KALTENBACH JUNGFISCH KINDERSTUBE

Im Salzkammergut fließen viele Kilometer an Gewässer durch und mit seinen Seen ist es ein großer Wasserspeicher. Von den vielen kleinen Quellbächen bis zu den beiden Hauptflüssen der Traun und der Ischl. Die Traun und Ischl fallen vom ökologischen Hochwasserschutzes in die Verantwortung des Gewässerbezirk Gmunden. Die kleineren Zubringer- und Quell- und Wildbäche sind in der Obhut der Wildbach- und Lawinenverbauung, Gebietsbauleitung Oö. West, kurz „WILDBACH„.

Fisch Kindergarten

Kleine Gewässer sind die Kinderstube vieler Fische, prägen unsere Landschaft, vernetzen Lebensräume, sind Schlüssel für Artenreichtum und bieten uns Erholungsmöglichkeiten. Kleine Gewässer sind aber auch Kinderstube der Großen. Deshalb können die großen Gewässer immer nur so gut sein, wie es die vielen kleinen im Einzugsgebiet zulassen. Naturnahe Gewässer stehen zudem für Umwelt- und Lebensqualität und für Hochwasserrückhalt in der Fläche.

Lageplan „Kaltenbach“. Der Sissi Park ist unter Sektion 1 „Unterlauf“, in dem 2014-2015 eine Renaturierung erfolgte.

Referenz Projekt Kaltenbach 

Bäche in der Stadt sind Lebensadern und ein wesentlicher Bestandteil einer gesunden Umwelt und haben eine herausragende Bedeutung für den Naturhaushalt und das Stadtbild. Sie waren seit Jahrhunderten Begegnungsorte und Wegmarken der Stadtentwicklung und prägen heute vielerorts das Ortsbild. Bäche erzählen Geschichten über die Vergangenheit und sind Orte der Identifikation im sich schnell wandelnden Umfeld. Der Sissipark in Bad Ischl ist ein Referenzprojekt und ist ein Beispiel, wie der eingezwängten, einbetonierten Kaltenbach im urbanen Umfeld als Teil des öffentlichen Raums neu eingebunden worden ist. Ein Glücksfall, dass durch die Landesgartenschau finanzielle Mittel verfügbar wurden. Mit Geschick, Überzeugung und Offenheit bei der Planung und Realisierung wurde eine sehr schöne Lösungen möglich, die ein Gewinn für alle ist.

Der Kaltenbach in Bad Ischl

Der Kaltenbach hat sich durch die 2014-2015 durchgeführte Renaturierung in der fischereilichen Bewirtschaftung als eine wichtige fischereiliche Kinderstube entwickelt. Damit wurde neben den verschiedenen Funktionen wie Naherholung, Naturerleben und Wasserspielplatz ein urbanes Gewässer neugestaltet. Neben der ökologischen Aufwertung wurden hier soziokulturell und städtebauliche Aspekte mit dem Kaltenbach, als Herzstück des Sissi Park erreicht. Wie ich meine wurde hier eine WIN-WIN-WIN Situation geschaffen mit der im Vordergrund stehenden Kriterien, der visuelle Wahrnehmbarkeit eines Gewässers geschaffen wurden, wie:

  • Erlebbarkeit,
  • Wahrnehmbarkeit,
  • Attraktivität
  • und Aufenthaltsqualität.
  • durch einen „Bach“ mit Vorhandensein von erlebnisfördernden Elementen
  • fischpassierbar (barrierefrei) an den Hauptfluss angebunden 

Ich bin immer wieder begeistert, wenn ich entlang des Parkgewässer – Unterer Kaltenbach gehe und im Sissi Park diese Naturattraktion genießen darf!

Vor der Landesgartenschau 2015

Daher zur Erinnerung ein paar Aufnahmen, wie der Sissi Park vor den Umbauarbeiten zur Landesgartenschau 2015 ausgesehen hat bzw. im Speziellen, wie der Kaltenbach ausgesehen hat ….

Hier im unteren, sehr hart verbauten Bereich des Kaltenbach, der im Zuge der Landesgartenschau, die 2015 in Bad Ischl stattfand, renaturiert wurde. So wie man hier sieht, war der Kaltenbach im Unterlauf nicht unbedingt ein geeignetes Aufzucht Gewässern!
Der Kaltenbach im unteren Bereich, hier noch in ein enges betoniertes Korsett gepresst. Keine guten Bedingungen, keine Standplätze für Fisch und dadurch nicht gut als Aufzuchtbach geeignet….
In diesem betonierten Korsett, waren zwar auch vereinzelt Fische zu sehen, es gab jedoch keine optimalen Bedingungen, wie man aus der Aufnahme erkennen kann.
Das größte Hindernis für Fische, stellte jedoch dieser starke Höhenunterschied zur Traun dar. Hier konnten Fische nur bei Hochwasser in den Kaltenbach aufsteigen und auch die Abwanderung war, speziell für Setzlinge und jüngere Fische nicht gegeben.

Nach der Renaturierung

Mit der Landesgartenschau kam jedoch eine Neugestaltung für den Kaltenbach.

Hierzu gleich der Vergleich mit der neugestalteten, barrierefreien Kaltenbach Auslauf in die Traun. Hier wurde gute Bedingungen für Fische geschaffen.

Der Sisi Park liegt entlang eines renaturierten Abschnittes des Kaltenbachs und wurde im Zuge der 2015 stattgefundenen Landesgartenschau neugestaltet. Zwischen den teilweise 150 Jahre alten Bäumen wurde der Kaltenbach aus seinen im unteren Bereich fließenden Beton Korsett befreit. Nun fließt er zwischen Spazierwegen, Liegewiesen und einem Wasserspielplatz, unter farbenprächtigen Staudenbänder und großzügige Frühlings- und Sommerblumenpflanzungen dahin.

So wie sich hier der Meschen sehr wohl fühlen, so wurde auch für Wasserbewohne ein optimales Umfeld geschaffen. Hier am Foto, der Kaltenbach mit etwas höherer Wasserführung. Damit haben Fische die Möglichkeit der Auf-und Abwanderung bis in die Traun bekommen.

Fischereiliche Funktionen

Grosse Totholzelemente wie Baumstämme oder ganze Bäume sind Fänger für Schwemmholz, Laub und Kies. Sie nehmen eine Schlüsselfunktion bei der Bildung großer und komplexer Totholzstrukturen ein und werden daher auch als Schlüsselhölzer bezeichnet.

Totholz ist nicht gleich Totholz, entscheidend ist seine Wirkung auf die lokalen Strömungsverhältnisse. Diese Wirkung wiederum ist von der Größe, der Struktur und der Position des Totholzes im Gerinne abhängig. Aus ökologischer Sicht gilt grundsätzlich:

Je grösser die Totholzstruktur, desto besser die Wirkung

Im neugestalteten Kaltenbach Unterlauf wurden einige Wurzelstöcke verbaut….

Holz im Wasser wirkt sich positiv auf die Vielfalt der Gewässermorphologie aus:

  • Es unterstützt die Strukturbildung im Gerinne (z.B. Laichplätze),
  • erhöht die Strömungsvariabilität,
  • dämpft hohe Fliess Geschwindigkeiten, 
  • kann strömungsberuhigte Zonen und schneller fließende bilden
  • und schließlich kann es die Ufererosion fördern oder auch mildern (Uferschutz).

Damit ist der Kaltenbach das Highlight im Sisi Park geworden, der aus den Resten des 1852 angelegten „Elisabethen-Parks“ wieder spürbar machen. Peter Joseph Lenné, der berühmte preußische Gartendirektor, fertigte die Pläne für diesen Park an, der leider nie vollendet wurde und nun im Zuge der Landesgartenschau neu interpretiert wurde.

Damit haben Wasserlebewesen ein sehr schönes Zuhause bekommen.

Sissi Park ist fischereilich sehr wertvoll geworden

Von vielen Besuchern und Spaziergängern des Sissi Park mag der Kaltenbach gar nicht so bewusst wahrgenommen werden. Für Fliegenfischer mag er auf Grund seiner Größe auch keine so wichtige Rolle spielen, speziell wenn man daneben die Ischler Traun als ein exklusives, international bekanntes Fliegenfischer-Revier zur Verfügung hat. Für die fischereiliche Bewirtschaftung hat sich jedoch der Kaltenbach, mit der neu gestalteten barrierefreien Anbindung an die Traun als optimal entwickelt.       

Auch die schon sehr seltenen Maifliegen haben sich im Kaltenbach angesiedelt…

Standorttypische, gesunde Bachoberläufe weisen eine geradezu unvorstellbare Produktionskraft bei Arten- und Individuen Vielfalt auf.

Turbulenz auf linksufrigen Kiessohle – und der Flutende Wasserhahnenfuß (Ranunculus fluitans) lassen ahnen, dass hier optimale Bedingungen geschaffen wurden. Er ist als Sauerstoffproduzent und als Laichpflanze ökologisch wichtig. Er bildet oft Pflanzenpolster und -inseln aus und erzeugt so eine variierende Strömungsrinne, von der Wirbellose und Fische profitieren.

Klein Amazonas

Im Oberlauf, in der Kaltenbach Au besteht neben den künstlich geschaffen „Sissi Park“ eine erhöhte Strukturvielfalt mit der Schwarzerle am Ufer und Gewässerpflanzen in der Sohle. Flache und tiefe Stellen wechseln sich durch hohe Strömungsvielfalt ab.

Kolk-Rauschen-Abfolge, entwickelt sich durch die kleineren Hochwasser selbst, eingeleitet durch Kies-Depots ergeben sich auch gute Laichbedingungen für Kieslaicher.

Lernende Gewässerunterhaltung – wo der Abfluss nicht beeinträchtigt wird, kann Totholz liegen gelassen und in seiner Wirkung beobachtet werden. Der Bachlebensraum gewinnt ganz erheblich.

Ebenso positiv und kaum zu überschätzen ist der Nutzen von Holz im Wasser für die Gewässerökologie:

  • Es bietet Schutz- und Ruhezonen sowie Habitate für Jungfische.
  • Durch den Rückhalt von organischem Material dient es als Nahrungsquelle für Wirbellose.
  • Totholz fördert zudem die seitliche Vernetzung mit der Uferzone, wodurch Land- und Gewässerlebensräume miteinander verbunden werden.

Diese Kombination von Wirkungen macht Gewässer mit viel Totholz zu attraktiven Fischlebensräumen und führt damit zu guten Fischbeständen.

Hier beim Äschen Frühjahresbesatz im April 2016. Sehr entgegen kommt uns auch die Renaturierung des Kaltenbachs. Durch die geschaffene barrierefreie Anbindung des Kaltenbach an die Traun, ergeben sich hier für den Besatz, speziell von 1-sömmerigen Äschen ganz neue Möglichkeiten.
Viele hundert Äschenbrütlinge kämpfen ums überleben!
Äschen Brütlinge kommen in den Kindergarten „Kaltenbach“!

Kaltenbach ist Kinderstube für Äschen

Nach diesem Prinzip erfolgt seit einigen Jahren der Äschen Besatz…. In den Nebenbach die Setzlinge einsetzen, die von selbst in das Hauptgewässer abwandern. Eine Methode die sich bewährt.

Um die (halb)natürliche Verjüngung bei Äschen zu fördern, nutzen wir seit 2015 den renaturierten Kaltenbach als Kinderstube für Äschen Setzlinge. Im Kaltenbach wurden optimale Bedingungen mit der neuen Beschaffenheit der Ufer -und Gewässerstruktur geschaffen. Damit haben wir für die Bewirtschaftung geeignete Habitate zur Verfügung und vor allen auch mit geringen Fraß Druck durch größere Fische und auch wenig Prädatoren Einfluss. Dadurch gelingt es den Anteil der Überlebensrate der Äschen Setzlinge zu erhöhen und eine geringere Sterberate der Besatzfische zu erreichen als wenn wir diese 4-10 cm langen Äschen Kinder in die Traun einsetzen würden.

Hier eine schon zweisömmerige Äsche… Die größeren Äschen wandern den Kaltenbach abwärts in die nun barrierefrei erreichbare Traun.

„Hege nach dem Prinzip: Versuch macht klug“

Für das Fischbesatzmanagement empfiehlt sich das Grundprinzip der lernfähigen Hege. Dabei wird der Erfolg jeder Maßnahme in verschiedenen Schritten überprüft. Dazu gehört, das natürliche Aufkommen der Zielfischarten regelmäßig zu erfassen und daraus auf die Besatznotwendigkeit zu schließen.

Zitat: von Robert Arlinghaus