BACHFORELLEN STERBEN IST IMMER NOCH EIN RAETSEL!

Schwarze Bachforelle
Unterwasserfoto einer Schwarzen Bachforelle
Unterwasserfoto einer Schwarzen Bachforelle

Das proliferative Darkening-Syndrom (PDS) ist eine jährlich wiederkehrende Erkrankung, die ein artenspezifisches Absterben der Bachforelle (Salmo trutta fario) und an der Oberen Traun, auch von der Seeforelle eine Mortalitätsrate von 100% verursacht. 

An der Ischler Traun, war bis Ende des vorigen Jahrtausend, die Bachforelle der Leitfisch….
„Voriges Jahrtausend“, wie sich das anhört! Es ist gerade 20-25 Jahre her, dass wir „PDS“ an die Obere Traun bekommen haben!

Bislang ist die Ätiologie und Verursachung dieser Krankheit noch unklar. Ziel verschiedener Studie in Bayern, Österreich und der Schweiz war es, die Ursache der PDS zu finden. Die letzten Untersuchungen von der TU-München waren es, die mithilfe einer Technologieerkennungspipeline der nächsten Generation die Ursachen zu ermitteln versuchten. Nach deren Hypothese, dass die PDS durch einen Infektionserreger verursacht wird, wurden Bachforellen mit Wasser aus einem stark betroffenen voralpinen Fluss (Iller) mit jährlichem Auftreten der Krankheit in Kontakt gebracht. Proben wurden über den gesamten Zeitraum von der potenziellen Infektion bis zum Tod entnommen…. 

Im November 2018 ein Hoffnungsschimmer….

Im Dezember 2018 kam die Nachricht, dass von Forschern der TU München das Rätsel um die Schwarze Bachforelle gefunden worden sei. Von den Wissenschaftler wurde ein bisher unbekanntes Virus enteckt, wie ich durch eine Pressemitteilung der Technische Universität München (TUM) am Mittwoch, 28. November 2018 mitgeteilt bekam. 

Multiorganversagen bei Bachforellen!

Die Studie im Detail, war auch bereits im Fachblatt „Plos One“ veröffentlicht worden. Bei der Krankheit um die „Schwarze Bachforelle“ verfärben sich im Sommer, zumeist ab Mitte August eines Jahres die Haut der Tiere schwarz, sie werden blind und sie gehen qualvoll an einem Multiorganversagen zugrunde. Betroffen sind seit über zwanzig Jahren, stets dieselben Abschnitte unserer Flüssen – und bis jetzt immer nur die Bachforellen.

Schwarze Bachforelle
Schwarze Bachforelle – an der Ischler Traun bei Bad Ischl – eine von hundert(en)!

„Zehn Jahre Detektivarbeit“

Die Forschung in Bayern zur Ursachenforschung um die „Schwarzen Bachforelle“ beschäftigt sich jahrelang damit. Um so erfreulichere ist es, dass diese über zehn Jahre erfolgte Detektivarbeit“, vom Leiter des Forscherteams mit Herrn Prof. Dr. Ralph Kühn nun Erfolgreich war. Am Anfang war nicht klar, ob es sich um ein Bakterium, ein Virus, einen Parasiten oder ein Umweltgift handelt. Es war eine Suche der Nadel im Heuhaufen.“

Bachforelle kein kuscheliges Tier!

Es ist erfreulich, aus Sicht der Fischerei und der gesamte Bevölkerung, dass noch Forschung betrieben wird um die Ursache dieser Krankheit bei der Bachforelle zu finden. Auch wenn die Situation um die Bachforelle in der Voralpenregion in der breiten Bevölkerung nicht publik ist und es sich beim „Fisch“ und bei „Fischkrankheiten“ um kein kuscheliges, spendenwirksames Thema für „NGO’s“ handelt, umso erfreulicher ist es, dass es noch Institute und Budgets für die Bachforellen Forschung gibt!

Wird es noch mal so wie’s fueher einmal war?

Es wurde die letzten Jahre viele Millionen Eure in die Durchgängigkeit unserer Gewässer investiert. Die Wasserqualität hat sich in den letzen 40 Jahren wesentlich verbessert. In den nächsten Jahren wird es darum gehen, dass ökologische Gleichgewicht in unseren Gewässern wieder her zu stellen. Dazu ist es wichtig, dass in ökologische Verbesserungen investiert werden muss, damit sich Wassernährtiere, Insekten und Fische auch wieder einen Lebensraum haben und dazu wird es erforderlich sein, dass unsere Kläranlagen an die neuen Gegebenheiten angepasst werden müssen.

Wichtig: Es wird noch geforscht…

Eine Vermutung ist, dass durch Klimawandel mit höheren Wassertemperaturen im Spätsommer und der niedrigere Sauerstoffgehalt in den Flüssen in Kombination mit Umweltgiften die tödliche Krankheit auslösen und aktuell die Temperatur empfindliche Bachforellen trifft. An Versuchsstationen an der Iller untersuchten die Forscher, wie die Krankheit verläuft. Nahe dem Iller-Ursprung waren die Fische nicht erkrankt, doch bei Kempten (Unterhalb von Kläranlagen) verenden jeden Sommer Bachforellen. Von Mai bis September beobachteten die Wissenschaftler die Bachforellen in mit Flusswasser gespeisten Aquarien und entnahmen täglich Gewebeproben, die in einem Labor der TU in München analysiert wurden.

Schwarze Bachforelle in der Ischler Traun
Schwarze Bachforelle in der Ischler Traun – hunderte Bachforellen trieben tot im August die Traun hinab …. Heute gibt es keine mehr!

Krankheitsverlauf
Proliverative Darkening Syndrom (PDS)

Die Krankheit verläuft immer in drei Phasen: Zunächst wirken die Fische noch gesund, dann sind Veränderungen von Leber und Nieren zu erkennen, in der Endphase der Krankheit werden die Bachforellen blind, es färbt sich die Haut der sonst goldgelben Bachforellen dunkel und die Tiere sterben kurz darauf. „Proliverative Darkening Syndrom“ (PDS) nennen die Forscher das Krankheitsbild der dunkler werdenden Fische. Prof. Kühn und sein Team von der TU-München vermuteten bei dem Krankheitsverlauf, „dass es sich bei PDS um eine Viruserkrankung handelt“.

Bachforelle aus dem Sulzbach - Kaskaden
Bachforelle aus dem Sulzbach – Kaskaden! In den Zubringerbächen, ohne Einfluss von Kläranlagen gibt es noch gesunde Bachforellen Bestände.

Computer analysieren Erreger

Mit Hilfe moderner molekulargenetischer Verfahren und bei der Suche in einem riesigen genetischen Datenberg entdeckten die Forscher schließlich, dass es sich bei dem Erreger um ein sogenanntes Piscine Reo-Virus handelt – ein ähnlicher Erreger wurden erst vor Kurzem bei Lachsen im Nordatlantik vor Norwegen sowie im Pazifik vor Kanada und Südamerika entdeckt, die zur gleichen Familie wie die Forellen gehören. Warum bei den Lachsen ein neuartiges Virus auftritt, wird derzeit erforscht, die Haltungsbedingungen der Salmoniden in Aquakulturen „können einen Einfluss haben“, sagt Kühn.

Aus ethischen und tierschuetzerischen Gruenden, werden wir auf weiteren Bachforellenbesatz und Versuche mit Bachforellen in der Ischler Traun verzichten
Aus ethischen und tierschuetzerischen Gruenden, werden wir auf weiteren Bachforellenbesatz und Versuche mit Bachforellen in der Ischler Traun verzichten

Umweltbedingungen sind Ursache!

Stress und schlechte Umweltbedingungen haben bei Fischen durchaus Einfluss auf das Immunsystem. Speziell bei den Bachforellen müsse der Zusammenhang von PDS und Umweltbedingungen noch erforscht werden. Völlig offen ist derzeit auch noch, weshalb das Forellen-Virus nicht flächendeckend, sondern nur in bestimmten Abschnitten einiger Flüsse wie der Isar, Iller, Ybbs, Ischler Traun auftritt.

Zusammenhang mit Kaeranlagen?

In einem nächsten Schritt will das Forscherteam untersuchen, weshalb das Forellen-Virus nur in bestimmten Abschnitten einiger Flüsse auftritt. 
Jahrelang standen wir vor einem Rätsel. Jedes Jahr im Spätsommer sterben massenhaft Bachforellen, auch bei uns an der Ischler Traun, unterhalb von Lauffen, aber auch an bestimmten Abschnitten anderer Voralpenflüsse wie der Ybbs, Isar, Iller, der Mangfall und der Ammer und auch an einigen Voralpenflüssen in der Schweiz.

PRV doch nicht der Erreger von PDS?

Mit neuerlichen Untersuchung, wurde im November 2018 veröffentlichte Bericht, dass der durch Prof. Kuehn und seinen Kollegen/inen von der TU-München über RNA-Sequenzierungsansatz gefundene Piscine-Orthoreovirus (PRV) als Erreger von PDS gefunden worden sei.

Neue Untersuchungen ….

Immer gut, wenn es einen Wettbewerb gibt. Auch in der Forschung gibt es einen „Wettbewerb“ und dies fördert Innovationen! Innovationen fördern die Überwindung von Krisen. Es ist zu hoffen, dass wir aus dieser „Bachforellen-Krise“ herausfinden ….. Dazu wurden neuerlich untersuchte Proben von PDS-betroffenen Fischen, die aus zwei Expositionsexperimenten am Fluss Iller in den Jahren 2008 und 2009 gewonnen wurden, neuerlich untersucht.

2019 neuerliche Erkenntnisse…

In den neuerlichen Untersuchnungen wurde an den Kontrollfischen ähnliche Viruslasten nachgewiesen, die nicht dem Wasser von Iller ausgesetzt waren und keine Anzeichen der Krankheit zeigten. Es wird daraus geschlossen, dass PRV (Piscine-Orthoreovirus) nicht der Erreger von PDS von Bachforellen in der Rhithralregion der bayerischen Kalksteinflüsse ist. In der oben genannten Studie von Prof. Kühn wurden nur Proben aus dem Expositionsversuch von 2008 verwendet und eine subklinische PRV-Bystander-Infektion nachgewiesen. Derzeit wird weiter daran gearbeitet, den Erreger der PDS zu identifizieren.

Quellen:

Identifizierung eines mit einem Piscin-Reovirus in Verbindung stehenden Erregers bei mit dem proliferativen Verdunkelungssyndrom (PDS) infizierten Bachforellen (Salmo trutta fario) unter Verwendung einer Technologie-Detektionspipeline der nächsten Generation.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30346982

Piscine Orthoreovirus 3 ist nicht der ursächliche Erreger des proliferativen Verdunkelungssyndroms (PDS) der Bachforelle (Salmo trutta fario)….

Link auf: http://www.resarchgate.net ……

„Alles Gute auf der Welt entsteht nur, wenn einer mehr tut, als er muss.“

Zitat von: Helmut Sihler (*1930), östr. Topmanager