Spät aber doch, haben es nun meine Aufnahmen aus dem im Herbst 2015 abgehaltenen Seminar „Flussbau nach Viktor Schauberger“, welches Ende September in der PKS-Villa in Bad Ischl mit Flussbaumeister Otmar Grober und Dr.-Ing. Matthias Mend stattfand, auf meine Webseite geschafft. Als Praxisbesichtigung machten wir eine Begehung des Engleithen Altarm und dabei hatte ich die Möglichkeit mit Otmar Grober die Situation des Engleithen Altarm eingehend zu besprechen.
Heimspiel in der PKS Villa in Bad Ischl
Direkt vor der „Haustür“ vom „Fischereirevier Oberes Salzkammergut“ und in meinen Wirkungsbereich liegend. So viel Kompetenz zur Geschichte von Flussbaumaßnahmen, die auf Viktor Schaubergers Forderung basieren, einen Fluss nicht vom Ufer aus zu regulieren, sondern die Strömung als Ursache für Ufer- und Sohlenerosionen in die Mitte zu lenken. Hierbei kommen bereits bei Niedrigwasserabfluss überströmte Gewässereinbauten zum Einsatz. Daraus wurde auch der neue Wasserbau unter den Begriff „Instream River Training“ (wörtlich übersetzt: Flussbau im Stromstrich) geprägt.
Auswirkungen von Instream River Training
Bioenergetik in alpiner Fließgewässer und Auswirkungen auf die Fischbestände
Frage: Warum beschäftige ich mich als Fliegenfischer und als Bewirtschafter, mit Flussbau?
- Als Fliegenfischer fischt man bevorzugt in einer möglichst intakten Natur und will auch schöne, natürlich herangewachsene, optisch auch schöne und ästhetische Fische fangen. Möglichst keine Zuchtfische und schon gar keine „Quastenflosser“ sind das „Beuteschema“ eines Fliegenfischers!
- Wichtig als Gewässerbewirtschafter sind uns daher neuartige Fisch Habitat Modell. An unseren alpiner Fließgewässer ist über Jahrzehnte- und Jahrhunderte „Raubbau“ betrieben worden, mit harten Uferregulierungen, Kraftwerken, Wehranlagen, Verengungen, etc. und am besten noch mit Schwallbetrieb.
- Daher helfen uns in den letzten Jahren, die Maßnahmen die sich auf Basis der Wasserrahmenrichtlinien (WRRL) konzentrieren und uns in der Gewässerbewirtschaftung, vor allem auf die Themenbereiche Habitat Nutzung, Nahrungsangebot und -erwerb, Bioenergetik und Reproduktion helfen auch neue Methoden, abseits eines in der Zwischenzeit an vielen Gewässern nicht mehr sinnvollen, gesetzlich vorgeschriebenen Pflichtbesatz durchzuführen.
- Ausgehend von der Tatsache, dass wir mit den bis jetzt schon gesetzten Maßnahmen Verbesserungen bei der Nahrung, Laichplätze, Anbindung der Nebenarme und barrierefreie Anbindung der Zubringerbäche schon viel erreicht haben ist hier ein Umdenken bei der Gewässer Bewirtschaftung sinnvoll.
- Als positives Beispiele, bei allen Schwierigkeiten die wir nach wie vor mit dem Engleithen Altarm haben, wurde hier ein Lebensraum geschaffen, der mit Besatzmaßnahmen, wie diese in der Vergangenheit durchgeführt wurde, gar nicht zu ersetzen währe.
Aus diesen genannten Gründen ist es auch für Fliegenfischer in einen meinungsbildenden Prozess, durch Kommunikation untereinander und mit allen Freunden und Bekannten wichtig diese Themen zu diskutieren und eine Selbstverständlichkeit muss es als Gewässerwart -und Bewirtschafter sein, sich auch mit „Flussbau“, „Flussbaumaßnahmen“ zu beschäftigen und daher auch meine Teilnahme am Seminar „Instream River Training“. Noch dazu, wenn dieser Workshop vor der Haustüre angeboten wird. Viele der Teilnehmer sind weit angereist um sich hier fortzubilden.
Bioenergetische Gewässer Verbesserung
Die bioenergetische Gewässser Erhaltung soll vor allem eine weitere Ergänzung zur naturgemäßen Erhaltung unserer Gewässer und Lebensräume darstellen. Bei der bioenergetischen Gewässererhaltung werden unter Verwendung möglichst gewässereigener Materialien die vorhandenen Fließenergien zum Ufer- und Hochwasserschutz ausgenützt. Der deutliche Unterschied zu den herkömmlichen Schutzmaßnahmen ist, dass mit und nicht gegen das Wasser und seine Energien gedacht und gearbeitet wird.
Beim Instream River Training werden Lenkbuhnen und Pendelrampen eingesetzt. Beide Bauweisen werden aus naturnahen Materialien erstellt. Verwendet werden insbesondere formwilde Blocksteine, die häufig mit ingenieurbiologischen Baustoffen kombiniert werden. Für Pendelrampen gibt es Dimensionierungsrichtlinien. Das Instream River Training wurde erstmals bereits in den 1920er Jahren durch den österreichischen Förster und Naturforscher Viktor Schauberger (1885 – 1958) umgesetzt, der schon 1930 schrieb:
„Man kann durch kleinere Einbauten dort, wo diese zum Schutze von Kulturgütern unvermeidlich werden, gewisse Verbesserungen schaffen, doch wäre es falsch, eine Regulierung des Flusses von seinen Ufern aus durchführen zu wollen, also nur die Auswirkungen, nicht aber die Ursachen zu bekämpfen.“
Viktor Schauberger wurde vor allem durch seine Holzschwemmanlagen bekannt, für die er ein halbeiförmiges Querprofil verwendete, auf dem er in den Außenkurven Holzrippen befestigte. Durch die damit induzierten Sekundärströmungen wurde das geschwemmte Holz auch in Kurven stets in der Gerinne Mitte transportiert, Verklausungen und Beschädigungen der Anlage wurden vermieden. In Fließgewässer baute Schauberger unter anderem „Energiekörper“ zur Regulierung des Geschiebetransports ein.
Erst etwa 50 Jahre später wurde die Idee der Strömungsmodifizierung durch die Induzierung von Sekundärströmungen wieder verstärkt verfolgt. Von Otmar Grober als Flussbaumeister der Baubezirksleitung Bruck an der Mur, wurden seit Anfang der 1990er Jahre aus der Praxis heraus die Bauweisen Lenkbuhne und Pendelrampe entwickelt. Im Vergleich zu anderen Planungen, sind diese als deutlich naturnäher einzustufen und darüber hinaus auch bei großem Strömungsangriff geeignet.
Exkursion an den Engleithen Altarm
Gewässer ökologische Wirkung
Im Rahmen von Monitorings wurden Lenkbuhnen und Pendelrampen seit 2005 eingehend untersucht. Es zeigte sich, dass ihr Umfeld durch eine große Strömungsdiversität gekennzeichnet ist, die mit Substratsortierungen und ausgeprägter Tiefenvarianz einhergeht. Dies gilt auch, wenn sie primär zur Stabilisierung umgesetzt wurden. Selbst auf der Rampe besteht, trotz guter stabilisierender Wirkung, eine ausgeprägte Dynamik. Ergänzende fischereibiologische Untersuchungen belegen eine deutliche Zunahme der Individuen- und Artenzahl.
Daher ist das Thema „naturnaher Wasserbau“ und Instream River Training ein wichtiger Teil, mit dem man sich beschäftigen sollte. Daher besuchte ich auch das Seminar, welches direkt bei uns in Bad Ischl abgehalten wird.
Im Seminar selbst wurden Themen vorgetragen, wie:
° Den Gewässern und ihrer Zukunft begegnen
° Instream River Training: Naturnaher Flussbau mit minimalem Materialeinsatz
° Bemessung und Realisierung von Lenkbuhnen an kleinen und großen Fließgewässern (Praxisbeispiele)
° Erfahrungen am Wasser mit Exkursion zur Traun und zum Engleithen Altarm, hier wurden praktische Beispiele aufgezeigt.
Eine sehr umfangreiche Zusammenfassung über Instream River Training ist in der Diplomarbeit von Simon Albert zusammengefasst. Hier sind auch die weitreichenden Einblicke in den naturnahen Flussbau und die Vermittlung vielseitiger Sichtweisen, von Otmar Grober berücksichtigt und viele Beispiele angeführt.
Bei den starken Eintiefungen die wir durch die Hochwässer der letzten Jahre an der Oberen Traun hatten, wird auch dies eine Form des Flussbaus darstellen, bei der die Strömung als Ursache für Ufer- und Sohlenerosionen durch die Induzierung einer oder mehrerer Sekundärströmungen modifiziert wird. Hierbei sollten bereits bei Niedrigwasserabfluss überströmte Gewässereinbauten zum Einsatz kommen. Damit könnten auf der einen starke Defizite bei den Fischunterständen geschaffen werden und auf der anderen Seite auch Absenkungen des Grundwasserspiegel beim Engleithen Altarm gelöst werden.
Weiterführende Informationen zum Flussbau unter:
Masterarbeit von Simon Albert
Quellen:
Seriöse und authentische Informationen über Viktor Schauberger aus erster Hand
Die Pendelrampe nach Otmar Grober
Naturnaher Flussbau
„Lebensraumverbesserungen und Regulierung der Befischung vor Fischbesatz“
Die Aufwertungen der Lebensräume sind zur Erhöhung der Fischbestände langfristig erfolgversprechender als Fischbesatz. Denn Fischbesatz bekämpft in der Regel nur die Symptome der Fischbestandsrückgänge, nicht die Ursachen.
Zitat von Robert Arlinghaus