Das Thema der Qualifikation für Fischereirevier-Obmänner ist zweifellos ein wichtiger Punkt, den ich genauer betrachten möchte. Meine Erfahrung als Obmann in der zweiten Wahlperiode ist, dass es im Gegensatz zu anderen Bereichen der Fischerei keine gesetzlich vorgeschriebene Ausbildung gibt, was mich einige Überlegungen anstellen lässt.

Quelle: OÖLFV
Gründe für fehlende gesetzliche Vorgaben
Es gibt mehrere Gründe, warum es für Fischereirevier-Obmänner bisher keine gesetzlich vorgeschriebene Ausbildung gibt:
- Vielfältigkeit der Aufgaben: Die Aufgaben eines Obmanns können sehr unterschiedlich sein und von Revier zu Revier variieren. Eine einheitliche Ausbildung für alle Aufgabenbereiche wäre möglicherweise schwer zu gestalten.
- Fachliche Kompetenz: Obmann ist nicht gleich Obmann. Die Anforderungen variieren stark je nach Reviergröße, Gewässertyp und den darin lebenden Fischarten. Fachwissen in Fischbiologie, Gewässerökologie, Fischereirecht und -management ist essentiell.
- Ehrenamtliches Engagement: Fischereirevier-Obmänner üben ihr Amt ehrenamtlich aus und haben (zumeist) bereits umfassende Erfahrungen im Bereich der Fischerei.
- Historische Entwicklung: Die Fischereireviere und die Rolle der Obmänner haben sich über einen langen Zeitraum entwickelt, ohne dass von Anfang an eine formale Ausbildung vorgeschrieben war. In der Vergangenheit waren es im Salzkammergut zumeist die Leiter der Forstbetriebe, oder Berufsfischer. Hier hat sich das Umfeld geändert.
- Politische Funktion: Der Obmann fungiert als Repräsentant des Reviers, verhandelt mit Behörden, Vereinen und anderen Interessengruppen. Hier sind kommunikative Fähigkeiten, Verhandlungsgeschick und ein gutes Verständnis von politischen Prozessen gefragt.
- Politisches Geschick: Die Vertretung der Interessen der Fischer gegenüber Behörden und anderen Interessengruppen erfordert ein gewisses Maß an politischem Geschick und Verhandlungsgeschick. Auch diese Fähigkeiten sind nicht in jedem Ausbildungsgang explizit vermittelt.
- Führungspersönlichkeit: Ein Obmann muss ein Team führen, Entscheidungen treffen und Konflikte lösen können. Dazu gehören organisatorische Fähigkeiten, Durchsetzungsvermögen und die Fähigkeit, andere zu motivieren.
- Juristische Grundlagen: Juristisches Wissen ist für einen Obmann unerlässlich, um die komplexen rechtlichen Rahmenbedingungen der Fischerei zu verstehen und um das Revier entsprechend zu verwalten.
- Manager: Der Obmann ist in der Regel das Bindeglied zwischen den Fischereiberechtigten, den Behörden und oft auch der Öffentlichkeit. Er vertritt die Interessen des Reviers und trägt eine große Verantwortung für die nachhaltige Bewirtschaftung der Fischbestände.
Mit diesen Beitrag möchte ich die unterschiedlichen Qualifikationsanforderungen innerhalb der Fischerei und insbesondere auf die Rolle des Fischereirevier-Obmanns beleuchten.
Was bedeutet das für die Praxis
- Die fehlende formale Ausbildung für Obmänner wirft jedoch einige Fragen auf:
- Verantwortung: Angesichts der komplexen Aufgaben, die ein Obmann zu bewältigen hat (z.B. Bewirtschaftungsplanung, Konfliktlösung, Öffentlichkeitsarbeit), ist eine gewisse Grundausbildung doch wünschenswert.
- Erfahrungswerte: In der Praxis wird die Qualifikation eines Obmanns oft anhand seiner bisherigen Erfahrungen und seines Engagements für die Fischerei beurteilt.
- Netzwerk: Ein gutes Netzwerk zu anderen Obmännern, Experten und Behörden ist für einen Obmann von unschätzbarem Wert.
- Fischereibiologie und -ökologie: Vertiefung des Wissens über Fischarten, Lebensräume und ökologische Zusammenhänge
- Gewässermanagement: Umgang mit Gewässergüte, Renaturierung, Fischpassagen und anderen wasserbaulichen Maßnahmen
- Fischereirecht: Aktuelle Rechtslage, Veränderungen und Interpretationen
- Führung und Management: Teamführung, Konfliktmanagement, Projektmanagement
- Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Umgang mit Medien, Präsentationen, Öffentlichkeitsbeteiligung
- Kontinuität: Ohne eine standardisierte Ausbildung besteht die Gefahr, dass das Wissen und die Erfahrungen nicht systematisch weitergegeben werden.
- Qualitätsstandards: Eine formale Ausbildung könnte dazu beitragen, einheitliche Qualitätsstandards in der Bewirtschaftung der Fischereireviere zu gewährleisten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Rolle des Fischereirevier-Obmanns eine komplexe ist, die sowohl fachliche als auch persönliche Kompetenzen erfordert. Während für viele andere Bereiche in der Fischerei klare Ausbildungsvorgaben existieren, ist die Qualifikation des Obmanns eher an seine individuellen Fähigkeiten und Erfahrungen gekoppelt.
Ausbildung als Revierobfrau – Revierobmann
Auch wenn es keinen vorgeschriebenen Ausbildungsgang gibt, ist es wichtig, dass sich Obmänner kontinuierlich fortbilden, um mit den neuesten Entwicklungen in der Fischerei Schritt zu halten. Nach dem Motto: „Was Fischers-Fritzchen nicht lernt, lernt Fischers-Fritz nimmer mehr“. Dieses Dogma hat so manche Generation geprägt. Doch spätestens seit den 1950er Jahren haben Forscher belegen können, wie wandelbar unser Gehirn auch noch im Alter ist.
Mögliche Fortbildungsmaßnahmen für Obmänner könnten sein
- Seminare und Workshops: Zu Themen wie Fischökologie, Gewässermanagement, Recht, Kommunikation und Führung.
- Fachtagungen und Kongresse: Austausch mit anderen Fachleuten und Einblick in aktuelle Entwicklungen.
- Besuche von Modellprojekten: Um Best Practices kennenzulernen und neue Ideen zu gewinnen.
- Austausch mit anderen Obmännern: Um Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen.
- Mentoring: Individuelle Begleitung durch erfahrene Obmänner.
- Online-Kurse: Um flexibel und ortsunabhängig lernen zu können.
Ausbildungspfade
Nachfolgend ein paar Ausbildungsüberlegungen, die vielversprechend sind und eine gute Grundlage bieten, für die Entwicklung eines umfassenden Weiterbildungsprogramms für Fischereirevier-Obmänner.
Renaturierung – heißes Thema
Die am 18. August 2024 in Kraft getretene EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur verpflichtet die EU-Staaten, Maßnahmen zur Wiederherstellung bzw. Etablierung von unterschiedlichsten Ökosystemen und Lebensräumen zu treffen. Betroffen sind diverse Land-und Süßwasserökosysteme, städtische Ökosysteme, Flüsse und damit verbundene Auen, Bestäuber Populationen und landwirtschaftliche Ökosysteme. Aber es geht nicht viel weiter ….

Dazu sind von den Mitgliedstaaten nationale Wiederherstellungspläne auszuarbeiten. Im Dezember 2026 sollen die nationalen Wiederherstellungspläne im Konzept vorliegen, im September 2027 müssen sie fertig sein. Schwerpunkt dieser ÖWAV-Veranstaltung ist die Beleuchtung rechtlicher Knackpunkte und des Handlungsbedarfs der Mitgliedstaaten. Was ist der aktuelle Stand der Arbeiten für den Entwurf eines nationalen Wiederherstellungsplans und wie läuft die Koordinierung zwischen den unterschiedlichen davon betroffenen Gebietskörperschaften und Stakeholdern? Welche Auswirkungen kann die Renaturierungs-Verordnung auf Projektgenehmigungsverfahren haben? Dazu werden Vertreter:innen von Behörden, Verbänden, Gemeinden, Land- und Forstwirtschaft, Wirtschaft und Wissenschaft sowie NGOs über Herausforderungen und Möglichkeiten diskutieren.
Fischereifachtagung Mondsee

Die Fischereifachtagung bleibt eine wichtige Plattform, um Brücken zwischen den Interessen von Gewässerökologie, Aquakultur und Fischerei zu schlagen. Der interdisziplinäre Ansatz der Veranstaltung trägt dazu bei, Lösungen zu entwickeln und das Verständnis zwischen den beteiligten Gruppen zu fördern.

Wasserrecht
Der Kurs vermittelt den Teilnehmern ein rechtliches Basis Wissen im Bereich des Wasserrechts. Behandelt werden die wesentlichsten Genehmigungstatbestände des Wasserrechtsgesetzes genauso wie die Grundzüge der für ein Verfahren vor der Wasserrechtsbehörde relevanten verfahrensrechtlichen Bestimmungen.

Als Besonderheit bietet der ÖWAV-Kurs „Das ABC des Wasserrechts“ einen Praxis-Workshop an. Im Rahmen dieses Praxis-Workshops wurde gemeinsam mit einem Vertreterin der O.Ö. Wasserrechtsbehörde sowie einem auf öffentliches Wirtschaftsrecht spezialisierten Rechtsanwalt beispielhaft ein Genehmigungsverfahren mit der Brille des Praktikers beleuchtet.

Der Kurs ist nicht explizit für Fischereirevier-Obmänner, er gibt jedoch unmittelbar Tipps und Tricks für eine bessere und vor allem raschere Verfahrensführung und -begleitung. Besonderes Augenmerk
legen die Vortragenden dabei auf die leichte Verständlichkeit der Inhalte für die Teilnehmer ohne juristisches Vorwissen.
Kurs-Anbieter: Österreichischer Wasser- und Abfallwirtschaftsverband, Wien
Grundkurs: Salmoniden-Aquakultur
Mit dem Bundesamt für Wasserwirtschaft (BAW-IGF) in Scharfling, 5310 Mondsee haben wir einen großen Heimvorteil, der genutzt werden muss.

Elektrofischer-Ausbildung

GZÜV-Methodikkurs

Weiterbildungsangebot in der Aquakultur
Es gibt es ein umfassendes Weiterbildungsangebot für die Aquakultur. Ein bunter Mix aus Fachthemen garantiert ein auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittenes Angebot für Neueinsteiger bis hin zu den Profis. Von Halbtageskurs bis zur mehrjährigen Facharbeiter- und Meisterausbildung sind alle Angebote zu finden.

Fischaufzucht in Zeiten des Klimawandels
Bäche und Flüsse werden wärmer, Trockenperioden und Extremwetterereignisse sind keine Seltenheit und die Sauerstoffversorgung im Wasser wird oftmals auf die Probe gestellt: Der Klimawandel stellt die Fischerei vor so manche Herausforderung.

ÖKF FishLife FORUM
Auch hier haben wir seit Jahren den Heimvorteil, dass dieses hochkarätige Forum in Linz abgehalten wird. Es werden zentrale Themen über die Angelfischerei für Natur & Gesellschaft behandelt. Den Rahmen des Forums bildeten zahlreiche Fachvorträge hochkarätige Experten aus der Fischereiszene, kontroversielle Diskussionen. Darüber hinaus gibt es viel Gelegenheit, um Kontakten zu knüpfen und zu pflegen sowie Informationen auszutauschen.

Fazit und Ausblick
Die Fischerei ist einem ständigen Wandel unterworfen. Neue Erkenntnisse aus der Forschung, veränderte rechtliche Rahmenbedingungen und neue Technologien erfordern eine permanente Anpassung. Daher ist die Funktion des Fischereirevier-Obmanns von großer Bedeutung für den Erhalt unserer Fischbestände und Gewässer.
Folgende Aspekte sollten bei der Weiterentwicklung der Qualifizierung von Obmännern berücksichtigt werden:
Um die Qualität der Fischereibetreuung zu sichern, wäre eine formale Ausbildung oder zumindest eine strukturierte Einarbeitung wünschenswert.
- Bedarfsanalyse: Welche Kenntnisse und Fähigkeiten sind für einen erfolgreichen Obmann unerlässlich?
- Modularisierung: Eine modulare Ausbildung könnte es ermöglichen, auf die individuellen Bedürfnisse der Obmänner einzugehen.
- Zertifizierung: Eine Zertifizierung könnte die Qualität der Ausbildung sichern und die Anerkennung der Obmänner stärken.
Ein Vorschlag: Es könnte eine Art „Akademie für Fischereirevier-Obmänner“ gegründet werden, die maßgeschneiderte Fortbildungsprogramme anbietet und als zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um die Fischereibetreuung dient.
Deine Meinung: Welche weiteren Aspekte sollten als wichtig für die Qualifizierung von Fischereirevier-Obmännern gegeben sein? Welche konkreten Maßnahmen und Schulungen könnten Ihrer Meinung nach umgesetzt werden?
Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung.
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„Kleine Taten, die man ausführt, sind besser als große, die man plant.“ Zitat von George C. Marshal