Die Fotos und Beobachtungen der illegalen Baggerarbeiten wurden von einem namentlich bekannten Fischereischutzorgan am 29. Juni 2022 um ca. 13:30 bis 14:00 Uhr gemacht. Der Bagger dürfte offensichtlich, wie tägliche Fotoaufnahmen bei der Ischl Mündung in die Traun belegen, schon länger tätig gewesen sein. Die Ischler Traun hatte an diesen Tag eine steigende Wasserführung lt. Pegel Maxquell 280 cm um 14:00 Uhr was ein leichtes Hochwasser entspricht – bei diesem Wasserstand werden normalerweise keine Baggerarbeiten mehr gemacht.
Zur Info: Normal / Mittelwasserführung der Ischler Traun ist lt. Pegel Maxquell 232 cm
Verursacher Feststellung
Am 30.6. 2022 bekam ich über unsere Kontakte zum Verpächter die Information, dass die Geschäftsleitung des bis dahin vermutliche Verursacher darüber nichts wisse und man möge sich mit einem Mitarbeiter für die Instandhaltung abstimmen. Dort wurde auf eine Genehmigung durch die Behörde verwiesen?
Auf die Bitte, diese Genehmigung zu übersenden, wurdest auf eine reine telefonische Abstimmung mit der Behöre verwiesen! Wer immer hier unter „Behörde“ gemeint sein mag! Wir haben durch den Ölunfall am 23.4.2022 und die damit verbundenen Baggerarbeiten bereits eine fischereiliche Schädigung zur Laichzeit der Äschen erlitten und jetzt am 29.6.2022 nochmals durch Baggerarbeiten, die auf Zuruf, ohne Verständigung des Fischereirechtsbesitzer ÖBF und uns als Pächter durchgeführt wurden.
Wenn das so einfach geht, kaufen wir uns auch einen Bagger und machen unsere Revitalisierung Maßnahmen in der Traun und in den anderen Bächen, so wie wird das für gut befinden.
Fischereilicher Schaden
Insgesamt bedeuten der Kies- und Schotterabbau im Gewässer für die Biozönose eine Veränderung der Habitat Strukturen und der Lebensbedingungen. Ganz allgemein wird eine Änderung der Artengemeinschaft und der Biomassen der Organismen geschädigt. Fließgewässer, in denen Schotterabbau stattfindet, werden massiv geschädigt und nur eingeschränkt besiedelt und ist eine Beeinträchtigung sowohl des Biofilms als auch der Evertebraten und der Fische.
Besonders für Fische bedeutet die Entnahme von Kies und Schotter eine Zerstörung bzw. Veränderung ihres Lebensraumes, wobei die Auswirkungen alle Lebensabschnitte betreffen. Lärm, Turbulenzen und der Einsatz von Baumaschinen im Bereich des Schotterhabbaues stören die Fische, sie meiden diese Areale und ändern ihr Migrationsmuster. Mechanische Störung in Laicharealen erhöht die Mortalität der Eier und Larven von Salmoniden – speziell, wenn die Baggerarbeiten zur Laichzeit und im Larven Stadium erfolgen. Durch das baggern von Bachsedimenten schwindet für Kieslaicher potentielles Laichhabitat. Für zahlreiche Fische wie Forelle und Äsche stellen flach überronnene sauerstoffreiche Riffle-Bereiche, wie wir die gerade in diesen Bereich hatten, eine mit Kies typisches Laichareal dar. Bei Substratentnahmen und Umschichtungen während der Laichzeit werden zudem bereits abgelegte Eier bzw. Dottersackstadien mitsamt dem Substrat aus dem Gewässer entfernt. Nimmt der Geschiebetrieb in Folge der Baggerungen zu und steigt die Instabilität des Flussbettes, so steigt die Mortalität der Dottersacklarven und Eier. Ähnlich wie beim MZB hat die Zunahme an Trübe auch Auswirkungen auf die Physiologie der Fische, indem ebenfalls sensible Epithelien abgerieben und die Kiemen verstopft werden.
Defizitanalyse
Wir haben lt. den mit den ÖBF durchgeführten Defizitanalyse unsere Probleme Zonen in der „Oberen Traun“:
- Es fehlt Laichplätze – sprich Kiesbänke / Schotterbänke
- Es gibt zu wenig Jungfischhabitate – dh. beruhigte Zonen wo sich die Fischbrut und Jungfische aufhalten können – wie hinter Schotterbänke
- Fehlender Makrozoobenthos, da durch Baggerarbeiten die Kieslückenräume (Kolmatierung) verstopfen und es dadurch zu wenig Fischnährtiere gibt.
- Kolke und Gumpen, sprich tiefere Bereich in denen sich die größeren Fische aufhalten
- Führen in Summe zu immer geringeren Fischbeständen
Umso tragischer ist es, wenn solche „Hot Spots“, wie wir diesen hier im Stadtbereich von Bad Ischl hatten, vernichtet werden.
Neuerliche Baggerarbeiten am 29.6.2022
Weitere illegale Baggerarbeiten erfolgten auf „Zuruf“ bei einem Pegel von 280 cm.
Durch die bereits am 23.4.2022 erfolgten teilweisen Abbaggerungen der in diesen Bereich befindlichen Schotterbank und der weiteren Entfernung der Schotterbank durch die Baggerarbeiten am 29.6.2022 haben wir:
- Eine Vernichtung eines weiteren Laich Habitat
- Jetzt im Juni/Juli haben wir die Fischbrut in den Flachwasserzonen, die durch die Baggerarbeiten und den dadurch verursachten Wassertrübungen vernichtet wird
- Jungfisch- und Fischunterstände wurden durch die Abbaggerung der Schotterbank vernichtet
- Was bleibt ist ein kanalartiger Gewässerbereich
- Die rechtsufrige „Kolk“ (Tiegfenrinne) wurde durch das hinausschieben der Schotterbank sehr schnell fließend und als Fischeinstand stark geschädigt.
- Durch die Wassertrübungen wurden weitere Kolmatierenden und Fischnährtiere geschädigt und vernichtet
- Was zu einer Fischabwanderung führt
- Etc.
Hier noch ein paar Bilder, ergänzend zur örtlichen Situation:
Vorher
So sah die Schotterbank vor den Baggerarbeiten aus ….
Linksufrig war bei Niederwasser, durch die Schotterbank getrennt ein Jungfischhabitat mit dahinter erliegenden Rieselstrecke für die 1+ Äschen, sowie in den Monaten April bis Mitte Mai einer der wenigen Äschen Laichplätze die wir im Stadtgebiet von Bad Ischl haben. Diese natürlich entstandenen Strukturen mit der Schotterbank wurden durch die Baggerarbeiten vernichtet und damit eine Generation von tausenden Äschen Nachwuchs vernichtet.
Baggerarbeiten am 23. April 2022
Hier sieht man die Schotterbank (Schotter Insel), die abgegraben wurde! Mit linksufriger Flachwasserzone, als Jungfisch Habitat. Rechtsufrige Auskolkung mit einer Tiefenzone für die größeren Fische. Hinter der Schotterbank, flussabwärts gerichtet die Laichplätze und den Jungfisch Kindergarten.
Panoram Foto von der ehemaligen Schotterbank – am 4.7.2022 bei einem Pegel von 220 cm lt. Maxquell. Zusätzlich sind noch Tümpel artige Löcher geblieben, die zusätzlich zum Sterben von hunderten Äschen- und Forellen Brütigen führte.
Nachher
In den durch den Bagger verursachten Mulden sind in der Niederwasser Phase – Foto ist vom 5.7.2022 – Brütlinge gefangen und verenden mit dem absinkenden Wasserstand. Auch ein durch die Baggerarbeiten verursachter fischereilicher Schaden und eine Vernichtung von unseren selbstreproduzierten Fischnachwuchs.
Schadensberechnung
- Der entstanden Schaden müssten durch einen Sachverständigen und ggf. durch Elektrobefischungen erhoben werden. Geschätzte Kosten: 5.000.—bis 10.000.—Euro
- Schädigung der Fischbrut – speziell bei Äschen sehr schwer zu bekommen. Schadensberechnung lt. Günter Jens für Nachbesetzung von Äschen und RBF. Kosten 16.200.—Euro für 2023-2025
Der Schaden bei der Fischbrut ist sehr schwer zu erheben. Jedoch durch die starke Kolmatierung kommt es zu massiven Jungfisch Ausfällen und meine Berechnung passiert auf Erfahrungswerten. - Wiederherstellung der Gewässerstrukturen und der Schotterbank (ca. 100 to 16/32 Schotter + Transport und Einbringung) Geschätzte Kosten: 5.000.—bis 10.000.—Euro
(Ev. noch Verfahrenskosten für eine WR-Verhandlung für die Wiederherstellung?) - Auch unterhalb der Baggerarbeiten müssten ggf. noch Kiesauflockerungen gemacht werden. Die Schäden können wegen hohen Wasserstands zurzeit nicht erhoben werden.
Preise für Fischbesatz lt. „Schadensberechnung nach Günter Jens“ Verlag Paul Parey – auf Basis der Fischpreisliste vom Fischereimanagement Salzkammergut, der Bezugsquelle für „Lokale Fische“.
Weitere Informationen
Gott schütze diesen Erdball, die Elefanten, die Wale, die gemeine Fledermaus…
Gott schütze sie alle – vor uns! . . .und bitte auch die Äsche und die Bachforelle . . .
Zitat: Dieter Hildebrandt (mit Ergänzung von mir)