Aufgrund von drastischen Veränderungen der ökologischen Verhältnisse in und an den Gewässern in den letzten Jahrzehnten gilt die Äsche im Salzkammergut als vom Aussterben bedroht. Daher haben wir vom Fischereirevier Oberes Salzkammergut mit seinen Fischereirevier Bewirtschaftern- und Pächtern das Äschen Schwerpunktprogramm SÄEEP „Salzkammergut Äschen Erhaltung- und Entwicklung Programm“ aufgesetzt, um unsere lokalen Äschen Populationen zu erhalten.
Revier „Äschen Erhaltung- und Entwicklung Programm“
Wir haben uns als Ziel gesetzt, Grundlagen für die langfristige Erhaltung der im Salzkammergut vorkommenden Äschen Stamm zu erarbeiten. Neben einer fischökologischen Detailaufnahmen sind wir dabei auch der genetische Stamm der Salzkammergut Äsche zu analysiert und diesen auch für eine weitere Zucht zu verwenden, um neben den noch geringen natürlichen Aufkommen, den Bestand zu verbessern. Begleitend zu der 2020 durchgeführten Elektrobefischungen sind wir auch dabei, über Gewässerabschnitten zwischen Hallstätter See und Traunsee auch eine Defizit Analyse und weitere wichtige ökologische Parameter zu erheben und daraus einen Maßnahmenplan und Arbeitspakete zu entwickeln.
Ergebnisse 2021
Vorweg die Ergebnisse 2021
2020 sind wir mit einer ersten Aktion gestartet und haben Corona bedingt mit einer ersten Laichfischfang Aktion 5 Rogner gefangen, abgestreift und konnten 17.000 Brütlinge im Revier verteilen. Mit den Erfahrungen aus den Vorjahr, konnten wir 2021 schon 12 Rogner abfischen und werden je nach Ausfall >30.000 Äschen Eier über die Brutrinne im Revier Bruthaus entwickeln.
Pegel -und Temperatur Daten
Einer der wichtigen Punkte beim Äschen Laichfischfang ist, dass wir den Zeitpunkt für den Abfischtermin möglichst Exakt erwischen. Dazu haben wir 2022 begonnen, neben den Pegel Messung über die Messstellen der OÖ. Landesregierung mittels eines Datenlogger die Aufzeichnungen zu verveinern und Exakter mit unseren Abfischterminen zu dokumentieren.
Pegeldaten lt. Pegel Messstellen
Im Laufe der Jahre hat es sich gezeigt, dass die Äschen Laichzeit in der ersten Aprilwoche beginnt und auf Mitte April ihren Höhepunkt erreicht. So wie es die Temperatur und die Schneeschmelze zuließ, konnten wir im Jahr 2020 einen ersten Versuch mit dem Abstreifen von Äschen um den 8. April starten.
2021 ist jedoch anders
Im Jahr 2021 haben wir jedoch durch die kalten Temperaturen und auch noch Schneefall im April eine mehrwöchige Verschiebung der Äschen Laichzeit. Da die Äschen im Gegensatz zu anderen Salmoniden nur eine kurze Laichzeit haben, besteht die Schwierigkeit, den genauen Zeitpunkt der Laichreife abzupassen. In der freien Natur spielt sich das Laichgeschäft der Äschen an der Oberen Traun Temperatur beeinflusst, innerhalb von einigen Tagen ab.
Temperatur Messung mit Datenlogger
Um noch genauer den unserer Meinung nach stark temperaturgesteuerten Laichzeitpunkt der Äschen Rogner zu finden, haben wir ab Anfang April 2021 einen Temperatur Datenlogger installiert, der uns stündlich eine Temperatur Aufzeichnung gemacht hat.
Erkenntnis Tages – Temperaturverkauf
Die aus diesen Temperatur Aufzeichnungen gewonnen werden konnte, ist auf der Tagens Übersicht zu sehen. So haben wir durch den Hell- Dunkelwechsel (Tag/Nacht) eine Temperaturschwankung von 7,0 bis 11,8 Grad Celsius. Dh. so wie wir es auch beobachten und erleben konnten, setzt das Lauchgeschäft um die Mittagszeit ein und erreicht ihren Höhenpunkt am Nachmittag. Auch wenn danach noch Milchner herumstreunen, verlieren die Rogner am Abend wieder das interesse.
Laichplatzkartierung und Laichfischfang
Es ist unbedingt erforderlich, sowie sich Laichaktivitäten abzeichnen, was durch eine Ansammlung von Äschen Milchnern leicht zu erkennen ist, die Vorbereitungen zum Laichfischfang zu treffen. Grundvoraussetzung ist natürlich, wie im OÖ. Fischereigesetz vorgesehen, dass eine Laichfischfanggenehmigung über einen Antrag bei der OÖ. Landesregierung eingeholt wird. Hat man diese Genehmigung, fängt die Arbeit an.
Der Laichfischfang von Äschen und deren Aufzucht gehört zur Königsdisziplin in der Fischzucht. Sobald ein Reifegrad der Äschen Rogner erkennbar ist sollten die erste Probe-Abfischungen durchgeführt werden und in weiterer Folge, ständig die Aktivitäten überprüft werden. Wenn die Äschen den richtigen Reifegrad erlangt haben, wird bei den „Mädels“ der Bauch weicher. Dieser Zeitpunkt ist unbedingt abzuwarten. Ein vorzeitiges Streifen bringt geringen Erfolg und höheren Ausfall in der Brutrinne. Nicht reife Äschen Eier hängen in Klumpen zusammen und lassen sich nicht befruchten.
Am 30. April und am 4. Mai 2021 waren wir erfolgreich
Bei uns hat sich das Trockenstreifen bewährt. Die Fische werden mit einem Schaumstofftuch abgetrocknet, damit kein Tropfwasser in den Eimer gelangen kann. Da Äschen Milchner nur sehr wenig Sperma beim Streifen abgeben, sollten genügend Milchner gehältert werden. Vor der Befruchtung der Eier dürfen diese auf keinen Fall mit Wasser in Berührung kommen, da sich sonst die Eischale so verhärtet, dass kein Sperma zur Befruchtung in das Ei eindringen kann. Fruchtwasser richtet keinen Schaden an. Äschen Eier sind zu Beginn der Zellteilung extrem empfindlich. Also keine Experimente. Frisch gestreifte Äschen Eier kleben zwar, aber durch leichtes Umrühren mit der Hand während des Befruchtungsvorganges wird zum großen Teil der Klebevorgang unterbunden.
Wie schon bei den Laichfischen müssen auch die Äschen Eier jeden Tag nachgesehen werden. Bei uns macht das Harald, der die abgestorbenen Eier entfernen, da sich sonst ein starker Pilzbefall bemerkbar macht. Ende der dritten bis vierten Woche nach dem Auflegen in der Brutrinne und je nach Wassertemperatur, werden wir von unseren Äschen sehr interessiert angesehen (Augenpunktstadium). Das ist für uns der Zeitpunkt, wo wir die Äschen Eier im Augenpunkt Stadium wieder in die (fast) freie Natur ausbringen.
Zeitpunkt zum Ausbringen per „Cocooning“
Wir lassen die Äschen Eier im Revier Bruthaus bis zum Augenpunktstadium entwickeln und danach geht es in den m+s Boxen in die Finale Schlupfphase in der freien Natur. Ursprünglich wollten wir die m+s Boxen in der Traun verwenden. Wie sich jedoch in der Praxis gezeigt hat, ist dies durch die Pegelschwankungen in Bereich bis zu 1 Meter keine praktikable Variante. Daher haben wir unsere Vorgehen angepasst und montieren die m+s Boxen in den Unterläufen der Zubringerbäche, wie nachfolgend beschrieben im Unterlauf vom Sulzbach.
Ausbringung der Äschen Eier Ende Mai 2022
Ende Mai hatten wir dann die Äschen Eier die wir im Bruthaus bis zum Augenpunkt entwickelt haben in die m+s Brutboxensysteme ausgebracht. Hier in den Nebenarmen, wie im Sulzbach eine hervorragende Kinderstube für die schlüpfenden Äschen Larven.
Eine gute Woche nach dem Augenpunkt Stadium, fangen die Äschen zu schlüpfen an. Der Dottersack ist nach ca. einer Woche aufgezehrt und die Äschen Brut verlässt selbständig die Brutbox beginn mit der selbständigen Nahrungsaufnahme.
Anfang Juni 2022 ist der Schlupf abgeschlossen
Im sehr nahrungsreichen Sulzbach entwickeln sich die Äschen Larven zum Brütling und wachsen in einer geschützten Umgebung eines kleinen Zubringerbaches heran und wandern, je nach Wasserführung natürlich in die Traun ab ob sich zu stattlichen Äschen zu entwickeln.
Resümee der Erfahrungen 2021
Wir machen gerade unsere Erfahrungen mit der Äschen Aufzucht, mit dem Ziel, den optimalen Temperaturbereich für die Erbrütung der Eier von Äschen zu finden, um so eine möglichst Hohe Ausbeute mit minimalsten Ausfällen zu schaffen.
Auf ein großes Handikap soll noch hingewiesen werden. Bei der Äschen Zucht ist die gesamte Mühe umsonst, wenn im Wasser mehr als 0,05 mg Nitrit nachzuweisen ist. Ich glaube, keine Fischart reagiert so empfindlich auf Nitrit wie gerade die Äschen.
Wassertemperatur im Bruthaus
Wir Arbeit hier mit Quellwasser und liegen dadurch im Bereich von 6,5 bis 7,0 Grad Celsius. Wir haben zwar schon verschieden technische Einrichtungen, wie Heizstäbe im Vorfluter probiert, sind jedoch zur Erkenntnis gekommen, je weniger technische Zusätze und umso besser, stabiler und wartungsfreundlicher ist der Brutverlauf der Äscheneier in der Brutrinne.
Zwar wird als optimaler Temperaturbereich für das Schlüpfen und damit für die Entwicklung des Eies von der Befruchtung bis zum Schlüpfen in der Literatur der nachfolgende Bereich angegeben, in dem durchschnittlich der höchste Prozentsatz von Larven schlüpft (= Schlüpf Erfolg in %). Dieser Temperaturbereich liegt bei der Äsche zwischen 7 und 11 °C. Jenseits dieser Temperaturbereiche nimmt der Prozentsatz schlüpfender Larven und damit der Schlüpf Erfolg bis zu der Temperatur ab, wo er den Wert Null erreicht, d. h. wo keine Larven schlüpfen (= Letaltemperatur für den Laich).
Quelle: Österreichs Fischerei, Uwe H. Humpesch, 38/1985
Auf der anderen Seite, da wir unsere Äschen Eier ja schon im Augenpunktstadium ausbringen, gewinnen wir durch das Quellwasser ein paar Tage länger in der geschützten Brutrinne bzw. bringen wir diese einige Tage später aus und damit gibt es auch in der Natur schon ein besseres und stabileres Umfeld, mit mehr Nahrung.
Diskussion
Wir sind dabei mit „Leaning by doing“ unsere Skills aufzubauen und zu erweitern. Nur durch immer wieder neue Versuche und eventuelle Fehlschlägen bekommt man das richtige Gefühl, Äschen erfolgreich zu vermehren.
Durch die fachliche Unterstützung von Spezialisten, mit sehr hohen Skills, auch bei der Entwicklung von Äschen und deren anspruchsvolle Fütterung, sind wir auch in der Lage: „heimische, Traun stämmige, von Wildfischen kommende Äschen“ in unsere Gewässer zu besetzen, zu erhalten und zu fördern.
Vermerk: Bei dieser neuen Methode von Fischbesatz, sind wir von vielen Faktoren abhängig. Wie viele Laichfische können wir fangen, passt der Zeitpunkt zum Abstreifen, haben wir einen Ausfall in der Brutrinne oder bei den Brütlingen. Hiermit kommen wir auch in einen neue Planungsform bei den Besatzmaßnahmen. In dem wir erst kurz vor dem Besatz sagen können, wieviel Eier/Brütlinge tatsächlich zur Verfügung sind. Die Abstreifen erfolgt wie in der Vergangenheit, nach Verfügbaren Besatzmaterial, aufgeteilt auf die Reviere. Am Weg zu neuen, revierübergreifenden, qualitativen Fischbesatzmethoden, mit heimischen, (Obere-) Traun stämmigen Fischen.
Literatur
Hamburger Angelsport Verbandes (1967)
Volkhard Werner und Frühauf Hamburg (1999, 2007)
„Hege nach dem Prinzip: Versuch macht klug“
Für das Fischbesatzmanagement empfiehlt sich das Grundprinzip der lernfähigen Hege. Dabei wird der Erfolg jeder Maßnahme in verschiedenen Schritten überprüft. Dazu gehört, das natürliche Aufkommen der Zielfischarten regelmäßig zu erfassen und daraus auf die Besatznotwendigkeit zu schließen.
Zitat: von Robert Arlinghaus