Die Reproduktion der Äsche (Thymallus thymallus) stellt uns im FROSKG vor große Herausforderungen. So haben wir etwa die Laichaktivitäten und das Reproduktionsverhalten inzwischen sehr gut analysiert und kennen auch, zumindest einige bevorzugte Laichplätze. Um die Äschen Bestände der Oberen Traun langfristig erhalten zu können, ist es daher wichtig, sowohl in den Zubringern als auch in der Oberen Traun weitere fischökologische Untersuchungen zur Ermittlung des Gefährdungspotenzials durchzuführen.
Seit 2020 versuchen wir unseren Äschen Besatz aus Wildfängen selbst zu produzieren und damit den Laicherfolg bzw. die Verteilung über 32,5 Kilometer an der Oberen Traun zwischen Hallstätter See und Traunsee, plus Koppen Traun und Ischler Ache zu verteilen und damit die Verbreitung über das gesamte Revier zu fördern.
Das funktioniert soweit auch ganz gut. Wir haben aber ein Problem bei der Zufütterung der Brütlinge unserer Wildfänge. Die Laichfische werden im April eines Jahres gefangen und direkt vor Ort abgestreift und die Eier in weiterer Folge im Brut Haus in Ebensee erbrütet. Das Brut Haus wird durch eine Quelle mit Temperaturen zwischen 6 -7°C gespeißt. Was jedoch nicht den sehr Temperatur Sensitiven Äschen Eier entgegenkommt und auch, wie sich in der freien Natur zeigt, die Temperatur einer der Hauptfaktoren für den Start der Laichzeit und auch mit den Tagesgraden, in der Erbrütung- und Entwicklung der Eier liegt.
Reaktionsverhalten auf Temperatur Schwankungen
Die Wassertemperatur ist in diesem Zusammenhang als einer der bedeutendsten Faktoren anzusehen, da sie nicht nur die Laichwanderungen der Äschen auslöst, sondern auch Laichverhalten und Laichabgabe in entscheidendem Ausmaß beeinflusst. Etliche Studien belegen, dass der Reproduktionserfolg der Äsche in sehr vielen größeren Flüssen nicht mehr gewährleistet ist, beispielsweise dann, wenn diese Gewässer durch Schwall-Sunk Erscheinungen beeinflusst werden.
Temperatur gesteuert
Schon beim start zur Laichzeit konnten wir heuer recht schön beobachten, ab wann Äschen aktiv werden. Wie wir in den letzten Jahren beobachten konnten, benötigt die Äsche, damit die Laichzeit anspringt eine Temperatur des Wassers, welche in etwa acht Grad und etwas darüber sein muss. Ist diese Umweltbedingung vorhanden, legt das Weibchen seine Eier in sogenannte Laichgruben.
Start 2023 bereits Ende März
2023 ist die Laichzeit bereits Ende März gestartet. Es kam kurzfristig die Wassertemperatur in den Bereich von 8,0 bis 10,0 Grad und hat damit das Laichgeschäft der Äsche gestartet. Speziell beim Seeausrinn bei der Seeklause in Bad Goisern haben wir die Situation, dass rechtsufrig das Oberflächen Wasser vom Hallstätter See kommend um 1,0 bis 2,0 Grad wärmer ist, als an der Pegelmessstelle gemessen wird. Der Grund dafür ergibt sich aus der nachfolgend Skizze:
Um die Temperaturunterschiede im Auslaufbereich vom Hallstätter See und im Übergang in die Goiserer Traun genauer zu untersuchen, haben wir links und rechtsufrige einen Datenlogger für eine Temperatur Aufzeichnung installiert.
Start der Laichzeit bereits am 23. März 2023
Über den Steeg Wirt Fluder wird das etwas Wärmere Oberflächenwasser vom Hallstätter See abgeleitet.
Vormittag-Nachmittag Temperatur
Die Laichaktivitäten in diesen Bereich verlagern sich recht stark in den Nachmittag. Dies ist auch unmittelbar mit der Wassertemperatur Entwicklung über den Tag zu begründen und ist auch recht schön an den Minimum mit 6,9 Grad und Maximum Wert von 9,3 Grad ersichtlich. Wenn man dan noch ein Temperatur Plus durch das wärmere, rechtsufrig abfließende Oberflächenwasser mit +1,0 Grad berücksichtigt, werden am Nachmittag die 10 Grad Grenze erreicht.
Äschen Aufzucht und Temperatur
Um für die Äschen Aufzucht 2023 vorbereitet zu sein, haben wir eine Temperaturregelung in den Vorfluter, vor der Brutrinne eingebaut und können damit die Wassertemperaturen bis auf 10°C in der Brutrinne erreichen. Damit sollten wir das natürliche Schlupfverhalten, wie im Freigewäseser von den Tagesgraden, mit einen Schlupf bis Mitte Mai hinbekommen.
Aussetzen der Äschen Eier
Es ist vorgesehen, dass wir den Besatz vorzugsweise bereits im Augenpunktstadium ausbringen. Einen Teil davon, wollen wir jedoch schlupfen lassen und diese müssen eine kurze Zeit, bis nach der Schneeschmelze zugefüttert werden. Hier liegt der Schwerpunkt unserer Bemühungen darin, die Ausfallsrate noch weiter zu minimieren.
Königsdisziplin in der Salmoniden Aufzucht
Die Aufzucht von Äschen gestaltet sich im Gegensatz zu den Forellenartigen als äußerst schwierig. Obwohl wir an den „über 40 Kilometer „Oberen Traun“ noch sehr unterschiedliche ausgeprägte Äschen Bestände haben, ein Unterstützung mit künstlicher Besatz nach wie vor unumgänglich ist.
Status und Erfahrungen der letzten Jahre
Seit vielen Jahren arbeiten wir an einem Artenschutzprogramm zum Erhalt und Wiederaufbau der Äschen Bestände im Salzkammergut. Unsere Strategie sieht vor, dass zur Laichzeit ein Teil der Elterntiere im Bereich der Laichplätze mittels der Elektrofischerei gefangen und bis zur passende Reife der Eier in einem geeigneten Bereich schonend gehältert werden. Nach dem Abstreifen der Äschen werden die befruchteten Eier nach Ebensee ins Revier eigene Brut Haus gebracht und unter möglichst optimalen Bedingungen erbrütet. Im Augenpunkt Stadium beziehungsweise nach dem Erreichen einer gewissen Größe kommen die Eier bzw. Jungäschen schließlich in die freie Natur. D.h. sie sollen möglichst früh, soweit es die Witterungsbedingungen und der Wasserstand zulassen direkt nach dem Aufzehren des Dottersacks in geeignete Gewässerstrecken besetzt werden. So ist eine optimale und unmittelbare Anpassung an ihren natürlichen Lebensraum sichergestellt.
An den Schräubchen drehen
Durch eine 2020 durchgeführte Defizitanalyse wissen wir an welchen Schräubchen wir drehen müssen und eine permanente Beobachtung und Anpassung unserer Maßnahmen gehört auch dazu. Dass diese Maßnahmen nicht die Lösung des Grundproblems darstellen, ist uns bewusst. Es muss in der Zukunft sichergestellt werden, dass sich die Äschen wieder von selbst in der Oberen Traun und deren Nebengewässern fortpflanzen können. Die Lebensraumschaffung für bedrohte Fischarten muss Priorität haben. Zusätzlich ist es auch notwendig, endlich von dem Tierschutz von nur einigen Arten wie unter einer Käseglocke abzukommen. Der Tierschutz darf nicht an der Wasseroberfläche enden. Dazu müssen einige Organisationen jedoch ihre rosarote Brille abnehmen und den wahren Problemen – nicht nur vom Schreibtisch aus – ins Auge sehen.
Weiterführung der Laichplatzkartierung
Es werden zum Laichen bevorzugt kleinere Zubringer aufgesucht und zusätzlich haben wir an der „Oberen Traun“ die Situation, dass mit dem Traunsee- und Hallstätter See die See-Äschen zum Laichen auf- und absteigen und dort noch geeignete Reproduktionsbedingungen herrschen. Doch auch hier sind nicht immer erfolgreiche Reproduktionen und ein Larval aufkommen gewährleistet. Mit Laichplatzverbesserungs-Maßnahmen versuchen wir die letzten Jahre die „Produktivität“ der natürlichen Laichreproduktion zu steigern. Es zeigte sich auch, dass nur noch wenige Zubringer zum Laich Zug und zur Laichabgabe genutzt werden, bzw. durch Barrieren den Laich Zug behindern. So konnten beispielsweise bei Laichplatzkartierungen im Einzugsgebiet der Oberen Traun lediglich an nur sehr wenige potenziellen Laichplätzen Äschen nachweisen. Daher sind wir auf den über 40 Km Traun nach wie vor auf der Suche wo potenziellen Laichplätze und auch Zubringer Bäche von der Äsche genutzt wurden. Ziel ist es, zumindest einige Zubringer der Oberen Traun während der gesamten Laichzeit der Äsche, vom Aufstieg bis zur Abwanderung hinsichtlich der Reproduktionsaktivitäten zu verfolgen.
Weitere Informationen und Quellen
Beim Aussetzen von Äschen Brütlingen haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich diese unmittelbar danach über viele Kilometer „fallen lassen“ bis er eine passende Flachwasserzone gefunden hat. Diese sind jedoch auf Grund unserer begradigten Flüsse kaum mehr vorhanden. Auch sollte man sie nicht im Herbst freisetzen, da sie einerseits für den überwinternden Gänsesäger bevorzugte Beute darstellt, andererseits auch irrtümlich den abtreibenden silbrig blinkenden Weidenblättern auf dem Weg flussab folgen. Als Schwarmfisch glauben sie nämlich, dass gleichaltrige Fische der eigenen Art abwandern und dem schließen sie sich an. Daher haben wir hier mit unserer Besatz Methode, nachweislich recht gute Erfahrungen, beim Besatz mit Äschenbrütlingen gemacht.
„Fischbesatz löst das Problem nie, es braucht genügend Fischunterstände,“ bestehend aus Furt-Kolk-Sequenzen. Ein Gewässer lebt von diesen Strukturen. Zitat von: Roland Herrigel