Flaggen sind ein sichtbares, dynamisches Mittel um die Fischerei und uns Fischer bei Festlichkeiten auf unsere „Zunft“ aufmerksam zu machen. Aktuell sind mir Zunftfahnen für die Fischerei aus dem Unteren Traun Revieren bekannt. So gab es bei kirchlichen Feierlichkeiten in Lambach ehemalige 14 Zünfte. Wobei heute nur noch die Schifferzunft in Stadl-Paura und jene der Fischer von Lambach bestehen.
Volkskunst im Zeichen der Fische
Die „Volkskunst im Zeichen der Fische“ ist ein Teilbereich des großen Gesamtgebietes der Volkskunst. Ein wenig beachtetes, wie man zugeben muss, weil die Zahl der von den Sammlungen erworbenen Objekte mit Fisch- und Fischer-Darstellungen gering ist im Vergleich etwa zu jenen Objekten, auf denen Hirsche und Gämsen und die dazugehörigen Jäger dargestellt erscheinen. Die Sammlungen haben sich in ihrer Frühzeit, vor und um 1900, eher an die völkerkundlichen Kollektionen angeschlossen und daher Objekte zur Ethnographie der Fischer gesammelt.
Die Fischer-Zunft an der Unteren Traun
Die Fischer-Zunft die im Jahre 1590 gegründet wurde gehört damit zu den älteste Innung im Lande. Im Stift Lambach gibt es dazu eine Urkunde, über die Gründung, mit dem Wortlaut:
Womit bestätigt wird, dass sich bey der seit anno 1590 als gegründete Fischerzunft zu Lambach, am heutigen Jahrtag den 29ten Juni 1822 unter dem Schutze der H. H. Aposteln Peter et Paul bey hochfeyerlicher Abhaltung des zweyhundertjährigen Secolums der unveränderten Ladaufbewahrung in diesem Fraugartenhaus Sub. Nr. 86 einverleibet hat der Wohlgeboren Herr Baptist Röck, des löblichen Stiftes Gegenhandler und Steuereinnehmer, gegen Bedüngniss alljährlich seine Auflage zu entrichten und bey erfolgenden Tod ein heilige Seelenmesse zu erhalten, und von dem Fischer Verein zum Grabe getragen zu werden. Actum ur Supro (Siegel Stift Lambach), Fischerzunftmitglied u. Vereins Commissär Anna Steinkirchner Ladmutter, Georg Pfarl, Franz Pfarl, beide Zechpröbste.
Gründungsurkunde der Fischer Zunft
Die Gründungsurkunde soll sich im Landesarchiv Linz befinden. Aus der Lambacher Chronik (verfasst von H. Schuldirektor A. Binna +) ist zu entnehmen, dass jährlich nach dem Feste Peter und Paul der Jahrestag der Fischer abzuhalten ist. Ferner, dass die Mönche des Stiftes von Fischern zu Grabe zu tragen sind. In Lambach konnten die Fahnenbilder und Reste der Fahne dank der Hilfe von Herrn Prälaten und Hochwürden P. Cölestin wieder gefunden werden.
Geschichte der Fischerei in Oberösterreich
Wie aus der Arbeit „Geschichte der Fischerei in Oberösterreich, ins besonders der Traufischerei“ von Dr. Artur Maria Scheiber, Verlag Pirngruber, Linz, hervorgeht (siehe dazu „Österreichs Fischerei“, Heft 11 u. 12 aus dem Jahre 1953, Aufsätze von Dr. Brachmann aus Altmünster) störte die im Jahre 1557 geschaffene und im Jahre 1575 kundgemachte Fischordnung die Fischer in ihrer Freiheit und es kam wiederholt u. a. in den Jahren 1586 und 1592 zu Beschwerden und Eingaben an den Landeshauptmann. Es wurde auch gegen die kaiserlichen Forstknechte Beschwerde erhoben, weil sie im Winter, wie die Fischer, Wasserstiefel trugen. Im Stiftsarchiv in Lambach befindet sich reichhaltiges Material in allen Belangen, bis weit zurück, u. a. auch über die Gerichtsbarkeit. Nur über die Entstehung der Fischerzunft ist kein Quellenmaterial zu finden, der Arbeit Dr. Schreibers ist auch enthalten, dass, laut Bestätigungsurkunde Kaiser Heinrichs des IV., der Besitz der Fischweide vom Traun Fall abwärts bis zu den herzoglichen Fischern Waidhausen (unweit der Welserwehr) dem Kloster Lambach zuerkannt wurde. Ein halbes Jahrtausend später wurde die Fischei Innung Lambach gegründet. In den Jahren 1418 bis 1589 waren bei der Herrschaft Lambach in der Fischerau die Fischmeister Hanns Loter, Andre v. Fischerau und Stefan Vischerauer tätig (siehe „Traunfischerei“ von Dr. Schreiber). Diese Grenzen sind für das Revier Obere Traun bis heute erhalten geblieben und dieses Erbe der uralten Fischerei wurde von unseren Traun-Ager- und Almfischern übernommen und ist nun vielen Petrijüngern dienlich zur Erholung und Freude in der Natur und am Wasser.
Brauchtum und Sitte in der Fischerei
Mit den alten Bräuchen und Sitten ist es nicht anders als mit alten Büchern: sie vergilben, zerfallen und verlieren sich schließlich völlig. Mancher Brauch, an sich ist jedoch eine Verschönerung, Verzierung und Bereicherung unseres Lebens und sollte erhalten bleiben.
Festliches Brauchtum besaßen in erster Linie die zu Gilden und Zünften vereinigten Berufsfischer. Ihre Teilnahme an Stadt-, Landes- oder kirchenfestlichen Umzügen dokumentierte sie in der Öffentlichkeit als geschlossene, bedeutende Berufsgruppe und band sie innerlich zu einer echter Gemeinschaft. Bei den Umzügen wurden Zunftfahnen, meist mit dem Bilde von Sankt Petrus, Zunftzeichen und Prangstangen, oft geschmückt mit goldenem Fisch, Netz, Brot, Ruder, Anker und dergleichen, vorangetragen. Die geänderten Zeit- und Lebensverhältnisse, die Zerstörung ihrer Existenzgrundlagen durch Vernichtung einst reichtragender Fischgründe, haben diesen Stand völlig dezimiert und seine Gemeinschaften weitgehend aufgelöst. Ihnen steht heute eine verhältnismäßig große Gruppe von Anglern zur Seite. Ihre Bindung ist lose, im besten Falle vereinsmäßig. Ist es verwunderlich, wenn fast alle Form en fischereilichen Brauchtums so verloren gingen?
Vorbild Fischereirevier Obere Traun-Lambach
Zu Ehren der Fischer
Mit der Einführung der Gewerbefreiheit im Jahr 1859, wurden in Österreich die Zünfte aufgelöst. Das ehemalige „ehrsame Handwerk der Fischer“ bildete sich 1862 im Sinne des Gewerbegesetzes vom 20. Dezember 1859 zu einer neuen Vereinigung derselben Gewerbegenossen unter der früheren Benennung „Fischer-Innung“. Wie sehr die zünftischen Gewohnheiten weiter ihren Sinn erfüllten, zeigt sich in der Verwendung von Begriffen, Gegenständen und Gebräuchen bis ins 21. Jahrhundert hinein. Die Fischer waren in ihrem Beruf von der Natur abhängig und fühlten sich deren unberechenbaren Gewalten unmittelbar ausgesetzt. Sie wussten um die „zu Wasser und zu Land bevorstehenden Gefahren“, fanden aber Halt und Zuflucht in ihrer tiefen Frömmigkeit. Solange die Berufsfischerei aufrecht war, bemühten sich deren Ausübende um die Einhaltung der Sonntagsruhe. Schon in der ersten Fischerordnung von l608 hatte ein Artikel diese zum Inhalt. Zu den Aufgaben der Zünfte gehörte aber nicht nur die Überwachung, sondern besonders die Pflege des religiösen Lebens. Gemeinsam besuchten die Fischer bestimmte Gottesdienste, nahmen an Prozessionen teil und machten es sich zur Aufgabe, Beerdigungen der verstorbenen Mitglieder feierlich zu begehen.
Schutzpatron Hl. Petrus
Als Schutzpatrone des Handwerks verehrte man die Apostel Petrus. Ihm war der Gottesdienst am 4. Sonntag nach Pfingsten, der 29. Juni gewidmet, an dem das Evangelium vom reichen Fischfang verlesen wurde. Der gemeinsame Besuch dieses Gottesdienstes mit daran anschließender Jahreshauptversammlung zum obigen Termin wurde von den Fischern bis in die Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts beibehalten. Bis in diese Zeit war auch die geschlossene Teilnahme an der Fronleichnamsprozession üblich. Drei kräftige Männer oder Burschen trugen dabei die Zunftfahne voran. Dieses „Repräsentationszeichen des einstigen Handwerkerstolzes“ zeigt auf einer Seite die Darstellung des hl. Petrus und auf der anderen Seite das jeweilige Fischereirecht- oder Fischereirevier.
Aufgabe für Fischereireviere
Was läge näher, als dass dies eine Aufgabe ist, sich in der heutigen Zeit als Fischereirevier diesen Thema anzunehmen und in Zusammenarbeit mit seinen Gewässerbewirtschaftern und mit tatkräftiger Unterstützung der Fischereivereine, besonders ihren Jungfischern gegenüber, diesen alten, bedeutend Werten wieder zum Leben zu verhelfen und sie weiter zu pflegen. Der Weg dahin scheint nicht schwierig, er könnte dem Ansehen der Fischerei sehr dienen. Genau daran sollten wir arbeiten und unter anderem, unsere Revierarbeit auch an der Erhaltung unserer fischereilichen Tradition messen.
Die Geschichte der Fischerei im Salzkammergut
Weitere Informationen:
Die Fischerinnung Lambach und ihre Fahne
„Was der Mensch sei, sagt ihm nur die Geschichte.“
Zitat von: Wilhelm Dilthey