Kleine Gewässer sind nicht nur der Rückzugsorte und Nahrungslieferanten. Aus ihren Quellen fliesst sauberes, kaltes Wasser, das viel Sauerstoff aufnehmen kann und diesen bachabwärts transportiert. Da sie im Mittelland natürlicherweise oft überwachsen sind, findet sich viel Ufervegetation und Totholz in diesen Gewässern. Dadurch entstehen kühle Abschnitte und viel fältige Unterstände, welche Schutz vor Räubern und Strömung bieten.
Adulte Fische finden hier Plätze zum Laichen, Jungfische wiederum haben eine perfekte Kinderstube. Ein großes, intaktes Netzwerk von kleinen Fließgewässern kann Zuflucht bieten, wenn sich Fische bei Hochwassern, extremen Temperaturen oder lokalen Gewässerverschmutzungen zurückziehen müssen. Kühle Bäche sind zudem weniger von der proliferativen Nierenkrankheit (PKD) betroffen, die vor allem für Forellen problematisch sein kann, wenn die Wassertemperatur 15°C über schreitet (siehe dazu meine Berichte zur Schwarzen Bachforelle und der proliferative Nierenkrankheit).
Vernichtung von Ufervegetation
Ufervegetation zu erhalten und zu erweitern ist wie ein „Kampf gegen Windmühlen“ nach einer Episode aus dem Roman „Don Quijote“. Wenn man im Zuge der fischereilichen Bewirtschatung ein Auge auf „Ufervegetation“ hat, sieht man erste, wieviele öffentliche Organisationen und auch punktuell Privatpersonen, es sich als Aufgabe gemacht haben, Ufervegation zurückzustutzen und abzuscheiden. Die Motivation dazu mag durchaus unterschiedlich sein. Die großen „Abholzungen“ dürfte jedoch in Zeiten von „Hackschnitzelheizungen“ durchaus kommerziell motiviert sein.
Daher fordere ich alle Fischereischutzorgane – und Fischereibewirtschafter auf, ein Auge auf diese Unart zu haben! In Zeiten des Klimawandel brauchen unsere Gewässer eine Beschattung und es gilt diese entlang unserer Gewässer zu schützen! Das Ziel muss sein, dass wir Gewässerrandstreifen erhalten!!! Bitte Beobachtungen zu Dokumentieren und an das Fischereirevier zu melden.
Die meisten Fischarten, die in unseren Fließgewässern vorkommen, brauchen kiesiges Substrat für eine erfolgreiche Fortpflanzung. Ein großes Problem für die sich im Kies entwickelnden Eier stellt dabei die Kolmation der Gewässersohle dar. Dies geschieht, wenn Schlamm und/ oder Sand die Zwischenräume im Bachbett verstopfen und so die Sauerstoffzufuhr zu den Eiern abschneiden.
Die Wurzeln von Bäumen, Büschen oder sogar Gräsern tragen viel dazu bei, solche Feinsedimente, die oft von Niederschlag in die Gewässer gespült werden, zurückzuhalten. Intakte kleine Bäche mit einem gesunden Uferbewuchs bieten mit ihrem sauberen Kies, kleineren Steinen, kühlen und sauerstoffreichem Wasser ein ideales Laich – und Jungfischhabitat.
Dadurch können sie in ihren Geburtsbächen ungestört heranwachsen, um dann als adulte Tiere entweder im Bach zu bleiben oder abzuwandern. So können gut vernetzte kleine Fliessgewässer auch als «Reservoir» für Fischpopulationen in anderen Gewässern dienen, wenn dort die Naturverlaichung nicht optimal funktioniert oder eine Störung, wie Hochwasser oder Trockenfallen des Gewässers, auftritt. Allgemein spielt die Vernetzung für die Reproduktion eine grosse Rolle. Nicht alle Fische steigen für die Fortpflanzung in einen Zufluss oder Seitenbach auf.
Dennoch ist es enorm wichtig, dass flußaufwärtsgelegene Regionen erreich bar sind. In gewissen Fällen bieten diese die einzigen geeigneten oder noch intakten Laichhabitate. So ist zum Beispiel der Rückgang der Äsche und auch der Forelle teilweise auf den mangelnden Zugang zu ihren ursprünglichen Laichhabitaten zurückzuführen.
Speziell für Forellen sind solche Gewässer als Laichhabitate und für die Kinderstube also enorm wichtig. Typische Bewohner von gesunden Kleingewässern sind neben der Forelle auch das gefährdete Äsche (Thymallus Thymallus), die Koppe (Cottus gobio), die Elritze (Phoxinus spp.),
sowie der Schneider (Alburnoides bipunctatus). Punktuell sind auch Barsche und Döbel dabei. Die An – oder Abwesenheit der Fischzusammensetzung erlaubt uns Rückschlüsse auf den ökologischen Zustand eines Baches und liefert wichtige Informationen, die bei Bewirtschaftungsentscheiden helfen.
Bachpflege
Wer sich kleine Bäche genau anschaut, dem fällt auf, dass trotz der kleinen Gesamtfläche unverhältnismässig viel Uferhabitat vorhanden ist. Kleine Bäche nehmen also wenig Platz ein, bieten für Fische und auch andere Wasserbewohner aber sehr viel Schutz und Unterstände. Kein Wunder also, dass sie überdurchschnittlich produktiv sind und unbedingt erhalten werden müssen und in der fischereilichen Bewirtschaftung sinnvoll genutzt werden. Wir gehen speziell im Herbst, denn Bach ab um „Verklausungen“ zu öffenen, damit der „Laichzug“ der Salmoniden in den Oberlauf zu den Schotterbänken nicht gestört ist.
Kaltenbach Sektionen:
Sektion 1 – Unterlauf (Sisi-Park)
Dieser Bereich wurde 2015, im Zuge der Landesgartenschau neu geschaffen und von einem „kanalisierten“ – Bachbett in eine barrierefrei an die Traun angebundenen Park verwandelt.
Fischereilich konnten wir im Zuge der durchgeführten Bestandsaufnahme feststellen, dass dieser Bereich auch von kleineren Regenbogenforellen (RBF) in einer Größe von 5-20 cm erobert werden. Ob die Regenbogenforellen zum Laichen in den Kaltenbach aufsteigen, konnten wir noch nicht feststellen. Aktuell gehen wir davon aus, dass die Jungfische in den Unterlauf aufsteigen und diesen Bereich als Jungfischhabidat zu schätzen gelernt haben. Ein Zeichen, wie wichtig die barrierefrei Anbindung von Nebenbächen ist.
Sektion 2 – Tennisplatz
Dieser Bereich beginnt an der „Kaltenbachbrücke“ beim Pumptrack und geht entlang vom Fussballplatz, der Kletterhalle bis zum Tennisplatz und endet bei der kleinen Brücke, die von der Rindenkapelle her kommt.
Sektion 3 – Katrin
Dieser Bereich ist fischereilich gesehen, der wichtigste Bereich des Kaltenbach. Auf der einen Seite „Klein Amazonas“, mit den naturbelassenen Aubereich. Auf der andern Seite befindet sich hier das Hauptlaichgebiet, auf Höhe Katrin Sailbahn Parkplatz bis oberhalb der Talstation.
Sektion 3 – Klamm
Zur Katrin hin liegt die Anhöhe Katereck (594 m ü. A.). Diese Einsattelung und Hochebene über Bad Ischl im Ortsteil von Ahorn liegen, und dann noch die Einfurchung des oberen Kaltenbachs, der durch die Kaltenbach-Klamm ins Tal Richtung Stadtteil Kaltenbach und neben der Katrinseilbahn-Talstation durch die Kaltenbach-Au, am Kaltenbach-Teich vorbei Richtung Sisipark in die Traun mündet.
Bestandsaufnahme 2. November 2019
Nach den Baumaßnahen, die wir in den letzten Jahren im Oberlauf des Kaltenbach, in der „Sektion 4 – Klamm“ und in der „Sektion 3 – Katrin“ hatten, wollten wir uns vom Zustand im unteren Bereich, „Sektion 1 und 2 – Unterlauf und Tennisplatz“ machen.
Teilnehmer der E-Befischung: |
Hubert Aitenbichler |
Günther Platzer |
Harald Eidinger |
Karl Fehrer |
Heimo Huber |
Frühmorgens trafen wir uns bei der Kaltenbachbrück in Bad Ischl. Während Karl Fehrer das Elektroaggregat fertig macht, machen Harald Eidinger und ich den Fischbehälter für die Fischzählung bereit. Parallel dazu kommen schon die ersten Kübel mit den gefangenen Fischen. Ein Fisch nach dem anderen wird von Harald vermerkt. Vorstellen kann man sich das wie eine Inventur im Supermarkt – nur dass statt Joghurt- und Nudelpackungen eben die Fische bestimmt wird. Im Vergleich zu Befischungen von 2013, 2014 und 2016 sind wir mit dem Ergebnis nicht unzufrieden, auch wenn die Anzahl von Weißfischen die Zahl etwas beschönigt und die Anzahl von 30cm+ Fischen abgenommen hat.
Quellen und weitere Informationen:
Schweizerischer Fischerei–Verband
Die Situation ist im Alpenraum, länderübergreifend ähnlich. Über den „Zaun“ geschaut, bieten die Schweizer Kollegen/inen recht interessante Projekte zu kleinere Revitalisierungen und auch, was durchaus auch von Privatpersonen umgesetzt werden kann. Das Handbuch «Fischer schaffen Lebensraum» vom Schweizerischen Fischerei -Verband zeigt auf, wie mit einfachen Mitteln Massnahmen umgesetzt werden können, die kleinen Fliessgewässern zugutekommen.
FIBER-Broschüre – «Kleine Fliessgewässer – Ökologische Funktion und Bedeutung für Fische»
Viele kleine Fliessgewässer stehen unter Druck. Die verbleibenden naturnahen Bäche werden teils immer noch eingedolt, kanalisiert und/oder stark verschmutzt. Oft sind Uferstreifen verbaut und Pflanzen werden zurückgeschnitten, so dass die Pufferzone, welche naturnahe Bäche umgibt, gänzlich fehlt. Viele Gewässer sind deshalb weder in der Lage, ihre Funktion im Ökosystem wahrzunehmen, noch Lebensraum für Fische zu bieten. Dabei wären sie speziell für Fische äusserst wichtig – sowohl als Hauptlebensraum aber auch als Laichhabitat und Jungfischstube.
„Weil der Fluss umso schneller wird und den Damm und den Grund umso mehr zernagt und zerstört, je gerader er ist, deshalb ist es nötig, solche Flüsse entweder stark zu verbreitern oder sie durch viele Windungen zu schicken oder sie in viele Zweige zu teilen.
Zitat von Leonardo da Vinci, 1452 – 1519