LAICHPLATZ KARTIERUNG KALTENBACH 2013

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Bachforellen beim Laichgeschäft im Kaltenbach

Beim Kaltenbach handelt es sich aufgrund seines Gefälles und der Nähe  zur  Traun  um  ein „Hyporhithral klein“  in der  Bioregion  M (Kalkvoralpen  und  Nördliche Kalkhochalpen). In den Fischartenleitbildern nach HAUNSCHMID et al. (2006) ist kein Fischartenleitbild für ein derartiges Gewässer angegeben. Bei einer passierbaren Mündungssituation wäre die Fischfauna Im Kaltenbach stark von der Fischfauna der Traun beeinflusst, deren Fischleitbild in Tab. 1 ersichtlich ist. Aufgrund der Kleinheit und den Abflussverhältnissen treten die großwüchsigen und adulte Fischarten eher in den Hintergrund und Kleinfischarten und juvenile Stadien dominieren.

Leitfischarten Obere Traun

Der Kaltenbach entspricht besonders innerhalb des noch bestehenden Auwaldbereiches zwischen der Tourismusschule und dem Parkplatz der Katrin-Seilbahn als eines der wenigen Gewässer des Salzkammerguts noch dem ehemals weit verbreiteten Typus der Au- und Nebenarmgewässer. Charakteristisch dafür sind geringe Strömungsgeschwindigkeiten, ein wenig ausgeprägter Geschiebetrieb und staunasse Auwaldbereiche   mit   stark   verzweigten   kleinsten   Nebenarmen.
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Allerdings   weist   auch   der Kaltenbach  auf  den  unteren  rund  1,2  Fkm  starke  anthropogen  Einflüsse  auf  –  besonderes zwischen der Mündung und der Brücke in die Engleithenstraße, wo der Bach überwiegend in einem von betonierten Steinmauern definierten Gerinne verläuft. Weiter oberhalb ist zumindest ein gut strukturierter Ufergehölzsaum bzw. linearer Auwald ausgebildet, der Beschattung, Einstände und die Verzahnung mit dem Umland gewährleistet.
Kaltenbach Au - von der Katrinbrücke Richtung Kaltenbach Teich

Nachdem  der  Kaltenbachunterlauf  (bis  Engleithenbrücke)  im  Zuge  der Landesgartenschau 2015 einem Renaturierungsprojekt unterliegt, sollen lediglich für die Strecke oberhalb Entwicklungsvorschläge angeführt werden. (Auch dieser Bereich wird in weiterer Folge Bestandteil eines umfassenden Hochwasserschutz- und Sanierungsprojekts bis zum Oberlauf).
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Die Bachforelle dominiert

Wie Bestandsaufnahmen zeigen, dominiert aktuell die Bachforelle im Kaltenbach. Die Bachforellen laichen normalerweise zwischen Oktober und Januar. Im Kaltenbach konnte ich sie heuer am 1. Dezmeber 2013 beobachten. Normalerweise ist der Zeitpunkt eher Anfang bis Mitte November. Die Fische fächeln durch schnelle Bewegungen des Schwanzstiels und der Schwanzflosse flache Gruben in steinigen Bodengrund, in denen sie etwa 1000 bis 1500 rötliche vier bis fünf Millimeter große Eier in mehrere Gruben legen. Die Fischlarven schlüpfen nach zwei bis vier Monaten.

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Der weibliche Fisch hebt auf der Seite liegend mit kräftigen Schwanzschlägen eine Mulde aus, das Feinsediment wird dabei mit der Strömung weggespült.

Der Rogner sucht sich eine relativ flache überströmte Kiesbank, bei der gewährleistet ist, dass die Grundströmung von unten aufsteigt. Diese Stellen findet man meistens nach so genannten „Überzügen“ oder feinkörnigen Rieselstrecken. Zumeist scharen sich mehrere Milchner um ein laichbereites Weibchen. Der weibliche Fisch hebt auf der Seite liegend mit kräftigen Schwanzschlägen eine Mulde aus, das Feinsediment wird dabei mit der Strömung weggespült.

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Laichplatz Kartierung

Das Hauptziel unserer «Laichzeit» Beobachtungen ist zu ermitteln, wie die natürliche Fortpflanzung unserer Fischbestände und den Erhalt der
biologischen Vielfalt im Kaltenbach ist. Ein weiteres Ziel von unseren «Laichzeit-Beobachtungen» ist, Informationen über die zeitliche und räumliche Verbreitung der Laichaktivitäten der Bachforellen zu sammeln. Um diese Daten zu erheben, sind im Zeiraum der Forellenlaichzeit einige  Pirschgänge am Wasser erforderlich. Dabei bin auch dabei, an unseren Gewässern die Laichgruben und die Laichgebiete zu kartieren.
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Hier eine Laichmulde im Oberen Kaltenbach!

Verschlammung der Laichplaetze

Unsere heimischen Fische benötigen für ihr Überleben naturnahe Bäche mit einer intakten Gewässersohle. Naturnahe Bäche schlängeln sich, wie der Kaltenbach durch die Landschaft und sind von einem mehr oder weniger breiten Gehölzsaum aus vorwiegend Erlen, Weiden und Eschen umgeben. Die Wurzeln der Bäume stellen den natürlichen Uferschutz und Schutz der Gewässersohle vor Abschwemmung dar. Gleichzeitig bieten sie den Fischen einen Unterstand. Bei einer Verschlammung der Gewässersohle, haben die Forellen und Äschen keine Möglichkeit ihr Laichgeschäft zu erledigen.

Laichplaetze Kaltenbach 2013_HAH_150An den beiden markierten Bereichen konnten Bachforellen beim Laichen
beobachtet werden. In den anderen Abschnitten ist zumeist
die Bachsohle sehr stark verschlammt und dadurch
nicht als Laichhabidat geeignet.

huberpower-100-14Hier die Kaltenbachschlucht – mit
brutalen Eingriffen im GenPool!
Dieser verläuft während der Bauphase in den Baggerspur!
huberpower-100-15Hier sieht man die Schlammablagerungen, die kein geeignetes
Laichhabitat für Forellen
und Äschen bildet.
Auf den Fotos von den Laichplätzen
sieht man im Vergleich
die richtigen Schotterkörnungen,
die Forellen zum Laichen brauchen.

Bagger in der Kaltenbach –  Schlucht

Schon bei den geringsten Eingriffen durch Bauarbeiten im Bach, verwandelt sich das klare Wasser in eine braune Schlammbrühe. Das Lückensystem des Kieses in der Gewässersohle setzt sich mit Sand und Schlamm zu und die Laichplätze sind vernichtet oder bei Bauarbeiten währen der Laichzeich, stirbt der Laich der Fische durch die verschalmmung ab. Leider hatten wir heuer massive Bauarbeiten in der Kaltenbachschlucht, die im Bereich oberhalb der Katrinseilbahn das gesamte Laichhabitat für die Bachforelle verschlammt und zerstört hat. Fische suchen hier vergeblich geeignete Schotterbänke. Nur nach der Einmündung des „Katrin Quellbaches“, unterhalb der Talstation konnte sich die Gewässersohle wieder regenerieren und für die Bachforelle ein geeignetes Kieshabidat auswaschen. Dadurch haben wir heuer massive Einbussen bei der Selbsreproduktion der Bachforellen.

Hauptlaichgebiet unterhalb Katrin Quellbach

Durch den Quellbach, der nach der Katrin Seilbahn in den Kaltenbach mündet und die Wasserführung erhöht, finden die Bachforellen ideale Bedingungen, wie man an nachforlenden Fotos erkenen kann:
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Hier eine Bachforelle am Laichplatz, in der
optimalen Schottersortierungen 16/32,
im Bereich unterhalb der Katrin Seilbahn Talstation
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8. Dezember 2013, das Laichgeschäft
der Bachforellen dürfte den Höhepunkt
überschritten haben.
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Ein Blick auf die Laichgruben
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Auch hier sieht man, welch ein Substrat von den
Bachforellen bevorzugt wird.

Datensammlung

Weil solche Daten wertvolle Informationen über den Zustand unserer Gewässer liefert, sind diese Beobachtungen wichtig für die Fischerei, die Forschung, den Naturschutz und die Bewirtschaftungs-Praxis für unseren Fischereiverein und Pächter.
Am optimalsten zur Fortpflanzung der Bachforellen sind Flußstrecken wie die Ischler Traun mit einmündenden Nebenbächen wie dem Kaltenbach, Sulzbach oder Sägemühlbachl oder Renaturierungsstrecken, wie der Engleithen Altarm mit seichten durchströmter Wasserführung, auch bei Niederwasser. Je nach Tagesgraden schlüpfen die Fische von März bis Mai, wobei die Dottersackbrut sich nach dem Schlupf aus dem Ei noch tiefer in den Kiesgrund hineinarbeitet.
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Schutzgebiete fuer Nachwuchs

Gerade so kleine Schutzzonen wie der Kaltenbach sind eine effektive Möglichkeit, die Fischpopulationen wieder wachsen zu lassen. Fischer profitieren ebenso davon – auch wenn die Fischerei in den Schutzgebieten erstmal verboten ist. Da in freier Natur die Eier und Jungfische zahlreichen Gefahren ausgesetzt sind sollen diesen Gewässerbereich geschont werden. Aus der riesigen Anzahl je Weibchen gelegter Eier entwickeln sich unter natürlichen Verhältnissen trotz Hochwasserereignissen, Futtermangel oder Feinden stets genügend geschlechtsreife Fische, die für die Arterhaltung sorgen.

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Geradezu verherende Folgen haben jedoch übermässige Eingriffe in die Gewässerlebensräume, wie Verbauungen, Kiesentnahmen, Aufschüttungen, Verunreinigungen, Vergiftungen. Viele Fisch- und Krebsarten sind für die Fortpflanzung auf bestimmte Laichplätze angewiesen. Durch Eingriffe an den Gewässern wurden solche Laichplätze zum Teil zerstört oder den Fischen den Zugang dahin erschwert oder gar verunmöglicht wie z.B. durch Flussbaumaßnahmen, Wehranlagen etc.

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Um diesen Wassertieren ein langfristiges Überleben in den Berner Gewässern zu ermöglichen, widmet wir uns der Aufzucht und dem Besatz von Gewässern mit Jungfischen und -krebsen. Dafür werden jeweils im Herbst fortpflanzungsfähige Fische und Krebse den Gewässern entnommen, Eier und Spermien von Tieren desselben Gewässers in qualifizierten Fischzuchtanlagen zusammengeführt und aus den befruchteten Eiern Jungfische und -krebse erbrütet. Diese werden im Frühjahr im Gewässer ihrer Eltern ausgesetzt.

Durch die Renaturierung des Kaltenbach, bekommen die Fische einen optimalen Lebensraum retour, denn es gilt zu schützen und zu erhalten.

Auch Aeschen Nachwuchs

Äschen sind ausgesprochener Kleintierfresser, zur bevorzugten Nahrung gehören Insekten und Bachflohkrebse. Zur Vermehrung im März/April sucht die Äsche in ihrer direkten Umgebung geeignete Laichplätze mit Sand-Kies-Sedimenten auf und ziehen dazu auch in die Nebenbäche hinein um hier zu laichen.
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Wie man auf obigen Foto sieht, steht hier eine Bachforelle und zwei Äschen hintereinander in der Strömung. Aufgenommen wurde dieses Foto oberhalb der Katrin Sailbahn Tahlstation. Bei den Äschen handelt es sich um 2+, bei der Bachforelle dürfte schon um einen laichreifen, dreisömmeriger Milchner handeln. Interessant ist, dass auch Äschen soweit in den Klatenbach aufsteigen. Bei der „Katrin-Brücke“ konnten wir schon einen Schwarm Äschen beobachten. Wenn im kommenden Winter die Anbindung an die Traun erfolgen wird, erhöht sich auch die Chance, dass Äschen in den Kaltenbach aufsteigen um zu laichen. Es wird sicherlich in den nächsten Jahren zu beobachten sein, wie sich diese Situation verändern wird.

Laichgebiet Kaltenbach

Zur Laichzeit der Bachforelle fallt in die nebeligen Novembertage oder in die ersten Dezembertag, die so wie heuer den ersten Scheefall bringen. Speziell trübes Wetter und der  Hell-/Dunkel-Wechsel animieren die Bachforellen um die Dämmerungszeit mit ihren Liebenspielen aktiv zu werden. Nicht unbedingt die gemütlichste Zeit und auch zumeist nicht sehr optimal Lichtverhältnisse zum Fotografieren.

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Präambel WRRL:
„Wasser ist keine übliche Handelsware, sondern ein ererbtes Gut,
das geschützt, verteidigt und entsprechend behandelt werden muss.“
Ob wir dies ernst nehmen, werden wir an unseren Bächen und Flüssen sehen!