FISCHBESATZ STRATEGIE

„Fischbesatz ist in den letzten Jahren vielfach in Kritik geraten“. Es wird hier oft die Meinung vertreten, dass man mit Fischbesatz ein enstehendes Bestandsdefizit ausgleichen könnte, um damit in „geschädigten“ Gewässer die Fischbestände vor dem Aussterbens zu retten. Auch wir haben viele Begleitumstände die unsere Fischbestände gefährden. Die Bachforelle ist seit Mitte der 90er Jahre ausgestorben. Alle Jahre haben wir einige Kormorane und Gänsesäger im Revier. In der Zwischenzeit kommen diesen normalerweise sehr scheuen Vögel sogar in den Stadtbereich und so haben wir entlang der Zauner Promenade Kormorane gesichtet! Also Mitten im Stadtgebiet von Bad Ischl, wo man glauben sollten, im urbanen Bereich noch Schutzzonen für die Fische zu haben. Daran sieht man das dieser sehr lernfähige Vogel rasch merkt, dass ihm auch im Stadtbereich keine Gefahr droht und sich auch „unter Menschen“ sicher fühlen. Hier helfen uns jedoch die letzten milden Winter, dass die Kormorane nur in sehr geringer Zahl in die Obere Traun einfliegen und sich daher die Schäden in Grenzen halten. Stärker bedroht hier der Gänsesäger unseren Äschennachwuchs. Hier sind teilweise 10-15 Stück Gänsesäger an der Oberen Traun zu beobachten.

1-sömmerige Äschen

Befischungsdruck und Reproduktion

Eine optimale Bewirtschaftung erreicht man, wenn durch Prädatoren und durch eine schonende Befischung, weniger Fische entnommen werden, wie sich wieder auf natürliche Weise reproduzieren können. Hört sich einfach- und logisch an, bedarf jedoch viel Erfahrung und Augenmaß. Auf der einen Seite soll man, wenn Besatz erfolgt, diesen über viele Jahre von der gleichen Fischzucht und vom gleichen Stamm verwenden und Setzlinge oder max. 1-sömmerigen Besatz verwenden. So wie wir das bei den Äschen seit vielen Jahren praktizieren. Auf der anderen Seite soll man die beeinflussbaren Entnahmebedingungen und Schonmaße so ansetzen, dass man damit die produktivsten Jahrgänge im Gewässer behält. So ist eine Erfahrung, dass Fische die das erste mal ablaichen, vergleichsweise eine schlechte Ausbeute an Eiern und Sperma haben. Dh. Fische sollten zumindest zweimal, besser drei bis viermal reproduzieren können. Wichtig ist dabei die produktiven Laichfischbestände zu erhalten. Den positiven Effekt auf die Reproduktionsbasis den wir hier die letzten Jahre beobachten konnten, ist augenscheinlich zu beobachten.

Besatzerfahrungen

  • Die Größe von Fischbeständen kann von Jahr zu Jahr stark schwanken.
    Maßnahmen: Fangmengen sind so festzulegen, dass die Bestände nachhaltig befischt werden können. Ist jedoch auch in einen kleinen Verein eine Herausforderung
  • Fischbestände wachsen und schrumpfen, ganz gleich, ob sie befischt werden oder nicht. Dieses natürliche Phänomen ist seit Jahrhunderten bekannt.
    Maßnahme: Als „Bewirtschafter“ wenig beeinflussbar! Auch wenn man es nicht glauben will! (Schwarze Bachforelle, Aalrutte, Seeforelle…)
  • Von besonderer Bedeutung ist die Zahl der geschlechtsreifen Tiere, der „Laicher“, weil von ihnen abhängt, wie viel Nachwuchs produziert wird.
    Maßnahme: Ist über Fischereimethoden, Entnahmebestimmungen, Schonmaße etc. steuerbar und kann damit direkt beeinflusst werden!
  • Lebensräume für Fische verbessern und schaffen
    Maßnahmen: Als Fischereiverein nur im kleinen Umfang beeinflussbar. Kontakt zu den Behörden aufbauen und halten. Die WRRL helfen hier und lassen hoffen!  
Fischtransporter

Fischbesatz lt. OOe. Fischereigesetz

Zuerst zur gesetzlichen Situation lt. OÖ. Fischereigesetz: Der Bewirtschafter (§ 2)  ist im  Rahmen  der Hege (§ 1 Abs. 4) verpflichtet, das Fischwasser ausreichend mit geeignetem und gesundem Besatzmaterial zu besetzen. Als geeignet und gesund kann der Bewirtschafter jedenfalls Besatzmaterial aus anerkannten Fischzuchtbetrieben (§ 12) ansehen. (2) Menge und Herkunft des Besatzes sowie Ort und Zeit des Besatzvorganges sind vom Bewirtschafter,  und zwar tunlichst eine Woche vorher, dem Fischereirevierausschuß anzuzeigen. Vertretern des Fischereirevierausschusses   ist  die Möglichkeit einzuräumen, während des Besatzvorganges anwesend zu sein.

(3) Die Behörde kann den Bewirtschafter für bestimmte Zeit von der Besatzpflicht befreien, wenn berücksichtigungswürdige Gründe, insbesondere Zwecke der Wissenschaft oder Unmöglichkeit einer ordnungsgemäßen Bewirtschaftung des Fischwassers, vorliegen. Die Befreiung hat schriftlich zu erfolgen und ist zu begründen. (Anm: LGBl. Nr. 16/1990, 64/2008)

§ 49 Strafbestimmungen: (1) Eine Verwaltungsübertretung begeht, (4) wer als Bewirtschafter seiner Besatzpflicht nicht oder nicht mit standortgerechtem und gesundem Besatzmaterial (§ 8 Abs. 1) nachkommt; (5) entgegen der Vorschrift nach § 8 Abs. 2 seiner Anzeigepflicht nicht nachkommt.

Soweit die wichtigsten gesetzlichen Rahmenbedingungen lt. OÖ. Fischereigesetzt, denen man als Bewirtschafter nachkommen muss.

Schwarze Bachforelle aus dem Engleithen Altarm

Schwarze Bachforelle

Das Thema „Schwarze Forelle“ habe ich in meinen Blog ausführlich beschrieben. Bitte ggf. unter Kategorie „Bachforelle“ die Details nach zu lesen.

Die Ziele unserer Bewirtschaftung wäre hier schon, in den von uns bewirschafteten Gewässer die Arterhaltung und Wiedereinbürgerung und hier speziell von der Bachforelle zu fördern. Obwohl wir hier mit unseren Nebenbächen und einem sehr guten Eigenaufkommen von Bachforellen, sogar beste Voraussetzungen hätten, um hier mit „Wildbesatz“ unsere Bestände aufzubauen, haben wir seit 2010, bis auf kleinere Feldversuche den Besatz mit Bachforellen in der Oberen Traun gestoppt.

Jede Besatzmaßnahme sollte einer Bestands-und Lebensraumanalyse vorausgehen. Eigentlich wollten wir hier unser Natur – Reservoir mit den Bachforellen aus dem Kaltenbach und Sulzbach nutzen. Auch sollte Fischbesatz über Reviergrenzen hinweg und ein grossräumiges Bewirtschaftungskonzept entwickelt und respektiert werden. Hier kommt uns entgen, dass wir ein sehr großes Revier der Traun bewirtschaften, samt vieler Kilometer an Nebenbäche und der renaturierten „Alten Traun“ (Engleithen Altarm) mit 1,2 km. Durch größere Reviere ergeben sich wesentliche Vorteile im Bewirtschaftungsmanagement.

Regenbogenforellen Milchner in seinen „Laichfarben“!

Alternative Regenbogenforelle?

Wobei man heute eigentlich nicht mehr von „Alternative“ sprechen kann. Die Regenbogenforellen sind vorhanden und sind in manchen Gewässern der Leitfisch geworden. Wir haben das Revier an der Oberen Traun schon mit einem starken Regenbogenbogenforellen Bestand übernommen. Hier wurden zumeist Besatzmaterial von der Fischzucht Kreissig aus Amerang in der Nähe vom Chiemsee besetzt. Bei der Regenbogenforelle, wie wir diese heute angeboten bekommen, handelt es sich um keine reine Wildform, sondern um ein züchterisch bearbeitetes „Produkt“, in das verschiedene Unterarten und Lebensformen eingekreuzt wurden, das reicht von der standorttreuen Shasta-Form über die meerwandernde Steelhead-Form bis hin zur wärmeverträglichen frühjahrslaichenden Kamloops-Form. Die Kamloops-Form haben wir früher schon vom Öllinger aus Kainisch bezogen und sehr gute Erfahrungen gemacht. Heute befindet sich in der Anlage vom Gustl Öllinger aus Kainisch, die Fischzucht der Bundesforste.

Herausgekommen sind heute Zuchtstämme, die sich in ihrer Standorttreue und ihren Laichterminen sehr stark unterscheiden können, wir haben heute sowohl

  • Herbstlaicher, diese beginnen mit Anfang November zu laichen
  • Winterlaicher, sind ab Weihnachten bis in den Jänner hinein mit der Fortpflanzung beschäftigt
  • und dann sind noch Frühjahrslaicher zu beobachten,

die wir bis Mitte März an der Oberen Traun beobachten.

Herbst-Winter-Fruejahrs-Laicher

Wir haben an der Oberen Traun gute Bedingungen für die Regenbogenforelle, die sich selbstreproduzieren, wie die „Karnickel“ vermehren. Das geschieht interessanterweise oft in Gewässern in denen der Massenbesatz mit Zuchtregenbognern eingestellt wurde, da der bereits existierende Bestand dann nicht mehr durch verschiedenartigstes genetisches Material „verwässert“ wird und sich die angepasste Form durchsetzen kann. Es könnte auch mit Besatz klappen, wenn Elterntiere aus dem Gewässer für die Erbrütung genutzt werden. Mit Brutboxen haben wir uns zwar beschäftig, sehen jedoch keine zusätzliche Notwendigkeit bei der Regenbogenforelle weitere Maßnahmen zu setzen.
Äschenbesatz

Konzentration auf die Aesche

Seit zwischenzeitlich Jahrzehnten, setzen wir immer die selben 1-sömmerigen Äschen von der Fischzucht Kreuzstein, vom Institut für Gewässerökologie für Fischereibiologie und Seenkunde aus Scharfling/Mondsee. Hier bekommen wir je nach Jahr, zwischen 5.000 bis 10.000 Stück Äschensetzlinge. Besatzzeitpunkt ist immer das zeitige Frühjahr. Seit durch die Landesgartenschau in Bad Ischl, der Kaltenbach barierefrei an die Traun angebunden wurde, haben wir, um die 5-10 cm langen Äschen an die freie Wildbahn zu gewöhnen, diese in den Kaltenbach eingesetzt. Hier haben die aklimatisierten und schon etwas grösser herangewachsenen Äschen – Teenager die besseren Chancen, sich an die Nahrungsaufnahme zu gewöhnen und können selbständig in die Traun abwandern. Ausserdem reduzieren wir den Ausfall der Jungäschen, da im Frühjahr zumeist die Schneeschmelze höhere Wasserstände bringt und wir durch das Einsetzen in den Kaltenbach, hier Risiko für die Fische minimieren.

Revierschutzorgane beim Fischbesatz (vlnr: Herbert, Harald, Heimo)

Revierbesatz – Rettet die Aesche

Auch beim schon seit vielen Jahren stattfindenden Äschenbesatz der durch das „Fischereirevier Oberes Salzkammergut“ erfolgt, sind wir auch anteilig p.a. mit ca. 70 Kg (ca. 500 Stück) Äschen dabei. Der Revierbesatz fand die letzten Jahre im Herbst statt.

Der Renaturierte untere Teil des Kaltenbach. Strukturverbesserung bei der „Rettenbachmündung“.

Lebensraum Verbesserungen 

Der Fischbestand eines Gewässers ist nicht vom Besatz abhängig, sondern von der Anzahl und der Größe der zur Verfügung stehenden Lebensräume. Daher ist auch der wichtigste Punkt in unseren „Bewirtschaftungsplänen“ den Lebensraum für unsere Fische zu verbessern. Je mehr Lebensraum zur Verfügung steht, um so mehr Fische werden sich ansiedeln. Einiges konnte hier in den letzten Jahren erreicht werden. Auch die Maßnahmen lt. WRRL helfen hier Verbesserungen für unsere Fischfauna zu bekommen.

Beim Äschenbesatz!

Ausbildung fuer Bewirschafter

Neben den gesetzlichen Prüfungen und Basisausbildung, die zum „Fischer“ vorgschrieben sind, sollten für die Bewirtschaftung eines Fischeirevieres auch mehre Mitglieder die Ausbildung zum“Fischereischutzorgan“ absolviert haben. Weiters ist es für die Bewirtschaftung von Gewässern zweckmäßig, wenn einige Mitglieder die Ausbildung zum Elektrofischen haben. Empfehlenswerte Weiterbildung für Bewirschafter über die Bewirtschaftung von Fließgewässern, Wasserbau oder Fischzucht werden beim Institut für Gewässerökologie Fischereibiologie und Seenkunde in Scharfling am Mondsee oder der Bayerischen Landesanstalt für Fischerei in Starnberg angeboten. Zum Thema „Besatz“ ist es emfehlenswert den Kontakt zur Wissenschaft zu haben und fachspezifische Seminare und Kongresse zu besuchen. Aktuelle Vorträge mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Fortschritten aus der Fischereiforschung und -verwaltung werden auf den jährlich über die genannten Institute, vom Landesfischereiverband oder dem ÖKF (Österr. Kurratorium für Fischerei)  angebotenen Fortbildungstagungen angeboten. Auch sei erwähnt, dass wir ein ausgebildetes „Umweltschutzorgang“ im Verein haben. Bei der Bewirtschaftung von Gewässern gibt es viele fachliche Richtungen die abgedeckt werden müssen.

Symposium über die Schwarze Bachforelle am Institut für Fischerei in Wielenbach

Wir haben daher schon vor Jahren, nachstehenden Grundsatzpunkte als Rahmenbedingungen für Fischbesatz in unseren Gewässern entwickelt:

  • Die Schaffung naturnaher Gewässerstrukturen, die Wiederherstellung und Erreichbarkeit von Laichplätzen und Jungfischhabitaten sind Besatzmaßnahmen stets vorzuziehen.
  • Ist eine natürliche Reproduktion der Fischart grundsätzlich und regelmäßig möglich oder/und kann die Art zuwandern, so wird auf einen Fischbesatz verzichtet.
  • Fischarten werden nur besetzt, wenn der Besatzfisch zum natürlichen Arteninventar des Gewässers gehört und das Gewässer bzw. seine Flora und Fauna im Besatzfalle nicht gefährdet wird.
  • Zum Besatz sollten grundsätzlich junge Altersstadien verwendet werden.

Um die Situation zu verbessern und eine sinnvolle Nutzung der Fischbestände zu erreichen, muss das bestehende Fischereimanagement laufend an die Gegebenheiten angepasst werden. Für den Schutz der Fische sollte man künftig außerdem verstärkt die ökologischen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Fischarten und ihrem Lebensraum berücksichtigen.

Wenn wir die Natur auf das reduzieren, was wir verstanden haben,
sind wir nicht überlebensfähig.
Zitat: Hans-Peter Dürr

 


Schreibe einen Kommentar