160 JAHRE FISCHZUCHT IM SALZKAMMERGUT

Um sich stets einen Fischreichtum zu sichern, vielleicht weil bereits ein Rückgang einge­treten war, gab es die Funktion von Fischmeistern die schon im 16. Jhdt. bei den beiden Langbathseen und am Auslauf davon eine Fischaufzucht betrieben. Von dort mussten die tätigen Fischer im Rahmen für die Weiterzucht laichreife Fische abgeben. Später, ab dem 17. und 18. Jhdt. verbrachten die Fischer, ebenfalls als Robot Leistung, Fische aus der Traun nahe der Kainz Mühle in Traun Dorfer, in die dort angelegten Fischteiche. Schließlich entstand ab Mitte des 19. Jhdt., nach Abkommen der Robot, eine private Fischzuchtanstalt, wo ein Herr Zangerl österreichweit als Experte wirkte. Seine Pläne für Zuchtanlagen sind heute noch vorhanden.

Damit gibt es im Salzkammergut eine lange Tradition zur Fischerei und zur Fischzucht. Mit diesen Bericht, möchte ich die dokumentierte Entstehung der künstlichen Fischvermehrung dokumentieren und eine Übersicht schaffen. Im Salzkammergut gab es sehr innovative Pioniere in der Fischzucht. Zumeist beschäftigten sie sich mit der Vermehrung und Aufzucht der heimischen Forellen – der Bachforelle, der Seeforelle und auch dem Seesaibling als Besatz für die Seen und die Traun. Erst später kam die Speisefisch-Erzeugung dazu. Die Gründe lagen vermutlich in der Fütterung von Speisefischen, die sich zu dieser Zeit mit Verschiedenen Versuchen und Methoden entwickelt hat.

So wurde bereits vor über 150 Jahren von verschiedenen Personen und an verschiedenen Orten, die Einrichtungen für die künstliche Befruchtung und Embrionirung von Salmoniden Eier aufgebaut. Die Berichte dazu stammen aus unterschiedlichen Quellen, eine davon ist die Jagd-Zeitung, mit der Ausgabe vom 15. Januar 1864, in der von zwei Fischzucht-Aktivitäten im Salzkammergut berichtet wird.

Quelle: Archiv von Albert Pesendorfer

Grundlegendes zur künstlichen Fischzucht im Salzkammergut

In der Jagd-Zeitung vom Jänner 1864 wie auf Seite 363 bis 365 über Fischzucht im Salzkammergut berichtet wird.

Fischzucht am Langbathbach

Ritter v. Genczik

In der Jagd-Zeitung aus dem Jahr 1864 vom Arzt, Reisende und Gelehrte Dr. August Ritter von Genczik, alias „Krehbader“, lebte von 1858 bis 1864 am Langbathbach beim heutigen Gasthaus „In der Kreh“ auf dem damaligen Krehbauernhof. Den Arzt verschlug es auf seinen Forschungsreisen bis nach Ägypten und in den Sudan. Das Stift Kremsmünster und das Francisco-Carolinum in Linz verdanken ihm wertvolle Sammlungen. Im Langbathtal war er vor allem Botaniker und Fischer. Er versuchte sich in der Fischzucht und führte sie in den Gewässern des Salzkammergutes ein. Die letzten Jahre seines vielbewegten Lebens hatte er ausschließlich dem Studium des Fischfaches gewidmet. Schon vor mehr als zwanzig Jahren war er es, der in Oberösterreich einem rationellen Fischen mit Angel und künstlicher Fliege Bahn den brach. Früher betrachteten die Engländer die echte Angelfischerei als ihr ausschließliches Monopol, und oft hörte ich solche Herren sich äußern: „Fischwerkzeug kann nur England gut liefern und gute Fischer mit noblem Werkzeug gäbe es nirgends anders als auf der Insel“.

Hinterer Langbathsee

Der erste Impuls zur künstlichen Fischzucht ging von ihm aus. Er hatte in dieser Richtung vieles angeregt und zu Stande gebracht und auch er war die Ursache, dass im vergangenen Jahre hier an den Langbathseen der erste Versuch mit einer künstlicher Ausbrütung des Fischrogens gemacht wurde. Wenn einst dieser wichtige Zweig der Nationalökonomie diejenige Ausdehnung erlangen sollte, um den Anforderungen zu entsprechen, so gehört ihm der Dank der Nachwelt dafür.

Zusammenarbeit

Unter der umsichtigen Leitung des k.k. Bezirksförsters Herrn Josef Künesberger in Ebensee wurde 1864 in der Krährau die künstliche Fischzucht in größerem Maßstabe fortgesetzt und ein sehr günstiges Resultat damit erzielt. Mit Unterstützung von dem Besitzer der Krährau, Herrn Johann Loidl, und Mathias Lämmerer, pensionierten k.k. Forstwart, welch letzterer unter dem Namen „Fischer Hiesel“ besser bekannt sein dürfte, und mit dieser Bezeichnung einen weiten Ruf als Waidmann und Fischer genießt, wurden heuer bereits mehr als 2.000 Stücke vollkommen ausgebildete und lebensfähige Forellen und Saiblinge in den kleineren Langbathseen übersetzt, und eine große Zahl, welche die Dotterblase noch nicht abgestoßen haben, wird noch nachfolgen.

Betrieb einer ersten Brutanstalt

Nur derjenige, welcher weiß, welche Mühe und Sorgfalt eine Brutanstalt mitten im Winter erfordert, kann beurteilen, wie das Verdienst nicht allzu klein ist, welches die obenerwähnten Herren um das Allgemeine sich erworben. Wird so einige Jahre mit Erfolg fortgesetzt dürften die zwei kleinen Seen einen seltenen
Fischreichtum erhalten. Mit Saiblingen wurde heuer der erste Versuch gemacht und auch dieser fiel vollkommen gut aus. Die meisten Eier waren gut, und eine schöne Zahl von kleiner Brut dieser edlen Fischgattung wurde in die Seen eingesetzt, um sich da fortzuhelfen.

Miesenbachmühle nimmt Betrieb auf

Bruthaus vom Fischereirevier Oberes Salzkammergut hat eine über 160-Jährige Geschichte.
Hier das heutige, alte Bruthaus bei der Miesenbachmühle (Steinkogel) in Ebensee. Wird immer noch zur Embrionirung von Äschen- und Forellen Eier genutzt.
Ein Plan von der Fischbrutanstalt in der Miesenbachmühle, mit einen Plan von Josef Loidl, der zu dieser Zeit k.k. Fischzüchter war und dies Lageplan vom Bruthaus an Karl Loidl (ev. seinen Sohn), weitergab.

Auch in die Traun wurde dieses Jahr Brut von der künstlicher Zucht eingesetzt und unter der Leitung des Herrn Künesberger die künstliche Fischzucht beim Pächter des Fischwassers der Traun, zum „Steinkogel“ eingeführt. Gegen 1.200 Stück junge Forellen sind das Produkt dieses ersten Anfangs, und werden bei der
Miesenbachmühle in einem günstigen Wasser weiter erzogen, um später der Traun übergeben zu werden.

Resümee Mai 1864

Sie sehen. Herr Redakteur, es regt sich nun ein wenig in diesem Fache; der gute Same ist ausgestreut, und hie und da sind schon Früchte zur Reife gelangt. Für die kleineren Wässer würde wohl die Fischzucht von Privaten genügen; wie aber den großen Seen auf die Beine geholfen werden soll, ist eine Sache der Regierung, weil da die Brutanstalten nur im größten Maßstabe ausgeführt von gutem Erfolge begleitet
sein dürften. Solche Unternehmungen kann nur der Staat durchführen, und muss vorher eine strenge Handhabung des Fischereigesetzes herrschen, weil sonst alle Mühe verloren wäre. Wird dem Fisch fang in der Laichzeit nicht Stillstand geboten, dann hilft auch die künstliche Fischzucht nichts.

Fischzucht in Bad Ischl

Der k.k. Bezirksförster Herr Ignaz Cinnis in Ischl, ein intelligenter Fischer, soll auch sehr gute Erfolge mit seiner künstlichen Fischzucht erlangt haben, und sollte ich was Näheres darüber erfahren, werde ich es gerne mittheilen. (Quelle: Jagd-Zeitung 1864)

Fischzucht Franz Rettenbacher zu Sulzbach

Vor Allem verdient Erwähnung der Bergarbeiter Franz Rettenbacher, welcher auf seinem kleinen Anwesen zu Sulzbach bei Ischl die künstliche Fischzucht seit Jahren mit besonderer Vorliebe ohne alle Unterstützung und Beihilfe betreibt. Das dazu erforderliche Anlagekapital konnte er nur durch die größte Sparsamkeit erschwingen, und sämtliche Bauten hat derselbe neben seinem anstrengenden Berufe als Bergarbeiter mit eigenen Händen zur Ausführung gebracht, daher ihm zur Erweiterung einer Anstalt, welche von der OÖ. Landwirtschafts-Gesellschaft als die Fischzucht ausgewählt wurde und einen erste Staatspreis mit 200 Gulden zuerkannt bekam. Wir erlauben uns den Bericht der von der Landwirtschafts-Gesellschaft entsandten Kommission über die Rettenbacher Fischzuchtanstalt hier vollständig berichten zu dürfen, da dies in jeder Beziehung anregend und belehrend ist:

Fischzucht-Anstalt des Franz Rettenbacher seit 1858

„Die künstliche Fischzucht-Anstalt des Franz Rettenbacher besteht aus zwei Bruthütten, fünf Streckteichen und einer Schiffhütte mit Schiff. In den zwei größeren, zusammenhängenden Streckteichen, die eine Ausdehnung von mehr als einem Joch besitzen, ist ein mit einer sehr praktischen Vorrichtung ausgestattetes hübsches Wächterhaus erbaut, von dem aus sich alle Teiche der Anstalt übersehen und bewachen lassen.

Sämtliche Baulichkeiten, Vorrichtungen und Apparate zeigen in ihrer Einfachheit, Reinlichkeit und vollkommen praktischen Einrichtung den für die Sache. Der raffinirte, strebsamen, rationellen Züchter, dessen in Bruthäusern und Streckteichen befindliche Fische den üppigsten Wachstum und die beste Gesundheit bekunden. Franz Rettenbacher hat im Jahre 1858 in ganz kleinem Maßstabe mit der künstlichen Fischzucht begonnen, welche bis zum Jahre 1864 darin bestand, dass er jährlich einige Hundert, manchmal auch einige Tausend Forellen-Eier befruchtete und der Ausbrütung überließ, dann die Fischlein, sobald sie einer Nahrung bedurften, in das nächst seiner Behausung gelegene Quellwasser (sein Eigentum) einsetzte. Nach Verlauf der gedachten Zeit Periode, das ist nach 6 Jahren, war keine wesentliche Vermehrung der Fische wahrnehmbar, was wohl darin seinen Grund gehabt haben mag, dass die Fische, nachdem sie größer geworden, sich in das größere, mit seinem Eigentum zusammen hängende ärarische Quellwasser, und bei offener Kommunikation selbst in den Traunflusse begeben haben werden.

Speisefischproduktion ab 1864

Im Jahre 1864 beschloss Rettenbacher, die im nächsten Winter aus fallenden Fischlein im geschlossenen Raume künstlich aufzufüttern, was ihm auch vollkommen gelang, indem die 800 Fischlein (Salblinge) im Alter von einem Jahre schon das Gewicht von 2 bis 7 Loth per Stück erreichten. Leider war er mit dieser ersten Zucht nicht glücklich, denn im Alter von 1/2 Jahren fingen die Fische an, ohne die geringste sichtbare Spur von einer Krankheit abzusterben, und es gingen binnen einem halben Jahre die Hälfte davon zu Grunde. Hiermit endete glücklicherweise das Uebel, und zwar von selbst. Nach den seither gemachten Erfahrungen glaubt Rettenbacher behaupten zu können, dass er die Fische damals zu gut fütterte, denn seit der Zeit, als er eine größere Menge Fische besitzt und dieselben nicht mehr so gut füttern kann, hat das Eingehen der Fische ganz aufgehört.

Seit dem Jahre 1865 zieht Rettenbacher jährlich mehrere tausend Fische, nämlich: Salblinge, Forellen und Bastarde. Sehr gut gedeihen die Bastarde von Salbling-Eiern mit Bachforellen-Milch befruchtet, nicht minder aber auch die reinen Salblinge; weniger gut gedeihen die Forellen, was in der Fleischfütterung zu liegen scheint. Die Fische erhalten in der ersten Jugend Kalbs-Leber und Hirn, später Lungen, Gedärme und sonstige billige Fleischabfälle, auch Fleisch von geschlachteten Pferden. Auf den Zentner lebender Fische wird täglich durchschnittlich fünf Pfund Futter verabreicht. Insekten-Fütterung ist bei einer solchen Menge Fische unmöglich, da alle derartigen Futterstoffe, als: Wasserasseln, Seitlinge, Gelsen, Fliegenlarven in der betreffenden Gegend nur sehr spärlich vorkommen und auch Froschbrut und billige Fische nicht zu Gebote stehen. Nach der Meinung Rettenbacher muss daher jedem Fischzüchter, dem nicht Insektenfutter zugänglich und der auf einen kleinen Raum beschränkt ist, wärmstens empfohlen werden, nur Salblinge zu ziehen, da nur dieser Fisch sich in ganz kleinem Raume in großer Menge mit Fleischfütterung von der zarten Jugend bis zur Marktfähigkeit ziehen lässt und auch den geringsten Verlust – durch Absterben – etwa mit 7 Prozent ergibt. Der Salbling ist ein sehr geselliger, zahmer Fisch, der sich ganz ruhig inmitten von Fischen verschiedener Gattung und Größe verhält, während die Forelle immer scheu und unverträglich, besonders gegen Kleine Fische, sich zeigt.

Rettenbacher verkauft seine Fische im Alter von 2 bis 3 Jahren und nur die im Wachstum zurückgebliebenen mit 4/2 und 5/2 Jahren. In neuer Zeit erbrütet er sich immer eine größere Anzahl Fische, als er bedarf hatte und wirft dann nach einem Jahre oder auch später die im Wachstum am meisten zurückgebliebenen, dieselben sich selbst überlassend, ins freie Wasser, da man nach seiner Angabe weitaus mehr erzielt, wenn man das kostspielige Futter solchen Fischen gibt, die mehr Wachstum versprechen.

Brut und Mutterfische vom Ausseer See

Die Brut bezieht er von den Ausseer Seen in der Steiermark, wo er sich jährlich einige Hundert Mutterfische zur Laichzeit kauft und deren Eier mit künstlich gezogenen Milchnern befruchtet, nachdem unter den Salblingen in den genannten Seen die Milchner sehr selten sind und diese nur äußerst wenig Samen geben. Die Mutterfische behält er dann bis nächsten Sommer zum Verkaufe. Im Jahre 1870 hat Rettenbacher keine Fische erbrütet, da eine solche Menge bereits vom vorigen Jahre vorhanden ist, dass es ihm bei erneuter Vermehrung unmöglich würde, das Futter aufzubringen.

Wasser und Temperatur

Das dieser Anstalt dienende Wasser besteht aus vielen Hundert kleineren und größeren aus dem Boden aufsteigenden Quellen. Die Temperatur desselben ist in der Nähe der Quellen im Winter 5 Grad, im Sommer 6 Grad und beim Ausflusse nächst dem Traunflusse im Winter 3 Grad, im Sommer 9 Grad. Das Ausschlüpfen der Fischlein aus den befruchteten Eiern erfolgt in diesem Wasser nach 50 bis 60 Tagen.

Bruthaus

Was die Anlage und deren Kosten betrifft, so hatte Rettenbacher bis zum Jahre 1864 nur zwei Brutkästchen. Im Jahre 1864 erbaute er eine Bruthütte mit vier Brutkästchen und zwei Streckabtheilungen; im Jahre 1865 eine Streckhütte mit drei Abtheilungen; im Jahre 1866 die beiden Streckteiche; im Jahre 1867 eine neue Bruthütte und noch im selben Jahre, nach dem er den unteren Teil des Altwassers vom k.k. Forstärar gegen Abtretung eines Teiles seines Forstholzrechtes als Eigentum bekam, sperrte er die Kommunikation des Quellwassers mit dem Traunflusse mittelst eines festen Holzgitters ab und erbaute die Schiffshütte samt Schiff; im Jahre 1868 das Wächterhaus (Pfahlbau). Das gesamte Anlagekapital beträgt 517 fl.. Bezüglich der Anlegung der Teiche war ihm die natürliche Ortslage sehr günstig, so dass er fast gar keine Grundaushebung nötig hatte. Nach der am 29. und 30. Juli 1870 aus Anlass seiner Eingabe um einen Staatspreis vorgenommenen Inventur, wobei die Fische genau gezählt und gewogen wurden, haben sich nachstehende Resultate ergeben:

Quelle: Google Books: Fischereibetrieb und Fischereirecht in Oesterreich

Weitere Informationen

 

„Was der Mensch sei, sagt ihm nur die Geschichte.“

Zitat von: Wilhelm Dilthey