REGENBOGENFORELLEN LAICHPLATZ KARTIERUNG

Nach dem Vorbild und abgeleitet aus der Landwirtschaft und weitergedacht, ein logischer Entwicklungsschritt auch in der fischereilichen Gewässerbewirtschaftung ist Permakultur von dem englischen Begriff „permanent ichthyology culture“; deutsch: „dauerhafte Kultur“ ist ursprünglich ein nachhaltiges Konzept für Landwirtschaft und Gartenbau, das darauf basiert, natürliche Ökosysteme und Kreisläufe in der Natur genau zu beobachten und nachzuahmen.

Eine in gewissem Sinne einen standorttreuen Stamm, wird es allerdings immer nur solange geben, wie diesen die Lebensbedingungen Zusagen.

Beim Kaufen von Regenbogenforellen oder Regenbogenforellen Eiern gibt es zumeist manipuliertes Material am Markt. Wenn möglich ist auch hier, denn Fischen die sich schon im Gewässer etabliert haben, der Vorzug zu geben.

Die heimische Regenbogenforelle

Im Jahr 1887 wurden die ersten Regenbogenforelleneier von Nordamerika nach Österreich gebracht. Von diesem Zeitpunkt an wurde die Regenbogenforelle mit zunehmender Intensität besetzt und vielerorts ein fixer Bestandteil des fischereilichen Managements. Nach Jahrzehnten der Bewirtschaftung etablierten sich die ersten selbst reproduzierenden Bestände. Die ersten Reproduktionsnachweise in Fließgewässern gelangen in den 1970er Jahren. Eines der Hauptkennzeichen der Regenbogenforelle ist, dass sie zum Unterschied zur Bachforelle als ein Allesfresser bezeichnet werden können, der nur selten zum reinen Raubfisch wird. Des Weiteren ist ihr ein gewisser Geselligkeitstrieb eigen, der sie in Gemeinschaft mit Artgenossen leben lässt. Jedenfalls bevorzugt die Regenbogenforelle Lebensräume, die ihr mannigfaltige Nahrung bieten.

Gute Temperatur Verträglichkeit

Auch ihre höhere Temperaturverträglichkeit lässt Schlüsse auf ihren natürlichen Lebensraum zu und so ist sie, in Zeiten der Verschiebung der Fischregionen, eine wichtige Alternative in der Bewirtschaftung geworden.

An der Oberen Traun, pflanzen sich die Regenbogenforellen selbst fort. Hier sieht man einen großen, hellen Laichplatz von Regenbogenforellen an der Oberen Traun.

Frühjahrsleicher bevorzugt

Von den Regenbogenforellen sollten für den Besatz der Fließgewässer aus mehrfachen Gründen nur Stämme verwendet werden, die die ursprüngliche Laichzeit zum Ausgang des Winters beibehalten haben.

Teilweise konnten wir im April noch Regenbogenforellen in den Laichgruben beobachten.

Gute Gründe, für „Frühjahrslaicher“

  • Es sind zum einen die Schonzeitbestimmungen auf diesen Laichtermin ausgerichtet und zum anderen kann die
  • Laichablage der Bachforellen und auch der Äsche kaum, ggf. nur gering, durch laichfähige Regenbogenforellen gestört werden.
  • Es ist auch das Nahrungsaufkommen für die Frühjahrsleicher besser und auch für die Brütlinge ist eine Entwicklung im Frühling besser.
Hier ein grosser RBF Laichplatz unterhalb vom Trampolin im Zeitraum ab Mitte Februar bis Ende März.
Am 29. März 2020 konnten noch Regenbogenforellen beim Laichen beobachtet werden.

Laichplatzkartierung

Das Zählen von Bäumen ist bekannterweise einfacher als das Zählen von Fischen. Fische sind zumeist unsichtbar und zumeist in Bewegung. Diese Aussage fasst einen der schwierigsten Aspekte der Fischereibewirtschaftung treffend zusammen: zu wissen, wie viele Fische es gibt und wann und wo sie sich bewegen. Die Beantwortung dieser Fragen ist besonders wichtig für unsere Hauptfischarten, wie von Forellen und Äschen, die im Laufe ihres Lebens einige Entfernungen in unseren Flüssen zurücklegen. Fischereiwissenschaftler haben zahlreiche Technologien zur Verfolgung von Fischbewegungen entwickelt und suchen ständig nach neuen, innovativen Wegen, um diese Bewegungen zu überwachen.

Die Regenbogenforelle ist aus der Gewässerbewirtschaftung in, vielen unserer Gewässer nicht mehr wegzudenken. Hätte sie nicht den Platz, denn früher die Bachforelle hatte eingenommen, hätte die Attraktivität unserer Fliegenfischergewässer stark abgenommen.

Wenn immer wieder Regenbogenrogner gefangen werden, die außerhalb der Laichzeit, also nicht im und um den März, reife Eier tragen, so muss das nicht immer darauf zurückgeführt werden, dass sie einem Stamm mit einem genetisch bedingten, anderen Laichtermin angehören. Laichreife Regenbogenrogner, die keinen geeigneten Laichplatz finden, behalten ihre Eier oft lange bei sich. Diese sind dann aber, wie die Erfahrung lehrt, nicht mehr befruchtungsfähig und sterben, allerdings oft erst nach längerer Zeit, ab.

Regenbogenforelle im Drill
Regenbogenforelle im Drill

Regenbogenforellen aus „Speisefischzuchten“

Für den Regenbogen Fischbesatz in unseren Gewässern benötigen wir heute Fische, die eine gute Durchmischung an männlichen (Milchner) und weiblichen (Rogner) Individuen haben. Anders ist das bei den Forellenproduzenten, die Speiseforellen aufziehen oder die Setzlinge an Interessenten abgeben, die beabsichtigen Portionsfische zu erzeugen. Von diesen Produzenten wird ein ständiges Angebot an Speisefischen in einer bestimmten Größe das ganze Jahr über vom Markt verlangt. Diesem Käuferwunsch kann nicht einmal beim Vorhandensein von zwei zu verschiedenen Zeiten laichenden Regenbogenstämmen ganz entsprochen werden. Dazu braucht es mindestes drei, am besten 4 Stämme mit verschiedenen Laichterminen. Dies würde so viel Platz in einer Fischzucht beanspruchen, dass ihn kein Betrieb, sei er auch einer der größten, in Österreich zur Verfügung halten kann.

Daher werden von diesen Fischzuchtanstalten zu verschiedenen Terminen Eier importiert. Denn nicht nur für die Mutterfische selbst muss Raum zur Verfügung gestellt werden, es muss ja außerdem für ihre ständige Ergänzung und Erneuerung gesorgt werden, um alle Jahre ausreichend mindestens 4-jährige Rogner ablaichen zu können. Eine gewisse Schwierigkeit ist auch darin zu sehen, dass mit der Verbringung von Mutterfischstämmen in ein anderes Milieu und andere Umweltverhältnisse der Laichtermin nicht unbedingt beibehalten wird, sondern sich auch um Monate verschieben kann. Platzbedarf und Umweltverhältnisse beschränken somit die Eierzeugung in hohem Maße.

Regenbogenforellen Eier kann man heute in guter Qualität am Markt kaufen. Sie kommen zumeist aus dem Ausland.

Eiproduktion für Fischzüchter nicht profitabel

Natürlich spielt auch die Frage nach der Rentabilität einer eigenen Eierzeugung eine große Rolle. Wenn man sich der Mühe unterzieht, den Ertrag einer mittelgroßen Forellenzucht einerseits aus der Produktion von Brut und Setzlingen, andererseits von Eiern zu ermitteln und gegenüberzustellen, so geht aus dieser Berechnung sehr schnell hervor, dass die Eierproduktion sich kaum rentiert und die Existenz des Betriebes sogar gefährdet. Abgesehen davon, dass die Eier zu einem kurzen, von der Eientwicklung bestimmten Zeitpunkt verkauft werden müssen, was oft schwerwiegende Absatzprobleme schafft, so ist es gar nicht leicht, einen entsprechend großen und ständigen Kundenstock zu finden und zu erhalten.

Daher haben wir uns im FROSKG entschlossen, dass wir uns um diesen eher unprofitablen Bereich, soweit wie möglich selbst kümmern.

Bachforellen Aufzucht

Bei der Bachforelle haben wir einen recht guten Zustand erreicht. Hier können wir auf einen lokalen Stamm an Mutterfischen zugreifen. Die zwar in einen Teich gehalten werden, also keine reinen Wildfische mehr sind. Jedoch von der Herkunft her, Traun stämmig sind und genetisch in unsere Region passsen.

Äschen Aufzucht

Bei der Unterstützung der Äschen Aufzucht betreiben wir den größten Aufwand. Hier werden lokale Traun Äschen zur Laichzeit abgefischt und abgestreift und bis zum Augenpunktstadium in einer geschützten Umgebung im Bruthaus entwickelt und danach per Cocooning im FROSKG ausgestzt.

Regenbogenforellen Aufzucht

Bei der Regenbogenforelle haben auf der einen Seite Traun stämmige Elterntiere abgefischt und über das Brut Haus entwickelt. Dieser Variante wäre durchaus der Vorzug zu geben. Anderseits haben wir es auch mit Zukauf von qualitativ hochwertigen, biologischen Eimaterial versucht. Natürlich in einer nicht „triploisierten“ Ausführung mit einem natürlichen Anteil an männlichen -und weiblichen Eimaterial. Hier kann man mit recht geringem Aufwand, eine große Wirkung erzielen, wenn die Umstände im Gewässer, wie Jungfischhabitate dies zulassen. Wenn die Voraussetzungen passen, kann man hier „explosionsartig“ den Fischbestand beeinflussen. D.h. wir wissen wie es geht und an welchen Schräubchen wir drehen könnten, wenn sich ein Erfordernis ergeben würde.

Lieber ist uns jedoch die Variante, dass wir eine zufriedenstellende Naturreproduktion an der Oberen Traun haben, die wir nicht zusätzlich beeinflussen müssen. Bis zu den Maßnahmen, die sich um die Laichplatzkartierung, Laichplatz Verbesserungen und der Schaffung von Jungfisch Habitaten, beschäftigen.

Natürliche Reproduktion wird gefördert

Bei uns die bevorzugte Variante: Große RBF zu Schützen und damit das Eigenaufkommen zu fördern und zu unterstützen. Harald Edinger bei der Laichplatzkartierung zur RBF Laichzeit.
Auch hier eine große Laichgrube. Daher ist es speziell im März-Mai wichtig, dass hier nicht unachtsam gewatet wird und die Laichgruben beschädigt werden.

Laichzeitverschiebungen durch Klimawandel

Aktuell wissen wir noch nicht, wie weit die Laichzeitverschiebungen durch die Umweltfaktoren und wie weit sie durch Erbeigenschaften fixiert sind. Es wäre interessant, zu erfahren, ob schon Beobachtungen gemacht wurden, die die Vererbbarkeit differenzierter Laichtermine beweisen, so wie wir den Einfluss der Umweltfaktoren auf diese feststellen konnten. Oder: ist die Variabilität der Laichzeit gar eine durch künstliche Zucht und Vermehrung neu erworbene Eigenschaft, die die überaus hohe Anpassungsfähigkeit der Regenbogenforelle unter Beweis stellt? Ist es dann nicht wahrscheinlich, dass nach dem Aussetzen von Nachkommen früh- oder spätlaichender Stämme ins Wildwasser die jeweilige Eigenschaft nicht beibehalten wird? Die Forelle als noch recht urwüchsiges Tier ordnet sich wohl sicher nach den bisherigen Beobachtungen in den Jahresrhythmus des betreffenden Standortes ein. Diese Fragen harren noch der Beantwortung. An dieser Stelle soll an die Gewässerbewirtschafter die Frage gerichtet werden, welche Beobachtungen eventuell über ursprünglich verschiedene Laichzeiten von Bach- und Regenbogenforellen im selben Gewässer vorliegen, über eine eventuelle Verschiebung bei den letztgenannten, so dass es sekundär zu einer Überlappung der Laichzeit der beiden Arten gekommen ist. Was in der Brutanstalt absolut erwünscht und günstig sein kann, ist in freier Wildbahn oft als nachteilig zu betrachten. Auch für die Festlegung örtlicher Schonzeiten sind solche Beobachtungen unbedingt wichtig.

Bedeutung bei der Erhaltung

Die Ethnoichthyologie kann für die Untersuchung von durch anthropogene Faktoren verursachten Umweltveränderungen wie dem Rückgang der Fischbestände, dem Verschwinden von Fischarten und der Einführung nicht heimischer Fischarten in bestimmten Umgebungen von großem Nutzen sein. Ethnoichthyologisches Wissen kann zur Entwicklung von Umweltschutzstrategien verwendet werden. Mit fundierten Kenntnissen der Fischökologie können fundierte Entscheidungen in Bezug auf Fischereipraktiken getroffen und schädliche Umweltpraktiken vermieden werden. 

Bei der oberen Soleleitung ist eine der größten Laichgruben von Regenbogenforellen.

Laichplätze und Jungfischhabitate

Die Wiederherstellung von Laichgebieten erfordert die Kenntnis der Merkmale, die eine geeignete Umgebung für die Fortpflanzung von Fischen darstellen. Im FROSKG (Fischerei Revier Oberes SalzKammerGut) sind wir dabei, eine Erhebung der Laichplätze, in denen Regenbogenforellen und Äschen ihre Eier legen, um eine Laichplatzpräferenzen für Salmoniden zu erheben. Wir dokumentieren die zeitliche und geografische Verteilung der RBF -und Äschen Laichzeit mit der Beobachtung der in Frage kommenden Standplätze und dokumentieren die Strömungsverhältnisse (Pegel), Wassertemperatur, Tiefe und Substrattyp. Die Ergebnisse dieser Erhebungen wird uns bei unseren Wiederherstellungsbemühungen hilfreich sein und zur Maximierung des Laichlebensraums beitragen.

Regenbogenforelle hat sich etabliert

Heute gilt die Regenbogenforelle in der Oberen Traun im Salzkammergut etabliert. Gerade an der Oberen Traun zwischen Hallstätter See und Traunsee wo wir seit vielen Jahren die Bachforelle als Hauptfisch durch PDS/PKD verloren haben, sind wir als Bewirtschafter sehr froh, dass sich mit der selbst Reproduktion ein Regenbogenforellen Stamm entwickelt hat, den die Bedingungen hier passen. Bis dato wurde der Ausbreitung der Regenbogenforelle im alpinen Raum, ihrer Ökologie und ihrem Invasionserfolg aus wissenschaftlicher Sicht noch unzureichend Aufmerksamkeit geschenkt. Der Invasionserfolg gilt in der internationalen Fachliteratur teilweise sogar als umstritten. Im OÖ. Fischereigesetz ist die Regenbogenforelle zumindest schon mit einer Schonzeit verankert. Im Fischleitbild der Oberen Traun hat sie es jedoch noch nicht geschafft aufgenommen zu werden. Somit möchte ich mit dieser Dokumentation einen Beitrag zur Aufklärung der Ausbreitung der Regenbogenforelle im Salzkammergut, mit Fokus auf das wichtigste Maß der Anpassung und des Erfolges der Selbst-Reproduktion belegen, dass trotz Nischenüberlappung mit der Äsche ein ausgewogenes Nebeneinander möglich ist. 

Laichplatz Überlappung mit der Äsche

Ist die Nischenüberlappung gering oder ist genügend Ressource vorhanden, kommt es zu keiner Konkurrenz, sondern ist Koexistenz möglich (MATTHEWS 1998). KOCIK & TAYLOR (1995). Jüngste Untersuchungen an der Steyr belegen, dass in morphologisch intakten Fließgewässern, sofern die maximale Tragfähigkeit des Lebensraumes nicht erreicht ist, keine Konkurrenzsituation zwischen Äsche und Regenbogenforelle feststellbar ist (RATSCHAN et al. 2017). Ähnliche Ergebnisse belegen Untersuchungen in der Ybbs bei Göstling (UNFER et al. 2011) oder an der oberen Mur, in der neben der Regenbogenforelle sehr gute Äschen Bestände nachweisbar sind.

Lebensraum muss ausreichen

Das heißt, dass die Ressource um die konkurriert wird, limitiert sein muss. Wenn die verfügbare Ressource wie Nahrung oder Lebensraum ausreichend sind, ist eine Nischenüberlappung möglich und es tritt wenig Konkurrenz auf. Aus diesem Grund schonen wir die Äsche ganzjährig und nutzen die erfolgreich selbst reproduzierende Regenbogenforelle Bestände an der Oberen Traun. Da die Verluste an der Fischfauna, durch den Wegfall der Bachforelle große Defizite brachte, war das Aufkommen der Regenbogenforelle eine Aufwertung und Erhaltung der Attraktivität von Fischereirechten. Die Aussage, dass durch die Entnahme bzw. Eliminierung der Regenbogenforelle sich die Äschen Bestände erholen könnten, muss als Versuch der Ablenkung der wahren Probleme identifiziert werden. In einer Kulturlandschaft, in der auch die Angelfischerei ausgeübt werden darf und soll, bedarf es geeigneter Managementpläne, die auf Basis der geltenden Rechte und unter Einbindung objektiver Fachleute, erstellt werden müssen. 

Fischerei Bestimmungen mit Entnahmefenster

Einen wichtigen Bestandteil des Erfolges für die natürliche Selbstreproduktion der Regenbogenforelle an der Oberen Traun ist auch der Einführung eines Entnahmefenster geschuldet. Dadurch werden die produktiven Muttertiere und die „Zuchtbullen“ mit > 50 cm im Wasser gelassen und tragen dazu bei, denn Bestand durch eine hohe Eigenreproduktion zu erhalten.

Weitere Informationen

UNFER G. & A. STEFAN (2011): Fischartenkartierung Niederösterreich. In den Revieren Ybbs Bl/8 und Ybbs BII/11 (Siegengraben/Göstling). Wien, 33

S. RATSCHAN C., M. JUNG & G. ZAUNER (2017): Der Einfluss von Prädatoren und Besatz auf die Fischzönose im Unterlauf der Steyr. Engelhartszell, 81 S.

 

„Wenn der Lebensraum ausreichend ist, dann wächst jedes Jahr zu,

und wenn man das mäßig und bescheiden nutzen will, dann reicht das.“

Zitat von: Stefan Guttmann