Wassertiere drohen aufgrund des Klimawandels in ihrem Fischereirevier zu verenden. Sind wir als Fischereiausübungsberechtigter darauf ausreichend vorbereitet? Die klimatischen Gegebenheiten für unsere Gewässer werden immer unbeständiger. Bäche und Flachwasserzonen fallen aufgrund lang andauernder Hitzeperioden immer häufiger trocken, sintflutartige Regengüsse lassen kleinste Fließgewässer innerhalb weniger Minuten über die Ufer treten. Dadurch werden Wassertiere weit ins Umland geschwemmt. Eine jahrzehntelange Degradierung von Bächen, Flüssen und den ufernahen Flusslandschaften begünstigt die Gefahr, dass Wassertiere in diesen noch häufiger auftretenden Umweltkatastrophen zu Tausenden zu Tode kommen.
Vorbereitet sein für den Notfall
In all diesen Situationen wird der Fischereiausübungsberechtigte – wenn überhaupt – meist erst kurz zuvor informiert. Ein Team zur Rettung der Wassertiere gibt es hoffentlich. Idealerweise ist ein solches beim Fischereiausübungsberechtigten in entsprechender Personenanzahl, zweckmäßiger Watbekleidung, mit einem ausgebildeten Polführer, geprüftem und einsatzbereitem E-Aggregat, Transportbehälter, Sauerstoff und geländetauglichem Kraftfahrzeug vorhanden. Hier können vereinsübergreifende Strukturen, mit dem Ziel gegenseitiger Unterstützung und ein regelmäßiger kameradschaftlicher Kontakt zur Feuerwehr, ausgesprochen hilfreich sein.
Jeder Bewirtschafter tut gut daran, schon heute die notwendigen Strukturen für anfallende E-Abfischungen zu schaffen und sich für den Notfall vorzubereiten.
Ausbildung
Diese behördlich zu genehmigenden Fischrettungsaktionen (bei Gefahr im Verzug hat die Meldung darüber im Nachhinein zu erfolgen) sind durch ein besonders geschultes Personal durchzuführen. Eine Ausbildungen zum Polführer finden in unregelmäßigen Abständen in der Bundesamt für Wasserwirtschaft in Scharfling (BAW) statt. Informationen darüber finden Sie auf deren Homepage. Die Ausbildung enthält Informationen über die Wirkung von Strom auf die aquatischen Organismen, den sicheren Umgang mit Gerätschaften, den Fang der Fische, den korrekten Transport der Wassertiere sowie Erste Hilfe insbesondere bei Stromunfällen.
Notabfischplan im FROSKG
„Die Hegepflicht zur Erhaltung eines nach Art und Menge gewässertypspezifischen Fischbestands besteht nunmehr auch die Pflicht, die Lebensgrundlage der Wassertiere soweit als möglich zu erhalten.“ Zudem ist die bzw. der Fischereiberechtigte nach dem neuen Fischereigesetz (§3) dazu verpflichtet, bei nicht vom Fischereiberechtigten beeinflussbaren bzw. verhinderbaren Beeinträchtigungen dieser Lebensgrundlage der Wassertiere wie z.B. bei witterungsbedingtem Trockenfallen eines Gewässers oder bei einer Mühlbachabkehr ohne ausreichende Restwassermenge den Wassertierbestand in größtmöglichem Ausmaß zu erhalten.
Fischen mit Elektrischen Strom
Ist am besten für seichtere Gewässer und kleinere Fischgewässer geeignet. Jedoch auch in Altwässern und Altarme, Teichen, sowie am Flachufer von Flüssen und Seen beschränkt anwendbar.
Anwendungsmöglichkeiten
- Fang von Mutterfischen
- Aufzucht von Forellensetzlingen in Bächen
- Entfernung von unerwünschten Fischen
- Fang von Speisefischen
- Laichfischfang
- Fischbestandsaufnahmen
- Notabfischungen
- Baustellenabfischungen
- Abfischungen bei Bachabkehr
- Abfischung von FWH bei Wartungsarbeiten
Baustellenabfischung- und Bachabkehr
Regelmäßige Bachabkehren- und die Austrocknung von Altarme sind unsere alljährlichen Herausforderungen und auch sonst wird irgendwo an einem Bach gebaggert und betoniert und es sind Fische zu retten.
Hilfsgeräte unbedingt erforderlich
- Stromquelle
- Elektroden zur Einleitung des Stromes ins Wasser
- Kabel zur Verbindung der Elektroden mit der Stromquelle
- Netze zur Absperrung der Gewässer.
Schonende Fangmethode
- Stromquelle, Kabel, Elektroden und stromdurchflossener Teil des Gerätes bilden den Stromkreis.
- Am günstigsten ist Gleichstrom. Dieser fließt im Stromkreis immer in der selben Richtung.
- Die Kraft, die den elektrischen Strom in Fluss hält, nennt man Spannung.
- Spannung wird in Volt gemessen.
- Die jeweilige Stärke des Stromfluss ist die Stromstärke.
- Stromstärke wird in Amper gemessen.
- Je höher die Spannung und Stromstärke, um so höher die elektrische Leistung.
- Elektrische Leistung wird in Watt oder Kilowatt (= 1000 Watt) gemessen.
- Die Stromstärke hängt ab von der angewendeten Spannung und vom Widerstand, den der Strom im Stromkreis findet.
- Sie wächst mit der Spannung und verringert sich mit zunehmendem Widerstand.
- Die Spannung hängt ab von der Beschaffenheit der Stromquelle.
- Der Widerstand hängt in der Elektrofischerei fast ausschließlich ab von der Beschaffenheit des zu befischenden Gewässers und von der Größe der verwendeten Elektrode.
- Der Widerstand wird um so geringer, je besser das Wasser und der umgebende Boden den elektrischen Strom leiten, je tiefer das zu befischende Gewässer ist und je größer die verwendeten Elektroden sind.
- Je geringer aber der Widerstand und je höher die Spannung, um so mehr Strom fließen und um so mehr Leistung wird von der Stromquelle verlangt.
- Das Leitvermögen des Wassern hängt ab von seinem Gehalt an gelösten Stoffen und von seiner Temperatur.
- Es ist um so größer je mehr Stoffe das Wasser ausgelöst enthält (Im Süßwasser speziell Kalk) und je Wärmer es ist (25% pro 10 Grad Celsius).
- Das Leitvermögen wird gemessen in Mikrosiemens.
- Urgesteinsgewässer haben ein Leitvermögen von ca. 20 bis 200 Mikrosiemens.
- Kalksteingewässer ein solches von 200 bis 800 Microsiemens.
- Der Neusiedlersee erreicht ca. 2.000 Microsiemens. (Stark Soda haltig)
- Das Leitvermögen des Boden hängt von seiner Feuchtigkeit und vom L.eitvermögen des in ihm enthaltenen Wasser, Gleichstromquellen haben stets einen positiven und einen negativen Pol.
- Die an den positiven Pol = Pluspol angeschlossene Elektrode heißt Anode.
- Die an den negativen Pol = Minuspol und heißt Kathode.
- Die Fangwirkung geht stets von der Anode aus und wird auch als Fangelektrode bezeichnet.
- Die Fische werden durch den elektrischen Strom gezwungen, zur Anode zu Schwimmen.
- Auch Galvanotaxis genannt. Die beste Galvanotaxis haben Forellen.
- Zur Auslösung der Galvanotaxis ist eine bestimmte Mindeststromdichte und eine auf den Fisch entfallende Mindestspannung erforderlich.
- Man nennt den auf einen Fisch entfallenden Anteil der Gesamtspannung seine „Gestaltsspannung“, sie ist umso größer, je größer der Fisch ist.
- Die zur Galvanotaxis erforderlichen Stromdichten liegen in der Größenordnung von einigen Milliampere pro cm2, die erforderlichen Gestaltsspannungen liegen zwischen ca. 4 und 6 Volt.
- Sind Stromdichte und Gestaltsspannung zu gering, so kann der Fisch flüchten. Sind sie zu hoch, so wird der Fisch betäubt oder sogar geschädigt.
- Sowohl die Stromdichte als auch die Gestaltspannung für einen bestimmten Fisch nehmen mit wachsender Entfernung von der Anode sehr stark ab.
- Es ist daher nicht möglich, den Wirkungsbereich der Anode über etwa 2 Meter im Umkreis auszudehnen, ohne unmittelbar bei der Anode befindliche Fische zu schädigen.
Geräte Auswahl
- Die günstigste Strom- und Spanungsverteilung um die Anode erhält man im Allgemeinen mit Stromquellen, von ca. 200 bis 500 Volt Spannung, wobei man bei keinen gut leitenden Gewässer eher an die untere, und bei größeren oder schlecht leitenden Gewässern eher an die obere Grenze geht.
- Eine Verwendung einer Kathode und einer Anode üblicher Art und Größe benötigt man in kleineren oder schlecht leitenden Gewässern, am besten mit einem Leistungsvermögen von etwa 0,5 bis 1 KW.
- In größeren und tieferen Gewässern oder Gumpen mit mittlerer und höherer Leitvermögen eine Leistungsvermögen von etwa 1 bis 2 KW.
- In tiefen schlammigen Gewässern mit sehr hohem Leitvermögen bis zu 3 KW.
- Im Neusiedlersee sind wegen seines besonders hohen Leitvermögen 5 bis 12 KW erforderlich.
Fang Watend oder vom Boot aus
- Nach Möglichkeit immer flussaufwärts fischen.
- Die Fangelektrode nur ausnahmsweise zum herausheben der Fische aus dem Wasser verwenden.
- Damit ist auch eine Gefahr für die Helfer gegeben.
Polstange – Pluspol (Anode)
- Wir verwenden dazu Polstangen mit einem Totmannschalter. Damit kann an den Pol abschalten und damit beim Keschern die Fische schonen und Unfälle vermeiden.
- Fangelektrode nicht dauernd mit Spannung im Wasser lassen.
- Wasser im Befischungsbereich „abtasten“.
- Besonders auf Unterstände und tiefe Stellen achten.
- Die Polstange, besteht aus einer 2 – 3 Meter lange, isolierte Alustange.
- Daran einfach oder ein doppelter ovaler oder trapezförmiger Bügel aus Rundeisen.
- Durchmesser je nach Befischungsart von 30 bis 70 cm.
- Wahlweise mit oder ohne integrierten Netz erhältlich.
- Beim Fischen mit feststehender Stromquelle und ca. 100 Meter Kabel entsprechend dimensionierte Kabel erforderlich. (Zubehör nur vom Hersteller beziehen!)
- Der Abstand zwischen Anode und Kathode ist von geringer Bedeutung. Die Fangwirkung bleibt gleich. Hinderlich sind lediglich sehr trockene Böden oder gewachsener Fels.
Minuspol (Kathode)
- Gut biegsames Kupferband
- Länge vom Kupferband ca. 3 bis 7 Meter
- Für kleine, gut leitende Bäche genügen 1 – 2 Meter
- Mit einer Kabelverlängerung und Stecker zum aschließen am Aggregat.
- Die Wirkung der Kathode wird schwächer, wenn man diese im seichten Wasser auslegt oder zum Teil aus dem Wasser zieht.
- Beim Fischen mit feststehender Stromquelle die Kathode in tiefere Bereich am Grund platzieren.
Tandem Polstangen Betrieb
- In größeren Gewässern können an leistungsstarke Stromquellen zwei oder mehr Fangelektroden (Polstangen) angeschlossen werden.
- Man muss dann jedoch ggf. auch die Minuselektrode entsprechend vergrößern.
Gefahren beim Elektrofischen – und Schutzmaßnahmen
Die verwendete Spannungen und Stromstärken beim Elektrofischen sind für Menschen und Tiere (Hunde, Kühe, Pferde etc.) gefährlich.
Wichtig sind:
- Nie alleine Elektrofischen!
- trockene Gummistiefel schützen, jedoch nur wenn sonst keine Boden- oder Wasserberührung erfolgt!
- Blanke Teile der Elektroden (Kescher) nicht berühren!
- Auch Minuselektrode (Kathode) nicht am blanken Ende angreifen.
- In Elektrodennähe (Pol) nicht ins Wasser greifen.
- Stromführende Fangelektroden nicht unter Spannung weglegen.
- Mit der Fangelektrode keine metallen Teile, wie Brücken, Geländer, Rohrleitungen, Zäune etc. berühren.
- Zuschauer fernhalten.
- Extra Personen für die Abhaltung von Zuschauern einsetzen, die ggf. die Maßnahme den Interessieren Publikum näher bringen und erklären.
- „Wache“ beim Aggregat, der Kabelrolle und der Minuselektrode aufstellen.
- Auf Tiere, freilaufende Hunde, Kühe, Pferde, Schafe an nahen Weiden, etc. achten!
- Kabel nur im stromlosen Zustand an- und abklemmen.
- Bei Gefahr Aggregat abschalten.
Weitere Informationen
„Es ist nicht genug zu wissen, man muss es auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen, man muss es auch tun.“ Zitat von Johann Wolfgang von Goethe