COCOONING 1: MIT DER WHITLOCK VIBERT BOX

Karl, beim Installieren der Whitlock Vibert Boxen ins Kiesbett.

In anderen Regionen und an anderen Gewässern, werden Methoden wie Cocooning schon seit Jahren erfolgreich angewendet. Während der vergangenen Jahrzehnte wurden fast alle unsere Gewässer einem stetig steigenden Druck, sowohl durch Umweltbelastungen, als auch durch eine erheblich verstärkte Befischung ausgesetzt. Dies hatte vielerorts zur Folge, daß die Anzahl der von der Natur hervorgebrachten Jungfische zurückging.

Der Schutz von großen Fischen, fördert das Eigenaufkommen im Gewässer.

a) dadurch wurde die Anzahl der Mutterfische aufgrund des hohen Befischungsdruckes rückläufig,
b) Umwelteinflüsse, wie z.B. die Überdüngung unserer Gewässer, oder aber auch durch Baustellen und Gewässerbaumaßnahmen, die damit oft einhergehende Verschlammung und Kolmatierungen der Laichhabidate erschwerte ein Aufkommen des notwendigen Nachwuchses erschwerte.

Einbringen von „grünen Forelleneiern“ in Form von artificial nests, ist eine Methode. Vorteil: wie durch natürliches Ablaichen, Nachteil: hohe Ausfall Rate

Es entstand daher häufig die Notwendigkeit, den Fischbestand mancher Gewässer durch zusätzliche, von außen eingebrachte Besatzmaßnahmen zu unterstützen. Hierfür ergaben sich folgende Möglichkeiten:

  1. Das Einbringen von Fischeiern z.B. Forelleneier in kleine Seitenflüsse. Diese an sich preiswerte und einfach zu bewerkstelligende Methode bringt allerdings den Nachteil
    mit sich, daß sich die in ein Kleingewässer eingebrachten Fischeier vor Laichfressern kaum schützen lassen.
  2. Das Einbringen von Brütlingen. Die in der Fischzucht in Langstrombecken zum frei schwimmenden Jungfisch herangezogenen Brütlinge lassen, vor allen Dingen in den ersten Tagen und Wochen, die für’s Überleben so wichtige Scheu vor Feinden vermissen. Sie sind zudem bereits 200% teuerer als Fischeier.
  3. Das Einbringen von Setzlingen (1-sömmrig). Für diese Jungfische aus der Zuchtanstalt gelten ebenfalls die unter 2. aufgeführten Nachteile der zu geringen Scheu, und der zu hohen Kosten und längeren Anpassungszeit noch in verstärktem Maße.
  4. Der Besatz mit 2-sömmrigen Setzlingen aus der Zuchtanstalt. Hiergegen spricht neben den besonders hohen Kosten vor allem das mittlerweile „stark verdummte Fressverhalten“ der Fische, das nurmehr auf die eintönige Nahrungsaufnahme von Fischfutter ausgerichtet ist und das, wenn überhaupt, nur durch sehr lange Umgewöhnungszeiten, mit entsprechend hohen Verlusten, aufgehoben werden kann.
  5. Das Einbringen von Wildlingen in ein Gewässer. Hiergegen gibt es keine fischereiliche Einwände‚ dafür aber ein Beschaffungsproblem. Daß dies nur sehr schwer zu lösen ist, wird wohl auch kaum jemand bestreiten.
Eine Methode: Einbringen von Brütlingen
Die bessere Alternative ist der Einsatz von Whitlock Vibert Boxen. Damit erreicht man den „Homing-Effekt“, dh. die Fische laichen auch in den meisten Fällen, auch da wieder, wo sie ihre Kindheit verbracht haben.

Die Alternative: Die WV – Box

Die von Dave Whitlock weiter entwickelte Version der Vibert – Brutboxen ermöglicht die gezielte Aufzucht von Jungfischen in der freien Natur!

Mit der „WV“-Box können befruchtete Fischeier, vorzugsweise von Forellen, in fast jedes Gewässer eingebracht werden und während ihrer Entwicklung bis zum frei schwimmenden Jungfisch geschützt werden. Bei fachgerechter Anwendung bietet die WV-Box dem engagierten Gewässerwart und Bewirtschafter große Vorteile:

  • Aufzucht von Wildfischen zu unglaublich günstigen Preisen Im Vorjahr machten wir unseren ersten Testversuche mit den WV-Boxen mit Äscheneier im Kaltenbach. Dieser war durch eine Bausstelle so gut wie fischleer und bot daher als Aufzuchtsbach die optimalen
    Bedingungen. So bekamen wir im Mai 2019 3.000 befruchtete Äschen-Eier die wir mittels WV-Box in den Kaltenbach eingebracht haben. Nach ca. 2 Wochen konnten wir feststellen, dass fast alle Äschen bereits aus den Eier entschlüpft waren. Nach weiteren 4 Wochen hatten alle Jungfische ihren Dottersack aufgezehrt und hatten bereits ihr Leben in Freiheit begonnen. Als wir nach insgesamt 6 Wochen die WV-Boxen wieder dem Aufzuchtbach entnahmen‚ fanden sich neben einigen jungen Wildfischen nur mehr ein paar abgestorbene Eier in den Boxen. Während des Sommers wuchsen die kleinen Äschen schnell heran und bei einer Elektroabfischung im Herbst des selben Jahres konnten wir einige einsömmrige Wildlinge zählen.
  • Gezielte genetische Kontrolle des Fischbesatzes. Der Einsatz von WV-Boxen ermöglicht es dem Anwender, einen von ihm aufgrund seiner Eigenschaften favorisierten Stamm einer Fischart ganz gezielt zu unterstützen.
  • Schutz der Jungfischen während ihres Entwicklungsstadiums. Die in einer WV-Box in ein Gewässer eingebrachten Fischeier sind während ihres gesamten Entwicklungszeitraumes bis hin zum frei schwimmenden Jungfisch, sowohl vor Laichräubern, als auch vor größeren Artgenossen geschützt. Das Aufwachsen in freier Wildnis ergibt den Vorteil, daß die den WV-Boxen entstammenden Fischarten ihre natürliche Scheu vor der Umwelt voll ausgeprägt haben und somit weit bessere Voraussetzungen vorfinden, sich in ihrem künftigen Lebensraum zu bewegen.
  • Optimale Standortwahl für den Besatz. Die WV-Boxen ermöglichen es dem Anwender, die zu besetzenden Fischeier unter optimalen Bedingungen auszusetzen. Damit kann er die Risiken von eventuellen Hoch- oder Niedrigwassern senken.
  • Artenschutz – Dem verantwortungsvollen Anwender bieten sich hervorragende Möglichkeiten zum Artenschutz. Durch gezielte Elektrofischerei vor dem Einsatz der WV-Boxen lassen sich die gewünschten Mutterfische leicht aussuchen. Somit kann man einen gewünschten Nachwuchs ganz gezielt fördern.

Motiviert durch diese positiven Effekte, haben auch wir uns für die Bewirtschaftung mit WV-Boxen und Cocooning entschieden und werden diese Methode in grösseren Umfang weiterführen.

Hier eine WV-Box im Kiesbett. Wir bevorzugen die direkte Einbringungen in den Kies, ohne Gitterbox.

Das Anwendungsgebiet der WV-Boxen

Die WV-Boxen eignen sich vor allem zur Aufzucht von Wildforellen. Sie können aber auch für den Einsatz bei anderen Fischarten wie z.B. Äschen, Saiblingen, Huchen und Seeforellen verwendet werden.

Hier WV-Box Laichgrube, im abgedeckten Kiesbett.
Hier hatten wir beinahe zuwenig Wasser über die WV-Box. Auf das muss man achten, dass die WV-Boxen nicht trocken fallen.
Eine Äschenlarve nach dem Schlupf und der Dottersack ist auch schon ziemlich aufgebraucht.

Voraussetzungen für den Einsatz der WV-Boxen

Besonders günstige Voraussetzungen bieten jene Gewässer an, die nur geringen Umweltbelastungen ausgesetzt sind und über eine konstante Wasserführung verfügen. Die optimalen Werte ließen sich zumeist in nahrungsreichen Quellbächen erzielen. Den natürlichen Gegebenheiten sei
als weitere Voraussetzung auch noch die Bereitschaft des oder der Anwender hinzu zu fügen, sich mit den beim Einbringen der Boxen aufgrund der winterlichen Jahreszeit oftmals widrigen Verhältnissen
abzufinden.

Aufbau der WV-Boxen

Die WV-Box besteht aus zwei Kammern. Einem Inkumatorraum (oben liegende Kammer) in dem die angeäugten Fischeier hineingelegt werden (bei Forelleneier ca. 400 – 500 Stück), sowie aus dem darunterliegenden Schutzraum (große Kammer). Die geschlüpften Fische können den
Schutzraum erst nach dem Aufzehren des Dottersackes verlassen.

Am besten arbeitet man mit Eiern die sich schon im Augenpunktstadium befinden.

Der praktische Einsatz der WV-Box

Das von Rudi Heger entwickelte Konzept zur Einbringung von Whitlock Vibert Boxen in ein Fließgewässer hat sich als sehr gut erwiesen. Die hierzu erforderlichen Materialien und Arbeitstechniken sind nachfolgend beschrieben:

Wir verwenden die WV Boxen, begleitend bei der Einbringung von grösseren Mengen an Eiern per artificial nests. Bei einigermaßen routiniertem Umgang mit den WV-Boxen sollten sich 5.00 bis 10.000 Forelleneier zu zweit in etwa 2 – 3 Stunden einbringen lassen. Ein Vorteil ist, wenn die Standorte schob vorbereitet sind. Im einzelnen sind folgende Materialien hierzu nötig.

  1. Eine entsprechende Anzahl von WV-Boxen
  2. Forelleneier, am besten im Augenpunktstadium ca. 300 – 500 pro Box
  3. eine Gartenhaue
  4. Beil oder Schlegel
  5. Blaustahlnägel 1 cm stark, mind. 100 cm lang, je nach
    Fließgeschwindigkeit und Beschaffenheit des Grundes auch länger
  6. 2 – 3 Plastikeimer
  7. Goldwäscher Sieb zum Kiessieben
  8. Flußkies in Pflaumengröße – ev. einen 16/32 Schotter mitnehmen
  9. 1 – 2 Schaufeln und Rechen
  10. Blumendraht

Vor der Arbeit am Gewässer sollten Zuhause folgende Vorbereitungsarbeiten erledigt werden:

A) Die noch zusammengelegten WV-Boxen werden in warmes Wasser gelegt und dann aufgebaut. Die Deckellasche bleibt offen.
b) An der Unterkante der Box wird ein ca. 15 cm langes Stück Blumendraht durchgeschlauft und etwas zusammengedreht.

Das „Goldwäschersieb“ haben wir dabei, um den Kies zu reinigen. Der „Messbecher“ war schon ausnivelliert, auf 400 Eier, zum optimalen Einbringen der Menge in die WV-Box. Zuwenig Eier macht nichts! Zuviele Eier kann die ganze Box verpilzen!
Eine fertig beschickte WV-Box vor der Einbringung ins Kiesbett.

Die Arbeiten am Wasser

  • Die in einem Transportgefäß zum Wasser gebrachten Fischeier sind schubweise an die Temperatur des Aussetzwassers zu gewöhnen.
  • Sodann wird die Aussetzstelle mit einer Gartenhaue geebnet. Dabei keine Vertiefung graben! Unbedingt darauf achten, daß die Aussetzstelle auch bei Niedrigwasser ausreichend überspült bleibt.
  • Nun werden die Fischeier und das Wasser vorsichtig in Plastikeimer umgeleert. Zerdrückte, blutige oder weißliche Eier sind mittels einer Gänseschwungfeder oder einer Pipette sorgsam auszusortieren.
  • Mit der Brutkammerlasche werden nun 300 – 500 Eier in die Box geschaufelt. Dann wird die Box mit der Lasche verschlossen und in einen ebenfalls mit Aussetzwasser gefüllten Eimer gestapelt.
  • Ist die Aussetzstelle vorbereitet, so stellt man 2 – 3 Boxen in eine Laichgrube und füllt darüber, pflaumengroßen Kies, bis die WV-Boxen mit 1 – 2 Lagen bedeckt sind und der Kies eben abschließt.
  • ein Baustahlnagel am Gewässergrund markiert die Stelle der vergrabenen WV-Boxen um diese wieder zu finden.
  • So vergraben sollten die WV-Boxen, je nach Wassertemperatur ca. 4 – 9 Wochen im Wasser verbleiben. Auf keinen Fall zu Früh die WV-Boxen zu öffenen. Über die Tagesgrade und einen Temperaturlogger kann man den geeigneten Zeitpunkt sehr exakt messen.
Hier eine zugemachte Laichgrube mit drei WV-Boxen und als Markierung eine Bausstahlstange, zum Leichteren auffinden der Boxen. Als Ord der Einbringung der WV-Boxen, haben wir Zubringerbäche ausgewählt.
Die Standorte haben wir so ausgewählt, wie diese auch eine Forelle aussuchen würde.

Die Wassertemperatur lag Tag der Einbringung der Boxen, bei 5,6 Grad. Um die Tagesgrade zu ermitteln, ist es zweckmäßig eine Temperaturlogger einzuhängen. Wir verwenden dazu den Datenlogger für Wasser-Temperatur-Aufzeichnungen per APP von HOBO.

Erfahrungen von Rudi Heger

Duch angestellte Vergleichsversuche wurden folgende Ergebnis gemacht: Hierbei werden parallel zu dem im Freiland in WV-Boxen ausgesetzten Forelleneiern, Kontrollbruten in einer Fischzucht zum Schlupf gebracht. Forelleneier der gleichen Elterntiere und des gleichen Jahrgangs wurden
sowohl im Langstrombecken, als auch in einer jederzeit überprüfbaren WV-Box erbrütet.

Unterschiede zwischen den Probanden

Nach dem Schlupf kristallisierten sich in kürzester Zeit sehr interessante Unterschiede zwischen den beiden Vergleichsbruten heraus. Die Brütlinge der WV-Box legten ein bei weitem scheueres Verhalten an den Tag, als ihre offen erbrüteten Geschwister. Bei einer Annäherung an ihr Halterungsbecken flüchteten sie sofort unter die auf dem Beckenboden gelegten Steine. Beide Bruten wurden im gleichen Rhythmus gefüttert; allerdings erhielten die „WV-Boxen-Fische“ lebende Naturnahrung
während ihre Geschwister mit dem üblichen Trockenfutter versorgt wurden. Einen Monat nach dem Schlupf waren bereits deutliche Wachstumsunterschiede erkennbar. Die Fische aus den WV-Boxen waren um ein wesentliches größer als die in Massenhaltung gezogenen Geschwister. Außerdem erschienen sie wesentlich vitaler und zeigten eine natürliches Verhalten.

Der Bezug der WV-Boxen über Rudi Heger. Dort werden auch weitergehende Fragen gerne beantwortet. Auch im WEB finden sich schon viele Artikel und Videos über die Erfahrungen mit den WV-Boxen.

Bestellungen der WV-Boxen für Österreich und Deutschland bei:

Rudi Heger GmbH
Hauptstr. 4
D-83313 Siegsdorf
Telefon: 08662 / 7079
Telefax: 08662 / 2711
E-Mail: office@rudiheger.eu

Bestellungen über: https://www.rudiheger.eu/de/wv-box.html

Quelle:
Merkblatt zur Verwendung der Whitlock-Vibert-Boxen, von Rudi Heger.

„Hege nach dem Prinzip: Versuch macht klug“

Für das Fischbesatzmanagement empfiehlt sich das Grundprinzip der lernfähigen Hege. Dabei wird der Erfolg jeder Maßnahme in verschiedenen Schritten überprüft. Dazu gehört, das natürliche Aufkommen der Zielfischarten regelmäßig zu erfassen und daraus auf die Besatznotwendigkeit zu schließen.

Zitat: von Robert Arlinghaus