BRUTHAUS MIESEN BACH MÜHLE

Das Projekt zur genetischen Sicherung und Wiederverbreitung bedrohter heimischer, selbstreproduzierender Fischarten im Oberen Salzkammergut wird nach einer Abstimmung im Dezember 2019, zwischen DI Karl Feherer, Harald Eidinger und Heimo Huber beschlossen. Mit dem Besitzer (Pächter) der Miesen Bach Mühle, der auch den Miesen Bach und das Brut Haus bewirtschaftet, konnten wir eine Abstimmung für die Nutzung treffen.

Harald Eidinger und Karl Fehrer (vlnr), bei der Besichtigungen der alten Anlage an der Miesen Bach Mühle.
Seit 1864 werden bei der Miesen Bach Mühle Fische gezüchtet. Das seit 1912 bestehende Brut Haus in Steinkogel soll wieder genutzt werden.

Aktivierung des Brut Haus

Nach eingehenden fischökologischen Untersuchungen in der Oberen Traun, der Koppen Traun und der Ischl sowie aus zahlreichen Gesprächen mit Bewirtschaftern, Vereinsobmännern, Fischzüchtern und mit unseren Berater vom OÖLFV und den ÖBF, resultiert nun ein Projekt um ein völliges Aussterben einiger wichtiger originaler Fischarten im Salzkammergut – noch gerade rechtzeitig verhindern soll. Dieses nachstehend vorgestellte Projekt ist eine Entwicklung im Fischereirevier Oberes Salzkammergut (FROSKG) hier heimische, selbst reproduzierende Fische zu entwickeln.

1563 wurde die Miesen Bach Mühle erbaut und das Wasser des Miesen Bach zum Sägebetrieb genutzt. Man sieht hier auch sehr schön die Soleleitung, die in der Zeit des 16. Jahrhundert nach Ebensee verlegt wurde.
Das alte Viadukt über den Miesen Bach, in dem die Soleleitung verlegt ist und welches über 400 Jahre alt, ist eine der möglichen Wasser Ressourcen für die Fischzucht. Weiters stehen ein paar Quellen zur Verfügung, die ins Brut Haus führen. Die Literleistung der Quellen bzw. die alte Zuleitung vom Miesen Bach ist eine der wichtigen nächsten Aufgaben.

In den Roten Listen gefährdeter Tiere Österreichs werden Seeforelle, Bachforelle und Äsche angeführt. Vor allem die ersten 2 Arten/Formen sind heute bereits akut genetisch gefährdet. Die Hauptursache dafür liegt, neben der Verbauung unserer Naturgewässer, in der fischereilichen Fehlbewirtschaftung während der letzten Jahrzehnte, im Besonderen im unkontrollierten Fischbesatz mit standortfremden Arten und Rassen sowie falschen Schonbestimmungen. Dadurch wurden die Vermehrungsmöglichkeiten der autochthonen Bestände schwerstens beeinträchtigt. Bei Fortführung dieser heute noch üblichen Bewirtschaftungspraxis ist in absehbarer Zeit mit einer vollständigen Ausrottung dieser ökologisch und wirtschaftlich wichtigen Arten und Formen zu rechnen. Um dies zu verhindern, ist die genetische Sicherung noch vorhandener Restbestände unverzüglich zu realisieren.

Ziel ist, wieder heimische Fischarten, die bei uns im Salzkammergut vorkommen und sich auch hier fortpflanzen, durch zusätzliche Zuchtmaßnahmen zu fördern, bis diese in ausreichender Anzahl vorhanden sind, um sich selbst zu reproduzieren.

Ab 1870 wurden Forellen und Lachse auch in Amerika erbrütet. Ein wesentlicher Meilenstein in der Geschichte der Forellenzucht war die Einfuhr der ersten Regenbogenforellen zwischen 1880 und 1890 aus Kalifornien. Bei neuerlichen Importen zwischen 1907 und 1926 wurden weitere Arten und Unterarten aus der Verwandtschaftsgruppe der Regenbogenforellen (Steelhead, Shasta; Kamloops-Rotband) aus dem Nordwesten von Amerika eingeführt, weitergezüchtet und vermischt. Sie wurden nicht auseinandergehalten, sondern vermischt als „Regenbogenforelle“ gezüchtet und verkauft. Wie keiner anderen „Art“ gelang der Regenbogenforelle eine künstliche Verbreitung um die ganze Welt. Heute spielt sie bei der Produktion von Speisefischen in der Forellenzucht die zentrale Rolle.

Vom Fischereirevier Oberes Salkammergut freut es uns, dass wir die Möglichkeit bekommen haben, die historisch Fischzuchtanlage Miesenbachmühle, die es nachweislich seit 1860 gibt, in kleinen Rahmen für die Erbrütung von Salmonideneier in Betrieb nehmen zu können

Folgende Überlegungen

Zu Beginn der Forellenzucht wurden als Futter Schlachtabfälle, Innereien, Molkereiprodukte sowie Futterfische eingesetzt. In den 1950er Jahren erfolgte die Einführung von industriell gefertigtem Mischfutter. Seitdem haben sich die Kenntnisse, Methoden und die Technik in der Forellenzucht rasant weiterentwickelt. Im Gegenzug zur kommerziellen Fischzucht, die auf möglichst hohen Ertrag der Fische ausgerichtet ist und daher für die Bewirtschaftung von Fischereigewässern Fische produziert, die für den Besatz in der freien Natur nicht geeignet sind. Daher wollen wir mit dem Brut Haus in der Miesen Bach Mühle einen anderen Weg einschlagen.

Im Brut Haus in der Miesen Bach Mühle sollen abgestreifte Eier von Forellen und Äschen in Brutrinnen aufgelegt werden.
Ziel ist, Salmonideneier bis zum Augenpunktstadium zu entwicken. Damit können diese in einer geschützten Umgebung heranreifen und wir versprechen uns dadurch eine höhere Überlebensrate, wie dies in der freie Natur gegeben wäre. Im Augenpunktstadium werden die Eier jedoch über Cocooning Boxen in die die Gewässer ausgesetzt, um auf der einen Seite den gewünschen „Homing Effekt“ zu haben und auf der anderen Seite wollen wir die geschlüpften Brütlinge in die freien Wildbahn aussetzen, ohne diese an Kunstfutter zu gewöhnen und sie in ihren natürlichen Lebensraum entlassen.

Umstellung auf bestandserhaltende Bewirtschaftung

Das Projekt soll die Basis für den Wiederaufbau originaler Fischbestände für die Gewässer im Salzkammergut sein und ein Bestandes erhaltendes Bewirtschaftungskonzepte bilden. Schließlich ist die Fischerei auf eine ökologisch orientierte Bewirtschaftung umzustellen. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist eine eindeutige und praktisch umsetzbare Verankerung entsprechender Bestimmungen im Fischereirecht und als Angebot für Bewirtschafter im Fischereirevier.

Ziel ist es, unsere heimischen Fischbestände zu erhalten und zu entwickeln.

Die wenigen Gewässer, in welchen noch Restbestände der gefährdetsten originalen Arten wie Seeforelle, Bachforelle und Äschen vorkommen, sollen unter besonderen Schutz als „Genpool“ stehen. Für eine genetische Sicherung von noch vorhandenen Restbeständen aller angeführten Arten bzw. Formen sind zunächst noch vorhandene Stämme, deren Herkunft historisch so gut wie möglich abgesichert ist, aufzufinden und nach geeigneten morphologischen und physiologischen Kriterien, aber auch unter Anwendung moderner molekularbiologischer Methoden zu charakterisieren, um eine genetische Abgrenzung zu Fremdfischen zu klären.

Hier der Miesen Bach, der knapp oberhalb aus dem Berg entspringt. Die Schusterbachquelle als Hochwasserspeier springt nur bei höherem Karstwasserspiegel an, die starken Schüttungsschwankungen der Miesen Bach Quelle lassen auf einen ungünstigen Retentionskoeffizienten schließen, der bei Trockenperioden das Wasservolumen stark reduziert.

Aufbau von Laichfisch Beständen

Parallel dazu sollen entsprechende Laichfischbestände etabliert werden. Sowohl in ausgewählten Fischereigewässern als auch in speziellen Fischzuchtanlagen soll genetisch definiertes Besatzmaterial in ausreichender Menge zur Wiederverbreitung aufgebaut werden. Durch die bereits getroffenen Projektvorbereitungen, die Auswahl eines Teams und die Schaffung optimaler Arbeitsstrukturen sind die nächsten Schritte. Wir wollen das „Learning by Doing angehen. Die Finanzierung des Pilotprojektes soll mit minimalen Kosten umgesetzt werden.

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Die Miesenbachmühle, am Fuße des Feuerkogel. Die Miesenbach- und Schusterbachquelle sind die beiden größten Karstwasseraustritte des Höllengebirgsostrandes. Beide Quellen entwässern das gleiche Karstwasserreservoir, welches je nach Auffüllung große Schwankungen in der Schüttung haben.

Danke den Besitzer/Pächter von der „Miesen Bach Mühle“ für die Zurverfügungstellung der alten Fischerhütte. Von einen Bekannten, haben wir zwei Brutrinnen, Armaturen und Filter bekommen. Damit sind wir in der Lage Eier bis zum Augenpunktstadium zu entwickeln. Die Investition die zur Inbetriebnahme zu tätigen sind, werden wir ein paar hundert Euro und vor allen einiges an Arbeitsleitung, die von uns erbracht werden wird brauchen.

Hier ist DI Karl Fehrer bei der Inbetriebnahme der Brutrinne.

Abhängig vom Projektergebnis rechnen wir mit einen positive Effekte auf die fischereiliche Bewirtschaftung und die wird zu einer gezielten, ökologisch orientierten Bewirtschaftung im FROSKG beitragen und sich dadurch auch finanziell rechnen. Es werden auch wichtige Grundlagen zur notwendigen Neufassung der Besatzbestimmungen geschaffen und nicht zuletzt werden auch neue Impulse für die Besatzfischproduktion entstehen.

Heuer gilt es, Erfahrung zu sammeln.

Wasser Temperatur in der Brutrinne

Erste Messungen mit dem HOBO Temperatur Logger zeigen Ende März folgende Wassertemperatur Daten. Gemessen wird alle 6 Stunden.

Projektziel

Neben der vorrangigen Aufgabe einer unverzüglichen, genetischen Sicherung von Restbeständen der nachstehenden originalen Arten/Formen und der Bereitstellung von Besatzmaterial für den Wiederaufbau von Beständen bietet das Projekt auch eine erste Grundlage zur nachhaltigen und koordinierten Entwicklung des Artenschutzes und einer ökologisch orientierten fischereilichen Bewirtschaftung in entsprechenden Naturgewässern im Salzkammergut. Unter Anwendung moderner wissenschaftlicher Methoden und gezielter Recherchen soll die genetische Sicherung der bodenständigen (= autochthonen) Formen der folgenden Arten verwirklicht werden:

  • Bachforelle (Salmo trutta forma fario)
  • Äsche (Thymallus thymallus)
  • Sollte wir zu Laichfischen kommen (ev. vom Offen See) wäre auch die
  • Seeforelle (Salmo trutta forma lacustris) geplant.
  • Weiters werden wir uns mit Selbs reproduzierenden
  • Regenbogenforellen (Oncorhynchus mykiss) beschäftigen um einen gesunden Salzkammergutstamm zur Verfügung zu haben.

Salmoniden Eier sind sehr lichtempfindlich, weshalb sie in abgedunkelten Räumen oder zumindest in abgedeckten Brutrinnen gehalten werden. Die eigentliche Erbrütung erfolgt in Brutrinnen, wobei hier die Eier in einer einzelnen Schichten liegen. Sie müssen stets gut von allen Seiten umspült werden. Nicht befruchtete oder abgestorbene Eier sind immer wieder sorgfältig auszulesen, um nicht als Nährboden für Pilze und Bakterien zu dienen.

Abmessungen vom Bruthaus

Grundriss vom Bruthaus
Ansicht vom historischen Revier Bruthaus in der Miesenbach Mühle in Ebensee
Vorderansicht
Seitenansicht Schnitt A und B

Erste Inbetriebnahme 2020

Hier die installierte Brutrinne im Brut Haus. Mit einem Vorfluter (Graue Box) zum Entgasen. Die Abdeckungen zum Abdunkeln sind auf die Rinne montiert, die Wasserzuführung wird gerade getestet, bevor wir mit einer ersten Auflage an Salmoniden Eiern in den Echtbetrieb starten wollen.

Während der Erbrütung gibt es verschiedene empfindliche Phasen. So ist das frisch befruchtete Ei in den ersten drei Tagen relativ stabil und kann in dieser Phase auch transportiert werden.

Optimierung der Quell Einspeisung in die Brutrinne

Unser Revier Brut Haus wird von 2 Zuläufen abgespeist. Die größte Panik, haben wir, dass uns ein Quell-Zulauf durch Laub o.ä. verklaust und wir dadurch keine Wasserversorgung mehr in den Brutrinnen haben. Daher haben wir einen Backup-Zulauf eingerichtet. Das Quellwasser wird, bevor es in die Brutrinnen läuft, noch durch einen „Vorfluter“ zum Entgasen bzw. zur Sauerstoffanreicherung geleitet, bevor es über einen Filter in die Brutrinnen läuft.

Weitere Informationen

Fischzuchtanstalt Kreuzstein

Alles über die Regenbogenforelle

Die Situation der Bachforelle in Mitteleuropa

Die Situation der Bachforelle im Salzkammergut

 

„Fischbesatz ist kein Allheilmittel“ Fischbesatz ist in vielen Fällen fischereilich wirkungslos und gleichzeitig mit Risiken für den Erhalt der biologischen Vielfalt verbunden. Nur wenn die natürliche Reproduktion stark eingeschränkt ist oder sogar fehlt, ist Fischbesatz die Hegemethode der Wahl.

Zitat: Robert Arlinghaus