DIE REGENBOGENFORELLE IM SALZKAMMERGUT

Die Regenbogenforelle wird von den Fischern und Fischerinnen mehrheitlich befürwortet. Doch es gibt dazu unterschiedliche Ansichten und Überlegungen. Jedoch ist die Regenbogenforelle in den Gewässern des Salzkammerguts in der Zwischenzeit heimisch und hat in einigen Gebieten die Rolle des Leitfisches übernommen.

Quelle: Petri-Heil, Schweizer Fischereimagazin haben ihre Leser abstimmen lassen.
Siehe: https://www.petri-heil.ch/de/deutlicher-zuspruch-fuer-die-regenbogenforelle–1146

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Fischverteilung aufgrund der Erwärmung von Fließgewässern in Zusammenhang mit der Ausbreitung einer Parasitose (PKD), im nördlichen Alpenraum massiv verschoben. Auf der einen Seite haben minimale Temperaturveränderungen verschiedenen Fischarten bereits die Lebensgrundlage verschlechtert. Krankheitserreger haben bereits die Bestände der Bachforelle im Salzkammergut dezimiert, während die Regenbogenforelle in den letzten 30 Jahren ihren Platz eingenommen hat. Glücklicherweise haben sich Regenbogenstämme entwickelt und an unser Gewässersystem angepasst und sich gut selbst reproduzieren können. Um die Laichplätze der Regenbogenforellen und Äschen zu kartieren, werden im Fischereirevier Oberes Salzkammergut laufend Erhebung durchgeführt.

Harald Eidinger, Fischereirevier Oberes Salzkammergut

Gefahr oder Chance

Ein immer wieder bemühtes Argument seitens Regenbogenforellen-Gegnern diese als eine Konkurrenzsituation darzustellen, dass diese unsere heimischen Fischarten verdrängen würde. Nur relativiert sich dieses Argument beträchtlich, wenn man die österreichischen Referenzgewässer zum Vergleich heranzieht: Wo die Bedingungen stimmen, findet man gute Bachforellenbestände, und das ganz unabhängig davon, ob Regenbogenforellen vorkommen oder nicht. Der in den 1980er-Jahren entstandene und seither gebetsmühlenartig wiederholte Mythos, dass die Regenbogenforelle die Lebensräume der Bachforellen besetze und diese verdränge, ist mittlerweile längst widerlegt. Was die Regenbogenforelle der Bachforelle voraus hat, ist eine etwas größere Robustheit die ihr zugute kommt und über die wir eigentlich recht froh sein sollten. Sie ist weniger temperaturempfindlich und weniger anfällig auf mikrobiologische Gewässerverunreinigungen.  

Anpassungsfähigkeit der Regenbogenforelle

Die besondere Anpassungsfähigkeit der Regenbogenforelle — schon in Bezug auf die Nahrung ist diese durchaus nicht wählerisch und ihre Fähigkeit, auch Temperaturen von bis zu 25° C längere Zeit vertragen zu können, wenn genügend Sauerstoffversorgung gegeben ist, haben ihre Verbreitung um die ganze Welt gefördert. Sie ist aber nicht nur in den Fischzuchtanstalten zu finden, sondern auch in unseren freien Gewässern heimisch geworden und wir haben herrliche selbst reproduzierende Bestände.

Bei den Notabfischungen im Engleithen Altarm, können wir uns von einem guten RBF-Nachwuchs überzeugen.

Wilde Regenbogenforellen sind mittlerweile in unseren heimischen Gewässern eine Realität. Was hat es auf sich mit dieser faszinierenden Fischart, die spannende Drills liefert, aber im Verdacht stehen soll, den heimischen Salmoniden das Leben schwer zu machen?

Das Eigenaufkommen ist sehr gut und die Alterspyramide passt.

Sind wir froh das wir sie haben

Wenn sich eine Regenbo­genforelle an eine Fliege verirrt, ist die Freude über den Fang meist nicht dieselbe wie bei einer Äsche. Für gewöhnlich landen die „Regenbogen“ auch im Topf und nebenbei bemerkt munden diese prächtig. Selbst der Bachforel­le kann die Regenbogenforelle nicht das Wasser reichen, was meine persönliche Genugtuung am Fang anbelangt. Und das, obwohl sie im Drill zweifelsfrei die kampfstärkste Fischart ist, die mir in unseren heimischen Salmoniden Gewässern an den Haken kommen kann. Jeder, der schon mal eine 5o+ Regenbogen an der Angel hatte, weiß wovon ich rede. Was ist also der Grund dafür, dass man sich am Fang einer Regenbogenforelle weniger erfreue? Ehrlich gesagt weiß ich es nicht genau. Am ehesten ist es wohl das subtile Gefühl, dass sie „nur“ da ist, um eine Lücke in unseren Gewässern zu füllen, die es eigentlich nicht geben dürfte. Und dann soll sie auch noch die Äschen verdrängen. Oder doch nicht?

Mit unserer „Küchenfenster-Regelung“ konnten wir die Eigenreproduktion massiv steigern.

Seit 2018 ohne Besatz

Die Eigen Reproduktion bei der Regenbogenforelle hat sich auf Frühjahrslaicher verlagert. Seit 2018 werden an der Oberen Traun keine RBF mehr eingesetzt. Es ist gut, dass hier ein Wandel bei den Bewirtschaftern eingesetzt hat und auch die Notwendigkeit nicht mehr gegeben ist, dass man „Speisefische“, d.h. essfähige Regenbogenforellen aus der Fischzucht in unserer Gewässer aussetzt. Ein Naturfisch ist wesentlich resistenter gegen Prädatoren Attacken als Zuchtfische. Wenn der Lebensraum ausreichend ist, dann wächst jedes Jahr mehr zu und wenn man eine Entnahme mäßig und bescheiden nutzen will, dann reicht das aus. Für uns ist es immer wichtig zu sehen, wie bringen wir unsere Naturfischbestände über den Winter – um im Frühjahr eine starke Laichzeit beobachten zu können. Dies gilt für die Regenbogenforelle und natürlich auch für die Äsche.

Die Frage stellt sich nicht mehr

Wobei bei uns ist es keine Frage mehr, ob das Thema Regenbogenfo­relle für unsere Gewässer mit Ja oder Nein zu beantworten ist – denn wenn wir keine Regenbogenforellen mehr haben, würde es düster aussehen in unserem Hauptgewässern der Oberen Traun im Salzkammergut. Auch brauchen wir uns um Besatz von Regenbogenforellen seit Jahren keine Gedanken mehr machen, denn sie ist da, reproduziert sich von selbst. Die Alterspyramide sieht gut aus und sie hat in den letzten 30 Jahren die Bachforelle in der oberen Traun bis zu 99% ersetzt. Auch an der Koppentraun, wo noch mit viel finanziellen Einsatz durch den Bewirtschafter, sowohl auf der steirischen Seite am Oberlauf, wie auch von den „Freunden der Koppentraun“ versucht wird, die Bachforelle zu erhalten, scheint es ein Kampf gegen Windmühlen zu sein.

Die einst guten Bachforellen Bestände an der Oberen Traun sind in den letzten 30 Jahren verschwunden und die Regenbogenforelle hat ihren Platz eingenommen.

Bis Ende 20 Jahrhundert Bachforellen-Region

Ich kenne die Obere Traun noch als Bachforellen-Region, wo der Anteil der Biomasse mit Bachforelle bei über 80% war. Eine Regenbogenforelle war damals etwas seltenes und man freute sich über die Abwechslung. Invasive Arten werden von vielen Menschen als Bedrohung angesehen und man entwickelt bis heute Maßnahmen zur Bekämpfung. Die Regenbogenforelle hat es geschafft, sie ist mit einer Schonzeit im OÖ. Fischereigesetz verankert und das ist gut so. Sie wurde vor 140 Jahren in Österreich eingeführt. Das sie die Bachforelle an der Oberen Traun verdrängt hat, kann man so nicht sagen. Den die Bachforelle hat die Umweltbedingungen nicht mehr vertragen. Ich stand beim Kreuzstein und an mir trieben hunderte tote Bachforellen vorbei. Das möchte ich nicht noch einmal erleben. Um jedoch unsere Gewässer fischereilich weiter nutzen zu können, haben wir nur eine Chance und die heißt Regenbogenforelle. Wobei das nicht heißen soll, dass wir unsere Bemühungen um die Äsche vernachlässigen werden und auch in den Zubringerbächen, wie Rettenbach, Weissenbach, Sulzbach, Kaltenbach, Radaubach etc. haben wir noch gute Bachforellenbestände, soweit uns die Prädatoren noch etwas überlassen. Der hohe Anteil an Regenbogenforellen mag in der Traun auch einen Schutz für die Äsche sein. 

Bachforellen durch PKD ausgestorben

An der Oberen Traun ist die Bachforelle durch die Proliferative Nierenerkrankung (PKD) vernichtet worden. Die Krankheit befällt in Europa vor allem Bachforellen. In typischen sommerkalten Salmoniden-Gewässern überleben die Bachforellen diese Krankheit über die Sommermonate nicht. Durch das warme Sommerwetter, mit Wassertemperaturen jenseits der 15 °C, kommt es zu total Ausfällen bei den Bachforellen, die sich im Strömungsverlauf der Oberen Traun aufhalten.

Regenbogenforelle der Gewinner im 21. Jahrhundert?

Durch den fortschreitenden Klimawandel haben sich in unseren Gewässer im Jahresdurchschnitt die Wassertemperatur, für den Menschen nicht wirklich merkbar, verändert. Es wurde eine kritische Schwelle für den Lebensraum der Bachforelle, für die Aalrute und auch für andere Fischarten überschritten und somit waren auch größere Ausfälle der Bachforellen Beständen unausweichlich. Sofern man weiterhin plant, Gewässerhege mit Fischbesatz zu bedienen, ist man gezwungen auf Regenbogenforellen auszuweichen, diese haben eine Resistenz und sind gegen einen Ausbruch der Parasitose wesentlich besser geschützt. Versuche einen resistenten Bachforellenstamm zu finden, oder das sich heimische Bachforellen selbst an die neuen Lebensbedingungen anpassen, sind bis jetzt gescheitert.

Foto: © by Daniel Atzelsberger, Fliegenfischer Weidgerecht

Große (Natur) Fische sind residenter

Diese Kraftbündel wie man diese auch auf den Fotos sieht, sind wild gewachsene Naturfische, wie man beim Drillen bemerkt, einen einiges abverlangen, wenn es überhaupt gelingen mag, dass man sie landen kann. Regenbogenforellen in der Liga 50+ cm bis 70 cm (Einzelne Exemplare mit +80 cm) sind zumindest für Gänsesäger keine Zielgruppe mehr. Ein Kormoran kann einen Fisch in dieser Größe zwar verletzen, aber er würde an einem so großen Fisch ersticken und auch nicht mehr fliegen können. Diese Torpedos erreiche kurzfristig Geschwindigkeiten mit über 30 Km/h und da hat auch der Fischotter sein nachsehen. Auch sind diese für viele nicht so geübter Fischer, mit weidgerechten Fangmethoden schwer zu erbeuten. Als Laichfische sind sie wesentlich produktiver und als als Prädatoren Nahrung nicht mehr geeignet, daher ein guter Grund unser „Großen“ bestmöglich zu schonen.

Weitere Informationen

 

„Schützt die großen Fische“ – Große Fische haben eine große ökologische und soziale Bedeutung: Sie verfügen über eine hohe Fruchtbarkeit und wirken bestandsstabilisierend. Zudem sind sie Zielobjekte vieler Angler. Besonders die großen Laichfische sind durch geeignete Maßnahmen (z. B. durch Entnahmefenster oder eine insgesamt moderate Fischentnahme) in befischten, natürlich reproduzierenden Beständen so gut wie möglich zu erhalten.

Zitat aus dem Buch Nachhaltiges Management von Angelgewässern von Robert Arlinghaus