TRIPLOIDIESIERUNG

Nachfolgend möchte ich ein paar Gedanken zur Tripolidie weitergeben, die wir im Zuge eines privaten Speisefisch-Projektes gemacht haben. Auch in der Fischzucht ist eine gentechnische Manipulation an Fischen nicht spurlos vorbeigegangen. Prinzipiell wollen wir keine Genetisch veränderten Fische in unseren Gewässern im Salzkammergut haben. Es ist jedoch trotzdem eine interessante Erfahrung, die wir hier mit 200 Kg Regenbogenforellen in einen abgeschlossenen Fischteich sammeln konnten.

Triploidie

Unter einer Triploidie (zu triploid, „dreifach“) wird in der Genetik eine Besonderheit verstanden, bei der ein Lebewesen bzw. eine Zelle drei (lat. tri = drei) komplette haploide Chromosomensätze besitzt (3n). Triploidie ist im Tierreich und bei Pflanzen bekannt. Beim Menschen führt Triploidie zu schweren Behinderungen und bis auf wenige Ausnahmen zum vorzeitigen Tod.

Triploide Forellen

In der „Speisefisch-Forellenzucht“ wird häufig mit triploiden Forellen, d. h. mit manipulierten Forellen-Eier mit einem dreifachem Gen-Satz gearbeitet. Triploidie wird dadurch erreicht, indem man frisch befruchtete Forelleneier Hitze- und Druckstößen aussetzt, wodurch sich somit häufig dreifache Gen-Sätze ausbilden.

Warum macht man das?

Fische haben wie die meisten Lebewesen einen zweifachen Chromosomensatz, die eine Hälfte stammt vom Vater, die andere von der Mutter. Manche Lebewesen, darunter auch Fische, können einen mehrfachen Chromosomensatz haben. Dies kann natürlich bedingt sein oder durch künstliche Eingriffe erzielt werden. Lebewesen mit einem dreifachen Chromosomensatz nennt man Triploide. Die meisten triploiden Fische haben reduzierte Geschlechtsorgane oder sind steril. Da triploide Fische somit weniger oder keine Energie für die Fortpflanzung aufwenden müssen, haben sie ein kontinuierlicheres Wachstum.

Daher auch unsere Empfehlung und auch gesetzliche Vorgabe lt. O.Ö. Fischereigesetz § 10 einen Besatz mit SPEISEFISCHEN, der durchaus aus triploiden Fischen bestehen kann, zu vermeiden. Es ist äußerlich nicht zu erkennen ob es sich um einen gentechnisch Manipulierten Fisch handelt. Da die Bewirtschaftungsstrategie in unseren Gewässern das Ziel hat, nur selbstreproduzierende Fischbestände aufzubauen, zu entwickeln und auch möglichst, wenn die natürliche Reproduktion passt, komplett auf Besatz zu verzichten. Daher sind triploide Besatzfische für natürliche Gewässer völlig ungeeignet, da sie nicht fortpflanzungsfähig sind.

Eine im sauerstoffreichen Quellwasser ab gewachsene Regenbogenforelle beim Filetieren.

Starkes Größenwachstum

Triploide Fische zeigen in ihrer Entwicklung ein starkes Größenwachstum, welche nicht durch den Rückschritt der Geschlechtsreife gekennzeichnet ist. Dies bedeutet, dass keine Energie für das Ausbilden von Keimzellen (Eier) verbraucht wird, sondern die gesamte Energie in das Längenwachstum geitet wird. Dadurch ist es möglich, dass innerhalb von drei Jahren bei triploiden Regenbogenforellen ein Gewichte von acht Kilogramm erreicht werden kann. Auch wir konnten in unseren, ungeplanten „Selbsttest“, da wir ja nicht wussten, dass wir triploide Fische bekommen würden, eine Verdreifachung des Fischgewichtes innerhalb eines Jahres feststellen.

Gemischtgeschlechtlich?

Daher noch einmal der Hinweis, beim Besatz von Regenbogenforellen und auch Saiblingen (Bachsaiblingen) darauf zu achten, dass man, wenn unbedingt ein Besatz erforderlich sein sollte, gemischtgeschlechtlich Fische bestellt.

Auf diesen Foto sieht man die verkümmerten Ei-Stränge, bei einer nach 12 Monaten im Teich gehaltenen triploiden Regenbogenforelle, zum Zeitpunkt wo diese eigentlich voll ausgebildete Eier haben sollte. Bei allen 660 Stück Regenbogenforellen, die wir über ein ganzes Jahr, von März 2022 bis März 2023 aus unseren Teich entnommen haben, waren bei allen diese verkümmerten Eistränge zu sehen, was heißt, dass wir „NUR“ eine weiblichen Monosex-Populationen hatten.

Einsatz von triploiden Fischen 

Neben der Fischzucht, wo es um möglichst kurze Zeiträume geht, in denen die Fische ein verkaufsfähiges Gewicht erreichen, gibt es durchaus Einsatzmöglichkeiten von triploiden Individuen. Was in der reinen Speisfischproduktion durchaus gewünscht ist kann auch, wie in unseren Fall, beim Besatz in Fischteichen eine recht gute Möglichkeit sein. In Teichen haben Fische keine Möglichkeit abzulaichen oder man will eine Verbreitung und eine Eigenreproduktion in einen Gewässer vermeiden, da kann deren Einsatz durchaus gewollt sein und ev. Sinn machen.

Zum Schutz unserer Wildfischbestände und um zum Fischselchen immer eine größere Anzahl frischer Fische zur Verfügung zu haben, haben wir in unseren Fischteich eine größere Anzahl an Regenbogenforellen.

Selbstversuch

  • Für unseren Eigenbedarf haben 200 Kg Regenbogenforellen organsiert.
  • Diese 200 Kg = 660 Stück wurden im März 2022 aus einer Fischzucht geliefert.
  • Die 660 Stück ergeben ein Durchschnittsgewicht von 300 g / Fisch.
  • Im Zuge der Entnahmen stellte sich heraus, dass es triploide Regenbogenforellen und eine reine weiblichen Monosex-Populationen war.
  • Die letzten Fische entnahmen wir nach 12 Monaten, im März 2023, mit einen Gewicht von 1.050 g/Fisch.
  • Unseren Fischteich hat eine Wassertemperatur von 6-7 Grad. D.h. nicht unbedingt optimale Bedingungen für eine hohe Zuwachsrate.
  • Trotz alle dem eine Verdreifachung des Gewichts innerhalb von 12 Monaten.
  • Dies könnte in einer Umgebung mit 14-16 Grad noch wesentlich höher ausfallen.

Eine Regenbogenforelle verspeisten wir am Karfreitag, der hatte ausgenommen 970g und war durchaus etwas karpfenartig im Körperbau! Dh. das Gewicht der RBF hat sich vom Ankauf bis zur letzten Entnahme mehr als verdreifacht! Oder anders betrachtet kann man aus 200 Kg RBF über den Zeitraum von 1 Jahr, deren Gewicht auf >600+ Kg steigern. Wobei unsere im sehr kalten, sauerstoffreichen Quellwasser gehalten werden und damit qualitativ sehr gut schmecken. Zusätzlich haben wir über „Unterwasser-Insekten-Körbe“ eine Lebendzufütterung mit Insekten-Larven.

Schlussfolgerung, Empfehlung

Triploidisierung ist bei Bachsaiblingen und Regenbogenforellen eindeutig ein wirtschaftlicher Vorteil:

  • Das Wachstum ist gegenüber diploiden Fischen gesteigert,
  • die Filetausbeute ist erhöht.

Die künstliche Triploidisierung stellt daher eine Möglichkeit dar, die Produktionsmenge bei annähernd gleichbleibenden Rahmenbedingungen zu steigern. Die Technik ist in Europa in Zwischenzeit weit verbreitet. Wirtschaftliche Bedeutung haben heute vor allem triploide Regenbogenforellen, bei der Erzeugung großer Lachsforellen (große, rotfleischige Regenbogenforelle) und beim Hauptfisch in der Gastronomie, dem Saibling.

Wie bereits erwähnt, sind triploide Fische grundsätzlich nur für Speisefischproduzenten interessant. In der gemischten Produktion von Besatz- und Speisefischen sind sterile Fische nicht gewünscht. Wie viele andere Fischarten, werden Forellen und Saiblinge schon seit Jahrzehnten züchterisch optimiert, um eine bessere Futterverwertung, geringe Anfälligkeit oder eine bessere Filetqualität zu erhalten. Das Einbringen solcher Zuchtstämme in Freigewässer ist, auch ohne Triploidisierung, ökologisch und fischereilichen wenig sinnvoll.

Eine parallele Erzeugung von Besatzfisch- und Speisefischproduktion von konventionellen und triploiden Fischen in einen Fischzuchtbetrieb halte ich für bedenklich. Speziell als Abnehmer von „Besatzfischen“ kann man sich hier nie sicher sein, was man wirklich bekommt. Wobei hier unser Ansatz, sowie von Besatzmaßnahmen mit „Teichfischen“ abrät. Es gibt bessere Methoden um auch in 2-3 Jahren einen natürlichen, selbstreproduzierenden Fischbestand zu entwickeln. Diesen Methoden ist der Vorzug zu geben. Die Zeiten wo „Teichdepperl“ in unsere Gewässer besetzt wurden, sollte seit Jahren vorbei sein.

Beratung über Fischbesatz

Mit viel Einsatz wird im Salzkammergut durch den Verein „Fischereimanagement-Salzkammergut (FMSKG) und dem „Fischereirevier Oberes Salzkammergut“ (FROSKG) diese Hege und Pflege unserer heimischen Gewässer weitgehend im Ehrenamt erbracht. Würden sich die Angler nicht ehrenamtlich um die Gewässer kümmern, so müsste die öffentliche Hand nicht unerhebliche Steuergelder dafür aufwenden. Mit dem Verein „Fischereimanagement Salzkammergut“ wurde ein Verein von Fischereibewirtschaftern aus dem FROSKG gegründet, um die Entwicklung von autochthonen und auch allochthonen Fischarten lt. adaptierten Fischartenleitbild an der Oberen Traun zu erhalten und zu entwickeln.

http://huberpower.com/wordpress/?page_id=16206
 

„Satzfische sollten möglichst aus dem gleichen Einzugsgebiet stammen“ Satzfische sollten dem Gewässer ökologisch und genetisch nahe stehen und idealerweise aus diesem gewonnen werden. Ansonsten kann es durch die Vermischung von an unterschiedliche Gewässer angepassten Populationen regional zum Verlust genetischer Vielfalt und sogar zur Abnahme der Produktivität des besatzgestützten Bestands kommen.

Zitat aus dem Buch Nachhaltiges Management von Angelgewässern von Robert Arlinghaus