SAEPP – 2. STUFE: BESTANDSAUFNAHME OBERE TRAUN 2020

Im Fischereirevier Oberes Salzkammergut haben wir in der Bewirtschaftung das Ziel, dass die bewirtschafteten Fliessgewässer ihre elementaren Funktionen als Lebensraum für Pflanzen und Tiere erfüllen können. Das heißt, die Lebensgemeinschaften sollen eine Vielfalt und Häufigkeit aufweisen, die typisch sind für den nicht oder nur schwach anthropogen beeinflussten Zustand des Gewässers. Ziel ist, selbst reproduzierende und regulierende Fischpopulationen in unseren Gewässern aufzubauen und zu erhalten.

Ziel ist, selbst reproduzierende und regulierende Fischpopulationen in unseren Gewässern aufzubauen und zu erhalten.

Dokumentation des ökologischen Gewässerzustandes

Um dieses Ziel in Angriff zu nehmen und verfolgen zu können, bedarf es vorweg der Dokumentation des ökologischen Gewässerzustandes.

Die Erfassung und Bewertung des Ist-Zustandes ist somit eine Grundvoraussetzung für weiterführende Schritte in Richtung Gewässerschutz- und Erhaltung bzw. Gewässerrevitalisierung,
da hierbei Defizite bezüglich Lebensraum und den dazugehörigen
Biozönosen aufgezeigt werden.

Die hier vorgestellten Maßnahmen sind so konzipiert, dass anhand der erhobenen Parameter betreffend Fischpopulationen eine überblicksmäßige Darstellung des ökologischen Zustandes der Oberen Traun möglich wird. Somit kann flächendeckend der Handlungsbedarf im Sinne eines nachhaltigen Bewirtschaftungskonzeptes aufgezeigt werden.

1. Stufe: DNA ANALYSE

Siehe dazu den Bericht:

2. Stufe: Bestandsaufnahme

Das Büro blattfisch e.U. wurde von der Österreichischen Bundesforste AG, Geschäftsfeld Fischerei, mit einer Fischbestandserhebung in der Traun zwischen Steeg am Hallstättersee und Ebensee beauftragt. Die Erhebungen erfolgen mittels Elektrofischerei, wobei zwei speziell dafür adaptierten Schlauchboote verwendet werden. Die erhobenen Daten bilden die Grundlage für die Erstellung eines fischereilichen Bewirtschaftungskonzeptes und für die Abgabe von Empfehlungen zu fischökologischen und fischereilichen Maßnahmen zur Verbesserung der Fischbestände. 

Ebenseer Traun, bei der Miesenbachmündung, oberhalb der Rudolfsbrücke.

Untersuchungsgebiet 

Das Untersuchungsgebiet umfasst die gesamte Lauflänge der Traun zwischen Hallstättersee (Flusskilometer (Fkm) 118,0) und Traunsee (Fkm 86,0). Um den Fischbestand in dieser 32 km langen Fließstrecke bestmöglich zu erfassen, wurde das Projektgebiet in sechs Abschnitte gegliedert, von denen drei Abschnitte quantitativ und drei Abschnitte qualitativ beprobt werden: 

Lage der quantitativen Befischungsstrecken (gelb) und qualitativen Befischungsstrecken (rot).

Untersuchungsabschnitte & Termine 

Zeitpunkt der Erhebungen

Als optimale Zeit für fischökologische Erhebungen in diesem Rahmen kann
die Zeitspanne Spätsommer/Herbst betrachtet werden. Hier herrschen im Allgemeinen Niederwassersituationen vor, was sich positiv auf die Fangwahrscheinlichkeit auswirkt. Auch die 0+-Fische sind dann bereits erfolgreich befischbar.

Befischungsstelle 1 – am Dienstag, 8. September 2020

Abschnitt 1 (Fkm 86,0 bis Fkm 89,9): quantitative Fischbestandserhebung 

Befischungsstelle 2 – am Dienstag, 8. September 2020

Abschnitt 2 (Fkm 90,7 bis Fkm 98,3): quantitative Fischbestandserhebung 

Befischungsstelle 3 – am Mittwoch, 9. September 2020

Abschnitt 3 (Fkm 103,2 bis Fkm 105,8): qualitative Fischbestandserhebung 

Befischungsstelle 4 – am Mittwoch, 9. September 2020

Abschnitt 4 (Fkm 105,8 bis Fkm 109,7): quantitative Fischbestandserhebung 

Befischungsstelle 5 – am Donnerstag, 11. September 2020

Abschnitt 5 (Fkm 111,0 bis Fkm 113,7): qualitative Fischbestandserhebung

Befischungsstelle 6 – am Donnerstag, 11. September 2020

Abschnitt 6 (Fkm 115,5 bis Fkm 118,2): qualitative Fischbestandserhebung 

Die Fliessgewässerbewertung anhand Teststreckenanzahl und -länge
Anhand der beschriebenen groben Abschnittsbildung ist ein Überblick über
ungefähre Lage und Anzahl der Teststrecken gegeben. Bei der anschließenden Besichtigung des Untersuchungsgebietes wird die
genaue Lage der Teststrecken aufgrund von Repräsentativität und Zugänglichkeit festgelegt. In diesem Zuge erhält man auch einen Überblick über die Lebensraumsituation am Gewässer.

Die Lage der Untersuchungsabschnitte wurde auf das gesamte Untersuchungsgebiet bestmöglich verteilt, sodass die gesamte Fließstrecke von den Erhebungen abgedeckt wird. Die Lage der quantitativ zu beprobenden Streckenabschnitten wurde dabei unter Berücksichtigung von Querbauwerken sowie größerer Zuflüsse gewählt. Alle quantitativ zu beprobenden Abschnitte stellen freie Fließstrecken dar, die sich jedoch aufgrund der Einmündung der Ischl hinsichtlich der Abflussverhältnisse voneinander unterscheiden. 

Fischartenleitbild 

Die Traun ist im untersuchten Abschnitt der biozönotischen Region Hyporhitrhal groß, also der Äschenregion zuzuordnen (BMNT, 2019) und liegt in der Bioregion Kalkhoch- und voralpen (MOOG et al., 2001). Das adaptierte Fischartenleitbild für diesen Abschnitt der Traun beinhaltet insgesamt 17 Fischarten (BMNT, 2019). Leitarten sind Äsche, Bachforelle und Koppe. Daneben stellen Aalrutte, Aitel, Barbe, Elritze und Flussbarsch häufige Begleitarten dar. Des Weiteren beinhaltet das Leitbild noch neun seltene Begleitarten.

Adaptiertes Fischartenleitbild für die Traun (BMNT, 2019) zwischen Steeg am Hallstättersee  und Traunsee. (Quelle: www.blattfisch.at)

Methodik

Alle im Rahmen des Projektes durchgeführten Fischbestandserhebungen werden mit zwei speziell für den Elektrofischfang adaptierten Schlaubooten durchgeführt. Das Stromfeld wird dabei jeweils von auf den Booten stationär befestigten Gleichstrom-Standaggregaten des Typs EL 65 II bzw. EL 64 II mit 13 bzw. 7 kW Leistung erzeugt. Als Anodenpol fungiert ein zwischen zwei Auslegern aufgespannter Stahlseilrechen dessen Enden ins Gewässer eintauchen bzw. bei der gezielten Beprobung der Uferbereiche ein von Hand geführter Anodenkescher. Als Kathodenpol werden mittig des Bootes beiderseits zwei ins Wasser getauchte Stahlseilspinnen mitgeführt.

Kleines und großes Fangboot mit zwischen den Auslegern aufgespannten Anodenrechen.  (Foto: www.blattfisch.at)

Geraten Fische in das zwischen den beiden Polen erzeugte Stromfeld, so werden sie an den Anodenpol angezogen (Galvanotaxis), in dessen unmittelbarer Umgebung sie betäubt werden (Galvanonarkose). Die Wirkungsbreite des erzeugten Stromfeldes beträgt dabei etwa zwei Meter. Fische die auf diese Weise ins Stromfeld geraten, werden unverzüglich aus dem Wasser gekeschert und bis zur Bestimmung und Vermessung auf dem Boot unter ausreichend Frischwasserversorgung zwischengehältert. 

Quantitative Fischbestandserhebungen 

Die quantitativen Fischbestandserhebungen werden in Anlehnung an den vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT, 2019) herausgegebenen Leitfaden für die Erhebung des biologischen Qualitätselementes „A1 Fische“ und nach der Streifenbefischungsmethodik von SCHMUTZ et al. (2001) durchgeführt. Dabei wird anhand einer Luftbildanalyse und einer Unterteilung vor Ort jeder Gewässerbereich einem bestimmten Habitattyp zugeordnet. In jedem Habitattyp wird eine gewisse Anzahl an sogenannten Streifen befischt. Bei den Streifen handelt es sich um 50 – 300 Meter lange Abschnitte, die entweder in Fließrichtung oder, direkt am Ufer, auch gegen die Fließrichtung abgefischt werden. Alle befischten Streifen und die darin gefangenen Fische werden einem der zuvor ausgewiesenen Habitattypen zugeordnet. Anhand der Flächenanteile der einzelnen Habitatypen an der Gesamtgewässerfläche kann ein flächenbezogener Fischbestand errechnet werden, der in Form von Individuen bzw. Biomasse pro Hektar Gewässerfläche dargestellt wird. Bei der quantitativen Streifenbefischung werden alle Habitate, die in einem Gewässer vorhanden sind beprobt. Auf diese Art und Weise kann auf das vorhandene Artenspektrum und den Gesamtfischbestand in einem Gewässerabschnitt geschlossen und der fischökologische Zustand ermittelt werden. 

Qualitative Jung- und Laichfischerhebung 

Bei einer qualitativen Fischbestandserhebung werden auch gezielt jene Habitate befischt, die besondere Eignung für die Jung- und Adultfische von fischereilich relevanten Arten wie Äsche, Bachforelle oder auch Regenbogenforelle aufweisen. Anhand der dabei erhobenen Daten kann zum einen darauf geschlossen werden, wie erfolgreich die Reproduktion dieser Arten in den letzten Jahren verlaufen ist, andererseits wird ersichtlich, wie groß der tatsächliche Bestand an aktuell an der Reproduktion beteiligten Individuen ist. Werden dabei Defizite festgestellt, so kann durch Umsetzung geeigneter Maßnahmen gezielt darauf reagiert werden. 

Zielsetzung 

Anhand des bei den Untersuchungen ermittelten Fischbestandes sollen etwaige Defizite aufgezeigt werden. Die Kenntnis über den aktuell vorherrschenden Zustand dient in weiterer Folge der Ausarbeitung von fischökologisch und fischereiwirtschaftlich wirksamen Maßnahmen zur nachhaltigen Stärkung der Fischbestände im gegenständlichen Traunabschnitt. Durch die Umsetzung geeigneter Maßnahmen kann sich der fischökologische aber auch fischereiwirtschaftliche Zustand in diesen Traun Revieren auf lange Sicht wesentlich verbessern. 

3. Stufe: Laichplatzkartierung

Der Bericht über die Laichplatzkartierung ist in Ausarbeitung.

Zur Beschreibung des Charakters des aquatischen Lebensraumes in den
definierten Gewässerabschnitten werden diese überblicksmässig bezüglich
dem Vorhandensein und der Verteilung der hydraulischen Habitate (Mesohabitate)
sowie anderer Strukturelemente beschrieben (Tab. 4). Damit sind wertvolle
Hinweise auf die Qualität des Lebensraumes bezüglich seiner Eignung
als Fischhabitat gegeben. Falls die ausgewiesenen Gewässerabschnitte eine
sehr heterogene Habitatstrukturierung aufweisen, sind unter Umständen eine
weitere Untergliederung und somit auch weitere Teststrecken nötig.

Quelle und Literatur

Andreas Fischer, Christoph Graf &  Clemens Gumpinger, Wels, August 2020, Fischbestandserhebung in der Traun zwischen Hallstättersee und Traunsee www.blattfisch.at 

BUNDESMINISTERIUM FÜR NACHHALTIGKEIT UND TOURISMUS (BMNT). (2019). Leitfaden zur Erhebung der biologischen Qualitätselemente Teil A1 – Fische. Wien. 

MOOG, O., SCHMIDT-KLOIBER, A., OFENBÖCK, T. & GERRITSEN, J. (2001). Aquatische Ökoregionen und Fließgewässer – Bioregionen Österreichs – eine Gliederung nach geoökologischen Milieufaktoren und Makrozoobenthoszönosen. in: Bundesministerium Für Land- Und Forstwirtschaft, Umwelt Und Wasserwirtschaft. 

SCHMUTZ, S., ZAUNER, G., EBERSTALLER, J. & JUNGWIRTH, M. (2001). Die Streifenbefischungsmethode: Eine Methode zur Quantifizierung von Fischbeständen mittelgroßer Fließgewässer. in: Österreichs Fischerei, 54, 14–27.

 

„Wenn ich drei Zauberwünsche frei hätte, so würde ich mir als Drittes jedenfalls wünschen, in jedem Gewässer alle Fische sehen zu können.“

Zitat von: Dr. Günter Jens