Seit vielen Jahren arbeiten wir an einem Artenschutzprogramm zum Erhalt und Wiederaufbau der Äschen Bestände im Salzkammergut. Unsere Strategie sieht vor, dass zur Laichzeit ein kleiner Teil der Elterntiere im Bereich der Laichplätze mittels der Elektrofischerei gefangen und bis zur passende Reife der Eier, in einem geeigneten Bereich schonend gehältert und entwickelt werden. Damit versuchen wir unseren Äschen Besatz aus Wildfängen selbst zu produzieren und damit den Laicherfolg bzw. die Verteilung der Äschen Bestände über 32,5 Kilometer an der Oberen Traun zwischen Hallstätter See und Traunsee, plus einigen Kilometer Koppen Traun und auch an der Ischler Ache verteilen und damit die Verbreitung über das gesamte Revier fördern.
Start am 21. April 2023
Laichzeit-Temperatur
Äschen reagieren sehr sensibel auf die Wasser-Temperatur. So hatten wir Ende März 2023, bereits kurz an Nachmittagen, um die 10 Grad Wassertemperatur, was die Äschen zum Laichgeschäft animierte. Ein Kälteeinbruch verlagerte diese auf Ende April. Die Milchner kommen bei 8,0-8,5 Grad auf die Laichplätze. Die Mädels wollen es etwas kuscheliger bei 9,5 bis 10,0 Grad und genau diese Temperatur erreichten wir am 21. April 2023 nachmittags und siehe da, die ersten Rogner liesen sich blicken. Milchner hatten wir in kurzer Zeit einige gefangen. Was auffiel gegenüber den Vorjahren war, dass alle recht groß waren. Es waren alle +50 cm und die größeren Exemplare gingen bis 57 cm. Wobei uns bei den Milchnern eher die Jungen lieber wären, im Gegensatz zu den Rogner, bei denen wir durchaus reifere Semester bevorzugen.
Arbeit im Brut Haus
Nach dem Abstreifen der Äschen werden die befruchteten Eier nach Ebensee ins Revier eigene Brut Haus gebracht und unter möglichst optimalen Bedingungen erbrütet.
Das funktioniert soweit auch ganz gut. Wir haben aber ein Problem bei der Zufütterung der Brütlinge unserer Wildfänge. Die Laichfische werden im April eines Jahres gefangen und direkt vor Ort abgestreift und die Eier in weiterer Folge im Brut Haus in Ebensee erbrütet. Das Brut Haus wird durch eine Quelle mit Temperaturen zwischen 6 -7°C gespeist. Was jedoch nicht den sehr Temperatur Sensitiven Äschen Eier entgegenkommt und auch, wie sich in der freien Natur zeigt, die Temperatur einer der Hauptfaktoren für den Start der Laichzeit und auch mit den Tagesgraden, in der Erbrütung- und Entwicklung der Eier liegt.
Äschen Aufzucht 2023
Um für die Äschen Aufzucht 2023 vorbereitet zu sein, haben wir eine Temperaturregelung in den Vorfluter, vor der Brutrinne eingebaut und können damit die Wassertemperaturen auf 10° bis 12° C in der Brutrinne regeln. Damit sollten wir das natürliche Schlupfverhalten, wie im Freigewäseser von den Tagesgraden, mit einen Schlupf bis Mitte Mai und einem möglichst geringen Ausfall hinbekommen.
Umbau der Brutrinne
Wir haben für das Brut Haus recht konstante, jedoch auch sehr kalte Quellwasserzuführung, mit einer Wassertemperatur von 6,0 bis 7,0 Grad. Was für die Forellen recht gute Bedingungen darstellt, ist für die Äschen Aufzucht zu kalt. Daher gab es verschiedene Versuche mit einer Temperatur Steuerung. Dank der Bemühungen von Harald Eidinger konnten wir für den 2023 Jahrgang eine neue Lösung finden.
Temperaturgeregelte Ei-Erbrütung
So hat Harald Eidinger für die 2023 Äschen Generation die Brutrinne in eine „temperaturgeregelte Umlauf Brutrinne“ umgebaut. Diese in Ebensee neu entwickelten „Umlauf-Temperatursteuerung“ ermöglicht es, dass mit einer handelsübliche Brutrinnen, selbst bei geringstem Wasserangebot und einer kalter Quellwasser Einspeisung, eine optimale Erbrütung von Äschen-Eiern bei einer Ziel-Erbrütungs-Temperaturen von 10,0 bis 12,0 Grad, oder ein beliebig anderer einstellbarer Temperaturbereichen, bis zu 15,0 Grad möglich macht.
Die „Umlauf-Temperatursteuerung“ ist mit einer Mikroprozessor-Temperaturregelung mit digitaler Anzeige der Wassertemperatur im System ausgestattet, der gleichzeitig das Heizelement entsprechend der eingestellten Temperatur regelt. Die Erwärmung des Wassers kann so auf Wunsch das Ausbrüten der Eier nach eigenen Bedürfnissen beschleunigen bzw. je nach Fischart die optimalen Temperatur Bedingungen schaffen.
Backup über Quellwasser Zuführung
Die größte Angst haben wir, dass wir einen Stromausfall haben oder die Wasserzuführung verklaust. Dazu haben wir über ein separates Kugelventil, der von außen über einen Vorfluter und eine Filteranlage in das System eingelassen wird. Das Einlassen von Wasser in das System sorgt einerseits für einen Wasseraustausch, ersetzt Wasserverluste durch Verdunstung und kann gleichzeitig beispielsweise bei Stromausfall eine Umwälzung durch einen kontinuierlichen Durchfluss ersetzen. Auch wenn die Temperatur in der Brutrinne auf eine Quellwasser Temperatur zurückfallen sollte, ist dies das geringere Übel, gegenüber Ausfall der Zirkulation und einer Sauerstoffzuführung. Temperaturschwankungen über mehrere Grade hinweg kommen auch in der Natur vor.
Erweiterung um UV-Filter
Das Wasser in der Brutrinne wird von einer Pumpe durch einen UV-Filter umgewälzt, der beim Schlüpfen zuverlässig alle Krankheitserreger, Mikroorganismen und Schwebealgen mit maximaler Effizienz vernichtet. An weiteren technischen Optimierungen wird laufend gearbeitet.
Ausfallsrate minimieren
Das Ziel ist ja oben schon formuliert. Um bei unsere Traun stämmigen Wildfang Äschen in der Eier-Phase und auch nach dem Schlupf möglichst geringe Ausfälle zu verzeichnen, soll die „Umlauf-Temperatursteuerung der Brutrinne“ technisch die besten Bedingungen schaffen und nach dem Schlupf, soweit wir die Eier nicht im Augenpunktstadium per Cocooning ausbringen für die Abfütterung der Brütlinge beim Trockenfutter optimieren.
Erfahrungen von Kreuzstein nutzen
Dazu können wir auf Erfahrungen aus der Fischzucht Kreuzstein zurückgreifen, wo verschiedene Futtersorten getestet wurden. Auf diese Erfahrungen bzw. mit ersten Versuchen mit Bachforellen Brütlingen nach dem Schlupf, Anfang 2023 konnten wir bereits weitere Erfahrungen sammeln.
Jungfische und im speziellen Äschen sind viel empfindlicher bei der Umstellung nach dem Larvenstadium auf eine An Fütterung und in weiterer Folge gegenüber Schwankungen der Futterqualität als größere Fische. Deshalb sind wir hier auch laufend am Testen, mit welchen Futter und in welcher Größe wir arbeiten sollen. Die Zucht von Äschen (Thymallus thymallus) ist für uns in unseren SÄEEP – Salzkammergut Äschen Erhaltungs- und Entwicklungs-Projekt von höchsten Interesse. Prinzipiell sollten die die Anforderungen an die Wasserqualität und die Ausstattung von unseren Brut Haus sehr ähnlich wie bei den Bachforellen und Regenbogenforellen sein. Bei der Aufzucht von Äschen stoßen wir jedoch auf Schwierigkeiten, wenn kein gut funktionierendes Trockenfutter für die Aufzucht der Larven zur Verfügung steht und die Umstellung vom Larvenstadium nachdem der Dottersack aufgebraucht wurde, die Umstellung auf Trockenfutter ansteht. In der Fischzuchtanstalt Kreuzstein wurden dazu bereits vor Jahren verschiedene Versuche durchgeführt, um Äschen in größeren Maßstab mit Trockenfutter aufzuziehen. Die nachfolgende verlinkte Publikation fasst diese Ergebnisse zusammen und wir versuchen daraus unseren Nutzen zu ziehen.
Status und Erfahrungen der letzten Jahre
Seit vielen Jahren arbeiten wir an einem Artenschutzprogramm zum Erhalt und Wiederaufbau der Äschen Bestände im Salzkammergut. Unsere Strategie sieht vor, dass zur Laichzeit ein Teil der Elterntiere im Bereich der Laichplätze mittels der Elektrofischerei gefangen und bis zur passende Reife der Eier in einem geeigneten Bereich schonend gehältert werden. Nach dem Abstreifen der Äschen werden die befruchteten Eier nach Ebensee ins Revier eigene Brut Haus gebracht und unter möglichst optimalen Bedingungen erbrütet. Im Augenpunkt Stadium bzw. nach Erreichen einer gewissen Größe kommen die Eier bzw. Jungäschen schließlich in die freie Natur. D.h. sie sollen möglichst früh, soweit es die Witterungsbedingungen und der Wasserstand zulassen direkt nach dem Aufzehren des Dottersacks in geeignete Gewässerstrecken besetzt werden. So ist eine optimale und unmittelbare Anpassung an ihren natürlichen Lebensraum sichergestellt.
An den Schräubchen drehen
Es gäbe sehr viele Schrauben, an denen gedreht werden müsste um unsere Äschen Bestände zu fördern und deren Lebensbedingungen zu verbessern. Wir können jedoch manche Dinge nicht beeinflussen und nicht beschleunigen. Umso mehr müssen wir an den Schrauben drehen, die wir beeinflussen können.
Im Augenpunkt Stadium bzw. nach Erreichen einer gewissen Größe kommen die Eier bzw. Jungäschen schließlich in die freie Natur. D.h. sie sollen möglichst früh, soweit es die Witterungsbedingungen und der Wasserstand zulassen direkt nach dem Aufzehren des Dottersacks in geeignete Gewässerstrecken besetzt werden. So ist eine optimale und unmittelbare Anpassung an ihren natürlichen Lebensraum sichergestellt.
Weitere Informationen und Quellen
Von Franz Lahnsteiner & Manfred Kletzl, BAW – Institut für Gewässerökologie, Fischereibiologie und Seenkunde, Abteilung Fischereibiologie und Referat Fischzucht Kreuzstein, 5310 Mondsee
Die Aufzucht von Äschen mit Trockenfutter
„Fischbesatz löst das Problem nie, es braucht genügend Fischunterstände,“ bestehend aus Furt-Kolk-Sequenzen. Ein Gewässer lebt von diesen Strukturen. Zitat von: Roland Herrigel