Das Projekt zur genetischen Sicherung und Wiederverbreitung bedrohter heimischer, selbstreproduzierender Fischarten im Oberen Salzkammergut wird nach einer Abstimmung im Dezember 2019, zwischen DI Karl Feherer, Harald Eidinger und Heimo Huber beschlossen. Mit dem Besitzer (Pächter) der Miesen Bach Mühle, der auch den Miesen Bach und das Brut Haus bewirtschaftet, konnten wir eine Abstimmung für die Nutzung treffen.
Aktivierung des Brut Haus
Nach eingehenden fischökologischen Untersuchungen in der Oberen Traun, der Koppen Traun und der Ischl sowie aus zahlreichen Gesprächen mit Bewirtschaftern, Vereinsobmännern, Fischzüchtern und mit unseren Berater vom OÖLFV und den ÖBF, resultiert nun ein Projekt um ein völliges Aussterben einiger wichtiger originaler Fischarten im Salzkammergut – noch gerade rechtzeitig verhindern soll. Dieses nachstehend vorgestellte Projekt ist eine Entwicklung im Fischereirevier Oberes Salzkammergut (FROSKG) hier heimische, selbst reproduzierende Fische zu entwickeln.
In den Roten Listen gefährdeter Tiere Österreichs werden Seeforelle, Bachforelle und Äsche angeführt. Vor allem die ersten 2 Arten/Formen sind heute bereits akut genetisch gefährdet. Die Hauptursache dafür liegt, neben der Verbauung unserer Naturgewässer, in der fischereilichen Fehlbewirtschaftung während der letzten Jahrzehnte, im Besonderen im unkontrollierten Fischbesatz mit standortfremden Arten und Rassen sowie falschen Schonbestimmungen. Dadurch wurden die Vermehrungsmöglichkeiten der autochthonen Bestände schwerstens beeinträchtigt. Bei Fortführung dieser heute noch üblichen Bewirtschaftungspraxis ist in absehbarer Zeit mit einer vollständigen Ausrottung dieser ökologisch und wirtschaftlich wichtigen Arten und Formen zu rechnen. Um dies zu verhindern, ist die genetische Sicherung noch vorhandener Restbestände unverzüglich zu realisieren.
Ab 1870 wurden Forellen und Lachse auch in Amerika erbrütet. Ein wesentlicher Meilenstein in der Geschichte der Forellenzucht war die Einfuhr der ersten Regenbogenforellen zwischen 1880 und 1890 aus Kalifornien. Bei neuerlichen Importen zwischen 1907 und 1926 wurden weitere Arten und Unterarten aus der Verwandtschaftsgruppe der Regenbogenforellen (Steelhead, Shasta; Kamloops-Rotband) aus dem Nordwesten von Amerika eingeführt, weitergezüchtet und vermischt. Sie wurden nicht auseinandergehalten, sondern vermischt als „Regenbogenforelle“ gezüchtet und verkauft. Wie keiner anderen „Art“ gelang der Regenbogenforelle eine künstliche Verbreitung um die ganze Welt. Heute spielt sie bei der Produktion von Speisefischen in der Forellenzucht die zentrale Rolle.
Folgende Überlegungen
Zu Beginn der Forellenzucht wurden als Futter Schlachtabfälle, Innereien, Molkereiprodukte sowie Futterfische eingesetzt. In den 1950er Jahren erfolgte die Einführung von industriell gefertigtem Mischfutter. Seitdem haben sich die Kenntnisse, Methoden und die Technik in der Forellenzucht rasant weiterentwickelt. Im Gegenzug zur kommerziellen Fischzucht, die auf möglichst hohen Ertrag der Fische ausgerichtet ist und daher für die Bewirtschaftung von Fischereigewässern Fische produziert, die für den Besatz in der freien Natur nicht geeignet sind. Daher wollen wir mit dem Brut Haus in der Miesen Bach Mühle einen anderen Weg einschlagen.
Umstellung auf bestandserhaltende Bewirtschaftung
Das Projekt soll die Basis für den Wiederaufbau originaler Fischbestände für die Gewässer im Salzkammergut sein und ein Bestandes erhaltendes Bewirtschaftungskonzepte bilden. Schließlich ist die Fischerei auf eine ökologisch orientierte Bewirtschaftung umzustellen. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist eine eindeutige und praktisch umsetzbare Verankerung entsprechender Bestimmungen im Fischereirecht und als Angebot für Bewirtschafter im Fischereirevier.
Die wenigen Gewässer, in welchen noch Restbestände der gefährdetsten originalen Arten wie Seeforelle, Bachforelle und Äschen vorkommen, sollen unter besonderen Schutz als „Genpool“ stehen. Für eine genetische Sicherung von noch vorhandenen Restbeständen aller angeführten Arten bzw. Formen sind zunächst noch vorhandene Stämme, deren Herkunft historisch so gut wie möglich abgesichert ist, aufzufinden und nach geeigneten morphologischen und physiologischen Kriterien, aber auch unter Anwendung moderner molekularbiologischer Methoden zu charakterisieren, um eine genetische Abgrenzung zu Fremdfischen zu klären.
Aufbau von Laichfisch Beständen
Parallel dazu sollen entsprechende Laichfischbestände etabliert werden. Sowohl in ausgewählten Fischereigewässern als auch in speziellen Fischzuchtanlagen soll genetisch definiertes Besatzmaterial in ausreichender Menge zur Wiederverbreitung aufgebaut werden. Durch die bereits getroffenen Projektvorbereitungen, die Auswahl eines Teams und die Schaffung optimaler Arbeitsstrukturen sind die nächsten Schritte. Wir wollen das „Learning by Doing„ angehen. Die Finanzierung des Pilotprojektes soll mit minimalen Kosten umgesetzt werden.
Danke den Besitzer/Pächter von der „Miesen Bach Mühle“ für die Zurverfügungstellung der alten Fischerhütte. Von einen Bekannten, haben wir zwei Brutrinnen, Armaturen und Filter bekommen. Damit sind wir in der Lage Eier bis zum Augenpunktstadium zu entwickeln. Die Investition die zur Inbetriebnahme zu tätigen sind, werden wir ein paar hundert Euro und vor allen einiges an Arbeitsleitung, die von uns erbracht werden wird brauchen.
Abhängig vom Projektergebnis rechnen wir mit einen positive Effekte auf die fischereiliche Bewirtschaftung und die wird zu einer gezielten, ökologisch orientierten Bewirtschaftung im FROSKG beitragen und sich dadurch auch finanziell rechnen. Es werden auch wichtige Grundlagen zur notwendigen Neufassung der Besatzbestimmungen geschaffen und nicht zuletzt werden auch neue Impulse für die Besatzfischproduktion entstehen.
Wasser Temperatur in der Brutrinne
Erste Messungen mit dem HOBO Temperatur Logger zeigen Ende März folgende Wassertemperatur Daten. Gemessen wird alle 6 Stunden.
Projektziel
Neben der vorrangigen Aufgabe einer unverzüglichen, genetischen Sicherung von Restbeständen der nachstehenden originalen Arten/Formen und der Bereitstellung von Besatzmaterial für den Wiederaufbau von Beständen bietet das Projekt auch eine erste Grundlage zur nachhaltigen und koordinierten Entwicklung des Artenschutzes und einer ökologisch orientierten fischereilichen Bewirtschaftung in entsprechenden Naturgewässern im Salzkammergut. Unter Anwendung moderner wissenschaftlicher Methoden und gezielter Recherchen soll die genetische Sicherung der bodenständigen (= autochthonen) Formen der folgenden Arten verwirklicht werden:
- Bachforelle (Salmo trutta forma fario)
- Äsche (Thymallus thymallus)
- Sollte wir zu Laichfischen kommen (ev. vom Offen See) wäre auch die
- Seeforelle (Salmo trutta forma lacustris) geplant.
- Weiters werden wir uns mit Selbs reproduzierenden
- Regenbogenforellen (Oncorhynchus mykiss) beschäftigen um einen gesunden Salzkammergutstamm zur Verfügung zu haben.
Salmoniden Eier sind sehr lichtempfindlich, weshalb sie in abgedunkelten Räumen oder zumindest in abgedeckten Brutrinnen gehalten werden. Die eigentliche Erbrütung erfolgt in Brutrinnen, wobei hier die Eier in einer einzelnen Schichten liegen. Sie müssen stets gut von allen Seiten umspült werden. Nicht befruchtete oder abgestorbene Eier sind immer wieder sorgfältig auszulesen, um nicht als Nährboden für Pilze und Bakterien zu dienen.
Abmessungen vom Bruthaus
Erste Inbetriebnahme 2020
Während der Erbrütung gibt es verschiedene empfindliche Phasen. So ist das frisch befruchtete Ei in den ersten drei Tagen relativ stabil und kann in dieser Phase auch transportiert werden.
Optimierung der Quell Einspeisung in die Brutrinne
Weitere Informationen
Alles über die Regenbogenforelle
Die Situation der Bachforelle in Mitteleuropa
Die Situation der Bachforelle im Salzkammergut
„Fischbesatz ist kein Allheilmittel“ Fischbesatz ist in vielen Fällen fischereilich wirkungslos und gleichzeitig mit Risiken für den Erhalt der biologischen Vielfalt verbunden. Nur wenn die natürliche Reproduktion stark eingeschränkt ist oder sogar fehlt, ist Fischbesatz die Hegemethode der Wahl.
Zitat: Robert Arlinghaus