Bevor wir dieses Projekt gestartet haben, hatte wir einige „Steps“ und Teilprojekte und viele Diskussionen und Meinungen. Das wir etwas mit Bachforellen Eier machen wollten um diese gezielt in Gewässer im Salzkammergut einzubringen um mit „artificial nests“ Erfahrung zu sammeln, war als Ziel definiert. Klar war auch und mit unseren Fischzüchter unseres Vertrauens besprochen, dass wir beim Abstreife dabei sind und Bachforellen Eier, für unser Vorhabe bekommen.
Das Ziel war klar formuliert
Wir wollen Bachforellen Eier in den Kies einbringen.
Wir, das sind Karl, Harald und Heimo und wir waren so „grün“ an praktischer Erfahrung, in der Fischzucht, genauso, wie die Eier die wir ins Gewässer einbringen wollen. Auch wenn die Eier, wie sich herausstellt, schön orangefarben sind.
Das war auch die Gretchenfrage. Hier bezieht sich „Grätchenfrage“ natürlich nicht, wie man vielleicht auf den ersten Blick meinen könnte, auf Flossen und Schuppen, sondern, weit tiefschürfender, auf die Gräten bzw. Gefahren, da wir ausschließen wollen, dass wir „Forellen-Eier in den Sand setzen“, sprich Eimaterial vernichtet wird. In der Diskussion mit Spezialisten kamen wir zur Überlegung, ob „Grüne Eier“ oder „Eier in Augenpunktstadium“ eingebracht werden sollen.

Gruen oder Augenpunkt?
Beide Methoden haben ihre Vor -und Nachteile. Da wir in einer „Hau ruck“ Aktionen, auf die Schnelle eine Brutrinne installieren und die BF-Eier bis ins Augenpunktstadium entwickeln wollten, war eine Überlegung im Vorfeld. Der sehr dynamische Prozess, der hier stattgefunden hat und von uns, mit viel Energie und Kreativität zum Wohle der Bachforelle gearbeitet wird, war faszinierend.



Soviel zur Vorgeschichte. Es war jedenfalls für mich erstaunlich, was in einen gruppendynamischen Prozess von „Fischern“ entstanden ist und in letzter Konsequenz das Wohl vom werdenden Leben von tausenden Bachforellen, nicht aus den Augen verloren wurde.
Die Bachforelle, Fisch des Jahres 2020
Die Bachforelle war in der Vergangenheit der wichtigste Süßwasserfisch im Salzkammergut. Sie zählt zur Familie der Lachsartigen (Salmonidae) und bevorzugt sommerkühle, sauerstoff- und strukturreiche, schnell fließende Gewässer in denen sie als dominierende Fischart beheimatet war. Die Bachforelle wurde nun zum Fisch des Jahres 2020 ernannt, gab der Österreichische Fischereiverband am Freitag bekannt.

Situation an der Oberen Traun
Eine ganze Fischregion, die Bachforellenregion, ist nach ihr benannt. Mehr als zwei Drittel der Fließgewässer im Salzkammergut sind der Bachforellenregion zugeordnet. Die Bachforelle spielt damit in unseren Gewässern eine bedeutende Rolle – zumindest nach ökologischen Gesichtspunkten.



Koppen Traun ist Bachforellen Region
Die aktuellen Befunde zum fischökologischen Zustand der Gewässer zeigen nämlich ein ganz anderes Bild: In nur wenigen Gewässerabschnitten können alle Altersstadien der Bachforelle noch nachgewiesen werden. Zumeist wurde die Bachforelle in die kleinen Zubringerbäche wie Sulzbach, Rettenbachen, Frauenweißenbach, etc. zurückgedrängt. In der Oberen Traun und der Ischl werden nur noch wenige Individuen gefangen. Als Ursachen werden Lebensraumdefizite, der Fraß Druck durch Prädatoren, die Erwärmung der Gewässer als Folge des Klimawandels und Fischkrankheiten diskutiert.

zeigt für die Bachforelle ein sehr ernüchterndes Bild. Wenn man weiß, dass im Frühsommer in diesen Gewässerabschnitt einige tausend eingesetzt wurden, die bis in den Herbst verschwunden sind, sieht man die kritische Situation.
Der Lebensraum wird kleiner
Der Klimawandel und die damit verbundene Erwärmung der Gewässer zählen zu den dramatischsten Folgen für die Bachforelle. Alle lebensnotwendigen Prozesse wie Fortpflanzung, Wachstum und Wanderung werden bei wechselwarmen Lebewesen von der Temperatur beeinflusst. Ihr Lebensraum wird in den nächsten Jahren immer kleiner werden, da für die Bachforelle, die vor allem in den Oberläufen der Fließgewässer lebt, keine flussauf wertige Ausweichmöglichkeit gegeben ist.

Durch die steigenden Wassertemperaturen werden auch vermehrt Krankheiten ausbrechen, wie zum Beispiel die Proliferative Nierenkrankheit (PKD), die die Bestände zunehmend dezimieren. Weitere wesentliche Faktoren, die zu einer Gefährdung und Reduktion der Bestände beitragen, sind die Gewässerverbauung, -verschmutzung (z.B. durch Hormone), Feinsedimentbelastungen und fehlende Ufervegetation sowie der hohe Prädatoren Druck in Form von Fischotter, Gänsesäger, Graureiher und Kormoran.

Umfeld für Bewirtschaftung
Die Versuche und Bemühungen der Gewässerbewirtschafter die Bestandrückgänge mit „Speisefischen“ aus Fischzuchtanstalten zu besetzen und die Bestände auszugleichen, haben die dramatische Situation um die Bachforelle nur verzögert. Wie wir auch aktuell sehen, bringen diese Besatzmaßnahmen gar nichts. Schlimmer noch, wenn nicht mit seuchenfreiem Besatz gearbeitet wird, besteht die Gefahr, dass Viren in unser Gewässersystem eingeschleppt werden.

Fischbesatz
Die Produktion von Süßwasserfischen dient zwei unterschiedlichen Zielen:
- Der Ernährung des Menschen mit Speisefischen
- und der Förderung der Fischbestände in Gewässern durch Besatz.
Im Zuge der Haltung und Fortpflanzung in Teichwirtschaften und Fischzuchten verändert sich automatisch die genetische Substanz von Fischen. Wenn nicht die Elternfische unmittelbar aus einem Besatzgewässer stammen, ist das Aussetzen von Fischen daher immer gleichbedeutend mit der Einführung genetisch fremder Herkünfte. Dies kann nachteilige Folgen für den Fischbestand und den Lebensraum haben, beispielsweise durch – hohe Verlustraten schlecht angepasster Besatzfische – Rückdrängung vorhandener Fischbestände – Vermischung von eingebrachtem mit vorhandenem genetischem Material mit der Folge eines anderen biologischen Verhaltens der Fische.

Triploide Fische
Was für die Speisfisch – Produktion durchaus eine Berechtigung haben mag, ist für Fische, die als Besatz in ein Gewässer eingebracht werden gar keine Berechtigung. Der Einsatz „triploider Fische“ dient nicht der Erhaltung der Art und dem Bestandsaufbau in einem Gewässer und ist somit für eine Bewirtschaftung nicht zulässig. Für hegerisch begründeten Fischbesatz bedarf es keiner triploiden Tiere.
Gegen die teichwirtschaftliche Haltung triploidisierter Fischbestände ist nichts einzuwenden. Von ihr geht, da die Fische zumindest weitgehend steril sind, bei deren Entweichen ein geringeres Risiko der genetischen Verfälschung aus als von diploiden Beständen.

Daraus sieht man, wie schwierig es für einen Gewässer-Bewirtschafter ist, sich um qualitativen und auch vom Fischereigesetz vorgeschrieben Fischbesatz zu kümmern.

Vorgabe vom Fischereirevier Oberes Salzkammergut
Als zuständige Institution, ist vom „Fischereirevier Oberes Salzkammergut“ die Umsetzung von Fischbesatz lt. OÖ. Fischereigesetz, § 8 Bewirtschaftung; Besatz mit den Gewässer-Bewirtschaftern im Revier umzusetzen. Wesentlich hierbei ist, dass Fischbesatz „mit standortgerechtem und gesundem Besatzmaterial zu besetzen ist“.
So darf kein Fischbesatz, der nicht auf:
- Seuchenfreiheit geprüft ist,
- aus regionalen Fischpopulationen, Stichwort aus „Traun stämmigen“ oder zumindest „donaustämmigen“ Fischen stammen,
- keine Speisefische
- und keine Fische die aus triploidisierten Eiern stammen,
in die Gewässer eingesetzt werden. Das Fischereirevier steht gerne für Beratung und der Auswahl von Fischbesatz und für Informationen von zertifizierten Fischzüchtern zur Verfügung.
Kein Fischbesatz ist der Vorzug zu geben, sollte man keinen qualitativen Fischbesatz, nach obigen Vorgaben bekommen. Alternative Besatzmaßnamen, wie Cocooning oder der Besatz mit „Brütlingen“ ist der Vorzug zu geben.

Neue Methode für die Bewirtschaftung
Zum Schutz der heimischen, lokalen Bestände können vor allem die Bewirtschafter viel beitragen. Der Besatz mit standortangepassten Bachforellenstämmen von Fischzuchten aus der jeweiligen Region sind einerseits widerstandsfähiger als ausländische Speisefische und andererseits sinkt die Gefahr Krankheiten aus ganz Europa in unseren Gewässern zu verbreiten. Die Zucht geeigneter an das jeweilige Gewässersystem angepasster Bachforellenlinien ist zwar sehr aufwendig und somit teurer, wird in der Zukunft aber vielerorts der einzige Weg zur Erhaltung der Art darstellen.

Dazu werden einige erwachsene Bachforellen zur weiteren Vermehrung gebraucht. In der Aufzuchtstationen des Fischzüchters unseres Vertrauens wird mit Traun stämmige Bachforellen, die speziell für den Fischbesatz vorgesehen sind, gearbeitet. Die Bachforellen werden Anfang Dezember geschlechtsreif, dann werden sie abgestreift und befruchtet. Die befruchteten Eier werden auf der eine Seite in spezielle Brutrinnen gelegt, die mit sauerstoffreichem Quellwasser durchströmt werden. Im Frühjahr werden die etwa 2-5 Zentimeter langen Bachforellen – Brütlinge in die Gewässer verteilt.

Anlegen von artificial nests
Auf der anderen Seite, haben wir heuer den Versuch gemacht, die „grünen befruchteten Bachforelleneier“ direkt in das Kiesbett einzubringen. Nur zwischen Steinchen, die gut mit sauerstoffreichem Frischwasser durchflutet sind, könnten die Fischeier im Winter heranreifen, bis die kleinen Fischchen im Frühjahr sich in der Koppen Traun verteilen.





Sind die befruchteten Eier einmal in den Schotterkörper abgelegt ist die Entwicklungsdauer der Eier bis zum Schlupf stark Temperatur abhängig. Bei der Bachforelle wird eine Entwicklung bis zum Schlupf der Larven, bei einer Wassertemperatur von 4-5 Grad, mit 332 – 345 Tagesgraden angegeben. Anschließend verbleiben die geschlüpften Dottersacklarven noch im Interstitial, bevor sie durch die Hohlräume des Schotterkörpers emergieren. Somit verbringen die abgelegten Eier und geschlüpften Dottersack-Larven einen Zeitraum von fast +3 Monaten im Schotterkörper (Interstitial).

Daraus ergeben sich auch die Vorteile für diese Methode, die sind:
- eine artgerechte Erbrütung in natürlicher Umgebung,
- der sogenannte Homing Effekt (die Fische kommen an ihren Geburtsort zurück um sich zu vermehren),
- die Brütlinge gewöhnen sich – von Anfang an – an die natürliche Nahrung, die Wasserchemie, die Temperaturen und die Strömungsverhältnisse im Gewässer und passen sich bereits frühzeitig an die im Bach vorherrschenden Lebensbedingungen an.
- Ein wichtiger Punkt bei dieser Methode ist auch, dass der Schlupftermin in den Zeitraum fällt, in dem die Natur erwacht und das Nahrungsaufkommen zunimmt.

Neben diesen Vorteilen für die Fische, ermöglicht dieses Projekt auch uns einen interessanten Einblick in die Entwicklung der Bachforelle. Vom Abstreifen das Muttertier, der Schaffung der Laichgruben und dem einbringen in den Kies haben wir mit einer doch recht stattlichen Anzahl an Forelleneiern, einen Beitrag zur Erhaltung der Bachforelle im Salzkammergut geleistet.

Erhaltung der Bachforelle
Unsere Bemühungen im „Fischereirevier Oberes Salzkammergut“ um die Erhaltung der Bachforelle und der intensiven Beschäftigung der sehr kritischen Situation um diese, spiegelt sich in unseren Aktivitäten wider. Mit der Ernennung zum „Fisch des Jahres“ hat der Österreichische Fischereiverband und den Landesfischereiverbänden, unter Mitwirkung des Bundesamtes für Wasserwirtschaft und des Österreichischen Kuratoriums für Fischerei, die Bachforelle und deren Lebensraum ins allgemeine Bewusstsein zu bringen. Neben der traditionellen fischereilichen Bedeutung soll vor allem auf die aktuelle Bedrohung der Art und auf die Gefährdung seines Lebensraums hingewiesen werden.

Abhängig von den vorherrschenden Bedingungen ihres Lebensraumes können die Tiere bezüglich Größe, Färbung und Merkmalausprägungen äußerst variabel erscheinen. Sie weisen eine umfangreiche Skala von Farbtönen auf, von Silber über Schwarz bis hin zu Purpur oder Grünblau.


Dank an die Unterstützer dieses Projekt
Ohne dem Fachwissen und der konstruktiven Diskussion, sowie der tatkräftigen Unterstützung, wäre diese Aktion nicht durchführbar gewesen. Danke an Stephan Feichtinger inkl. seinen jugendlichen Helfern, Harald Eidinger, Karl Fehrer, Jörg Zimmermann, Fritz Spießberger und Bernhard Pemp. Hoffe ich habe hier niemanden Vergessen. Ohne deren Hilfe, wären wir nicht zu dieser erfolgreichen Aktion gekommen. Der Erfolg gehört zwar noch, nach der Schneeschmelze gemessen und überprüft. Jedoch gemeinsam haben wir es geschafft 80.000 Bachforellen Eier ins Kiesbett der Koppen Traun einzubringen. Danke und Petri Heil!

„Fischbesatz ist kein Allheilmittel“ Fischbesatz ist in vielen Fällen fischereilich wirkungslos und gleichzeitig mit Risiken für den Erhalt der biologischen Vielfalt verbunden. Nur wenn die natürliche Reproduktion stark eingeschränkt ist oder sogar fehlt, ist Fischbesatz die Hegemethode der Wahl.
Zitat: Robert Arlinghaus