INITIATIVE ZUR RETTUNG DER ÄSCHE IN OBERÖSTERREICH

Durch verschiedenste zivilisatorische Eingriffe an und in unseren Gewässern haben sich die Lebensbedingungen für viele unserer heimischen Fischarten deutlich verschlechtert. Aus diesem Grund muss unter anderem auch die Äsche heute bereits als vom Aussterben bedrohte oder zumindest gefährdete Fischart angesehen werden. Als Ursache für diesen Rückgang sind sicherlich eine Vielzahl von Gründen zu nennen. In erster Linie sind es Veränderungen des Lebensraumes im weitesten Sinne, aber auch der massive Kormoraneinfall und Druck durch andere Prädatoren der vergangenen Jahre hat einen deutlichen Einbruch der Äschen Bestände an zahlreichen Gewässern bewirkt.

Aktion „Rettet die Äsche“

Aus diesem Grund wurde von der Agrar- und Forstrechts-Abteilung beim Amt der Oö. Landesregierung ein Projekt zur Rettung der heimischen Äschen ins Leben gerufen. Ziel dieses Projektes ist es, noch vorkommende Äschen Bestände zu schützen und unterstützend einzugreifen bzw. in ehemals guten Äschen Gewässern, in denen diese Fischart heute nicht mehr vorkommt, eine Neuansiedelung zu versuchen.

Lokale Äschen Stämme

Für den Äschen Besatz sollen aber ausschließlich heimische Besatzfische, wenn möglich sogar aus dem gleichen Einzugsgebiet des Gewässers, verwendet werden, um nicht durch den Import ausländischen Besatzmaterials die noch vorkommenden autochthonen Äschen Bestände genetisch zu verändern. Da sich Äschen zwar künstlich erbrüten, jedoch die Mutterfische kaum in künstlichen Anlagen halten lassen, ist es erforderlich, Äschen Mutterfische aus natürlichen Gewässern zu nutzen.

Laichfischfang

Zu diesem Zweck soll in jenen Gewässern bzw. Gewässerstrecken mit noch entsprechend guten Äschen Beständen ein Laichfischfang durchgeführt werden. Die gefangenen Mutterfische werden, wenn möglich, entweder sofort bzw. nach kurzer Hälterung abgestreift und anschließend unverzüglich in das Herkunftsgewässer zurückgesetzt. Ein Teil der so gewonnenen Setzlinge (etwa 10%) wird in das Herkunftsgewässer der Äschen Mutterfische eingesetzt, um auch hier den Fortbestand der Äschen zu gewährleisten. Da der Erbrütungserfolg bei der künstlichen Fischzucht üblicherweise wesentlich höher liegt, als dies in der Natur der Fall ist, stehen somit auch Besatzfische für andere Gewässer bzw. Gewässerstrecken des Einzugsgebietes zur Verfügung.

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Förderung durch OÖ. Landesregierung

Da heimisches Äschen Besatzmaterial allerdings im Verhältnis zu anderen Salmoniden Arten wesentlich teurer ist, wird vom Land Oberösterreich eine finanzielle Unterstützung zur Abdeckung der Mehrkosten des Äschen Besatzes gewährt und dadurch ein Anreiz für Fischwasserbewirtschafter geschaffen, in ausgewählten typischen Äschen Gewässern Äschen zu besetzen. Bisher wurde an etwa 10 Gewässern bzw. Gewässerstrecken (z. B. Vöckla, Ager, Enknach, Trattnach usw.) ein Äschen Laichfischfang durchgeführt, der zum Teil auch erfolgreich war.

1998 wurden 35.000 1+ und 2+ Äschen besetzt

Im vergangenen Jahr wurden etwa 35.000 Stück ein- und zweisömmerige Äschen im Gegenwert von rund 350.000 Schilling ausgesetzt und dafür an 25 Bewirtschafter ca. 120.000 Schilling an Förderungsmittel des Landes Oberösterreich ausbezahlt. Weiters wurde auch eine wissenschaftliche Untersuchung »zur lokalen Anpassung und Gefährdung der Äsche in Oberösterreichischen Gewässern« in Auftrag gegeben. Dabei wurde von Univ.-Doz. Dr. Franz Uiblein in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Wasserwirtschaft, Institut für Gewässerökologie, Fischereibiologie und Seenkunde untersucht, welche Faktoren für den Rückgang der Äsche verantwortlich sind bzw. welche Rolle dabei die Ausbreitung des Kormorans spielt.

Wissenschaftliche Untersuchung der Äschen in OÖ.

Die Untersuchung gibt Aufschlüsse darüber, inwieweit die einzelnen Äschen Populationen genetisch an die lokalen ökologischen Bedingungen in den einzelnen Gewässern angepasst sind bzw. wie hoch die minimale Populationsgröße für das jeweilige Gewässer anzusetzen ist. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden elektrische Befischungen an der Vöckla, der Enknach sowie der Fuschler Ache durchgeführt. Die sehr aufschlussreichen Ergebnisse dieser Untersuchung liegen bereits vor und werden in absehbarer Zeit auch veröffentlicht werden. Zur Sicherung der Äschen Bestände wird es in den nächsten Jahren notwendig sein, dass sich – mit Unterstützung des Landes Oberösterreich – noch mehr Fischereireviere und Fischereirechtsbewirtschafter aktiv an der Initiative »Rettet die Äsche« beteiligen. Nur so wird es möglich sein, unseren Gewässern der Äschen Region ihren Leitfisch zurückzugeben bzw. die Äsche vor dem völligen Verschwinden zu schützen. Sollten Sie an weiteren Informationen oder an einer Teilnahme am Projekt »Rettet die Äsche« interessiert sein, wenden Sie sich an folgende Adresse: Amt der Oö. Landesregierung, Agrar- und Forstrechts-Abteilung.

Kurzfassung der Studie und Schlussfolgerungen

  1. Schutz- und Bewirtschaftungsmaßnahmen müssen auf die spezifische Situation jedes einzelnen Gewässerabschnittes abgestimmt werden, da nach den bisherigen Erfahrungen fast immer ein anderer Faktor oder eine andere Kombination von Faktoren zur Gefährdung des jeweiligen Äschen Bestandes führt.
  2. Aus Rücksicht auf lokale Anpassungen sollte der Besatz mit Äschen möglichst aus dem gleichen Gewässer und immer aus dem gleichen Einzugsgebiet erfolgen, das heißt für Oberösterreich etwa, Äschen aus den Einzugsgebieten von Inn, Traun und Enns sollten nicht vermischt werden. Beim Besatz sollte nach Möglichkeit die hier empfohlene Minimalgröße für Zuchtpopulationen beachtet werden.
  3. Neben dem Ziel der Erhaltung von genetisch einheitlichen Populationen sollte in jeder Gewässerstrecke eine ausgeglichene Größen-, Alters- und Geschlechtszusammensetzung der Äsche angestrebt werden. Auch die Entnahme von Tieren durch den Angelsport sollte diesem Vorhaben entsprechen.
  4. Die Sicherung des Genaustausches zwischen benachbarten Äschen Beständen ist anzustreben. Dies bedeutet vor allem, dass künstlich errichtete Barrieren dahingehend modifiziert werden sollten, dass Wanderungen zwischen einzelnen Gewässerabschnitten oder zwischen Haupt-und Nebengewässer ermöglicht werden.
  5. Zur Verringerung des Gefährdungspotentials für Äschen Bestände sollten Verlauf und Struktur des jeweiligen Gewässers möglichst den artspezifischen Ansprüchen der Äsche und den lokalen Anpassungen der einzelnen Populationen entsprechen.
  6. Der Besatz mit Äschen in einem Alter von mehr als zwei Sommern ist nicht empfehlenswert, da ältere Fische auf neue Umweltbedingungen weniger flexibel reagieren.
  7. Überall dort, wo der Äschen Bestand langfristig erhalten werden soll, ist eine Reduktion des Regenbogenforellenbestandes auf ein Minimum anzustreben bzw. der Besatz mit Regenbogenforellen zu unterlassen.
  8. Bei allen Maßnahmen zur Förderung von Äschen Beständen ist auch auf den Prädationsdruck durch fischfressende Vögel, insbesondere Kormoran, Graureiher und Gänsesäger, zu achten. Zur genauen Bestimmung des Gefährdungsausmaßes sollten parallel zu fischökologischen auch ornithologische Untersuchungen durchgeführt werden.
  9. Zur Kontrolle der Auswirkungen von Schutz- und Bewirtschaftungsmaßnahmen sollte über einen längeren Zeitraum eine Überwachung mittels ökologischer Begleituntersuchungen (»Monitoring«) erfolgen.

Weitere Informationen

Aktion: Rettet die Äsche
https://www.zobodat.at/pdf/Oesterreichs-Fischerei_52_0111-0120.pdf

Untersuchungen zu lokaler Anpassung, Gefährdung und Schutz der Äsche in drei Gewässern in OÖ.
https://www.zobodat.at/pdf/Oesterreichs-Fischerei_53_0089-0165.pdf

„Angeln und Naturschutz sind vereinbar“

Organisierte Angler und Bewirtschafter sind Österreichs wichtigste Heger und Pfleger (Manager) der Gewässer. Eine fachgerechte Hege und eine nachhaltige fischereiliche Gewässernutzung sind im Einklang mit dem Natur- und Fischartenschutz.

Zitat von Robert Arlinghaus