KOMPENSATION VS. FINANZIELLEN AUSGLEICH

Renovierung der Elisabethbrücke im Sommer 2018

Fließgewässer im Spannungsfeld zwischen Nutzung und Naturschutz. Der Mensch nutzt die Fließgewässer im Salzkammergut und die in den angrenzenden Auen verfügbaren Ressourcen seit Jahrhunderten. Schon im Mittelalter wurde die Obere Traun für den Salztransport schiffbar gemacht und stark reguliert. Fließgewässer zählen zu den am vielfältigsten und zugleich am intensivsten durch den Menschen genutzten Ökosystemen. Nur noch wenige Fließgewässer sind heute als natürlich oder naturnah zu bezeichnen; vielmehr werden die meisten durch Ausbau-, Begradigungs- und Unterhaltungsmaßnahmen beeinträchtigt. Eingriffe des Menschen in das Fließgeschehen eines Flusses oder Baches lassen sich heutzutage praktisch nicht vermeiden.

Die Auswirkungen von Eingriffen an Gewässern sind vielschichtig und betreffen nicht nur das Gewässerbett, sondern auch Ufer- und Auenbereiche. Neben hydromorphologischen und hydraulischen Gewässereigenschaften werden Biozönosen und ihre Lebensräume, die in das Wirkgefüge eines Fließgewässerökosystems eingebunden sind, beeinflusst.

An der „Oberen Traun“ haben wir eine Durchgängigkeit vom Traunsee, über 20 Kilometer, bis zur Wehr in Laufen (unterhalb Bad Goisern).

Bei uns im Salzkammergut sind wir in der glücklichen Lage, dass wir an der Oberen Traun eine längsgerichtete Durchgängigkeit vom Traunsee bis Lauffen, von über 20 Kilometer haben. Auch an der Ischl, wurde in den letzten Jahren viele in die Durchgängigkeit investiert. Unter den strömungsliebenden und kieslaichenden Arten, welche einen Großteil der Fischarten im Salzkammergut ausmachen in der „Roten Liste“ aufgeführt. Insgesamt weisen jedoch unsere Fließgewässer noch erhebliche Struktur- und Funktionsdefizite auf, die einen Verlust der heimischen Biodiversität einschließen. Genau dort wollen wir auch ansetzen und unsere Bemühungen konzentrieren, um zu Verbesserungen zu kommen.

Handlungsbedarf und Eingriffsregelung

Zur Kompensation bei baulichen Eingriffen in unsere Fischereigewässer ist eine Eingriffsregelung der Vorrang zu geben, mit dem Ziel, die fischereilichen Lebensbedingungen zu verbessern und zu sichern und das Landschaftsbild zu erhalten oder die Uferzonen zu verbessern.

Sympolfoto – Bagger bei Reparaturarbeiten an der Uferbefestigung.

Bei der Renovierung bei der Elisabethbrücke in Bad Ischl, wurden nach Reparaturarbeiten, auch Baggerarbeiten an der Uferböschung unterhalb der Brücke erforderlich, die ursprünglich in der Planung und im Bescheid nicht vorgesehen waren. Dazu musste ein Bagger in die Ischler Traun einfahren und über eine längere Strecke im Flußbett zufahren. Von den Zufahrtsmöglichkeiten gab es zwei Möglichkeiten. Von Oben kommend, oder was uns besser erschien, über die bei Niederwasser trockenliegende Schotterbank von unten her kommend.

Bei Niederwasser, haben wir über diese Zufahrt den geringsten ökologischen Schaden.

Unsere Zielsetzung

Optimal wäre, wenn wir als fischereiliche Entschädigung für solche Eingriffe eine Kompensation bekommen, durch die Verbesserung an der Gewässerstruktur durchgeführt werden. In einer Maßnahmentypologie gehen wir die einzelne Kompensationsmaßnahmen und -wirkungen im Hinblick auf konkrete Kompensationsziele durch. Kompensationsmaßnahmen sollen möglichst an Stelle von Kompensationszahlungen und Besatzmaßnahmen treten, welche häufig als Entschädigungen bei Eingriffen gemäß Wasserrechtsgesetz eingesetzt werden. Zudem leistet der fachgerechte Vollzug der Eingriffsregelung einen fundamentalen Beitrag zur Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) .

Lageübersicht Bad Ischl – aus Google Earth

Musterprojekt Stadtrevier Bad Ischl

Nachfolgend als Beispiel angeführt, wie wir hier zur Verbesserung der ökologischen Funktionsfähigkeit an der Ischler Traun, durch die Einbringung von Struktursteinen einen Versuch gestartet haben. Nach dem Motto, wenn schon ein Bagger im Flußbett steht und Schaden verursacht, dann soll er auch gleich was gutes tun!

Nachhaltigen Bewirtschaftung von Fischereirevieren in Fließgewässern.
Quelle: DI Dr. Günther Unfer & DI Thomas Friedrich,
Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement (Boku, Wien)

Wir haben hier versucht im Stadtrevier von Bad Ischl, wo wir noch einen recht guten Äschenbestand erhalten konnen, unser Anliegen für eine strukturelle Verbesserungen zu erreichen. Wichtig ist uns hier eine Anzahl an mannigfaltigen Habitaten bereitzustellen, die den Äschen als Laichplatz und als Jungfischzone dienen. Wir würden solchen kleinen Maßnahmen die zu strukturellen Verbesserungen führen, gegenüber finanziellen Ausgleichszahlungen den Vorrang geben, weil wir hier für das Gewässer und den Lebensraum langfristig ein deutlich höheres Potential sehen. Dazu haben wir versuchen ein Einvernehmen mit den zuständigen Stellen herzustellen, um sämtliche Interessen wie Hochwasserschutz; Reduktion von Schäden am Gewässer, etc. zu berücksichtigen.

Kleine Verbesserungen und große Wirkung!

Situationsbeschreibung

Bei der oben genannten Baustelle, ist es bei den Arbeiten zu einer Beschädigung der Ufersicherung im Nahbereich der Elisabethbrücke gekommen, womit Baggerarbeiten im Fluss erforderlich werden. In Abstimmung mit der Baufirma ist dies nur von der Traun aus, mit einen Bagger möglich!? Wegen der beengten Platzverhältnisse im Stadtgebiet von Bad Ischl muss der Bagger über eine Strecke von ca. 300 Meter zum eigentlichen Einsatzgebiet bei der Elisabethbrücke durch die Traun „waten“.

Bagger & Laichzeit?

Zum derzeitigen Zeitpunkt, in der Laich-Hochsaison der Forellen, stellt das eine Schädigung der Laichgebiete dar, wenn gleich wir aber wissen, dass sich solche Arbeiten nicht verhindern lassen. Daher blockieren wir diese auch nicht, da im gegenständlichen Fall ein gegenseitiges Einvernehmen in Aussicht gestellt wurde. Trotzdem rechnen wir mit einen Ausfall von mehreren tausend Individuen die wir versuchen langfristig, durch strukturverbessernden Maßnahmen im Bereich der Baggerlinie, wieder zu kompensieren. Beschreibung Stelle 1 lt. Skizze

Gewässerstrukturierende Steine sollen Laichhabitat und Fischunterstände bilden.

Unser Hauptaugenmerk liegt dabei im Bereich der Schotterinsel knapp oberhalb der Eisenbahnbrücke, also dort wo der Bagger in den Flussschlauch einfährt. Hier hat sich in den letzten Jahren linksufrig ein kleiner „Seitenarm“ zwischen Schotterinsel und Uferbefestigung entwickelt, der sich als hervorragender Einstand für Jungfische herausgestellt hat. Leider ist auch hier, wie schon bei unserer altbekannten Problemstelle „Engleithen“ zu beobachten, dass bei sinkendem Wasserstand ein Trockenfallen des „Seitenarms“ zu beobachten ist. Um dieser „Fisch-Falle“ entgegen zu wirken sollen hier, als primäre Maßnahme Strömungslenksteine (Dotationssteine) etwa in einen Winkel von 15° stromauf geneigt, am Beginn der Schotterbank (Wurzel) eingebracht werden (Stelle 1).

Die Ischler Traun im Stadtgebiet von Bad Ischl.

Die „Lenksteine“ sind so positioniert, dass auch bei Niederwasser aus der relativ starken Hauptströmung Wasser infolge des produzierten leichten Überstaus und aufgrund des Winkels aus dem Hauptgerinne in Richtung linkes Ufer abgezogen wird, womit eine dauerhafte Umspülung der Schotterinsel und damit eine dauerhafte Dotation des linksufriegen „Seitenarms“ sichergestellt werden soll. Wegen des Strömungsdrucks bei Hochwasser sind hier unbedingt Sohlsteine erforderlich, die ein Auskolken hinter den Lenksteinen verhindern sollen. Die geringe Neigung flussauf bewirkt keinen wesentlichen Lenkeffekt der Strömung in Richtung rechtes Ufer bei Hochwasser, auch weil die Oberkante der Lenksteine unter MQ Pegel Marxquelle verlegt werden. Hinter den Lenksteinen und an den „Füßen“ der jeweils äußeren Lenksteine werden sich lokale Umlagerungsprozesse des Geschiebes einstellen.

Materialbedarf

Aufwand: Min. 6 – 8 Wasserbausteine Klasse min > 80cm, davon 3-4 Sohlsteine und 3-4 Strömungslenksteine, OK rund 5-8 cm unter MQ, 1 HIAB.

Angelandetes Geschiebe im Projektbereich.

Beschreibung Stelle 2 lt. Skizze In der Hauptströmung zwischen Schotterbank und rechtem Ufer ist eine extrem hohe Fließgeschwindigkeit festzustellen. Hier zeigen sich Eintiefungstendenzen, deren Verhinderung etwa mittels Sohlgurtung etc. den Umfang dieser Ausgleichsmaßnahmen infolge fischereiwirtschaftlichen Entgangs bzw. Schadens deutlich übersteigen würde und einer gesonderten Behandlung bedarf.

Angedacht und mit den beschränkten Mitteln machbar ist aber das Einbringen von 2 große Wasserbausteinen (Stelle 2) die zu einer Reduktion der Fließgeschwindigkeit in der Strömungsrinne führen (Strömungsbrecher). Geschiebe kann zumindest lokal angelandet, die Strömung lokal umgelenkt werden. Wegen der Tiefe und der Geschwindigkeit sind ca. 4 WBS > 100cm erforderlich, zwei Sohlsteine und die darüber liegenden 2 Steine zur Reduktion der Strömung. Wegen der Tiefe der Strömungsrinne deutlich über 1 Meter ist eine Überströmung bei MQ in jedem Fall gegeben. Die Strömung wird an oben genannter Stelle u.a. etwas in Flussmitte abgelenkt, was eine hydraulische Entlastung des rechten Ufers bewirkt.

Hier sind Harald Eidinger und Karl Fehrer bei der Profilvermessung, um die Profile für die hydraulische Berechnung zu ermitteln.

Beschreibung Stelle 3 lt. Skizze Am Ende der Schotterbank, etwa 70m oberhalb der Eisenbahnbrücke befindet sich linksufrig kaum noch Struktur in der Traun. Die Strömung verwindet sich etwas an dieser Stelle von rechts nach links und man erkennt linksufrig höhere Wassertiefen. Die monotone Strömungsstruktur soll dort etwas aufgelockert werden, auch deshalb, weil durch die zuvor genannten Strömungsbrecher (Stelle 2) eine geringfügig höhere Strömung entstehen wird.

Hydrauliche Berchnung nach Strickler.

In diese Strömungsfahne der Brecher wird eine Steingruppe (Stelle 3) von ca. 3-4 Steinen V-förmig etwa in Flussmitte eingebracht, die die Strömung wieder teilt. Damit wird der so wichtige linksufrige Bereich, in dem die Wiedervereinigung des linken Seitenarms mit der „Hauptströmung“ erfolgt, attraktiver gestaltet, das monotone Strömungsbild unterbrochen und eine bessere linksufrige Dotation erreicht. Beschreibung Stelle 4 lt. Skizze 

In die abermals entstehende linke Strömungsfahne der Steingruppe werden 3-4 Einzelsteine leicht versetzt eingebracht die zum einen Einstände bilden, sowie zum anderen die Strömung verwirbeln.

Aufwand für 3 und 4: Min. 10-12 Wasserbausteine Klasse min > 80cm, davon 3-4 Sohlsteine und 3-4 Steine für die Gruppe. Dazu noch 3-4 Einzelsteine zur Auflockerung der Struktur. OK aller Steine rund 5-8 cm unter MQ.

Beschreibung Stelle 5 lt. Skizze Im Bereich oberhalb und unterhalb des Kreuzersteg, sollen rechtsufrig leicht gruppiert, oder als Einzelsteine zur Strukturbelebung entlang der Fahrlinie des Baggers (Stelle 5) oberhalb des Salinengurtes bis zur Elisabethbrücke eingebracht werden.

Materialbedarf

Aufwand: Wasserbausteine Klasse min > 80cm, nach vorhandensein zur Auflockerung der Struktur. OK aller Steine rund 5-8 cm unter MQ.

Im Falle verbleibender Steine sollte eine Reparatur der rechtsufrigen Buhne nach der Eisenbahnbrücke durchgeführt werden. Damit wird das rechte Ufer hydraulisch entlastet, die Strömung etwas in Richtung links abgelenkt, was auch ursprünglich zum Zeitpunkt der Buhnenerrichtung der Fall war.   

Wir glauben mit diesen Maßnahmen zu einer erheblichen Verbesserung der ökologischen Funktionsfähigkeit rund um das Habitat „Schotterinsel“ beitragen zu können und erwarten uns langfristig eine deutliche Steigerung der Biomasse und der Attraktivität des Lebensraums. Die Maßnahmen wurden nach unserer Auffassung so gewählt, dass es zu keinen negativen Beeinträchtigungen des Hochwasserabflussgeschehens, der vorhandenen (teilweise schon angegriffenen) Ufersicherungen sowie der Eisenbahnbrücke kommt. Wir bitten sie daher unsere Maßnahmen kritisch zu begutachten und im Bedarfsfall lenkend einzugreifen.

Resumee

Seitens des Gewässerbezirk Gmunden werden die Strukturierungsmaßnahmen ökologisch positiv gesehen, jedoch im Hinblick auf die sehr kritische hydraulische Situation im Stadtgebiet von Bad Ischl kann hier keine pauschale Zusage erfolgen. Um eine Genehmigung zu erhalten, wird eine Wasserrechtsverhandlung erorderlich werden.

Eine Voraussetzung dafür ist eine Abklärung vorab mit der Wasserrechtsbehörde, ob es sich hier grundsätzlich um bewilligungsfreie oder bewilligungspflichtige  Maßnahmen handelt. Weiters wird es jedenfalls erforderlich sein einen hydraulischen Nachweis zu liefern, ob und wie sich die Maßnahmen auf den Hochwasserabfluss auswirken. Die Traun ufert im beschriebenen Abschnitt teilweise bereits  ab HQ30 in das Stadtgebiet von Bad Ischl aus, sodass hier auch nur geringfügige Änderungen weitreichende Folgen nach sich ziehen könnten.

Leider läuft uns für diese Situation die Zeit davon. Die Abstimmung zwischen Wasserrechtsbehörde, Gewässerbezirk, der Baufirma und der Stadtgemeinde Bad Ischl bedürfen einer längeren Vorlaufzeit. Mit den Bundesforsten als Fischereirechtsbesitzer konnte dazu eine Zustimmung geregelt werden. Danke dafür! Wir haben dennoch den Aufwand auf uns genommen, um ein einreichfähiges Referenzprojekt zu erstellen. Gerne möchte ich dieses weiterverfolgen und werde über die Ergebnisse der Verhandlungen berichten.

Projekt Erstellung

Danke für die Unterstützun bei der Erstellung an:

Weitere Informationen:

 

„Lebensraumverbesserungen und Regulierung der Befischung vor Fischbesatz“

Die Aufwertungen der Lebensräume sind zur Erhöhung der Fischbestände langfristig erfolgversprechender als Fischbesatz. Denn Fischbesatz bekämpft in der Regel nur die Symptome der Fischbestandsrückgänge, nicht die Ursachen.

Zitat von Robert Arlinghaus