PKD (proliferative kidney disease) UNTERSUCHUNG AN DER OBEREN TRAUN – PROJEKT CLIMATE TROUT

Vor wenigen Jahren in unserer Region noch weitgehend unbekannt, könnte eine Fischkrankheit namens Proliferative Nierenkrankheit (PKD engl. proliferative kidney disease) nun für das Ende ganzer Fischpopulationen sorgen.

Unter PKD wird eine Krankheit beschrieben, die bei verschiedenen Fischarten, vor allem aber Salmoniden, auftreten kann. Hervorgerufen wird diese Krankheit durch einen Parasiten (Tetracapsuloides bryosalmonae). Der Primärwirt dieses Parasiten ist das Moostierchen (Bryozoa), ein vielzelliges und im Wasser lebendes Tier, das mit freiem Auge nur erkannt werden kann, wenn es in Kolonien auftritt.

Proliferative Nierenkrankheit

Diese Abbildung zeigt den Übertragungszyklus der Krankheit (Quelle: Die Bewirtschafter bzw. Laboratory of Ecohydrology (ECHO)

Zu finden sind Moostierchen auf Steinen, Totholz oder andern Unterwasserstrukturen. Sporen des Parasiten können nicht nur Moostierchen sondern auch Fische befallen. Die Folgen eines Befalls sind sehr starke Entzündungsreaktionen, wovon besonders die Niere betroffen scheint. Der Verlauf der Krankheit hängt maßgeblich von der Entwicklung der Wassertemperaturen ab, wobei ein längerfristiges Übersteigen der Wassertemperatur von 15°C zu sehr hohen Sterblichkeitsraten führen kann. 

Verwendet keine Watschuhe mehr mit Filzsohle!

Verwendet keine Watschuhe mehr mit Filzsohle!!!! Es muss ein FILZSOHLEN VERBOT in die Fischereibedingungen genommen werden!

Um die Seuche nicht noch mehr zu verbreiten, sollten sich etwa Angler oder Kanuten ihre Gerätschaften stets desinfizieren, damit noch nicht befallene Bereiche geschützt werden. Wir haben dazu ein Filzsohlen Verbot bei Watschuhen in unsere Fischereibestimmungen aufgenommen. Auch in den Nachbar-Revieren wurde diese Maßnahme eingeführt. Speziell mit Tageskarten-Fischer besteht die Gefahr, dass Krankheiten in nicht befallene Reviere übertragen werden können. Jeder einzelne ist gefordert, diesen Beitrag zu leiten! Es geht um unsere Fischerei von morgen ….. 

Günther Unfer & Team von der BOKU, bei der Elektrobefischung bei der Rettenbach Mündung. Auf der Suche nach den spärliche vorkommenden Bachforellen. Foto: © by Harald Eidinger

Aktion in der Oberen Traun am 20. Juni 2017

Zur Feststellung der Situation war Dr. Günther Unfer von der BOKU mit seinen Team bei uns im Salzkammergut, um an der Oberen Traun und den Nebengewässern Bachforellen zu fangen und für weitere Untersuchungen zu entnehmen.

  • Ziel ist es, je Befischungsstelle ein paar Bachforellen zu fangen!
  • Nachdem wir ja kaum noch welche in der Ischler Traun haben, wird das nicht so einfach werden!
  • Daher gab es eine Konzentration in die Mündungsbereich der Zubringer für die Befischungen….

Ablauf der Befischung

  1. Treffpunkt war mit unseren Fischereischutzorgan Harald Eidinger bei der „BAUMIT Brücke“, unterhalb von Bad Ischl.
  2. Von dort wurde rechtsufrig, zur ersten Befischungsstelle gefahren – Mündung Rettenbach in die Ischler Traun!
  3. Mündungsbereich Kaltenbach (Linksufrig oberhalb „Zauner Esplanade) – dieser Bereich ist je nach Wasserstand ev. nicht so gut bewatbar!
  4. Mündungsbereich Sulzbach
  5. Weiter zur Goiserer Traun
Im unteren Bereich des Sulzbache, in dem wir noch gute Bachforellenbestände haben, ist die Befischung erfolgreicher. Foto: © by Harald Eidinger

In den Mündungsbereichen der Zubringer Bäche ist es am wahrscheinlichsten, ein paar Bachforellen zu fangen ….

Weiters wurden Bachforellen aus dem Kaltenbach und Sulzbach entnommen, damit wir hier sehen ob ggf. die Zubringerbächen auch betroffen sind? Weiters haben wir ja in den Nebenbächen noch sehr gute Bestände an Bachforellen gegenüber der Ischler Traun, in der die Bachforelle bis auf vereinzelnde „Abwanderer“ aus den Nebenbächen, nicht mehr vorhanden ist!

Beschreibung des Projektes ClimateTrout

Das Projekt ClimateTrout untersucht inwieweit die Bachforelle durch PKD (proliferative Nierenkrankheit) im Zusammenspiel mit Auswirkungen des Klimawandels zusätzliche Beeinträchtigung erfahren wird. Der Klimawandel verändert neben der Luft- auch die Wassertemperaturen in Fließgewässern. Erhöhte Wassertemperaturen begünstigen die Entstehung und Übertragung von Krankheiten, wie z.B. PKD, und können so zusätzliche negative Auswirkungen auf sensible Arten hervorrufen. Die Kaltwasser-liebende Bachforelle, die bedeutendste fischereilich genutzte Art in Österreich, ist für diese Krankheit besonders empfindlich. Die Ergebnisse des Projekts sollen dazu beitragen, dass ein langfristiger Erhalt der Bachforellenbestände in Österreich trotz zusätzlicher Belastungen ausgelöst durch den Klimawandel möglich ist. Das Projekt wird gefördert vom Klima- und Energiefonds Österreich und durchgeführt in einer Kooperation des Instituts für Hydrobiologie und Gewässermanagement der BOKU Wien und der klinischen Abteilung für Fischmedizin, der Vetmed Wien.

Projektleitung

Die Projektleitung tragen Univ.-Prof. Dr. El-Matbouli (Vetmed) und DI Dr. Florian Pletterbauer bzw. Dr. Günther Unfer (BOKU).

Örtlichkeiten und Gewässer

Das Projektgebiet umfasst mit die vier Flüsse Traun, Ybbs, Kamp und der Wulka. In den genannten Revieren sollen über 3 Jahre (2017- 2019) Fische entnommen werden und pathologisch auf den Erreger der Krankheit PKD (Tetracapsuloides bryosalmonae) untersucht werden. Dafür werden 2 x jährlich im Juni und August in sechs Teilabschnitten Bachforellen entnommen. Die Befischung und Entnahme erfolgt in Absprache mit den Fischereiausübungsberechtigten.

PKD – Proliferative Nierenkrankheit (proliferative kidney disease)

Die Studie zu PKD ist ein Projekt der VedMed – Universität für Veterinärmedizin, Dept. for Farm Animals and Vet. Public Health und dem Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement der Universität für Bodenkultur untersucht.

Günther Unfer beim Vermessen und Markieren der gefangenen Bachforellen. Foto: © by Harald Eidinger

In Goiserer Traun konnten dazu Bachforellen gefangen werden – zwar nicht direkt in der Traun, sondern im Mühlbach beim Seeausrinn neben dem Steg Wirt und in einem anderen Zubringerbach. An der Ischler Traun war eine Entnahme im Kaltenbach. Im Kaltenbach war es wie erwartet, überhaupt kein Problem Bachforellen zu fangen und es konnten Fische nach Wien gebracht werden.

Alle Fische bekamen nach den Vermessungen einen Mini Chip unter die Haut am Rücken (neben der Rückenflosse) eingeführt und gleich darauf von einem speziellen Lesegerät registriert. Später kann man dann immer feststellen, von wo dieser Fisch entnommen wurde.

Die Bachforellen werden „Gechipt“! Foto: © by Harald Eidinger

Wie infizieren sich Fische?

Infiziert werden die Forellen durch Moostierchen, von mehreren Fischarten vermehrt sich der Parasit, der jedoch nur von den Bachforellen auch wieder ausgeschieden wird.

„Ein Teufelskreis“, stellt der Biologe Günther Unfer fest, der das Projekt mit Kollegen der Universität für Bodenkultur betreute. „Er kann nur durchbrochen werden, wenn man keine Bachforellen mehr besetzt. Denn die Sporen, die von befallenen Bachforellen ausgeschieden werden, tragen zur weiteren Verbreitung von PKD bei“. Der Parasit könnte durch Besatz, durch Watschuhe von Fischer, Kajakfahrer oder über Wasservögel in unsere Gewässer gelangen. Der Schaden für die Fischereibewirtschafter sei derzeit noch nicht voll abschätzbar. Fest steht allerdings: Der Bachforellenbestand ist massiv gefährdet. Wieweit sich auch andere Fischarten infizieren ist abzuwarten.

Bei der Sulzbachmündung – auf der Suche nach Moostierchen! Foto: © by Harald Eidinger

Der Supergau

Neben den in den letzten Jahren verstärkt aufkommenden Prädatoren, wie Kormoran, Gänsesäger und Fischotter folgt der nächste Supergau für unsere Gewässer im Salzkammergut. Ein Albtraum für die Bewirtschaftung und die Fliegenfischerei!!!  – Die kurz genannte „ Didymo Alge“ die normalerweise nur in der nördlichen Hemisphäre vorkam, dort ein Teil des Ökosystems ist und nicht invasiv auftrat, wurde wahrscheinlich auf der einen Seite durch Zugvögel die an unsere Gewässer kommen, jedoch auch durch Fischerei – Tourismus in die südliche Hemisphäre eingeschleppt. Als man damals von der nahenden Öko-Katastrophe noch keine Ahnung hatte, war man nicht darauf bedacht, dass durch das langanhaltende feuchte Milieu speziell der Filzsohlen von Watschuhen Sporen sprichwörtlich übertragen werden können.

Mittlerweile ist das invasive Auftreten von Didymo nicht nur auf Neuseeland beschränkt, sondern genauso in Australien, Tasmanien, Chile-Patagonien, eben genau diese Gebiete, die als Traumdestinationen für Fliegenfischer angeboten wurden und noch werden.

Interessant ist, dass es mittlerweile auch ein invasives Auftreten dieser Kieselalgenart auch in der nördlichen Hemisphäre gibt! In vielen Flüssen Nordamerikas und Canadas. Auch in Europa tritt sie zum Teil schon invasiv auf, wie z.B. am Ebro in Spanien, an der Aare in der Schweiz und an der Drau in Norditalien!!

Durch die lang feuchtbleibenden Filzsohlen können außerdem auch Krankheiten (z.B. PKD), von einem zum anderen Gewässersystem verschleppt werden.

Unbedingt umstellen von Filzsohlen auf Gummisohlen! Bei uns im Salzkammergut ist eine Gummisohle mit Spikes zu empfehlen, damit hat man einen perfekten Halt beim Watfischen! 

Verzichten auf Filzsohlen bei Watschuhen

Ein Beitag der in unserer Hand liegt und von jeden einzelnen beeinflusst werden kann. Sollte auf eurem Watschuh noch eine Filzsohle haften, so ist es kein Problem statt dieser bei einem Schuster eine „Vibram Sohle“ aufzukleben zu lassen (am besten mit Aqua Shure – nehmt diese Tube gleich zum Schuster mit). Verwendet man punkto Rutschfestigkeit zusätzlich noch Spikes, ist man gut gesichert unterwegs. Ich verwende meine Watschuhe schon lange mit dieser Ausstattung und bin damit absolut zufrieden.

Haben wir PKD & PDS an der Oberen Traun?

Habe hier schon 2013 einen Bericht zum Thema: ARGE BACHFORELLE PKD & PDS gemacht ….

Man muss die beiden möglichen Krankheiten auseinader halten! Im schlimmsten Fall, haben wir beide und beide Krankheiten führen zum Aussterben der Bachforelle? 

Schwarze Bachforelle
Schwarze Bachforelle Foto: © by Heimo A. Huber

PDS = Proliferative Darkening Syndrom

Untersuchungen der Auslöser des Krankheitsbildes „Schwarze Bachforelle“ – eine Definition vom Institut für Gewässerökologie, Fischereibiologie und Seenkunde in Scharfling am Mondsee. „Schwarze“ Bachforellen“ werden hauptsächlich im Spätsommer und Herbst während der Niedrigwasserphasen beobachtet. Die betroffenen Bachforellen stellen die Futteraufnahme ein, weisen stark verminderte Schwimm- und Fluchtbewegungen auf und die charakteristische Schwarzfärbung. Dieses Phänomen wird als Proliferative Darkening Syndrom (PDS) bezeichnet. Die betroffenen Gewässer sind voralpine Flüsse in der Schweiz, in Bayern und in Österreich (Born und Schwaiger 2003). Sie sind typische Salmoniden Gewässer und bieten grundsätzlich gute Bedingungen für Bachforellen. In Österreich wurde das Auftreten von Schwarzen Bachforellen unter anderem in der Traun, Ager und Trattnach festgestellt. Starkes Auftreten wurde insbesondere im Salzkammergut im Seenbereich (Fließgewässer flussab der Seen) und in der Trattnach verzeichnet. Die betroffenen Flüsse wiesen einen hohen pH-Wert auf und die langsam verendenden Tiere wurden nach Berichten von Angelfischern meist unterhalb von Kläranlagen festgestellt. Das Bachforellensterben findet sowohl in Besatzstrecken als auch in reproduktiven Beständen statt. Aus Fischzuchtanlagen ist dagegen bisher kein Fall bekannt.

Unterwasserfoto einer Schwarzen Bachforelle
Unterwasserfoto einer Schwarzen Bachforelle Foto: © by Heimo A. Huber

PDS an der „Oberen Traun“?

Aus heutiger Sicht ist anzunehmen, dass wir es an der „Oberen Traun“ mit PDS zu tun haben. PDS tritt seit Ende des vorigen Jahrhunderts auf. Wie man aus den Bestandsaufnahmen sieht, war bis ca. 1995 die Welt für die Bachforellen noch in Ordnung. Erst mit den Bestandsaufnahmen 2005-2006, ist nachgewiesen, dass die Bachforelle verschwunden ist. In diesen Zeitraum, müssen Veränderungen an der Oberen Traun stattgefunden haben, die eine Veränderung in der Biomasse der Fische in der „Oberen Traun“ sehr stark beeinflusst hat.

Aus ethischen und tierschuetzerischen Gruenden, werden wir auf weiteren Bachforellenbesatz und Versuche mit Bachforellen in der Ischler Traun verzichten
Aus ethischen und tierschützerischen Gründen, werden wir auf weiteren Bachforellenbesatz und Versuche mit Bachforellen in der Ischler Traun verzichten. Foto: © by Heimo A. Huber

Wissenschaftliches Projekt

Es ist erfreulich, dass es jetzt ein Budget für eine wissenschaftliche Untersuchungen gibt. Ein Co-Projekt der BOKU mit der VedMED. Wir sind mit der Oberen Traun, neben der Ybbs und Kamp im Untersuchungsprogramm dabei. Der Schwerpunkt des Projektes liegt im Bereich der PKD und nicht von PDS. Das Projekt ist über 2-3 Jahre angesetzt. Ich werde weiter berichten!

Ausblick als Bewirtschafter

Im schlechtesten Fall, haben wir PKD und PDS bei uns an der Oberen Traun. Die Bachforelle ist unterhalb von Lauffen und damit unterhalb der Kläranlagen nicht mehr vorhanden. Wobei es keine Nachweis gibt, dass die Kläranlagen Verursacher von PDS ist. Es sich jedoch auch nicht ausschließen lässt. Als Bewirtschafter sehe ich für die Bewirtschaftung folgende Konklusion:

  • Fischbesatz minimieren und besser komplett einstellen
  • dazu ist es erforderlich, sich von der gesetzlich vorgeschriebenen Besatzpflicht befreien zu lassen
  • wir haben schon 2010 den Besatz mit Bachforellen eingestellt
  • Äschen Besatz haben wir im Zuge der Aktion „Rettet die Äsche“ auf 1-sömmerige Äschen umgestellt
  • Regenbogenforellen werden und wurden an der Oberen Traun als Ersatz zur Bachforelle noch in fangfähiger Größe besetzt
  • Auf Grund der PKD und damit verbunden Möglichkeit mit Fischbesatz Krankheiten zu transportieren werden wir auch hier die Besatzmaßnahmen reduzieren bzw. einstellen
  • Unser FGBP – Fischereigewässerbewirtschaftungsplan ist an die aktuellen Bedingungen anzupassen 

Weitere Informationen

http://www.emol.com/noticias/tecnologia/2011/11/24/514210/alga-norteamericana-didymo-amenaza-los-rios-y-lagos-de-la-patagonia-np.html

Didymosphenia in Neuseeland. Die Alge sei in der Schweiz „in Lauerstellung“, etwa in der Emme, im Alpenrhein oder der Aare, sagt Joachim Hürlimann vom Büro Aquaplus.

Quelle: 

http://turningoversmallstones.blogspot.ch/2011/01/didymosphenia-geminata.html)

Die Bewirtschafter: Ausbruch der Proliferativen Nierenkrankheit (PKD) in Österreich

WIKIPEDIA: Proliferative Nierenkrankheit der Fische

Climate driven emergence of Proliferative Kidney Disease in salmonid fish – role of ecology, evolution and immunology for aquatic diseases in riverine landscapes

Download Infoblatt

Vorbeugemöglichkeiten zur Verbreitung von Fischkrankheiten

Desinfektionsmöglichkeiten in unseren Revieren

Desinfektionsstation Kleiner Kamp

Desinfektionsstation Ois

Weiterführende Informationen – PKD allgemein

Ausbruch der PKD im Kamp

Informationsblatt der FIBER Schweiz

Verbreitung der PKD in der Schweiz

Weiterführende Informationen – Desinfektion der Ausrüstung

Information des Bundesamt für Umwelt (BAFU Schweiz)

Empfehlungen aus Island

Anwendung des Desinfektionsmittels Virkon S

Weiterführende Informationen – Bezugsquelle Desinfektionsmittel

Virkon S Tabletten

Weitere Informationen zur „Schwarzen Bachforelle“ hier unter huberpower.com

Gott schütze diesen Erdball, die Elefanten, die Wale, die gemeine Fledermaus…

Gott schütze sie alle – vor uns! . . .und bitte auch die Äsche und die Bachforelle . . .

Zitat: Dieter Hildebrandt (mit Ergänzung von mir)