ÖLUNFALL GOISERER TRAUN 1996 – GUTACHTEN

Nachfolgend habe ich ein Gutachten aufgenommen, da es durch eine Bestandsaufnahme sehr schön den Fischbestand an der Goiserer Traun aus dem Jahre 1996 wiedergibt. Auch kann und soll es als Referenz bei derartigen Unfällen dienen. Unfälle mit Erdöl schädigen massiv unsere Ökosysteme. Bis sich betroffene Lebensräume nach einer Katastrophe wieder erholen, kann es viele Jahre und sogar Jahrzehnte dauern. Nachfolgend eine Nachlese zu dieser Katastrophe.

Pachtrevier Fliegenfischer Weidgerecht

Im Zeitraum von 1. Jänner 1993 bis 31. Dezember 2001 waren wir als Fliegenfischer Weidgerecht der Pächter der Goiserer Traun. Wie man aus den Bestandsaufnahmen sieht war lt. Biomasse, die Äsche der dominate Fisch. Die Regenbogenforelle hat damals an der Goiserer Traun und an der gesamten Oberen Traun eine sehr geringe Bedeutung. Interessant und ich kann mich noch selbst an eine Elektrobefischung erinnern, dass es damals noch Aale gab. Die Aale sind heute komplett aus dem Gewässersystem der Oberen Traun verschwunden.

Zu dieser Zeit, gab es auch noch Aale im Fischereirevier Oberes Salzkammergut. Dürfte aus Besatzmaßnahmen im Hallstätter See stammen. In der Zwischenzeit sind die Aalbestände verschwurden.

Supergau, am 11. März 1996

Am 11. März 1996 wurde bekannt, dass im Bereich eines an der Goiserer Traun liegenden Industriebetriebes Heizöl mittelschwer aus einer vermutlich stillgelegten Ölleitung über den Schotterkörper in die Traun gelangt war. Nach Angaben der Feuerwehr sind insgesamt 3.000 – 4.000 Liter Heizöl mittelschwer ausgeflossen, wodurch die Traun stark mit Öl kontaminiert wurde. Von der Feuerwehr wurden mindestens 70 tote Wasservögel (Enten etc.) eingesammelt, wie viele Vögel mit verunreinigtem Gefieder nachträglich verendet sind, konnte nicht eruiert werden. In der Folge wurden 6 Ölsperren errichtet und ca. 170 m3 ölkontaminiertes Erdreich abgehoben. Öl mischt sich schlecht mit Wasser, und die Löslichkeit von Öl in Wasser ist dementsprechend gering. Gefährlich wird Öl in Fließgewässern in erster Linie dadurch, dass es bei turbulenter Strömung zu Öl-Wasser-Suspensionen kommt, die ihrerseits dadurch zu stärkeren Schäden bei allen im Wasser lebenden Organismen führten, dass die Atmungsorgane, wie die Kiemen der Fische, Tracheen und Kiemen bei wasserlebenden Insekten und -larven etc. in ihrer Funktion stark beeinträchtigt werden. Bei Fischen kann es darüber hinaus zu monatelangen Geschmacksbeeinträchtigungen kommen. Tote Fische wurden erst einige Tage nach dem Ölunfall festgestellt, und zwar wurden mehr als 80 tote einsömmrige Äschen im Kehrwasser unter dem Eis gefunden (laut Bericht der Landeskriminalabteilung). Auf Grund des Frischegrades/Verwesungsgrades dürfte der Zeitraum des Eintrittes des Todes dieser Fische mit dem Ölaustritt in die Traun zusammenfallen.

Sachverständigen Gutachten

Die Kriminalabteilung des Landesgendarmeriekommandos für OÖ, die heutige Landespolizeidirektion Oberösterreich hat einen Sachverständigen für Gewässerökologie mit der Erstellung eines Gutachtens über die Auswirkung des Ölunfalles auf die Biologie in der Traun beauftragt, der seinerseits den Unterfertigten um die Erstellung eines Gutachtens hinsichtlich eventueller Schäden am Fischbestand ersucht hat.

Befund

Methodik der Fischbestandsaufnahme

Wie bereits erwähnt, wurden an toten Fischen nur einsömmrige Äschen, dass ist Aschenbrut der Altersklasse 1+, das sind Fische, die im Laufe des Jahres 1995 geschlüpft waren, gefunden. Dies lässt den Schluss zu, dass in erster Linie Fischbrut, vermutlich aber auch Kleinfische, ins besonders jedoch die als sehr empfindlich geltenden Äschen-Jungfische vom Fischsterben betroffen waren. Fischbrut und Kleinfischarten sind gegenüber Wasserverunreinigungen in der Regel wesentlich empfindlicher als erwachsene Fische oder große Besatzfische. Es war daher ge­plant, bei der Beweissicherung im Zuge der Schadenserhebung am Fischbestand besonderes Augenmerk auf Fischbrut und Kleinfische zu richten.

Befischungsstellen

Die erste Befischungsstelle ist ca. 500 m flussabwärts der Öleintrittsstelle ausgewählt und als Referenzstelle dazu ein Bereich unmittel­bar flussabwärts der Brücke (nach dem Ausfluss aus dem Hallstätter See). Die Lage der Be­fischungsstellen ist der Abb. 1 zu entnehmen. Bei der Befischung zeigte sich, dass hinsichtlich der Koppendichte am unteren Ende der Stelle 2 kaum ein Unterschied zur Stelle 1 bestand, weshalb flussabwärts keine weitere Stelle befischt wurde.

Da an toten Fischen – wie erwähnt – nur einsömmrige Äschen gefunden worden waren, wurde das Hauptaugenmerk bei der Befischung auf die Fischbrut und Kleinfischarten – in diesem Falle der Koppe – gelegt. In einem Fließgewässer der Größe der Traun im gegenständlichen Bereich ist eine Bestandsschätzung sowohl bei Koppen, einer Kleinfischart, die im gegen­ständlichen Traun-Abschnitt häufig auftritt, und auch bei der Brut der Äsche, Aalrutte und Bachforelle, welche dort den Hauptbestand bilden, nur bei Niederwasser möglich. Im Jahre 1996 wies die Traun während des gesamten Frühjahres und Frühsommers fast durchwegs eine hohe Mittelwasserführung auf, so dass die vorgesehene Elektrobefischung zwecks Bestandser­hebung erst im Juli, nachdem zu dieser Zeit die Wasserführung erstmals stärker zurückgegan­gen war, möglich war.

Abbildung 1: Befischungsstellen mit 1 und 2 bezeichnet

Überprüfung des Gesamt-Fischbestandes

Eine quantitative Erfassung der Koppen ohne Einsatz von Rotenon oder ähnlichen in Öster­reich gesetzlich verboten Substanzen ist nicht möglich, und eine genaue Bestandsschätzung der Fischbrut bei den Bachforellen und Äschen ist ohne sehr großen finanziellen Aufwand kaum durchführbar. Es wurden daher auf kleineren, morphologisch vergleichbaren Flächen (hinsichtlich Substrat, Tiefe etc.) Zählungen der Koppen- und Äschen Brut 400 m flussabwärts des Ölunfalles eine Überprüfung des Gesamt-Fischbestandes vorgenommen. Darüber hinaus erfolgte in je einer Stelle flussaufwärts und ca. 400 m flussabwärts des Ölunfalles eine Überprüfung des Gesamt-Fischbestandes.

Die Fischbestandsaufnahme wurde mit Hilfe der Elektrofischerei von einem Boot aus unter Verwendung eines 7-KW-Gleichstromaggregates durchgeführt, und zwar in jeweils zwei Durchgängen an beiden Stellen. Die Fische eines jeden Fanges wurden getrennt gehältert, gemessen, ein Teil der Fische auch gewogen und während dieser Manipulationen auch kurz auf Schädigungen (Verletzungen, Pilzbefall, Egelbefall) untersucht. Um ein rasches Arbeiten zu gewährleisten und vor allem auch um die Fische zu schonen, erfolgte dies unter Verwen­dung des Narkosemittels MS 222 (SANDOZ). Danach wurden die Fische wieder an dersel­ben Stelle zurückversetzt.

Die Bachforelle war neben der Äsche der Leitfisch an der Goiserer Traun.

Das Wiegen der einzelnen Fische mit einer elektronischen Waage (Messgenauigkeit 0,1 g) ist zeitaufwendig, weshalb es nur bei einem Teil der Fische erfolgte. Dies diente einerseits dazu, um den Konditionierungs-Faktor zu berechnen, der einen guten Anhaltspunkt über den Ernährungs­zustand der Fische abgibt. Dieser beträgt für gutgenährte Bachforellen im Allgemeinen 0,95 – 1,00 und für Äschen 0,80 – 0,85. Andererseits wurde mit dem berechneten mittleren Konditi­onsfaktor das Gewicht der nur gemessenen Fische festgestellt.

Die Bestandsberechnung erfolgte nach der in solchen Fällen üblichen de LURY-Methode, wobei anhand der von Fang zu Fang abnehmenden Fischanzahl mit Hilfe des berechneten mittleren Fischgewichtes der Gesamtbestand ermittelt wird.

Beschreibung der Befischungsstellen

Die Traun weist im gegenständlichen Bereich eine Mittelwasserführung (MQ) von 36,4 m3/s, eine niedere Mitteiwasserführung (MNQ) von 24,8 und eine einjährige Niedrigwasserfüh­rung (NNQI) von 4,99 m3/s. auf. Eine Kurzcharakteristik der befischten Strecken ist aus den nachfolgenden Tabellen zu entnehmen. Die Länge der oberen Strecke betrug 150 Meter und die der unteren Strecke 200 Meter. Beide Strecken sind regulierte Abschnitte, wobei die Prallufer mit einem groben Blockwurf gesichert sind.

Befischungsstelle 1

Die Stelle 1 ist im obersten Bereich in 3 Arme geteilt, und zusätzlich ist ein kleiner Altarm vorhanden. In diesem mit Makrophyten (Unterwasser- und Schwimmblattpflanzen) bestande­nen Altwasser wurden auch Elritzen, welche größeren Forellen und auch Aalrutten als Nah­rung dienen, vorgefunden. Die 3 Arme vereinigen sich, und flussabwärts davon weist die Traun einen gestreckten Verlauf mit einer Tiefenrinne (mit einer Wassertiefe bis> 1 m) entlang des rechten Ufers auf Gegen das linke Ufer nimmt die Tiefe ständig ab, es sind flach überron­nene Schotter- und Sandbänke vorhanden, die bei Niederwasserführung trockenfallen und Inseln bilden. Diese Seicht-Bereiche stellen nicht nur Laichareale vor allem für Äschen und Bachforellen dar, sondern auch geeignete „Kinderstuben“ für Äschen, die dort vor potentiel­len Fressfeinden relativ sicher sind. Insgesamt gesehen weist die Stelle 1 eine sehr vielfaltige Struktur auf: im linken Fluss Bereich sind Laichplätze, weiters Biotope für Jungfische, in der Flussmitte langgezogene, als Äschen Standplätze geeignete Kolke vorhanden und entlang des rechten Ufers gibt ein Blockwurf geeignet Unterstände für Aalrutten und Bachforellen ab.

Tabelle 1 – Befischungsstelle 1

Befischungsstelle 2

Die Stelle 2 weist im oberen Bereich einen Rechtsbogen mit ca. 90° auf und in der Folge einen gestreckten Verlauf entlang des linken Ufers ist ein Blockwurf vorhanden und am un­teren Ende auch Wurzelstöcke und im Wasser liegende Äste, welche ebenfalls passende Un­terstände für größere Fische abgeben. In der Mitte ist die Strömung meist sehr groß und vereinzelt sind große Steinblöcke vorhanden. Gegen das rechte Ufer zu nimmt die Tiefe kon­tinuierlich ab. Die dort befindliche Schotterbank stellt ein ausgedehntes Laichgebiet für Kieslaicher dar (Äsche, Forelle, Aalrutte) und die sehr flachen Areale entlang des Ufers bil­den einen geeigneten Lebensraum für die gerade fressfähig gewordene Äschen- und Bachfo­rellenbrut. Insgesamt gesehen ist Stelle 2 nicht so gut strukturiert wie Stelle 1 und daher in fischereilicher Hinsicht etwas ungünstiger zu beurteilen.

Tabelle 1 – Befischungsstelle 2

Ergebnis der Fischbestandsaufnahme

Fischartenverteilung

Wie aus Tabelle 2 ersichtlich ist, wurden insgesamt 8 Fischarten vorgefunden, die sich auf 7 Fischfamilien verteilen. 6 Arten davon sind als autochthon anzusehen, und die Regenbogenfo­relle und der Aal stammen aus Besatzmaßnahmen her. Abgesehen von den Salmoniden war jede Familie nur durch eine Art vertreten. Die Verteilung der wichtigsten Arten war im übri­gen in beiden Befischungsstrecken sehr ähnlich: Adulte Äschen und Aalrutten waren jeweils in mittlerer Dichte vorhanden, Bachforellen in geringer Zahl und die übrigen Arten waren nur durch vereinzelt vorhandene Individuen vertreten.

An Kleinfischarten wurden nur Koppen und Elritzen festgestellt. Erstere waren auf dem schottrigen Substrat, aber auch teils im Blockwurf, sehr häufig, wobei die Dichte an Stelle 1 deutlich höher war als an Stelle 2. Elritzen wurden, wie erwähnt, nur in einer altwasserähnli­chen Bucht an Stelle 1 vorgefunden. Äschen Brut der Altersklasse 0+ (Fische des Jahrganges 1996, die Ende Mai/Anfang Juni geschlüpft waren), in der Folge als Ä0+ bezeichnet, wurde in den Seicht Bereichen in großer Zahl beobachtet, Bachforellenbrut dagegen nur in geringer Dichte.

Tabelle 2

Bestandszusammensetzung

Wie den Abb. 2, 3 und 4 zu entnehmen ist, stellte die Koppe die weitaus am häufigsten vor­kommende Fischart dar. An Stelle 1 betrug ihr zahlenmäßiger Anteil 94%, und auch an Stelle 2 war er mit 85% noch sehr hoch. Dazu muss bemerkt werden, dass Koppen dort, wo ein für sie pas­sender Biotop, wie stärker überronnene Flachareale mit einem aus grobem Schotter bestehen­den Substrat vorhanden ist, oft in sehr hoher Dichte (bis> 10 Individuen/m‘) auftreten. Da es sich dabei um Kleinfische handelt, ist ihr Biomasse-Anteil aber in der Regel deutlich niedri­ger als jener der Forellen und Äschen oder Aalrutten, wie auch im vorliegenden Fall.

Der gute Äschen Bestand an der Goiserer Traun konnte bis heute erhalten werden.

An Stelle 1 betrug der „Großfischanteil“ zahlenmäßig nur ca. 6%, der sich auf die Äsche (3%), Aalrutte (2%) und Bachforelle (1%) aufteilte. Der zahlenmäßige Anteil der übrigen Arten (Elritze, Hecht und Aal) betrug zusammen <0,5%. An Stelle 2 war die Koppendichte deut­lich geringer, was sich dahingehend auswirkte, dass der zahlenmäßige Anteil der Äsche, Aal­rutte und Bachforelle mit 6, 5 und 4% (zusammen 15%) deutlich höher war als an Stelle 1. Der zahlenmäßige Anteil der übrigen Fischarten betrug zusammen deutlich < 0,5%.

Hinsichtlich der Biomasse-Verteilung ergab sich erwartungsgemäß ein ganz anderes Bild. So dominierten die Äschen und Aalrutten deutlich vor den Koppen und anderen Arten. An Stelle 1 betrugen die Biomasse-Anteile der Äsche 48% und Aalrutte 34%, die Koppe war mit 13% am Gesamtbestand beteiligt, während die Anteile der übrigen Arten zusammen (Hecht, Aal und Elritze) < 1% betrugen.

An Stelle 2 unterschied sich die Biomasse-Verteilung nur insofern, als der Äschen Anteil mit 33% deutlich geringer und jener der Bachforelle mit 19% wesentlich höher war als an Stelle 1. Der Koppenanteil war mit 8% ebenfalls niedriger, die Anteile des Hechtes 1% und Aales 3% dagegen etwas höher.

Befischungsstelle 1

Goiserer Traun im Bereich Steeg, Stelle 1 – Fischbestandszusammensetzung in % Juli 1996; die Äschen Brut (Altersklasse 0+) und die Arten, die nur durch vereinzelt festgestellte Individuen repräsentiert waren (Hecht, Aal) blieben unberücksichtigt, wenn deren Anteil < 1% betrug.

Zahlenmäßige Aufteilung Stelle 1

Abbildung 2/1

Gewichtsmäßige Aufteilung Stelle 1

Abbildung 2/2: An der Gosierer Traun dominiert die Äschen und Aalrutten deutlich vor den Koppen und anderen Arten. Der hohe Biomasse-Anteile der Äsche mit 48% von damals, ist auch heute noch durchaus vorhanden. Bei der Aalrutte mit einen Anteil 34% kann man das leider nicht behaupten. Die Bestände der Aalrute sind drastisch zurück gegangen.

Befischungsstelle 2

Goiserer Traun im Bereich Steeg, Stelle 2 – Fischbestandszusammensetzung in % Juli 1996; die Äschenbrut (Altersklasse 0+) und die Arten, die nur durch vereinzelt festgestellte Individuen repräsentiert waren (Hecht, Aal) blieben unberücksichtigt, wenn deren Anteil < 1% betrug.

Zahlenmäßige Aufteilung Stelle 2

Abbildung 3/1

Gewichtsmäßige Aufteilung Stelle 2

Abbildung 3/2: An Stelle 2 unterschied sich die Biomasse-Verteilung nur insofern, als der Äschen Anteil mit 33% deutlich geringer und jener der Bachforelle mit 19% wesentlich höher war als an Stelle 1. Vor nicht ganz 30 Jahren war noch ein sehr guter Bachforellenbestand an der Goiserer Traun vorhanden. Durch verschiedene Einflüsse ist die Bachforelle an der Oberen Traun verschwunden und die Regenbogenforelle hat ihren Platz eingenommen.

Abundanz und Biomasse

Die ermittelten Biomasse-Werte von rund 270 und 160 kg/ha für die Stelle 1 und 2 (Abb. 4) sind für den gegenständlichen Traun Abschnitt als „normal“ einzustufen. Der an Stelle 1 höhere Fisch­bestand ist in erster Linie auf die reichhaltigere Struktur der Traun in diesem Abschnitt zu­rückzuführen. Der Fluss ist dort breiter als an Stelle 2, es sind große Steinblöcke in größerer Zahl über das ganze Flussbett verstreut vorhanden, die Strömung ist nicht so stark und die dort be­findlichen langen Kolke stellen geeignete „Unterstände“ für die Äsche dar. Dies wirkt sich so aus, dass der Äschen Bestand an Stelle 1 mehr als zweimal so hoch ist wie jener an Stelle 2, wo vor allem in der Flussmitte die Strömung auch für die Äsche stellenweise zu stark ist.

Der Blockwurf ist in beiden Befischungsstrecken ähnlich zu beurteilen. Dies geht auch aus dem Befischungsergebnis deutlich hervor. Es zeigte sich nämlich, dass sich der Bestand an Aalrutten und Bachforellen zusammen, die Großteils den Fischbestand des Blockwurfes bil­den, in beiden Abschnitten nur wenig unterschied.

Der relativ hohe Aalrutten Bestand ist wohl damit zu erklären, dass die Traun unmittelbar nach dem Ausfluss aus dem Hallstätter See sich temperaturmäßig wie ein typischer Seeausrinn ver­hält und im Winter und zeitigen Frühjahr sehr kalt ist. Da die Aalrutte als Dorschverwandter an tiefe Wassertemperaturen gut angepasst ist, wirken sich die Temperaturverhältnisse in die­sem Traun Abschnitt positiv auf die Entwicklungsbedingungen dieser Fischart aus und bewir­ken den hohen Aalrutten Bestand.

Der Koppenbestand war an Stelle 1 ca. dreimal so hoch wie an Stelle 2. So wurden an Stelle 1 in den flach überronnenen grobschottrigen Flächen meist um 6 Koppen/m2 gezählt, während es auf vergleichbaren Flächen der Stelle 2 nur 2 Stück/m2 waren. Diese von den Koppen als Lebens­raum bevorzugten Areale betrugen an beiden Stellen etwas weniger als 10% der gesamten Befischungsfläche. Daneben fanden sich auch im Blockwurf noch Koppen, allerdings in weit­aus geringerer Zahl. Ausgehend davon wurde der Koppenbestand mit 6.000 bzw. 2.000 Stü­ck/ha für die Stelle 1 und 2 hochgerechnet.

Unmittelbar flussabwärts der Befischungsstelle 2 wurde bereits wieder ein ähnlicher Koppen-Bestand vorgefunden wie an Stelle 1, weshalb auf eine weitere Befischung flussabwärts davon verzichtet wurde.

Populationsaufbau

Wie der Tabelle 2 zu entnehmen ist, war die diesjährige Äschen Brut sehr zahlreich vertreten, und zwar an beiden Stellen. Diesjährige Bachforellenbrut wurde nur vereinzelt festgestellt und diesjährige Aalrutten Brut konnte nicht nachgewiesen werden. Einsömmrige Fische der Al­tersklasse 1+ Äschen waren vorhanden, ebenfalls einsömmrige Bachforellen, wenn auch in geringer Zahl, während Aalrutten Brut und -jungfische weitgehend fehlten.

Wie aus Tabelle 2 weiters ersichtlich ist, wurden insbesondere an Stelle 1 größere Exemplare so­wohl an Aalrutten wie Äschen und Bachforellen gefangen, an Stelle 2 ebenfalls größere Exem­plare an Äschen und Bachforellen. Das hohe mittlere Stückgewicht der Äsche mit 614 an Stelle 1 bzw. mit 856 g Stelle 2 weist darauf hin, dass viele relativ große Fische dieser Art vorhanden waren und die Entwicklungsbedingungen für diese Fischart in diesem Traun Abschnitt sehr günstig sind. Das in Stelle 2 noch höhere mittlere Stückgewicht dürfte mit großer Wahrschein­lichkeit mit dem dort geringeren Jungfischvorkommen in Zusammenhang zu bringen sein.

Abundanz an Stelle 1 und 2

Die Abundanz (von lateinisch abundantia = Überfluss, Adjektiv abundant), auch Dichte, Häufigkeit oder Mengengrad, bezeichnet in der Ökologie die Anzahl der Individuen einer Art, bezogen auf ihr Habitat.

Nachfolgend aus der Goiserer Traun im Bereich Steeg Stelle 1 und 2 – die Abundanz der festgestellten Fischarten im Juli 1996; Äschen 0+ und Arten mit einem Anteil <1% nicht berücksichtigt.

Abbildung 4/1
Die Koppe war 1996 mit bis zu 10 Individuen / Quadratmeter der zahlenmäßig dominante Fische! Die Koppe bewohnt saubere, rasch fließende Bäche und kleinere Flüsse mit steinigem Grund, aber auch sommerkühle, sauerstoffreiche Seen. Die Koppe gehört zu den bedrohten Tierarten. Sie ist im Anhang der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) aufgeführt, gehört damit zu den Tier- und Pflanzenarten, die von gemeinschaftlichem Interesse sind und für deren Erhalt besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen.

Biomasse an Stelle 1 und 2

In der Ökologie wird die Biomasse häufig nur für ausgesuchte, räumlich klar umrissene Ökosysteme oder nur für bestimmte, einzelne Populationen erfasst. Nachfolgend aus der Goiserer Traun im Bereich Steeg Stelle 1 und 2 – die Biomasse der festgestellten Fischarten im Juli 1996; Äschen 0+ und Arten mit einem Anteil <1% nicht berücksichtigt. 

Abbildung 4/2

Der gute Bestand an mittelgroßen und großen Äschen, das reichhaltige Vorkommen von diesjähriger Äschen Brut an beiden Befischungsstellen und die deutlich geringere Zahl von Äschen der Altersklasse 1 + an Stelle 2 sind ein Indiz dafür, dass es unter den 1+ Äschen zu nicht unbeträchtlichen Ausfallen durch den gegenständliche Ölunfall gekommen sein dürfte. An Aalrutten wurde wurden weder an Stelle 1 noch an Stelle 2 Fische der Altersklasse 0+ und 1+ ge­fangen, die Jugendstadien fehlten somit weitgehend, während größere Individuen zahlreich vorhanden waren. Bachforellen der Altersklasse 0+ und 1+ fanden sich vereinzelt bzw. in geringer Dichte. Koppen waren dagegen in allen Größen- bzw. Altersklassen vorhanden.

Ernährungs- und Gesundheitszustand

Tabelle 3

Aus den mittleren Konditionierungsfaktoren der Äsche geht hervor, dass die Ernährungsbedingun­gen für diese Fischart im gegenständlichen Bereich als überdurchschnittlich gut zu bezeich­nen sind, da normalerweise Äschen keinen so hohen Konditionsfaktor aufweisen. Auch der Ernährungszustand der Bachforellen war überdurchschnittlich gut und auch bei den Aalrutten war der mittlere Konditionsfaktor sehr zufriedenstellend. Ähnliches galt auch für die Koppe (Tabelle 3).

Unter den genannten Arten wurden überhaupt keine abgemagerten Exemplare beobachtet, wie aus den minimalen Konditionsfaktoren ersichtlich ist. Auch verpilzte und/oder von Fi­schegeln befallene Fische wurden nicht beobachtet, lediglich einige wenige Fische zeigten Verletzungen, die vermutlich von Graureihern herrührten. Der Gesundheitszustand aller Fi­sche konnte demnach als sehr gut bezeichnet werden.

Gutachten

Ein Ölunfall kann in einem Fischgewässer bewirken:

  • Verluste am Fischbestand
  • eine Laichvernichtung
  • eine Beeinträchtigung der natürlichen Fortpflanzung
  • eine Beeinträchtigung der Fischbestandsentwicklung
  • eine Beeinträchtigung der Fischnährtierentwicklung
  • eine Geschmacksbeeinträchtigung der Fische
  • eine Beeinträchtigung der Ausübung der Angelfischerei.

Im vorliegenden Fall bewirkte die Kontamination des Traun Wassers durch das ausgeflossene Heizöl

  • Verluste am Fischbestand
  • eine Beeinträchtigung der natürlichen Fortpflanzung
  • eine Beeinträchtigung der Fischbestandsentwicklung
  • eine Beeinträchtigung der Fischnährtierentwicklung.

Verluste am Fischbestand

Wie erwähnt, ergab die Elektrobefischung keinen Hinweise darüber, ob größere Fische durch den Ölunfall zu Schaden gekommen sind. Zur Zeit der Beweisaufnahme unterschied sich der Fischbestand in seiner Zusammensetzung an Stelle 2 nicht wesentlich von jener an Stelle 1. Die niedrigere Fischbiomasse an Stelle 2 ist Großteils auf die dort etwas schlechtere Struktur des Flussbettes zurückzuführen.

Äsche

Äschenbrut im Uferbereich reagiert sehr sensibel auf abrupte Wasserstandsveränderungen
Äschen Brut im Uferbereich reagiert sehr sensibel auf abrupte Wasserstands Veränderungen und Umwelteinflüsse.

Ausgehend davon, dass über 80 tote einsömmrige Äschen (Ä1) in einem Kehrwasser unter dem Eis vorgefunden wurden, muss damit gerechnet werden, dass mindestens zehnmal, viel­leicht auch zwanzigmal so viele einsömmerige Äschen zugrunde gegangen sind. Kleine Fi­sche werden bei einem Fischsterben in der Regel nur zu einem geringen Teil erfasst, insbe­sondere in großen Gewässern. Bei einem Wert dazwischen bedeutet dies, dass 1.200 ein­sömmrige Äschen vernichtet worden sind. Diesjährige Äschen Brut war zahlreich vertreten, es kann daher davon ausgegangen werden, dass lediglich die Altersklasse 1+ stark beeinträchtigt wurde.

Aalrutte und Bachforelle

Die Bachforellenbestände wurden auch massiv geschädigt!

Von Aalrutten wurde weder an Stelle 1 noch an Stelle 2 Brut der Altersklasse 0+ und 1+ gefangen. Es konnte daher auch kein Vergleich zwischen beiden Strecken angestellt werden. Bei den Bachforellen war der Anteil an Brut und Jungfischen an beiden Stellen niedrig, so dass auch bei dieser Art kein deutlicher Hinweis auf eine Beeinträchtigung des Brut- oder Jungfischbe­standes vorlag.

Die Aalrute war mit einen Anteil von über 30% einer der sehr gut vertretenen Fischarten.
Aalruten fischen mit der Nymphe war damals an der Goiserer Traun möglich.

Koppe

Bei dieser Art zeigte sich, dass an Stelle 2 die Dichte mit rund 1/3 bezogen auf jene an Stelle 1 deutlich geringer war. Am oberen Ende der Stelle 2 waren es eher noch weniger, am unteren Ende nahm die Koppendichte wieder deutlich zu. Auf die ca. 400 m lange geschädigte Strecke bezogen errechnet sich daraus, da dieser Abschnitt einer Fläche von 1 ha entspricht, eine Verminderung der Koppenpopulation um 4.000 Stück. Ein Nachbesatz mit Koppen wird kaum möglich sein, da Koppen in dieser Menge nirgends erhältlich sind.

Die Tatsache, dass kaum tote Koppen bemerkt wurden ist so zu erklären, dass diese Fischart infolge der geringen Körpergröße und der dem Flussboden angepassten Färbung sehr leicht übersehen wird, vor allem, weil sie sich Großteils unter Steinen aufhält.

Die Verluste am Fischbestand sind damit zu beziffern mit:

AnzahlFischartPreis/Stk.Summe
xx.xxx1+ Äschenxxxx.xxx
xx.xxxKoppenxxxx.xxx
xx.xxx1+ Bachforellenxxxx.xxx
xx.xxxx1+ Aalrutenxxxx.xxx
Summexxx.xxx
Mwst.xx.xxx
Gesamtsummexxx.xxx
Im Gutachten von 1996 waren noch Schillinge als Währung angegeben. Die Schadensumme ist bekannt, wird jedoch absichtlich nicht publiziert. Weiters ist zu erwähnen, dass wir heute in der Bewirtschaftung im Fischereirevier Oberes Salzkammergut, auf Besatzmaterial, welches nicht aus der Region und nicht aus unseren Gewässern stammt, nicht verwenden. Daher ist es sehr Aufwendig, lokales Besatzmaterial

Beeinträchtigung der natürlichen Fortpflanzung und der Fischbestandsentwicklung

Die verminderte natürliche Fortpflanzung bezieht sich in erster Linie auf die Koppe. Durch die teilweise Vernichtung des Koppenbestandes hat sich die Anzahl der Laichfische stark verrin­gert und damit auch die Zahl der Eier. Es muss daher damit gerechnet werden, dass es sicher­lich zwei Jahre dauern wird, bis sich wieder ein entsprechender Koppenbestand entwickeln wird. Da die Koppe in diesem Traun Abschnitt die Hauptnahrungsgrundlage für die größeren Aalrutten und Bachforellen darstellt, wird durch die Verminderung des Koppenbestandes auch die Entwicklung des Aalrutten- und Bachforellenbestandes negativ beeinflusst.

Beeinträchtigung der Fischnährtierentwicklung

Wie die Ausführungen vom ökologischen und limnologischen Spezialisten erhoben wurde, war es zu teils stärkeren Schädigungen der Algenvegetation am Flussbett gekommen. Da diese Algen die Nahrungsgrundlage für die In­sektenlarven, wie Bachflohkrebe etc. bilden, welche ihrerseits die Nahrungsgrundlage für Äschen, klei­nere Aalrutten und Bachforellen darstellen, wirkt sich eine Störung der Algenentwicklung am Gewässerboden zwangsläufig negativ auf die Bestandsentwicklung der Fischnährtiere und in weiterer Folge jener der Fische aus.

Die durch die gestörte Fischnährtierentwicklung sowie die verringerte Koppenproduktion nachteilig beeinflusste Bestandsentwicklung der Äsche, Aalrutte und Bachforelle in den Fol­gejahren ist summarisch mit etwa xx.xxx,–zu beziffern.

Der fischereiliche Gesamtschaden, der dem Bewirtschafter durch den gegenständlichen Ölunfall erwachsen ist, kann somit mit xxx.xxx,– angegeben werden.

Foto Dokumentation zum Ölunfall

Nach Angaben der Feuerwehr sind insgesamt 3.000 – 4.000 Liter Heizöl mittelschwer ausgeflossen, wodurch die Traun stark mit Öl kontaminiert wurde. Von der Feuerwehr wurden mindestens 70 tote Wasservögel (Enten etc.) eingesammelt, wie viele Vögel mit verunreinigtem Gefieder nachträglich verendet sind, konnte nicht eruiert werden. In der Folge wurden 6 Ölsperren errichtet und ca. 170 m3 ölkontaminiertes Erdreich abgehoben. Öl mischt sich schlecht mit Wasser, und die Löslichkeit von Öl in Wasser ist dementsprechend gering. Gefährlich wird Öl in Fließgewässern in erster Linie dadurch, dass es bei turbulenter Strömung zu Öl-Wasser-Suspensionen kommt, die ihrerseits dadurch zu stärkeren Schäden bei allen im Wasser lebenden Organismen führten, dass die Atmungsorgane, wie die Kiemen der Fische, Tracheen und Kiemen bei wasserlebenden Insekten und -larven etc. in ihrer Funktion stark beeinträchtigt werden.

Foto: Heimo Huber

Ölsperre von der Feuerwehr bei der Görbbrücke.

Foto: Heimo Huber

Uferreinigungsarbeiten mit Hochdruckschlauch durch die Feuerwehr.

Foto: Heimo Huber

Entlang der Ufer waren die Ölablagerungen.

Foto: Heimo Huber

Durch Ölsperren wurde dann der Ölteppich gesammelt und abgeschöft.

Foro: Heimo Huber

Pressemeldungen

Kontroverse beim Reinigungsmittel?

Ober und Unterwasser Tiere sind die leittragenden!

Schwände wurden umgesiedelt!

Quelle

Ein Sachverständigen Gutachten, an den mehrere Wissenschaftler beteiligt waren und welches im November 1996, von Dr. Erich Kainz zusammengefasst wurde.

Weitere Informationen

„In die Zukunft blicken, in der Gegenwart leben und aus der Vergangenheit lernen“