wir auf RBF-Besatzmaterial eines uns seit Jahrzehnten bekannten Fischzüchter zurückgegriffen. Die Gene der RBF-Brütlinge sind den in der Oberen Traun vorkommenden Wildfischen sehr ähnlich, da mit diesem Stamm schon seit Jahrzehnten besetzt wurde und auch der aktuelle Besatz stammt aus der selben Fischzucht. Selbiger wird auch periodisch im Goiserer Mühlbach und der Ischl besetzt und auch an den Oberen Traun Revieren haben wir bis 2018 ebensolche besetzt. Also Besatzmaterial, mit dem wir durchaus gute Langzeiterfahrung haben und diese ihren Beitrag künftig in der Fortpflanzung von Nachwuchs sorgen werden.
Besatzstellen
Die Goiserer Traun stellt unterhalb vom KW Bad Goisern ein mit einem Fischaufstieg durchgängig gemachten Gewässerabschnitt dar, der aktuell beim Anzenauer-Polster, oberhalb von der Goiserer Weissenbach Mündung durch ein Querbauwerk „hart“ und ohne FWH verbaut ist. Weiters ist gleich unterhalb der Goiserer Brücke eine funktionstüchtige FWH errichtet worden und auch der Goiserer Mühlbach bildet in diesen Revierabschnitt ein für Organismen durchwanderbares Gewässersystem. Damit wird der eingebrachte RBF-Besatz mit 0+ Brütlingen der gesamten „Mittleren“ Goiserer Traun zu gute kommen.
Besatzstellen 1 – Goiserer Mühlbach
Der Goiserer Mühlbach bietet sich als Jungfisch Habitat an. Viele überhängende Weiden und Holz- Strukturen bieten den Jungfischen eine perfekte Kinderstube. Weiters ist der Goiserer Mühlbach im oberen Bereich im dicht besiedelten Ortsgebiet von Bad Goisern, was einen zusätzlichen Schutz gegen Prädatoren bietet.
Besatzstellen 2 – Nebenarm Kernbrunn
Im Nebenarm „Kernbrunn“ sind hervorragende Voraussetzungen für einen Jungfischbesatz. Es wird den Brütlingen ein sanfter Einstieg ihren neuen Lebensraum ermöglicht, um sich ohne größeren Fraß- und Prädatoren-Druck an die „wilde Natur“ zu gewöhnen.
Durch die Schneeschmelze und die nächsten Hochwasser werden die größer werdenden Fische in die Goiserer Traun, in den Bereich der Sophienbrücke abwandern und diesen Bereich der Oberen Traun besiedeln.
Besatzstellen 3 – Oberhalb Goiserer Brücke
Besatz Überlegungen
Da wir ja auch seit Jahren mit sehr wenig, bis gar keinen Besatz unsere Reviere an der Oberen Traun bewirtschaften und die Fortpflanzung einer „Eigenreproduktion“ überlassen, haben wir uns hier für eine Ausnahme entschieden. Die Ökologie ist die Lehre vom Haushalt der Natur. Der große Fortschritt gegenüber früheren Betrachtungsweisen besteht darin, dass man die Natur nicht mehr nur in ihren Einzelteilen studiert, Tierart für Tierart, Pflanzenart für Pflanzenart isoliert für sich allein. Sondern dass man die Natur als System versteht, eben als Ökosystem, in dem alle Elemente einer Pflanzen- und Tierartengemeinschaft voneinander abhängen und sich wechselseitig beeinflussen. Wir wenden unter verschiedenen Bedingungen diese ökologische Betrachtungsweise auch auf Fischbesatz an. Da die Einbringung von qualitativ hochwertigen Besatzfischen, in einer Fischgröße 0+, d.h. RBF-Brütlinge mit 3-5 cm Länge für unser Ökosystem „Mittlere Goiserer Traun“ nur eine sehr geringe, mengenmäßig kaum spürbaren Einfluss bedeutet, jedoch hilft die Alterspyramide zu verbessern.
Resümee
Ich möchte ausdrücklich betonen: Vom Fischereirevier Oberes Salzkammergut ist das Grundmotiv nicht in erster Linie ein ökonomisches, es geht nicht ums Geldverdienen, sondern um einen guten Fischbestand in unseren Gewässersystem der Oberen Traun zu haben. Besatz wird gemacht um den Fischbestand zu verbessern bzw. einen etwaigen Laichausfall zu kompensieren und damit die Alterspyramide unserer Fischbestände zu erhalten. Danke an die Bewirtschafter in diesen Gewässerabschnitt für die kooperative Zustimmung einen einheitlichen Fischbesatz durchzuführe.
Last but not least
Weitere Informationen
„Satzfische sollten so groß wie nötig und so klein wie möglich sein!“
Wichtig ist, dass Satzfische aus dem gleichen Einzugsgebiet stammen. Zitat aus dem Buch Nachhaltiges Management von Angelgewässern von Robert Arlinghaus