Mit den alten Bräuchen und Sitten ist es nicht anders als mit alten Büchern: sie vergilben, zerfallen und verlieren sich schließlich völlig. Mancher Brauch, an sich eine Verschönerung, Verzierung und Bereicherung unseres Lebens, hat sich allein im verflossenen Jahrhundert verloren. Festliches Brauchtum besaßen in erster Linie die zu Gilden und Zünften vereinigten Berufsfischer. Ihre Teilnahme an Stadt-, Landes- oder kirchenfestlichen Umzügen dokumentierte sie in der Öffentlichkeit als geschlossene, bedeutende Berufsgruppe und band sie innerlich zu echter Gemeinschaft. Bei den Umzügen wurden Zuntfahnen, meist mit dem Bilde Sankt Petrus als Zunftzeichen geführt, oft geschmückt mit goldenem Fisch, Netz, Brot, Ruder, Anker und dergleichen, vorangetragen. Die geänderten Zeit- und Lebensverhältnisse, die Zerstörung ihrer Existenzgrundlagen durch Vernichtung einst reichtragender Fischgründe, haben diesen Stand völlig dezimiert und seine Gemeinschaften weitgehend aufgelöst.
Der heutigen Zeit gerecht
Heute haben wir eine verhältnismäßig große Gruppe von Gelegenheitsfischern. Ihre Bindung ist lose, im besten Falle vereinsmäßig oder an ein Pachtrevier gebunden. Ist es verwunderlich, wenn fast alle Formen fischereilichen Brauchtums so verloren gingen? Hier sehen wir unsere verpflichtende Aufgabe als „Fischereireviere Oberes Salzkammergut“ und als Sprachrohr für unsere ansässigen Fischereivereinen und besonders unseren Jungfischern gegenüber, diesen alten, bedeutend seelischen Werten wieder zum Leben zu verhelfen und sie weiter zu pflegen. Der Weg dahin scheint nicht schwierig, er könnte dem Ansehen der Fischerei sehr dienen.
Mit der 100-Jahr Feier und der Fahnensegnung starten wir durch!
Das Fest einer Fahnenweihe gehört in der geschichtlichen Entwicklung der verschiedenen Vereine und Zünfte zu den ganz großen Höhepunkten des Gemeinschaftslebens. Eine Fahne zählt zu den kostbarsten, schönsten und ausdrucksvollsten Abzeichen einer Zunft. Sie dokumentiert nicht nur das Alter und die historisch gewachsene Bedeutung einer Gemeinschaft, sie ist zugleich Sinnbild für unverzichtbare menschliche Tugenden, sie ist Ausdruck des Geistes, der in einer Gemeinschaft herrscht. Eine Fahne macht fundamentale Werte der Volkskultur sichtbar, welche für unsere Werte um die Fischerei stehen.
Im Salzkammergut pflegen wir unsere Traditionen und Werte, diese sind für uns von großer Bedeutung. Wie könnte man das besser symbolisieren als zur „100-Jahr Feier Fischereirevier Oberes Salzkammergut“ unsere neue Zunftfahne zu segnen. Der Fisch und die Fischerei haben im Salzkammergut eine historische, jahrtausendalte Bedeutung und einen hohen symbolischen Wert. Er findet nicht nur im Schöpfungsbericht seinen Niederschlag, sondern kommt auch in vielen Liedern, Mythen und Sagen vor. Ein Fisch im Stammbaum galt schon im Altertum als Auszeichnung. So erhält der Fisch seine kulturelle und symbolische Vormachtstellung gegenüber den anderen Tieren, aber vor allem im Zusammenhang mit dem Christentum.
Dies ist aus Schilderungen im Alten Testament durch den Propheten Jonas und dem frommen Mann Tobias belegt, vor allem aber als herausragendes Symbol für Christus selbst. Mit dem Brot ist es der Fisch, der bei der Brotvermehrung gereicht wurde, ebenso wurde er von den Jüngern als erste Speise nach der Auferstehung Jesu gegessen. Dies ist nur eine äußerst verkürzte Abhandlung, da eine eingehende Betrachtung ganze Bücher füllen würde. Die hohe kulturelle Bedeutung wie auch der unerreichte Symbolwert des Fisches werden hinlänglich dokumentiert und bestätigen, dass kein anderes Tier dieser Erde dem Fisch in dieser Hinsicht so nahe kommt.
Die Fahne ist auch das Symbol des Lebens und der Lebensfreude, der Geselligkeit und des Frohsinns. Fest und Feier sollen ,,die Gutheißung der Welt und des Menschen auf unalltägliche Weise erhebend bewirken” und uns helfen, unseren Lebenswandel in Freude und Dankbarkeit zu gestalten. Deshalb ist auch für unseren Festtag die Revier-Fahnen ein wichtiges ,,Festabzeichen”.
Seit 1563 – Peter und Paulstag am 29. Juni
Schon 1563 wurde schriftlich festgehalten am Jahrestag aller Fischer, dem Peter- und Paulstag, dem 29. Juni eine Messe zu verlesen. Anschließend wurden die Fragen und verschiedensten Rechtsprobleme der Fischer und Urteile alljährlich publik gemacht und konnten die Bestimmungen für das neue Jahr ergänzt, wie auch weggelassen werden.
Jahrtausende lange Tradition
Denn der Fischfang an der Oberen Traun hat älteste Tradition, weil schon unmittelbar nach der letzten Eiszeit nachgewiesen ist, dass sich entlang des Oberlaufes stets eine Besiedlung erstreckt hat. Deren Bevölkerung verwendete in der Urzeit bereits Angelhaken aus Knochen. Auch aus der Hallstattzeit haben sich so bedeutende Funde erhalten. Aus der römischen Phase ist uns erstmals eine rechtliche Seite des Fischens bekannt. Bereits damals war die Fischerei Zubehör von Grund und Boden. Wenn die Ansicht haltbar sein sollte, dass das Innere Salzkammergut eine Montanregion und damit kaiserliche Domäne gewesen ist, waren die Kaiser Roms die ersten Oberherren über eine hier heimische Fischer Schaft.
Zur zweite Jahrtausendhälfte n. Chr. war die Fischerei nach älterem deutschen Recht in den größeren Flüssen wie der Donau frei, auf allen übrigen Gewässern stand sie den Grundherren zu. Erst mit der Ausbildung der Landeshoheit im 12. und 13. Jhdt. beanspruchten die Territorialherren ein Obereigentum, das Fischregal, wie es ihnen aus dem herzoglich-königlichen Besitz zugewachsen und zugeteilt worden ist.
100-Jahr Feier Fischereirevier Oberes Salzkammergut in Lauffen
Der Name „Traun“ ist vor römischen Ursprungs wissen die Philologen, obwohl ihn schriftliche Quellen erst um 700 festgehalten haben. Er bedeutet „Lauf“ im Zusammenhang mit dem indogermanischen „laufen, eilen“. Was liegt daher näher, als unsere 100-Jahr Feier vom Fischereirevier Oberes Salzkammergut in diesem historischen Ort Lauffen zu feiern.
Fahnenpatin Frau Clara Löw
Die Übergabe einer neuen Fahne hat eine lange Tradition und stellt ein ganz besonderes Ereignis dar. Wir freuen uns sehr, dass das Fischereirevier Oberes Salzkammergut eine neue Fahne bekommt und wir fühlen uns geehrt, dass wir für diese Ehrenfunktion die Fahnenpatin Frau Mag. Clara Löw gewinnen konnten. Die Fahnenpatin trägt zur Fahnenweihe das Fahnenband.
Schärpe für den Fahnenträger
Nicht nur bei den Olympischen Spielen ist jedes Mal die Neugierde groß, wer denn für welches Land die Rolle des Fahnenträgers übernimmt. Auch bei uns im Fischereirevier Oberes Salzkammergut gilt es einen Fahnenträger zu finden. Für diese Rolle konnten wir Michael Putz als Fahnenträger gewinnen. Die Tätigkeit des Fahnenträgers hat eine lange Tradition und reicht bis zum frühen Altertum zurück. Am aller wichtigsten zu wissen, ist, dass die Fahne der ganzer Stolz unseres Fischereirevieres sein wird. Insofern ist es eine besonders ehrenvolle Aufgabe, zum Fahnenträger auserwählt zu werden. Die Aufgaben des Fahnenträgers scheinen einfach, sind sie aber nicht. Sie sind mit einer großen Verantwortung gekoppelt, der sich jeder, der dieses Amt ausüben möchte, im vollen Maße bewusst sein sollte.
Revierfahne von RIDIA
Wer hätte das gedacht, dass die Gestaltung unserer Revierfahne eine recht aufwendige Angelegenheit war. Wobei, wenn man das Kunstwerk jetzt bewundert, sieht man, dass sehr viel Handarbeit notwendig ist und viele Details bedacht werden müssen, angefangen von der grafischen Gestaltung und den erforderlichen Vorlagen, bis hin zur Fahnenspitze, Fahnenwaage, Karabiner und Fahnenstange. Es freut mich, dass wir diese zeitgerecht bestellt und fristgerecht geliefert bekommen haben. Hier wurden von der in Ried im Innkreis ansässigen Firma RIDIA ein wahres Kunstwerk geschaffen, eine Investition für die nächsten 100 Jahre der Fischerei-Kultur im Salzkammergut.
Fischereirevier in der Öffentlichkeit positionieren
Still und heimlich sind wir im Einsatz für unsere Gewässer und die Fische. Ging es ursprünglich um den Aspekt der Erschließung einer weiteren Nahrungsquelle für den Menschen, so hat sich diese Bestimmung über die Zeiten stark gewandelt. Heute stehen der Gewässer- und Artenschutz, die Nachhaltigkeit der Bewirtschaftung und die Bewahrung der Schöpfung im Vordergrund. Um diese Ziele zu erreichen arbeiten zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeitern und dem Einsatz der fischereiberechtigten Mitglieder vom „Fischereireviers Oberes Salzkammergut“ dafür, das wir heute sagen können, dass viele unserer Vorsätze tatsächlich verwirklicht wurden. Man kann sogar einen Schritt weitergehen. Ohne die Arbeit der Fischereireviere wäre unsere Heimat eine andere, jedenfalls nicht die, wie wir sie heute schätzen und lieben. Denn das Fischereireviere stand und steht für den Erhalt unserer natürlichen Wasserläufe, für die Verhinderung zeitgeistlicher Veränderungen, für die Rettung, die Pflege und die Aufzucht der heimischen Fischfauna und für einen rücksichtsvollen Umgang des Menschen mit seinen Gewässern. Damit ist das Fischereirevier Oberes Salzkammergut eine der tragenden Säulen für die Sicherung unserer Zukunft und die der nachfolgenden Generationen. Möge es auch die nächsten 100 Jahre so segensreich wirken.
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„Die Geschichte der Menschheit kann nicht ohne die Fischerei gedacht werden.“ Zitat von Prof. DDr. Peter Löw in der Festschrift zur 100-Jahr Feier