WOLFGANGSEE UND ISCHL – TEMPERATUR UND PEGEL SITUATION

Der Wolfgangsee, mit älterem Namen auch Abersee, ist ein Alpenrandsee. Er liegt zum größten Teil im Nordosten des Bundeslandes Salzburg, ein kleiner Teil gehört zu Oberösterreich, und er ist mit 13 km² einer der größten und bekanntesten Seen in der Region Salzkammergut. Am Wolfgangsee liegen die Salzburger Gemeinden Sankt Gilgen und Strobl sowie die oberösterreichische Gemeinde Sankt Wolfgang im Salzkammergut. Das Gebiet um den Wolfgangsee gilt als viel besuchte Tourismusregion.

Luftbild des Wolfgangsees (Blick von Südosten) Quelle: Wikipedia, von Carsten Steger, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Aerial_image_of_the_Wolfgangsee_(view_from_the_southeast).jpg

Der Wolfgangsee hat eine Fläche von 13 km². Er liegt auf einer Seehöhe von 538 Metern und ist an seiner tiefsten Stelle 114 Meter tief. Durch den Schwemmkegel des Zinkenbach aus der Osterhorngruppe, der Zinkenbach-Halbinsel am Südufer, und dem kleineren Schwemmtrichter des Ditlbach vom Schafberg, wird er in zwei Seebecken geteilt. An dieser Stelle ist der See nur gut 200 Meter breit und 20 m tief. Der Zinkenbach ist der Hauptzufluss des Wolfgangsees, der Abfluss erfolgt über die Ischler Ache oder auch kurz „Ischl“ genannt am östlichen Ende des Sees. Der mittlere Abfluss (MQ) beträgt 5,4 m³/s, die theoretische Wassererneuerungszeit liegt bei 3,9 Jahren.

Die „Obere Ischler Ache“ ist als Grenzgewässer zwischen Salzburg und Oberösterreich eines der wichtigen Laichhabitat des ganzjährig geschonten Perlfisches. Die Oberen drei Kilometer der Ischler Ache fließen in einer recht natürlichen Umgebung, mit herrlichen Uferbewuchs Richtung der Ortschaft Weinbach. Ab dort wird die Ischl stark reguliert und ihre natürliche Durchgängigkeit durch zwei Kraftwerke unterbrochen.

Wasserstandssituation 2022

Jahres Pegel Wolfgangsee 2022

Quelle: © Hydro Salzburg

Jahres Pegel Ischler Ache bei der Seeklause in Strobl im Jahr 2022

Quelle: © Hydrographischer Dienst Oberösterreich

Aus Sicht des Hydrographischen Dienstes sieht die Sache nicht so dramatisch aus. Denn zum einen liege der Pegel immer noch über dem Tiefstwert der seit 1976 aufgezeichneten Daten: Der bisher niedrigste Pegel wurde im Jänner 1985 mit 47 Zentimetern gemessen. Dass sich die Zunahme von Hitzetagen mit mehr als 30 Grad und ausbleibender Regen auf Flüsse und Seen auswirken, ist unbestritten. Eine Folge seien See- und Flusswasserstände, die so niedrig seien wie selten zuvor.

Extremes Niederwasser im Augus 2022

Im Uferbereich sah man es am deutlichsten: Der Wolfgangsee führt Mitte August 2022 merkbar weniger Wasser, als man es gewohnt ist. Mit nur mehr 57 Zentimetern lag der Pegelstand des Wolfgangsees in St. Gilgen am Freitag um rund 30 Zentimeter unter dem langjährigen Mittel. Aber nicht nur dass: Der Pegel liegt auch knapp unter dem langjährigen Minimalwert für dieses Datum (gemessen von 1990 bis 2019). Der anhaltend niedrige Wasserstand am Wolfgangsee bereitet auf der einen Seite den Touristikern Sorgen, wegen der Ausflugs-Schifffahrt. Genauso besorgt, sind auch wir von Seiten der Fischerei und der Bewirtschaftung des Wolfgangsee und der Ischler Ache, bei welcher der Abfluss auf ein sehr geringen Maß zurückviel.

Abfluss wird reguliert

In Strobl verlässt der Wolfgangsee über den „Seeausrinn“, der Ischler Ache mit einer Seeklause geregelt den See. An der Seeklause wird einerseits gewährleistet, dass der See Pegel nicht unter ein bestimmtes Niveau sinkt. Andererseits wird dort auch sichergestellt, dass eine Mindestmenge an Wasser aus dem See abfließt. Das diene in erster Linie der Gewässerökologie, die die dort lebenden Fische und auch die beiden Kleinkraftwerke im Unterlauf des Flusses. Dass der Wolfgangsee in trockenen Perioden, einen besonders niedrigen Pegelstand aufweise, liege in erster Linie daran, dass – diese bei auch bei anhaltend trockenen Wetterphasen – ein sehr geringer Zulauf gegeben ist und daher auch nur ein Mindestmaß an Wasser abgeleitet werden könne.

Mindestmenge ist mit 470 Litern pro Sekunde

Diese beträgt bei einem Pegelstand von 85 Zentimetern 470 Liter pro Sekunde. Schließlich haben die Fischerei und die Kraftwerksbetreiber an der Ischl ein reges Interesse, dass der Traun-Zufluss nicht austrocknet. Für die Seeschifffahrt ist ein so weites Absinken des Seepegelstandes allerdings ein Problem. Der Abfluss selbst aus dem Wolfgangsee in die Ischler Ache, soweit dieser beeinflussbar ist, ist über einen wasserrechtlichen Bescheid geregelt. Die Mindestmenge ist mit 470 Litern pro Sekunde festgelegt. Je nach Pegelstand können – und sollen – es aber mehr sein, denn ist der See Pegel zu hoch, versinken die Badestege um den See im Wasser.

Pegel 106 cm sind 1,7 m3/s

Im August 2022 flossen beim Seeausfluss in Strobl bei einem Pegelstand von 106 Zentimetern 1700 Liter pro Sekunde aus dem See. D.h. beim Minimal Pegel am 19. August 2022 von 96 cm, dürfte die Abflussmenge bei knapp über 1 m3/s liegen. Von einem lt. WR-Bescheid genehmigten minimal Abfluss von 470 Liter pro Sekunde ist man also noch etwas entfernt.

Die Wassertemperatur macht uns Sorgen

Die einhergehende Erhöhung der Wassertemperatur bereitet uns von Seiten der Fischerei große Sorgen. Die periodischen, starken Seespiegelentwicklung deuten auf eine weitere Abnahme sowie Verstärkung der Fluktuation der Seespiegel hin. Hier besteht durchaus Forschungsbedarf um nicht in ähnliche Situationen wie am Neusiedlersee zu kommen. Am Wolfgangsee und der Ischler Ache ist es derzeit „noch 5 vor Zwölf“. Um Vorbereitet zu sein versuchen wir von Seiten der Fischerei, schwerpunktmäßig mit Wissenschaftlern eine Erhebung eines hydrologisches Langzeitverhalten von Salzkammergut Seen generell, jedoch als Referenzprojekt auf Basis des Wolfgangsee, inklusive des Seeausrinn, der Ischler Ache einen Plan B zu entwickeln.

Wassertemperatur Wolfgangsee 2022

Quelle: © Hydro Salzburg

Wassertemperatur Ischler Ache – Pegel Bürgelstein 2022

Auf Grund des Klimawandels kommt es nachweislich zu einer verstärkten Erwärmung der Oberflächengewässer. Hier sind vor allem die obersten Schichten der Seen betroffen, die auf Grund der steigenden Sommertemperaturen in den letzten Jahren eine deutliche Erwärmung über dem Durchschnitt zeigten. Eine Zunahme der Wassertemperaturen in diesen großen stehenden Gewässern kann aber vor allem dann auch für Fließgewässersysteme zu einem habitatlimitierenden Faktor werden, wenn diese im Bereich des Seeausrinns große Anteile des Durchflusses aus den oberflächennahen Schichten abführen.

In die Ischler Ache wird natürlicher Weise das sehr warme Oberflächenwasser des Wolfgangsee abgeleitet. Daher kommen wir gerade im Bereich der Oberen Ischler Ache, in den Sommermonaten, in denen es zumeist auch eine geringe Wasserführung gibt und dadurch auch, sehr wenig gelösten Sauerstoff im Wasser, zu Extremsituationen für die Wassertiere.

Quelle: © Hydrographischer Dienst Oberösterreich

Verschiebung der Fischregionen

Auf Grund der topographischen und hydrologischen Gegebenheiten tritt dies mit hoher Wahrscheinlichkeit im Verbindungssystem Wolfgangsee – Ischler Ache auf. Somit kommt es in der Ischler Ache für die Gewässer Zönose im Allgemeinen, aber für die Fischökologie im Speziellen zu einer Hybridgewässerform die einen nachhaltigen Populationsaufbau bzw. eine nachhaltige Fischereibewirtschaftung im Sinne der Einstufung als Fischregion erschwert. Einerseits besitzt die Ischler Ache auf Grund der sich ändernden Feststoffbewirtschaftung im Einzugsgebiet eine hohe Umlagerungsdynamik, somit alpine Wildflusscharakteristik, anderseits durch die erhöhten Wassertemperaturen werden diese Lebensraumbedingungen in Richtung „Potamal“ verschoben. Beide Entwicklungen zusammen liefern nur für wenige Arten nutzbare Lebensraumbedingungen.

Einerseits besitzt die Ischler Ache auf Grund der sich ändernden Feststoffbewirtschaftung im Einzugsgebiet eine hohe Umlagerungsdynamik und ist somit einer alpinen Wildflusscharakteristik zuzuordnen.

Zielsetzung eine Forschungsprojektes

Ziel eines möglichen Forschungsprojektes sollte sein, die variablen Wassertemperaturverhältnisse im Bereich des Seeausrinns Wolfgangsee im Detail zu untersuchen. Es sollte durch die Untersuchung von Temperaturschichtungen die Möglichkeiten zur Entnahme von Tiefenwasser des Sees überprüft werden um zu bestimmten Zeiten (Hitzeperioden im Sommer) die Ischler Ache mit kühlerem Wasser gezielt zu versorgen. Es sollen Daten über einen Zeitraum von zwei Jahren gesammelt werden um eine erste Sicherheit in der Prognose des Managements zu erzielen.

Andererseits verändern sich durch die erhöhten Wassertemperaturen die Lebensraumbedingungen in Richtung Ischler Ache und verschieben sich „Potamal“.

Methodik

Um die gewünschten Ziele und Daten zu bekommen sollen mehreren Standorte in der Nähe des Seeausrinns im Wolfgangsee ausgewählt werden. Diese sollen von ihrer Position eindeutig für die unmittelbare Abflussbildung in der Ischler Ache zuordenbar sein. Um diese Standorte zu ermitteln soll ein zweidimensionale-tiefengemittelte Strömungsmodellierung des Seeausrinns durchgeführt werden. Wenn die Positionen der Messpunkte bestimmt sind, werden an diesen Punkten vertikal abgestufte Temperaturmessprofile installiert. Dies erfolgt in einer vertikalen Positionierung unterschiedlicher Temperaturlogger, die in den ersten beiden Metern unterhalb des Wasserspiegels alle 0.5 m angeordnet sind und ab 2 m Wassertiefe in 1 m Intervallen kontinuierlich in Stundeninterval die Wassertemperatur speichern. Die vertikalen Temperaturmessungen werden am Boden verankert und sind mit einer Boje oberflächlich sichtbar. Die aufgezeichneten Werte werden periodisch ausgelesen. Im Sommer wird das Intervall auf 1 Monat reduziert, da es sich hier um die sensible Phase des Monitorings handelt und ein Datenverlust vermieden werden sollte. Weiters sollen die gemessenen Temperaturen des Seeausrinns mit den Wassertemperaturen der Ischler Ache verglichen werden, um so ein Abfluss-Temperatur Wirkungsmodell für den Fluss zu entwickeln.

Ergebnisse der Studie

  • detaillierte Informationen über die Auswirkungen der Wassertemperaturen des Wolfgangsees auf das Temperaturregime der Ischler Ache
  • Grundlagen für ein mögliches zukünftiges gesteuertes Temperaturmanagement der Ischler Ache
  • Die Ischler Ache ist ein wesentliches Laichhabitat für die Fischpopulationen im Wolfgangsee
  • Veränderungen der Temperatur und des Wasserstandes haben Auswirkungen auf die Laichplätze

Finanzierung

An der Finanzierung für ein Forschungsprojekte wird gerade gearbeitet. Von Seiten Fischerei Revier Oberes Salzkammergut unterstützen wir diese Projekt, soweit dies unseren Möglichkeiten zulassen.

Weitere Informationen

Pegeldaten von „Hydro Salzburg“: https://www.salzburg.gv.at/wasser/hydro/#/Seen?station=203653

 

„Die Zukunft unserer Fischerei liegt in unseren Händen.“

Durch die Arbeit mit unseren wissenschaftlich fundierten Best Practices,

im Umgang mit Fischen, versuchen wir deren Bestand zu erhalten.