ISCHL HOCHWASSER 3.-4. JUNI 2024 UND NACH-WELLE

Aufgrund der intensiven Niederschläge der letzten Tage, kam die soeben in Kraft getretene Wehrbetriebsordnung (WBO), beim KW Weinbach zum Tragen. Die ursprüngliche WBO, die erst eine Öffnung der Schlauchwehr bei einem Durchfluss von 77 m3 vorsah, wurde auf 40 m3 reduziert und bis 2030 soll mit dieser Wassermenge Erfahrung gesammelt werden. Die Stauraumspülung auf eine kleinere Wasserführung herabzusetzen, war aus fischereilicher Sicht zu begrüßen. Die Auswirkungen, speziell im Bereich der über die Wintermonate geschaffenen Strukturen, in der Restwasserstrecke Weinbach, werden wir nach abfließender Welle begutachten können. Die fischereiliche Situation, werden wir mit der nächsten Bestandsaufnahme, im September 2024 feststellen können. Danke an Georg Gamsjäger von der Energie AG, für die Verständigung über die Schlauchwehrabsenkung. Auch das unterhalb liegende KW Jank wurde verständigt und es wird auch hier, sequentiell zu einer Öffnung der Schottergasse kommen.

Bewährungsprobe der neuen WBO KW Weinbach

Eine erste Bewährung der neuen WBO vom KW Weinbach, mit einer Schlauchwehr Absenkung bei 40 m3 Wasserführung konnte im Zuge des frühsommerlichen Hochwasser getestet werden. Es gab in der Nacht von 3. Juni 2024 auf 4. Juni 2024 kurzzeitig eine höhere Schwebstoffbelastung, wie dies bei der Messstelle Giselabrücke gemessen wurde.
Die Schwebstoffbelastung ist, wie man auch an der Wasserführung vom Strobler Weissenbach sieht, in unmittelbaren Zusammenhang mit diesen. D.h. durch die starke Geschiebeführung vom Strobler Weissenbach, kommt es sowieso auch zu einer starken Umlagerung und einen Geschiebetransport.
Wie oft kommen wir innerhalb von 12 Monaten in die Situation einer Schlauchwehr Absenkung? Der Bereich von 40 m3 wurde in den letzten 12 Monaten annähernd 3-4 mal erreicht. Wie weit bei starken Regenfällen und Wetterprognosen, siehe 6.8.23 bis 9.8.23 nicht sowieso das Schlauchwehr abgesenkt bleiben könnte, ist mit der Energie AG zu besprechen.
Beim Rechersteg in Bad Ischl, nach ablaufender Welle.

Pegel Strobl bei der Seeklause

Unsere Seen sind natürliche Retention Becken um bei Hochwasser die Wasserführung zu puffern und langsam abzuführen. Wie man auch an den nachfolgenden Pegel-Informationen sieht, ist auch der Strobler Weissenbach für das starke anspringen der Wasserführung in der Ischl verantwortlich.

Vom Wolfgangsee kommt sowieso keine Geschiebe.

Schlauchwehr Weinbach

Schlauchwehr in Weinbach bei Niederwasser.
Schlauchwehr in Weinbach bei niedergelegten Schlauch. Hier wird bei einer erhöhten Wasserführung von 40 m3, langsam das Schlauchwehr abgesenkt und dadurch mit einer entsprechenden „Verdünnung“ auch der Stauraum durchgespült.

KW Schennerpolster (Jank)

Beim KW Jank, wird zur Spülung des Stauraumes, in Abstimmung mit der Energie AG und der Schlauchwehr Absenkung, die „Schottergasse“ geöffnet und sequentiell auch hier der Stauraum gespült.

Pegel Stobler Weissenbach

Der Strobler Weissenbach sorgt für einen „rankenartigen Anstieg“ in der Wasserführung. Auch für die Schotterbringung in die Ischl ist der Strobler Weissenbach der Hauptlieferant.

Pegel Strobler Weissenbach – in der Nacht von 3. auf 4. Juni 2024 mit Pegel in cm.
Pegel Strobler Weissenbach – Anfang Juni 2024, mit den beiden Hochwasserspitzen in m3/s. Erste Welle mit 51,69 m3/s und mit der zweiten, kleineren Welle mit 33,42 m3/s.

Pegel Giselabrücke Ischl

Wie der Pegel Giselabrücke zeigt, dürfte die 40 m3 bei (ca.) einen Pegel von 330 cm erreicht werden. Um für künftige Ereignisse eine „Kenngröße“ zu haben.

Hier die erste „Hochwasser-Welle“ in der Nacht vom 3. auf 4. Juni
Ähnlich wie bei einem Erdbeben, wo es danach noch zu kleineren Nachbeben kommen kann, scheint es auch bei Hochwässer so zu sein, dass zumeist noch eine kleinere Welle nachkommt. So auch in der Nacht von 8. Juni auf den 9. Juni 2024.
Alle Zubringerbäche sind angesprungen, daher auch an der Traun, in der Nacht von 8. Juni auf den 9. Juni 2024 nochmal eine „Nach-Welle“.

Auswirkungen der Trübungen auf die fischereilichen Verhältnisse

Durch hochwasserbedingte und anthropogen verursachte Trübungen, z.B. Geschiebetransport aus dem Strobler Weissenbach, Bauarbeiten im Gewässer oder Stauraumspülungen, kommt es in Gewässern je nach Intensität der Trübungen zu mehr oder weniger ausgeprägten Auswirkungen auf die aquatische Biozönose, aber auch auf den aquatischen Lebensraum.

Schwebstoff Belastung in der Ischl Jänner bis Juni 2024.

Durch die Trübungen werden vor allem Jungfische (Brütlinge), Fischlaich und bodengebundene aquatische Organismen (Makrozoobenthos), aber auch der organische Aufwuchs auf dem Substrat (Bakterien, Pilze und Algen) geschädigt. Durch die Sedimentation von Feinsedimenten im Zusammenhang mit einer Schwebstoffbelastung kann es auch zum Verlegen des Interstitials (Lückenraumsystem) kommen, in dem sowohl Makrozoobenthos als auch Fischlarven leben und welches auch von kieslaichenden Fischen für die Eiablage von besonderer Bedeutung ist.

Dauerhafte, verhärtete, verkrustete Kolmatierung ist am schlechtesten und entsteht durch Feinst Sedimente, z.B. Baggerarbeiten im Seeton, eine geologische Schicht, die aus verfestigtem Tonmineralen besteht und sehr weich und „klebrig“ ist.

Typische Reaktionen von Fischen auf erhöhte Schwebstoffkonzentrationen reichen bei
geringeren Trübungsintensitäten von Verhaltensänderungen (z.B. Fluchtreaktionen) über
subletale Auswirkungen (z.B. verminderte Nahrungsaufnahme, erhöhte Atemfrequenz) bei
einem Ansteigen der Trübungsintensität bis hin zu letalen (tödlichen) Auswirkungen bei
extremen Trübstofffrachten.

Weiters kommt es durch die Trübung und den damit verbundenen verstärkten Ablagerungen
von Feinsedimenten zu einer Vernichtung und auch zu einer verstärkten Abwanderung (Drift)
von bodengebundenen aquatischen Organismen (Fischnährtiere), welche den überwiegenden
Anteil am Ertrag eines Fischwassers darstellen.

„Gesundes Geschiebe“, wie wir das für Laichplätze brauchen!

Das tatsächliche Ausmaß der Beeinträchtigung des Lebensraumes bzw. der darin vorkommenden Individuen ist in erster Linie von zwei Faktoren abhängig.

  • Zum einen von der Konzentration der Schwebstoffe und zum anderen von der Einwirkungsdauer der Trübungswelle.
  • Mitbestimmend ist aber unter anderem auch noch die Art der Sedimente (Form und Größe der Partikel), die Strömung, ev. verursachter Sauerstoffmangel (organisch belastete Sedimente).
  • Auch das Entwicklungsstadium der Fische. Eier, Larven und Jungfische sind in der Regel empfindlicher gegenüber Trübungen als adulte Fische.
  • Weiters ist auch die Toleranz der jeweils betroffenen Fischarten gegenüber Feinsedimentbelastungen für den Grad der Beeinträchtigung ausschlaggebend. Da es sich beim gegenständlichen Feinsediment um mineralische Substanzen ohne nennenswerten organischen Anteil handelt, können sauerstoffzehrende Prozesse als beeinträchtigender Faktor ziemlich ausgeschlossen werden.

Grenzkonzentrationen

Die Grenzkonzentrationen zwischen subletalen und letalen Auswirkungen von Trübungen liegen bei Salmoniden bei einem Eintrag von anorganischen Sedimenten bei kurzer Einwirkungsdauer von bis zu einem Tag zwischen 3.000 bis 8.000 mg/l. Die oben angeführten subletalen Auswirkungen, wie Abwanderung und verminderte Nahrungsaufnahme können aber auch schon bei relativ geringen Trübungsintensitäten auftreten. Dazu gibt es eine von Newcombe & Jensen (1996) anhand von Fallbeispielen erarbeitetes Modell hinsichtlich der Auswirkung von Trübungen auf verschiedene Entwicklungsstadien bei Fischen je nach Dauer und Intensität der Trübung, wobei die Auswirkung auf die Fische in 14 Stufen der Beeinträchtigung untergliedert wird.

Schwebstoff Messung Giselabrücke

Bei der Pegel- und Temperatur Messstelle Giselabrücke, ist auch eine Schwebstoffmessung im Einsatz und damit bekommt man auch darüber entsprechende Daten zur Verfügung.

Die Messung der Wasserqualität ist eine der Grundlagen der hydrologischen Überwachung für Oberflächenwasseranwendungen, zu denen offene Kanäle, Flüsse, Stauseen, Seen und Flussmündungen gehören können. Aus verschiedenen Gründen ist es von entscheidender Bedeutung, wichtige Indikatoren der Wasserqualität wie Wassertemperatur, Leitfähigkeit, pH-Wert, gelösten Sauerstoff, Trübung und Nährstoffe zu überwachen. Weitere Informationen zur Möglichkeit der Trübstoffmessung an der Ischl, siehe:

Schwebstoffmessung 3. und 4. Juni 2024 mit Stauraum Spülung

Schwebstoffmessung 3. und 4. Juni 2024 mit Liniendiagramm. Quelle: Hydras 3 Net

Schwebstoffmessung Mai 2024

Schwebstoffmessung Mai 2024 mit Liniendiagramm. Quelle: Hydras 3 Net

Schwebstoffmessung 8. auf 9. Juni 2024 ohne Stauraum Spülung

Es wird durch die zweite Welle auch nicht mehr so viel Geschiebe aus dem Strobler Weissenbach entladen, wie dies bei der ersten Welle der Fall war. Jedoch ohne Absenkung der Schlauchwehr in Weinbach und ev. war auch die Schottergasse beim Jank nicht offen – durchaus eine geringere Feinsedimente und Geschiebefracht.

Schwebstoffmessungen 1.-9. Juni 2024

Foto Dokumentation

Links: Vor dem Hochwasser am 3.-4.Juni, Rechts: Nach dem Hochwasser. Auch an der Ischl Mündung, ist an der Veränderung der abgelagerten Schotterbank, ein durchaus unterschiedliches Bild zu sehen.
4. Juni 2024, bei der Ischl Mündung. Foto: Peter Hametner
4. Juni 2024, bei der Ischl Mündung. Foto: Peter Hametner
4. Juni 2024, 9:40 Uhr beim Rechersteg in Bad Ischl. Foto: Peter Hametner

Weitere Informationen

Newcombe & Jensen (1996) Channel Suspended Sediment and Fisheries: A Synthesis for Quantitative Assessment of Risk and Impact.

Heimo bei der Arbeit
Artikel ist in Arbeit
 

„Rings von Schroffen Bergen eingeschlossen liegt im Thal das schöne Ischl da,

gleichwie ein Blumenteppich hingegossen – der edle Römer nannte es Iscala.“

(Chronik von IschI)