FORSCHER: SCHUTZ FÜR DICKE FISCHE

In der Fischerei gilt oft: Kleine Fische dürfen weiterleben, große werden entnommen. Große, alte Fische – so die verbreitete Annahme – leisten keinen wesentlichen Beitrag für die Erneuerung der Fischbestände mehr. Forscher sind nun zusammen mit Kollegen anderer Länder bei Analysen zu dem Schluss gekommen, dass die Bedeutung großer weiblicher Fische systematisch unterschätzt wird. Die Forscher plädieren dafür, diese „Megalaichfische“ stärker zu schonen, um die Bestände besser vor Überfischung zu schützen oder ihre Erholung zu beschleunigen.

Großer +70 cm Regenbogenforellen-Rogner, sollen im Gewässer verbleiben. Foto: Daniel Atzelsberger

Alte sind Produktiver

„Die Ei-Anzahl je Gramm Fischweibchen steigt mit der Fischmasse an. Das bedeutet, dass die systematische Entfernung der großen Laichfische zahlenmäßig besonders negative Wirkungen auf die Gesamtzahl abgegebener Eier hat“, erläuterte Robert Arlinghaus vom Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und der Humboldt-Universität Berlin. Er ist Mitautor der im Fachjournal „Proceedings“ der US-nationalen Akademie der Wissenschaften vorgestellten Studie. Bisher gehen demnach die meisten Verfahren zur Bestandsberechnung davon aus, dass die Eizahl eines Weibchens proportional mit ihrem Gewicht steigt. Doch neuere Studien hätten gezeigt, dass diese Annahme bei den meisten Fischarten falsch ist und die Eizahl vielmehr überproportional mit dem Gewicht steigt.

Foto: Daniel Atzelsberger

Während die Bedeutung großer Fische für die Bestandserneuerung oft unterschätzt werde, werde das Laichpotenzial kleiner Fische oft überschätzt – vor allem bei den Arten, bei denen die Fruchtbarkeit besonders stark mit der Größe der Fische ansteige. Das ist den Studienergebnissen zufolge zum Beispiel bei der Pazifischen Sardine der Fall.

Naturschutz und Fischerei als Profiteure

„Es ist aus der Mode gekommen, für genutzte Fischbestände biologische Grundlagen wie Eizahlen in Abhängigkeit der Masse der Fische zu bestimmen. Unsere Modelle deuten an, dass die Kenntnis dieser Zusammenhänge wichtig ist, um einzuschätzen, wie sehr sich der verstärkte Schutz der großen Fische auch aus fischereilicher Sicht lohnt“, so Arlinghaus. Am Ende könnten sowohl der Naturschutz als auch die Fischerei profitieren.

Foto: Daniel Atzelsberger

Die Forscher empfehlen selektivere Fangmethoden, die neben den jungen auch die sehr großen Fische schonen. In der Freizeitfischerei könnten Fangfenster die klassischen Mindestmaße ersetzen. Aber auch die strategische Wahl von Schutzzonen oder Schonzeiten, die Ansammlungen von Großfischen schonen oder den Fischen einen Rückzugsort ermöglichen, könnten erfolgreich sein, so die Wissenschaftler. Die besten Maßnahmen hingen von der Art und von den Eigenheiten der Fischereimethoden ab und sollten nicht pauschalisiert werden, so Arlinghaus.

Weitere Informationen

ORF Meldung Publiziert am17.08.2021. Siehe: https://oe3.orf.at/stories/3017317

Nachhaltiges Management von Angelgewässern: Ein Praxisleitfaden

Hixon, MA, Johnson, DW, Sogard, SM BOFFFFs: über die Bedeutung der Erhaltung der Altersstruktur in der Fischereipopulation . ICES Journal of Marine Science, 2014; 71 (8): 2171 & ndash; 2185.

Das Gesetz von Longhurst A. Murphy wurde überarbeitet: Langlebigkeit als Faktor bei der Rekrutierung von Fischpopulationen , Fisheries Research, 2002; 56: 125-131.

The Fisheries Blog

Die Rettung großer Fische durch Fangfenster übertrifft die klassische Mindestlänge, wenn das Ziel darin besteht, mehrere Fang- und fangbezogene Fischereiziele zu erreichen.

 

„Schützt die großen Fische“ Große Fische haben eine große ökologische und soziale Bedeutung: Sie verfügen über eine hohe Fruchtbarkeit und wirken bestandsstabilisierend. Zudem sind sie Zielobjekte vieler Angler. Besonders die großen Laichfische sind durch geeignete Maßnahmen (z. B. durch Entnahmefenster oder eine insgesamt moderate Fischentnahme) in befischten, natürlich reproduzierenden Beständen so gut wie möglich zu erhalten.

Zitat aus dem Buch Nachhaltiges Management von Angelgewässern von Robert Arlinghaus