RIVERINE VEGETATION

Überhängende Äste und Totholz am Ufer, sind Lebensraum für Fische und Tiere in einer intakten Uferzone.

Naturnahe alpine Flüsse und ihre Ufervegetation müssen als ein Lebensraumtyp zusammengefasst und auch so gesehen werden. Für den Schutz ist jeweils der gesamte Uferbereich eines Gewässer samt der angrenzenden Auen und Uferzone als Fauna-Flora-Habitat – Gebiet zu sehen und nach den WRRL (Wasserrahmenrichtlinien) auch für das Management, als eine funktionale Einheit zu betrachten.

Artenreiche Ufervegetation ist ein wesentlicher Bestandteil ökologisch intakter Gewässer. Durch die besondere Lage am Übergang von Land und Wasser beherbergen Uferzonen eine große Zahl an teils hoch spezialisierten Tier- und Pflanzenarten. Der Uferbewuchs dient sowohl als Lebensraum als auch als Nahrungsgrundlage.
In der Realität sieht das leider anders aus. Unsere Gewässerrandbereich sind beliebte Holzlieferanten. Seit es modern ist mit „Hackschnitzel“ zu heizen, wird hier ein massiver Raubbau betrieben. Die Abstände der Abholzungen werden immer kürzer und immer gibt es eine Rechtfertigung, wie Hochwasserschutz Abfuss, Eisenbahn, Strohmleitungen, Servitute etc. !

Hart – Harte Gewässer Unterhalung

„Hart“ wird eine Gewässerunterhaltung genannt lt. Dr. Ludwig Tent, die ohne Rücksicht auf die Lebensgrundlagen ihren z.T. lediglich vermeintlichen Aufgaben nachgeht. Das gilt z.B. für die in den an unseren Gewässern von den meisten Zuständigen noch immer Meter für Meter abgeholzt werden und es scheinbar keine gesetzliche Grundlage gibt, um diesen treiben Einhalt zu gebieten. 

Die Rolle der Uferzone als Habitat  

Der Uferbereich in dem der Übergang von der Land- zur Wasserzone statt findet, zeichnet sich durch besonders große Artenvielfalt aus. Im Bereich von Gleitufern überwiegen Verlandungserscheinungen, die Sukzessionsflächen für standortheimische Vegetationsformen ergeben. Solche sich periodisch erneuernden vegetationsarmen Biotope erfüllen etliche biologisch bedeutsame Funktionen:

  • Saugplätze der adulten Insekten;10
  • Sonnplatz und Aufheizstelle,
  • Verpuppungsort verschiedener Wasserinsekten,
  • Lebensraum der Interstitialbewohner.

Wesentlichen Anteil am Nahrungsaufkommen eines Gewässer ist die die Ausstattung das „ZuHause“: besonders wichtig ist „das Dach über dem Kopf“ – überhängende Ufer, flutende Erlenwurzeln, Pflanzenpolster, Totholz, Ufergehölze und ein Blätterdach.

Totholzbaum bei Hochwasser
Totholzbaum ist Lebensraum!

Zu den zahlreichen Funktionen des Ufergehölzes für geflügelte Insekten zählen beispielsweise:

  • Schutzort während der Gonadenreife (z. B. gewisse Köcherfliegenlarven);
  • Schutzort während der Häutung der Subimago zur Imago (Eintagsfliegen);
  • Schutzort während der Flügelhärtung; sinnesphysiologische Funktion als Strukturen zur Abhaltung
    und/oder Orientierung von Balz und Paarungsflügen (Köcherfliegen, Eintagsfliegen, Libellen);
  • Treffpunkt und Kopulationsort der Imagines (z. B. viele Eintagsfliegen, Köcherfliegen); Eiablagelokalität
    (z. B. Schnepfenfliege Atherix, Libellen der Gattung Lestes);
  • Rastplätze bei schlechter Witterung oder bei Wanderungsflügen und Kompensationsflügen;
  • Ansitzwarten für Räuber (z. B. Libellen).

 

Wo die den Bach und den Fluss begleitende Vegetation die einzig größere Gehölzstruktur innerhalb eines bestimmten Bereiches darstellt, kommt ihr die Funktion eines Habitatschwerpunktes für fast alle auftretenden Vogelarten zu. Die Artendichte der Vogelfauna ist signifikant mit dem Bachufer Gehölzdeckungsgrad korreliert. Die positive Beziehung zwischen Ufergehölzbreite und Diversität der Vogelfauna ist höchst signifikant. Neben der Habitat-Funktion der Ufergehölze stellen naturnah strukturierte Gewässer auch Brut-, Rast- und Nahrungsbiotope für gewisse Vogelarten dar (z. B. Gebirgsstelze, Wasseramsel, Eisvogel, Flussregenpfeifer, Flussuferläufer, Graureiher).

Die Bedeutung der Ufer- und Bachstruktur für die Fische

Natürliche und naturnahe Ufer- und Bachbettstrukturen sind einerseits für die Artenvielfalt, andererseits auch für die verschiedenen Lebenszyklen ein und derselben Fischart von großer Bedeutung. Dabei spielen der jeweilige Gewässertypus sowie die Fischregion eine große Rolle. Aufgrund der geografischen Lage sowie der topografischen Verhältnisse dominieren in Österreich rhithrale Fließgewässer der Forellen- und Äschenregionen. Die Barben- und Brachsenregionen in den Tieflandflüssen sind auf den östlichen und südöstlichen Teil des Landes konzentriert. Die Bäche und Flüsse der Forellenregion weisen zum Großteil einen gestreckten Verlauf auf. Typische Merkmale sind das relativ hohe Gefälle, die mosaikartige Strömungs- und Substratverteilung und strukturreiche und relativ steile Ufer. Aufgrund der relativ geringen Breite der Fließgewässer spielt die Beschattung durch die Ufervegetation eine große Rolle.

Die Hauptfischart, die Bachforelle, benötigt insbesondere Unterstände wie unterschwemmte Ufer, unterhöhlte Wurzelstöcke, Steinlücken
usw. Große Bedeutung kommt dem sog. hyporheischen Interstitial, dem Lebensraum im Bachkies zu. Dieser Lebensraum ist einerseits wichtiges Laich- und Bruthabitat für die strömungsliebenden Salmoniden und für verschiedene Altersstadien der hier typischerweise vorkommenden Koppe. Die vertikale Interaktion zwischen dem Bach oder Fluss und den Bettsedimenten ist besonders wichtig. Jungforellen bevorzugen flachere Bereiche, aber auch langsamer durchströmte Abschnitte mit Versteckmöglichkeit, größere Forellen leben bevorzugt in tieferen Gumpen. Zum Ablaichen benötigen die Salmoniden Kiesbänke, wobei eine gute Durchströmung zur guten Sauerstoffversorgung
für die abgelegten Eier eine wichtige Rolle spielt.

Der Eintrag von organischem Material, z. B. in Form von Falllaub oder Holz, ist nicht nur für die benthischen Organismen von großer Bedeutung, sondern diese Anteile stellen wichtige Strukturelemente für verschiedene Lebensstadien der Fische dar. Die Fließgewässer der Äschen- und/oder Barbenregion sind ursprünglich meist verzweigte, in viele Arme verästelte Systeme (Furkationstypus), die früher in Österreich weit verbreitet waren und heute durch Regulierungen, Stauhaltungen und Ausleitungen stark zurückgegangen sind. Neben
sehr langen Uferlinien auf Grund der speziellen Flussmorphologie ergibt sich hier ein hoher Anteil an langsam überströmten Habitaten entlang der zahlreichen Kiesinseln. Diese stellen vor allem für die Brut- und Jugendstadien strömungsliebender Äschen und Nasen als dominierende Fischarten ideale Lebensräume dar. Weiters spielen Nebengewässer und – je weiter man flussabwärts kommt – auch Altarme für verschiedene Lebensstadien der Fische, aber auch für die flussabwärts zunehmend vorkommenden, das langsamer fließende Wasser bevorzugenden Fischarten (stagnophile Arten) vor allem hinsichtlich des Laichgeschehens und Brutaufkommens eine wichtige Rolle.
In den Fluss- und Bachsystemen des Tieflandes sind mäandrierende Fließgewässer typisch, wobei die begleitenden Augewässer ehemalige und nunmehr abgeschnittene Mäanderbögen darstellen. Die Seitenerosion an den Außenufern ist hier von großer Bedeutung. Wie wichtig ein strukturreiches Ufer und Gewässerbett für verschiedene Lebensstadien ein und desselben Fisches ist, wird in Bild 3-22 am Beispiel der Äsche dargestellt.

Pflege von Gehoelzbestaenden

Ganz allgemein soll die Ufervegetation zur Erhaltung des Zustandes der Gewässer und der Schutzfunktion gegen Erosion bei möglichst geringer Pflegeintensität folgende Aufgaben erfüllen:

  • Ufersicherung gegen die erodierende Kraft des Wassers,
  • Verzögerung des oberflächigen Abflusses,
  • Schutz vor Staub-, Dünger- und Pestizideintrag von angrenzenden Grundstücken,
  • Verminderung des Eintrages von verschmutzten (belasteten) Oberflächenwässern,
  • Wurzeln sind Besiedlungsraum für aquatische Fauna,
  • Refugium für Fische bei Hochwasser,
  • Minderung intensiver Sonneneinstrahlung und somit Vorbeugung gegen hohe Wassertemperatur
    und starke Verkrautung,
  • Verbesserung des Kleinklimas in den bodennahen Luftschichten,
  • Ufersaum als zoniertes Biotop für Tiere und Pflanzen,
  • Förderung der Biotopvernetzung als Saumbiotop (Migrationswege),
  • Laubeintrag als Nahrungsquelle für Wassertiere (hauptsächlich Makrozoobenthos),
  • Förderung der Geschiebeablagerung durch erhöhte Rauigkeit und Schaffung von Kleinlebensräumen,
  • Fallholz- und Totholzeintrag als Lebensraum und Futter für Gewässerorganismen,
  • Übergangselement zwischen Wasser- und Landbereich (Ökoton-Funktion),
  • Windschutz als Nebenwirkung für angrenzende Kulturflächen,
  • landschaftsästhetische Wirkung.

Pflanzung und Wiederherstellung

Als Wiederherstellung wird der Neuaufbau eines ehemals gerodeten Ufergehölzstreifens unter Beendigung der bisherigen Nutzung bezeichnet. Sie ist mit der Erreichung einer nachhaltigen Selbstregenerierung durch Naturverjüngung oder vegetative Vermehrung (Stockausschläge, Absenker, Wurzelbrut) beendet. In den meisten Fällen bedarf es nach 2 bis 5 Jahren keiner aufwendigen Pflege der Pflanzung mehr. Mit der Übernahme setzt nun die Erhaltungspflege ein, deren Ziel die Erhaltung eines ökologisch funktionsfähigen Zustandes ist, in dem die Vegetation in ihrer Artenvielfalt zu einem stabilen Element im Fließgewässerökosystem reifen kann.

Teil der Erhaltungspflege ist die abschnittsweise Umwandlung der Artenzusammensetzung in 7 bis 12 Jahren nach der Pflanzung, damit die Ufervegetation ihre Aufgaben im Gewässerökosystem erfüllen kann. Dies ist beispielsweise dort erforderlich, wo zur Böschungsstabilisierung reine Weidenbestände aus ingenieurbiologischen Bauweisen (z. B. Faschinen) hervorgegangen sind. Es erfolgen eine abschnittsweise Entnahme der Pioniergehölze und ein Ersatz mit unterschiedlichen standortheimischen Gehölzarten. Im Zuge dieser Maßnahmen ist das Augenmerk auf das Management der Neophyten zu richten.

Grundsätze

  • Die erforderliche Flächenbereitstellung ist vor Beginn der Durchführung auf Dauer rechtlich sicherzustellen.
  • Die Bedeutung der Ufergehölze ist durch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit zu vermitteln.
  • Es soll dadurch auch der Wille zur Mitarbeit breiter Bevölkerungsschichten geweckt werden.
  • Wegen der Langfristigkeit und Verschiedenartigkeit der Maßnahmen, die bis zu einem gesicherten
    Bestand der Ufergehölze durchgeführt werden müssen, sollte die Planung und Finanzierung
    bei umfangreichen Vorhaben in Form von Projekten erfolgen.
  • Neben den ökologischen Erfordernissen sind für die Art und den Aufbau der Ufergehölze, deren
    Bewirtschaftung und Pflege auch die Belange des Hochwasser- und Erosionsschutzes, der Raumplanung,
    der Land- und Forstwirtschaft, der Jagd und Fischerei sowie sonstiger, vorwiegend
    überörtlicher Interessen zu berücksichtigen.
  • Dadurch hervorgerufene allfällige – über die mit der Sozialpflichtigkeit des Eigentums zusammenhängenden Beschränkungen hinausgehenden – Erschwernisse sind zu entschädigen bzw. abzugelten.

Gebietsfremde Pflanzen an Fliesgewaesser

Gebietsfremde Pflanzen, sogenannte Neophyten, sind für den Naturschutz eine besondere Herausforderung. Bevorzugte Lebensräume
von Neophyten sind Brachflächen, Dämme, abgeholzte Uferböschungen; Bahn- und Straßenböschungen. Neophyten dringen aber auch zunehmend in geschützte Lebensräume wie beispielsweise Streuwiesen vor. Sie gefährden hierbei durch flächenhafte Verbreitung die natürliche Artenvielfalt. Den Schutzgebieten gilt es daher besonderes Augenmerk zu schenken. Frühzeitiges Erkennen, richtiges Handeln und effiziente Pflegemaßnahmen sind erforderlich um gebietsfremde Pflanzen zu bekämpfen und die Vielfalt der heimischen Pflanzen zu
erhalten.

Neophyten verdraengen durch Abholzung unsere heimischen Pflanzen

Neophyten treten an den Uferbereichen der Gewässer oft massenhaft in Erscheinung. Ausgedehnte Bestände dieser Pflanzen können die
Uferstabilität beeinträchtigen. Uferabbrüche und Auskolkungen sind vielfach Schäden, die mit Massenvermehrungen von gebietsfremden
Pflanzen einhergehen. Der bewusste Umgang mit Neophyten und die richtige Gewässerpflege ist daher entscheidend, um eine weitere
Ausbreitung zu verhindern und die Uferbereiche nachhaltig zu sichern. Informationen darüber finden sich auch im Leitfaden zur
ökologisch verträglichen Umsetzung von Instandhaltungs- und Pflegemaßnahmen an Gewässern.

Invasive Neophyten haben auch schon viele Landschaften im Salzkammergut besiedelt und sind inzwischen Teil der heimischen Vegetation. Es ist kaum mehr möglich, diese Arten aus unserer Region wieder zu verdrängen. Ziel muss es daher sein, vor allem in sensiblen Lebensräumen, wie an unseren Fließgewässern in Oberen Salzkammergut stabile Pflanzengemeinschaften zu entwickeln, die widerstandsfähig gegenüber Neophyten sind. Vor allem aber ist die weitere Ausbreitung der Problemarten durch den Menschen zu verhindern, die absichtlich oder unabsichtlich auch heute noch stattfindet.

Neue Vorkommen beachten

Kleine Bestände invasiver Neophyten lassen sich mit vergleichsweise geringem Aufwand regulieren. Den Problemarten ist besonders in
jenen Landschaften Augenmerk zu schenken, in denen Neophyten bislang nicht oder nur selten vorkommen. Dies gilt vor allem für
manche Bergregionen. 

Verbreitung durch Materialtransporte vermeiden

Aushubmaterial und Humus enthalten oft Samen und Pflanzenteile von Neophyten. Über Transporte gelangen die Problemarten dann
in andere Regionen. Vor allem neu gestaltete Flächen wie Böschungen an Gewässern und Straßen sind auf Vorkommen von Neophyten zu
kontrollieren.

Pflegemaßnahmen festlegen

Vegetationsfreie Standorte werden oft rasch von Neophyten besiedelt. Offene Böden, die durch Baumaßnahmen, Bewirtschaftung oder Baggerungen entstehen, sollten daher standortgerecht begrünt werden. Wenn renaturierte Gewässer einer spontanen Vegetationsentwicklung überlassen werden, sind in den ersten Jahren regelmäßige Kontrollen und Pflegemaßnahmen wichtig.

Gewässerbegleitende Vegetationsgesellschaften sind Lebens- und Landschaftsraum mit großem biologischem und landschaftlichem Wert und sind somit wesentlicher Bestandteil von Flusslandschaften. Aufgrund ihrer vielfältigen Wirkungen sind Ufergehölze Voraussetzung zur
Sicherstellung des guten ökologischen Zustandes gemäß WRRL, fördern den Hochwasserrückhalt und sind Anziehungspunkte für die Naherholung.

Begleitende Vegetation kühlt, verhindert Überhitzung und hohe Verdunstungsverluste!

Hier gehts zur Langfassung:

Weitere Informationen unter:

Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie

Die EU-Wasserrahmenrichtlinie und der Nationale Gewässerbewirtschaftungsplan

Quellen:

Praxisfibel „Fließgewässer erhalten und entwickeln“ (2. Aufl.)

Gebietsfremde Pflanzen an Fließgewässer

 

Best Practice:

www.wasserblick.net 

www.wrrl-kommunal.de 

www.wrrl-info.de

Gewässerwartblog 

Wanderfischen  und Restaurieren

Salmonidenfreund 

Dr. Ludwig Tent Blog

„An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern.“

Zitat von: Erich Kästner

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