Im Jahr der Bachforelle hatten wir ein „Besatz-Planquadrat“, einen Schwerpunkt zur Wiederansiedelung für diese zu realisieren. Dazu wurden im Jahr 2020 in die Ischler Traun zig-tausend Bachforellen eingebracht. Danke an den „Motivatoren“ Fritz S., für die Unterstützung. Mit seiner Fachkenntnis um die Fortpflanzung von speziell für den Fischbesatz konditionierten Bachforellen, haben wir einen Spezialisten im Salzkammergut zur Verfügung, der uns bei diesen Projekt tatkräftig hilft. Auch die Zusammenarbeit mit Stephan F. mit dem wir bei der Bachforelle schon seit einigen Jahren gut zusammenarbeiten hat uns auch bei diesen Projekt massiv unterstützt und er bringt eine revierübergreifende Zusammenarbeit mit, um einen einheitlichen Bachforellen Stamm zu entwickeln.

Resistenter Bachforellen Stamm
Auf der Suche nach einen resistenten Bachforellen Stamm hatten wir eine Abstimmung mit den Hobbyfischzüchter Fritz S., mit seinen Fachkenntnissen, über unsere lokalen Bachforellenstämme überlegten wir nachfolgende Maßnahmen, zur Erhaltung autochthoner Bachforellenpopulationen in voralpinen Flüssen. Mit diesen „Versuch“ (Besatzprogramm) wollen wir auf der einen Seite Bachforellen einsetzen, die in Gewässern des Alpenvorlandes heimisch sind, in den auch höhere Wassertemperaturen (>20 Grad) vorkommen und die Fische dennoch überleben und daran angepasst sind. Was uns als Ergebnis und als Ziel, natürlich am liebsten wäre und wir damit unseren Bewirtschaftungsaufgaben nachkommen. Auf der anderen Seite, sollte dieser Bachforellenstamm gegen das „Traunwasser“ nicht resistent sein, könnte wir damit bei einer Identifizierung der Ursachen, für zukünftige Experimente helfen, um einen Zusammenhang von PDS, PKD oder anderen Umständen zu untersuchen.
Wir geben nicht auf…

Wir wollen es wissen
1. Dezember 2019 – Koppentraun
Start mit frisch gestreiften Eimaterial in der Koppentraun…
Hier an der Koppentraun, machen wir unsere ersten Versuche mit „artificial nests„. Am Vormittag die Bachforellen abgestreift und am Nachmittag haben wir die „Grünen Eier“ ins Kiesbett eingebracht. Dazu gibt es einen eigenen Bericht, inkl. Details über das Abstreifen von Bachforellen-Eier.

1. Dezember 2019 – Ischl – Pfandl
Es freut uns vom Fischereirevier Oberes Salzkammergut sehr, dass auch der Sportfischereiverein Bad Ischl sich an dieser doch recht arbeitsintensiven Aktion beteiligt und mit 5 VIBERT Boxen und 2.500 BF-Eier Erfahrungen mit dieser Methode einen Fischbestand aufzubauen, sammelt.
Die Boxen wurde Mitte April ausgegraben und die „No Show Rate“ an Eiern war sehr gering und auch das Ergebnis, mit frischgeschlüpften Bachforellen konnte man im Umfeld der Cocooning Stelle beobachten.


1. Februar 2020 Ischler Traun mit Augenpunkt-Eier
Befruchtete Eier von Bachforellen sind sehr empfindlich und sollten nach den Stunde nach der Befruchtung keinen stärkeren mechanischen Belastungen mehr ausgesetzt werden.
Punkt genau muss der Zeitpunkt passen.
Zuerst sieht man nur die Augen. Als zwei deutliche, schwarze Punkte erscheinen sie im Inneren des kugelrunden, glasig-transparenten, gelblichen Eies. Im ,,Augenpunktstadium“ ist jenem Zeitpunkt, wo die Augen des Embryos als schwarze Punkte erkennbar sind (etwa zur Halbzeit der Entwicklung). Beim Fischbesatz im Augenpunktstadium ist es eine Terminarbeit. Wenn man es übersieht, schlüpfen einen die Forellen am Transportweg.



artificial nests
Für einen Besatz mit Fischeiern bieten sich verschiedenste Methoden an. Eine sehr naturnahe Methode stellt dabei das Anlegen von sogenannten „artificial nests“ dar. Dabei werden ca. 1.500 -2.000 Eier über ein Rohr in das Substrat eingebracht. Wesentlich bei dieser Methode ist, dass das Rohr (und damit die Eier) ca. 20 cm in das Substrat eindringen und dass in diesem Bereich keine Sedimentablagerungen vorhanden sind. Ansonsten wäre eine Durchströmung der Eier mit Frischwasser und damit Sauerstoff stark eingeschränkt und das Material würde ersticken. Zum Anlegen dieser „nests“ empfiehlt es sich, eine Schaufel sowie eine Spitzhacke mitzunehmen, denn nach dem Einbringen des Plastikrohrs wird um das Rohr eine Aufschüttung mit Kies (10 – 70 mm) vorgenommen.

Anschließend erfolgt das Einbringen der Eier. Dabei wird mittels Messbecher die exakte Ei-Menge mit Bedacht in das Rohr gegossen. Sobald die Eier Großteils das Rohr verlassen haben, wird das Rohr vorsichtig und unter leichten Drehbewegungen aus dem Substrat gezogen. Dadurch verschließt sich das Loch (in dem das Rohr steckte) von selbst. Es empfiehlt sich, zusätzlich noch etwas Kies und Schotter auf das „nest“ zu geben, um einen optimalen Schutz vor UV Strahlung und vor Ausschwemmungen zu haben.
Vorbereitung der artificial nests
Wenn man mit Cocooning Boxen, die in den Schotterkörper eingegraben werden und auch für „artificial nests“, ist die Vorbereitung ein wichtiger Bestandteil der Besatzplanung. In eine WHITLOCK VIBERT Cocooning Boxen gehen ca. 500 Eier, in „artificial nests“ kann man ca. 2.000 Eier einbringen. D.h. je nach geplanter Anzahl an Eier ergeben sich hier eine Menge an Besatzpunkten, die bereits vor dem Termin, an dem man die Eier in den Kies einbringt, vorbereitet sein sollten. Man hat auch von der Vorbereitung der „Nester“ bis zum Einbringen auch immer noch das Risko, dass sich der Pegel von Normalwasserstand auf höheren Wasserstand verändert und schon hat man die Situation, dass man die Nester nicht mehr gut erreichen kann. Unsere Erfahrung ist, hier auch einen Plan B zu haben.
Eine bewährte Methode ist, dass man die Nestervorbereitet, die Löcher im Schotterbett aushebt und den Kies aufbereitet durch sieben, oder was sich auch bewährt hat, frischen 16/32 Schotter mitnehmen und die Nester damit auszufüllen….


In der Wanne sind die Fischlein kaum größer, aber sehen schon genauso aus, wie eine fertige Bachforelle: Den graugrünen Leib übersät mit dunklen Punkten zur Tarnung im flirrenden Bachwasser, schlängeln sie sich mit flinken Bewegungen durchs Becken, verharren dann, die filigranen, durchsichtigen Bauchflossen wie eine Hand gespreizt. Um Details zu sehen, bräuchte man allerdings eine Lupe, denn die Miniaturforellen sind gerade mal einen Daumennagel lang. „Jetzt aber brauchen sie kontinuierlich Futter“, erklärt der passionierte Ziehvater Fritz S. und streut ein Löffelchen von seinen selbst gezüchtetet Planktonfutter staubfein ins Wasser. Gierig machen sich die angehenden Raubfische über ihr Mikrovesper her.

Fritz beschäftigt sich schon lange mit Fischzucht. Eine glückliche Fügung brachte uns mit Fritz zusammen, der sich schon seit Jahren aus persönlichem Interesse, sehr engagiert mit der äußerst heiklen Vermehrung von heimischen Bachforellen beschäftigt. Seiner Idee ist es zu verdanken, dass wir der Bachforelle an der Oberen Traun noch eine Chance geben. Der Gedanke ist, bei der Forellenwiederansiedlung an der Oberen Traun, mit heimischen Stämmen zu arbeiten und mit Eiern und mit vorgestreckter Brut.
Die Umstellung auf Besatzmethoden, soweit Fischbesatz überhaupt sinnvoll und erforderlich ist, soll dieser per Cocoocning, artificial nests und Besatz mit vorgestreckten „Brütlingen“ erfolgen und auch, die Herkunft des Besatzmateriales wird eine große Rolle spielen.
Mit den Sachverstand von Fritz und dem Interesse, wie „wo von frischgeschlüpfte Forellen“ ernährt werden müssen, wie sie sich bewegen, wie sie Futter aufnehmen, wird hier ein großes Augenmerk geschenkt. Einmal von Grund, einmal von der Oberfläche, merkt man, wie wichtig es Fritz ist, eine intakte Bachforellenpopulation so vorzubereiten, dass diese beim Einsetzen in die Ischler Traun an optimalen Plätzen mit einen mäandrierenden Lauf, umgestürzte Bäume als Deckung, Uferbäume als Schattenspender und vielen Versteckmöglichkeiten eine Optimale Heimat finden.
Die Aufzucht ins Wasser aus dem Einzugsgebiet des späteren Lebensraumes ist bedeutsam. „Die Fische suchen das Aroma ihres Heimatgewässers. Sonst würden die später abwandern“ (Homing Effekt). Außerdem müssten die Erbanlagen der gefangenen Tiere kontinuierlich durch Wildtiere aufgefrischt werden: „Die degenerieren sonst innerhalb von ein bis zwei Generationen.“ Ausgesetzt werden sie als „Brütlinge“ mit einer Länge von 3 cm.


27. Maerz 2020 – Bachforellen Hotspot

Jetzt müssen die Brütlinge noch lernen, in der Natur Futter zu finden. Da die bei Fritz geschlüpften Bachforellen nicht mit pelletierten Fischzuchtfutter, sondern mit hochwertigen Plankton und Naturfutter aufgezogen wurden, wird ihnen der Umstieg auf Naturfutter nicht schwer fallen. Das ist ganz einfach der GROSSE Unterschied: „Sehr oft verhungern Kunstfutter gewöhne Besatzische aus der Fischzucht am gedeckten Tisch in der Natur, da sie Naturfutter nicht kennen“.


3. April 2020 die naechste Charge








18. April 2020 die naechste Charge

Am Samstag 18. April 2020 kam mit ca. 13.000 Stück BF-Brütlingen ein nächster Schwung. Schön zu sehen, dass wir bevor wir neuen „Setzlinge“ in die Wildnis freigesetzt haben, dass sich die Brütlinge der letzten Wochen schon recht schön ihren Lebensraum erobert haben. Hier ca. 500 Meter unterhalb der Besatzpunke vom 27. März 2020, wo ich bereits rechtsufrig eingesetzt haben, haben sich diese schon über einen längeren Ufersaum entlang der Uferkante verteilt.



Eindeutige Zuodnung moeglich
Da wir an der Ischler Traun schon seit vielen Jahren keine Bachforellen mehr haben, ist eine Zuordnung auf die Besatzmaßnahmen eindeutig. Auch diese Situation ist ein wichtiger Punkt in der Auswahl der Besatzpunkte und in weiterer Folge von der Kontrolle des Besatzerfolges. Wenn vorher nichts da war, können Sichtungen nur von der durchgeführten Besatzaktion stammen. Es gibt keine Aufmischung mit bestehenden Beständen und was bei der Bachforelle wichtig ist, die ihren Standplatz verteidigt, werden auch keine Revierkämpfe und Verdrängungen verursacht. Eingehend auf diese Situation, ist auch die Besatzplatzauswahl ein wichtiger Punkt in unseren Überlegungen. Speziell in der Wechselwirkung und in der Aufteilung, rechtsufrig vs. linksufrieg. So wird auch die nächste Charge linksufrig besetzt werden, um auch in diesen Gewässerbereichen Standplätze mit Bachforellen Brütlinge zu besetzen.






Bachforellen Jungfisch Habitat
Bezogen auf den Lebenszyklus werden die Bachforellen, einige Tage nach nach dem Interstitials im fry-Stadium den Entwicklungsbedingt drastischsten Habitatwechsel im Rahmen des „ontogenetic shift“. Sie mutieren nach der „Brütlingsphase“ und vom Schotterbewohner, wo sie am „Boden“ kleben und man meinen könnte sie haben etwas, zum frei schwimmenden Fisch. Dh. in den nächsten Tagen wird man die Brütlinge in den Uferzonen noch vorfinden und beobachten können. Als „Freischwimmer“ werden sie uns erst wieder mit einer Größe von 8-12 cm im Herbst wieder unterkommen und der eine oder andere, auf die Fliege steigen.

Bachforellen Territorium
Optimale Territorien sind jedenfalls jene, an denen die junge Forelle einerseits wenig Energie aufwenden muss, um der Strömung zu widerstehen, bei denen andererseits gleich daneben strömende Bereiche liegen, aus denen Driftnahrung aufgenommen werden kann. Zudem sollten passende Strukturen als Einstand zur Verfügung stehen. Aus dem strömenden Bereich neben der Deckungsstruktur („cover“) nimmt die junge Forelle Driftnahrung auf. Dabei nimmt die passende Fließgeschwindigkeit jedenfalls mit dem Schwimmvermögen bzw. Alter des Fisches zu. Wichtig sind bei der Auswahl der Besatzstellen die Verfügbarkeit langsam fließender Bereiche entlang der Uferlinie im ersten Monat als
wesentlichste Voraussetzung für hohe Überlebensraten.
24. April 2020 die naechste Charge
Bachforellen sind im Gegensatz zu Äschen oder Regenbogenforellen, keine Schwarmfische, und behaupten auch schon als Brütling die besten Plätze. Bald einmal sind von den stärkeren Tieren die guten Standplätze belegt und die kleineren müssen sich anderweitig umsehen.
Beliebt bei den jüngeren Fischen sind Stellen hinter Steinen. Den Platz, den der Fisch jetzt einnimmt, verlässt er ohne Störung über mehrere Wochen kaum. Dass der Fluss im Winter weniger Wasser führt, stört die Forelle wenig. Aus diesen Grund verteilen wir auch die „Besatz-Chargen“ jeweils auf weiter auseinander liegende Gewässerabschnitte oder auf die anderen Uferseite, um nicht an einen Standplatz gewöhnte Fisch vom Vorwochen-Besatz zu unnützen Revierkämpfen zu motivieren.
Besatz entlang der alten Flossgasse – rechtsufrig



1. Mai 2020 „the last Charge“





Bachforellen Besatz Gesamtuebersicht

Risiko durch PKD
Das Risiko bleibt. Wir sind PKD Positiv an der Oberen Traun. Ein Ergebnis, welches wir mit diesen Besatzversuch auch testen wollen. Ist für den Besatzstamm, der Umgang mit PKD verträglich, haben sie Gene und eine Resistenzbildung um zu überleben? Seit 2010 wurden keine Bachforellen mehr in die Ischler Traun eingesetzt. Es gibt nur sehr geringe Bestände, die zu großen Teilen aus kleineren Zubringerbächen abwandern. In diesen gibt es noch kleinere Bestände an Bachforellen. An der Ischler Traun selbst, ist die Bachforelle seit Jahren ausgestorben.

Durch die Kontrolle der jetzt erfolgten Besatzmaßnahmen, mit Bachforellen Eier und mit Brütlingen in der Größe 0+ soll abgeleitet werden, bei welchem Entwicklungsstadium die natürliche Rekrutierung funktioniert und ob wir mit diesen Besatzalter und einen Homing-Effekt einen selbstreproduzierenden Bestand aufbauen können. Mit der Wahl des Alters der Besatzfische und der Berücksichtigung der Lebensraumkapazität hoffen wir auf eine hohe Überlebenswahrscheinlichkeit dieser Besatzfische. Dieses Besatzprojeket werden wir genau beobachten, monitoren und noch weiter diskutieren.
Erfolgskontrolle
Visuelle Bestandsaufnahmen
Gerade jetzt im Frühjahr, sieht man die eingesetzten Brütlinge, entlang der Uferlinie und im Umfeld der Besatzstellen noch recht häufig. In weiterer Folge werden sie sich in die Mittelwasserrinne entwickeln und ev. punktuell auf die „Kunstfliege“ beißen. Wir sind gespannt. Mit den über 195.000 Stück, haben wir einen schon recht repräsentativen Bestand eingebracht, der auch bemerkbar sein wird.



Herbst 2020
Im Spätsommer 2020 werden wir durch auf der einen Seite durch punktuelle E-Befischungen sowie weiterhin durch visuelle Kontrollen, die Bachforellen Aktion beobachten und einen Status bekommen, ob wir einen Ausfall durch PKD/PDS haben werden. Ein weitere Prüfung soll durch punktuelle Elektrobefischungen erfolgen. Dabei werden gezielt potentielle Jungfischhabitate befischt (Uferbefischung, Schotterbänke, langsam fließende Bereiche). Die so gefangenen Fische werden vermessen, gewogen und dokumentiert. Nach Beendigung der Datenerfassung werden die Fische wieder in das Gewässer zurückgesetzt. Dabei wird darauf geachtet, dass sollten wir bei Not-Abfischungen im Engleithen Altarme welche fangen, diese in einen für sie geeigneten Bereich zurückgesetzt werden.

Wir werden sehen ….
In einem Bächlein helle, da schoss in froher Eil, die launische Forelle vorüber wie ein Pfeil … Das berühmte Lied von Franz Schubert ist die perfekte Beschreibung des Lebensraumes der Bachforelle. Klare, kühle und sauerstoffreiche Fließgewässer, sind die Heimat dieser Art. Die geeigneten Abschnitte eines Flusses, vor allem am Oberlauf, nennt man auch „Forellenregion“. Diese zeichnet sich durch reich gegliederte Wasserläufe mit vielen Strukturen und Versteckmöglichkeiten aus. Wir möchten es wissen, ob es uns nach 10 Jahren ohne Bachforelle gelingen wird, wieder einen „umweltresisten Bachforellenstamm“ an der Ischler Traun zu etablieren.

Weitere Infomationen:
Dissertation von Günther Unfer „Zur Ökologie der Bachforelle unter besonderer Berücksichtigung des ersten Lebensjahres.“
„Hege nach dem Prinzip: Versuch macht klug“
Für das Fischbesatzmanagement empfiehlt sich das Grundprinzip der lernfähigen Hege. Dabei wird der Erfolg jeder Maßnahme in verschiedenen Schritten überprüft. Dazu gehört, das natürliche Aufkommen der Zielfischarten regelmäßig zu erfassen und daraus auf die Besatznotwendigkeit zu schließen.
Zitat: von Robert Arlinghaus