KOLMATIERUNG

Kolmatierung

Unter Kolmation versteht man die Ablagerung von Schwebstoffen in oder auf der Fließgewässer Sohle. Die Kolmation bewirkt einerseits eine Reduktion der Sohlendurchlässigkeit und anderseits eine Verringerung des Porenraums bei gleichzeitiger Verfestigung des Sohlensubstrats. Kolmatierte Fliessgewässersohlen führen damit zu einer Reduktion der Grundwasserneubildung und zu einer Beeinträchtigung des Lebensraums der Gewässerfauna.

Ein sauberes Kiesbett – Insektenlarven und Fischbrut sind in den Zwischräumen und bilden den Lebensraum im Bach und Fluss.

Die Sohle eines Fließgewässers ist der Lebensraum verschiedenster Pflanzen und Tiere. Die Oberfläche und der Porenraum der Sohle können von Algen besiedelt werden. Die Sohle bietet ihnen Halt und Schutz zugleich. Makroinvertebraten, das Larvenstadium von am Wasser lebenden Insekten, bewohnen sowohl die Sohlenoberfläche als auch das Interstitial (Porenraum) der oberflächennahen Schichten. Sie ernähren sich als Weider vom Aufwuchs an Steinen (Algen, Pilze, Bakterien) oder als passive Filtrierer aus dem partikulären Nachschub von organischem Material des Abflusses (Frutiger, 1991). Die Fische suchen Schutz
zwischen den größeren Steinen und Blöcken der Sohle oder in unterspülten Uferzonen.

Sogar die Mose auf den Steinen sind durch die starke Wassertrübung abgestorben.

Die forellenartigen Fische legen ihre Eier in Laichgruben ab. Die ausgeschlüpften Fische im Embryonalstadium verbringen ihren ersten Lebensabschnitt im Porenraum der Sohle, wo sie Schutz finden. Durch die Kolmation wird die Bedeutung der Fluss-Sohle als Lebensraum in vielfacher Hinsicht tangiert. Betroffen sind im Wesentlichen:

1) die Art und die Größe des Lebensraumes infolge der Reduktion des Porenraums,

2) die Gestaltung des Lebensraums infolge der Verfestigung des Korngefüges und

3) die Nähr- und Sauerstoffzufuhr in das Innere der Gewässersohle infolge einer Reduktion der Durchlässigkeit.

Der leise Rückgang unserer Fischbestände

Seit den 1980er Jahren war der offensichtliche jährliche Rückgang der Fischbestände auch bei uns in Salzkammergut zu bemerken und schien mit natürlichen Schwankungen einherzugehen, die einen Gesamttrend entsprechen. In den 1990er Jahren gingen die Fischbestände dann erheblich zurück. Der starke Rückgang von Fischen gibt aus drei Hauptgründen Anlass zur Sorge.

1. Erstens weisen ungesunde und reduzierte Fischbestände auf unbefriedigende und sich verschlechternde ökologische Bedingungen hin, eine Situation, die weit entfernt von der gesetzlich festgelegten intakten Umwelt liegt.

2. Zweitens sind viele unserer einheimischen Fischarten im Salzkammergut, die jetzt als gefährdet, bedroht oder ausgestorben eingestuft sind, die biologische Vielfalt stark bedroht. Darüber hinaus sind Fische ein Bioindikator für die Risiken für die menschliche Gesundheit durch toxische Substanzen. Dies ist besonders wichtig, da Trinkwasser häufig aus Grundwasser gewonnen wird.

3. Drittens, wenn der Fischereierfolg selten ist, würden viele Angler ihre Lizenzen nicht verlängern, und dies würde zu einem wirtschaftlichen Verlust für die Bewirtschafter und speziell bei uns im Salzkammergut zum Rückgang des Tourismus führen. Folglich wären weniger Mittel verfügbar, um die Flüsse angemessen zu bewirtschaften.

Eine Handvoll Fischer und einzelne Forschungsstudien machten die Behörden und die Öffentlichkeit auf die ersten Anzeichen eines Fischrückgangs aufmerksam. Während dieses Zeitraums gingen die Fänge für verschiedene Gewässer und Fischarten unterschiedlich stark zurück. Es handelt sich im Salzkammergut um folgende Arten:

  • Bachforellen (Salmo trutta)
  • Seeforelle
  • Äsche (Thymallus thymallus)
  • Aalrute
  • Koppe
  • Schneider
  • Flusskrebs
  • Steinkrebs

Daten über von Anglern gefangene Fische spiegeln nicht unbedingt die Populationsgröße wider. Und es ist auch wichtig anzumerken, dass die unterschiedlichen Traunabschnitte und Zubringerbäche im Salzkammergut mit unterschiedlichen Fischen, Altersklassen und sogar verschiedenen Arten bestückt sind.

Kolmatierung durch Sedimente

Verstopfungen durch feine Sedimente sind ein Zentraler Punkt für die Verschlechterung von Laichplätzen, jedoch auch bei der Vernichtung des Zoobenthos und damit der Nahrungsgrundlage der Fische.

Dick liegt ein Schleier von Sedimenten auf und unter den Steinen und in den Kies Zwischenräumen und vernichtet alles Leben, von Insekten und im Kiesbett liegenden Salmoniden Eier….

Die relative Menge an feinen Sedimenten hat durch Baustellen, wie den Kraftwerksbau in Bad Goisern oder die Geschiebesperren Entleerungen am Strobler Weissenbach und auch durch andere Baggerungen, Kleinbaustellen, sowie durch Einleitungen massiv zugenommen und zu einer Verstopfung der Sedimente geführt, was den Erfolg des Laichens unser heimischen „Kieslaicher“ verringert und damit die embryonale Entwicklung von Salmoniden stört.

Regenbogenforelle
Eier von Salmoniden brauchen ein lockeres Kiesbett zum ablegen ihrer Eier.

Lebensraum Defizite

Ein wichtiger Faktor bei der Fischdeklination ist die Verschlechterung der Lebensraumqualität in Bezug auf die Lebensraummorphologie oder die Wasserqualität. Fische benötigen eine natürliche oder nahezu natürliche Flussmorphologie, um gesunde Populationen zu erhalten. Dies gilt insbesondere für Salmoniden. Variationen in Tiefe, Breite, Rauheit des Stroms, Substratgröße und -qualität sowie Wechselwirkungen mit der Au und Altarmen sind wichtige Elemente der „Gewässermorphologie“. Längs- und Querverbindungen sind für Fische von entscheidender Bedeutung die verschiedenen Lebensräume.

Vergleichen man dieses Ideal mit der gegenwärtigen Situation in den dicht besiedelten Regionen und man muss feststellen:

  • Es gibt zu viele künstliche Barrieren in die Zubringerbäche,
  • durch die starken Eintiefungen werden die Altarme abgetrennt,
  • Siedlungen rücken immer näher an die Flussufer heran,
  • die Ufer Vegetation wird immer mehr zurückgedrängt,
  • durch weniger Beschattung, wird der Anstieg der Wassertemperatur weiter gefördert,
  • unsere natürlichen Wasserläufe werden immer stärker für die Energieerzeugung genutzt und dadurch verändern sich auch Fließ-Strecken zu Staubereiche und damit verlieren Salmoniden ihren Lebensraum.
  • FROSKG – Projekte zeigen, dass die Fischbiomasse sehr gering ist, beispielsweise <20 kg/ha haben wir heute an der Ischl, verglichen mit einer 5–15 × höheren Biomasse in Gebieten mit guter Konnektivität, Strukturen und Uferbeschattungen und auch wie wir das bis 2008 lt. GZÜV-Bestandserhebungen noch hatten.
  • Die Schnittstelle zwischen Wasser und Land für Fische sehr wichtig.
  • Überhängende Vegetation wie Äste und Wurzeln bietet Schutz und fallende Insekten, die bis zu einem Drittel des Sommerfutters für Fische in kleinen Flüssen ausmachen.
  • Diese Zone fungiert auch als Puffer, der einen Teil des Wassers vor Abfluss und feinen Sedimenten, Auswaschen von Agrarchemikalien und Entwässerung von nahen gelegenen Straßen und Siedlungen schützt.
  • Feine Sedimente verstopfen die Kieszwischenräume und machen sie ungeeignet für kieslaichende Salmoniden.
  • Diese Sedimente verhindern auch, dass sauerstoffreiches Wasser die Eier erreicht und die Stoffwechselprodukte entfernt.
  • Aber auch bei Habitaten mit noch guter Morphologie sind abnehmende Fischbestände zu beobachtet.
  • Andere Faktoren müssen also auch die Fische beeinflussen.
  • Im Salzkammergut haben wir eine starke Zunahme an Einwohner und der Tourismus sorgt für höchste, saisonale Bevölkerungsspitzen.
  • Die Umweltverschmutzung hat sich zwar in den letzten 30 Jahren durch die Inbetriebnahme von Kläranlagen erheblich verringert.
  • 95% der Bevölkerung leiten ihre Abwasserflüssigkeiten in kommunale Kläranlagen ab. Trotzdem erhalten Oberflächengewässer immer noch eine übermäßige Belastung mit Nährstoffen sowie synthetischen Chemikalien und ihren Metaboliten durch unvollständige Eliminierung in Kläranlagen, atmosphärische Ablagerungen und Abflüsse von landwirtschaftlichen Feldern und städtischen Oberflächen.
  • Spitzenkonzentrationen von Chemikalien wie Ni-Trit, Ammoniak, Pestiziden und Schwermetallen können nach starken Regenfällen sehr hoch sein.
  • Die Anforderungen an die Wasserqualität von Nitrit werden in den den Kläranlagen so gut wie nicht erfüllt. Östrogenstörer sind ebenfalls bedenkliche Chemikalien. Diese sogenannten Umwelthormone wurden in Abwässern von Kläranlagen in Konzentrationen gefunden, die Salmoniden betreffen.
  • Abwässer enthalten das natürlich vorkommende Steroid Hormone Östron, Östradiol und Östriol; das synthetische Ethinylestradiol, ein Wirkstoff in kontrazeptiven Pillen und das stärkste Östrogen; und zum Beispiel die Abbauprodukte von Nonylphen-Polyethoxylat-Tensiden, die in Industriereinigern verwendet werden.
  • Die führt zu unerwünschten Auswirkungen auf die Reproduktionsphysiologie empfindlicher Fischarten stromabwärts von Kläranlagen, insbesondere während der Trockenzeit und bei geringer Abwasserverdünnung.
  • Die Eingangsdynamik und das Schicksal sind nur für einige der anthropogenen Chemikalien bekannt, die möglicherweise in die aquatische Umwelt gelangen können, und ihr Umweltrisiko wurde bewertet. Nicht identifizierte Chemikalien können ebenfalls in das aquatische System gelangen und werden häufig erst untersucht, nachdem schädliche Auswirkungen in einem Ökosystem beobachtet wurden.
  • In ähnlicher Weise kann festgestellt werden, dass bekannte Umweltkontaminanten zuvor nicht erkannte Auswirkungen haben. Beispielsweise wurde festgestellt, dass Nonylphenol, das auf toxische Wirkungen reguliert wurde, später auch Östrogen war. Mischungseffekte erschweren das Problem weiter, da eine Mischung von Östrogenen Chemikalien mit der gleichen Wirkungsweise, selbst wenn sie in Konzentrationen unterhalb der Mindestwirkungsgrade vorhanden ist, aufgrund der Konzentrationsadditivität Effekte hervorrufen kann.
  • FROSKG zeigt seit Jahren auf diese Situation hin, dass Kläranlagen, die Teilweise an den Grenzen ihrer Kapazität betrieben werden, ein Risiko für den Fischreichtum und / oder die Gesundheit darstellen. Infolgedessen schlugen wir schon vor Jahren die Umsetzung von Regulierungsmaßnahmen zur Reduzierung der Inputs vor.

Weitere Informationen

 

„Lebensraumverbesserungen und Regulierung der Befischung vor Fischbesatz“

Die Aufwertungen der Lebensräume sind zur Erhöhung der Fischbestände langfristig erfolgversprechender als Fischbesatz. Denn Fischbesatz bekämpft in der Regel nur die Symptome der Fischbestandsrückgänge, nicht die Ursachen.

Zitat aus dem Buch Nachhaltiges Management von Angelgewässern von Robert Arlinghaus