Sie ist gekommen um zu bleiben. Obwohl es nur an wenigen Orten gelungen ist, die Regenbogenforelle einzubürgern, sodass sie unabhängig von weiterem Besatz selbständige Populationen bilden kann, hat sie bei uns an der oberen Traun einen Lebensraum gefunden, in dem sie sich selbständig reproduzieren. Wir gehe dabei von einem genetisch sehr variablen Stamm aus, der das Potential zum Überleben in freier Natur in sich trägt. Es zahlt sich daher aus, unseren im Salzkammergut selbst reproduzierenden Regenbogenforellen-Beständen etwas genauer auf die Flossen zu schauen. Die Laichzeit der Regenbogenforelle wird als sehr unterschiedlich angegeben. Die bei uns vorhandenen Regenbogenforellen laichen zumeist im Frühjahr (Januar bis März).
Regenbogenforellen Forscher Bob Behnke
Laut Robert Behnke benötigen Regenbogenforellen vier unterschiedliche Habitate, die im Gewässer vorhanden sein müssen, damit alle Jahrgänge vertreten sein können und der Lebenszyklus nicht irgendwo unterbrochen wird. Robert Behnke, Professor für Ichthyologie an der Colorado State University, ist einer der weltweit führenden Experten für Forellenbiologie sowie ein Naturschützer und bekannter Fliegenfischer. Behnke zeichnete sich in vielerlei Hinsicht aus, aber es bedurfte eines scharfen Geistes, um das Potenzial zu erkennen, Angler auf der ganzen Welt durch seine „About Trout“- Kolumnen im Trout-Magazin und seine vielgelesenen Bücher, darunter „Trout and Salmon of North America“, zu erreichen. Indem er seine Faszination für einheimische Forellen mit der Anglergemeinschaft teilte, fand er in Amerika ein begeistertes Publikum sowie starke und einflussreiche Verbündete bei der Erhaltung einheimischer Forellenarten, die ohne sein Engagement heute vielleicht nicht existieren würden.
Ich habe Bob Behnke nie getroffen, aber durch sein Engagement in der Fliegenfischer-Community wurden ich auf ihn aufmerksam. Dr. Behnke kann auch uns viel beibringen, was wilde Regenbogenforellen betrifft und er inspirierte mich, die Schönheit und Würde der genetischen Vielfalt in der Forellenwelt zu wahren.
RBF-Habitate
Die Habitat Ansprüche von Regenbogenforellen unterscheiden sich im wesentlichen nicht von Äschen-Habitaten. Sie grenzen sich nur zeitlich etwas ab. Sind genügend Habitate vorhanden und ist die Wasserqualität sehr gut, braucht man nicht zusätzlich eingreifen. Sollten Defizite zum Ausgleichen sein, so kann per Cocooning oder mit 0+ Brütlingen ein Bestandaufbau unterstützt werden. Für den Lebenszyklus von Regenbogenforellen sind bei uns leider aktuell noch nicht alle Gewässer-Strecken ausreichend vorhanden. Mit verschiedenen Maßnahmen versuchen wir jedoch, die erforderlichen:
- Laichhabitat
- Jungfischhabitat
- Adultenhabitat
- Winterhabitat
zu entwickeln und zu gestalten. Von besonderer Bedeutung in Bezug auf den Erfolg oder Misserfolg sind besonders fehlende Laich- und Winterhabitate zu nennen, aber auch die Jungfische stellen ganz spezifische Anforderungen an das Gewässer.
Die Lebensphasen einer Regenbogenforelle
Auch bei der Regenbogenforelle gilt, wie wir das auch bei Äschen und bei Bachforellen halten, dass die Besatzfische so klein wie möglich, jedoch so groß wie nötig sein sollten, damit sie überleben können.
Initialbesatz mit Eiern oder Brut von Wildfischen
Wenn das Gewässer mehr Fische ernähren kann, als natürlicher Weise aufkommen (z. B. weil zu wenig Laichplätze oder Jungfischhabitate vorhanden sind) und somit viele Nischen ungenützt bleiben, so kann durch einen Stützbesatz der Bestand noch wesentlich verbessert werden. Für bestandstützende Maßnahmen sollten jedoch ausschließlich Fische des gleichen Stammes verwendet werden, der bereits im Wasser vorkommt und sich dort vermehrt. Damit die Bereiche, wo sich die RBF natürlicherweise im Gewässer fortpflanzen kann, nicht beeinträchtigt werden, sollten sie vom Zusatzbesatz ausgeklammert werden. Für Zusatzbesatz gilt ebenfalls, dass der Fisch möglichst nahe am Wildfisch sein soll.
Fischereimanagement Salzkammergut
Die Bewirtschaftung mit Regenbogenforellen ist nicht ganz einfach und verlangt eine genaue Kenntnis des Gewässers, der Biologie des Fisches und seines Verhaltens. Wenn beim Besatz mit Cocooning, oder wenn es sich bei Besatzfische um 0+ Brütlinge handelt, so sind wir in der Zwischenzeit sehr gut in der Lage und wissen an welchen Schräubchen wir drehen müssen um ggf. Verluste im Bestand, die durch Baumaßnahme, andere menschliche Eingriffe, Naturereignisse und Prädatoren entstanden sind, zu kompensieren und den Bestand zu erhalten und aufzubauen.
Sie kam zum richtigen Zeitpunkt
Regenbogenforellen wurden in den abgelegenen Gewässern Nordkaliforniens entdeckt und werden seit mehr als 130 Jahren künstlich vermehrt und eben solange weltweit verbreitet. Manchmal von Fischereimanagern als „synthetischer Fisch“ bezeichnet, wurde die Regenbogenforelle in vielen Gewässersystemen in Österreich eingeführt, oft mit verheerenden Auswirkungen auf die einheimische Fauna. Bei uns im Salzkammergut sind wir froh, dass wir sie als Ersatz zur Bachforelle haben. Ihre Ausbreitung kam mit dem Niedergang der Bachforelle. Heute bietet sie uns Fliegenfischern die Basis Möglichkeit die Obere Traun bewirtschaft- und befisch bar zu erhalten.
Auch wenn sie von Zeit zu Zeit umstritten ist, haben wir mit ihr die Paradoxien, von ihrer Förderung und der Meinung Regenbogenforellen könnten die Retter unserer Gewässer sein, bis hin zu Biologen des 21. Jahrhunderts, die versuchen, sie aus den Gewässern rund um den Globus auszurotten. Letztlich ist die Geschichte der Regenbogenforelle die Geschichte unserer Beziehung zur Natur – wie sie sich verändert hat und wie verblüffender weise auch nicht.
Resümee
Haben wir den Wendepunkt überschritten, an dem wir im Salzkammergut eine Bachforellenfischerei durchführen können? Welche neuen Technologien entwickeln sich, um uns mehr über Lebensräume und Ökosysteme zu verraten? Wie sieht das Wildforellenangeln in unserem Land in 50 oder 100 Jahren aus?
Die Obere Traun vom Hallstättersee bis zu seiner Mündung in den Traunsee sind ca. 32 Kilometer Länge. Die Regenbogenforellen haben sich erst massiv seit ca. 30 Jahren ausgebreitet und sind größtenteils auf den Hauptfluss, die Obere Traun beschränkt, welche sie offensichtlich als sehr verträglich empfinden. Während ich einen Besatz mit Regenbogenforellen in unseren Bäche im Salzkammergut strikt ablehne, um den heimischen Fischen keine zusätzlichen Stress zu bereiten. Außerdem besteht von den Regenbogenforellen eine geringe Bereitschaft dafür, in diese recht sommerkalten Bäche, wie Rettenbach, Frauenweißenbach oder Radaubach einzuwandern. Daher betrachte ich die Regenbogenforelle als eine Bereicherung für die Obere Traun, die man wegen der Abwechslung, die sie dem Fliegenfischer bietet, wertschätzen sollte.
Weitere Informationen
„Satzfische sollten so groß wie nötig und so klein wie möglich sein!“
Wichtig ist, dass Satzfische aus dem gleichen Einzugsgebiet stammen. Zitat aus dem Buch Nachhaltiges Management von Angelgewässern von Robert Arlinghaus