Wegen ihrer wilden Schönheit und Unzugänglichkeit ziehen mich Klammen, Schluchten und die Wildbäch im Salzkammergut besonders an. Außerdem bieten sie wertvolle Lebensräume und Rückzugsgebiete für empfindliche Tier- und Pflanzenarten. In den letzten Jahren habe ich einige Klammen und Wildbäche erforscht, die mir für die Fischerei von besonderem Interesse erscheinen. Neben verschiedenen morphologischen Parametern wie Länge, Wasserführung, Felswänden und deren Zugänglichkeit wurde erhoben, ob es hier noch Fischbestände gibt.
Das Einzugsgebiet der Wildbäche im Salzkammergut ist hinsichtlich der Niederschlagsverhältnisse durch den Nordstau der Alpen beeinflusst. Großklimatisch dominiert der ozeanische Einfluss. Die Beckenlagen weisen winterliche Temperaturinversion auf. Als Klammen werden in erster Linie Talquerschnitte bezeichnet, die im Verhältnis zur ihrer Breite eher tief sind (LESER 1998). Die begrenzenden Hänge an den Rändern einer Klamm sind meist sehr steil oder können auch überhängen und auf der Sohle einer Klamm befindet sich meist ein Gewässer (MAULL 1958).
Klammen und Schluchten
Klammen sind typische Steilschluchten, die besonders im Hochgebirge zu finden sind (LESER 1998). Die Unterscheidung zwischen Schluchten und Klammen geschieht in erster Linie aufgrund der Steilheit der begrenzenden Hänge. Während in Schluchten die Hänge nicht so steil bzw. überhängend ausgebildet sind und auch kein Fels anstehen muss, werden die Wände in Klammen meist von blankem Fels gebildet, der sich im Extremfall über der Talsohle fast schließen kann (LESER 1998).
Klammen sind eine Konsequenz aus starker Tiefenerosion bei geringer oder fehlender seitlicher Erosion. Dies kann auch durch Vergletscherung bewirkt werden. So wurden durch die Glazialerosion Stufen im Längsprofil vieler Täler geschaffen. Dort und an den Einmündungen von Seitentälern entstanden Steilstufen, an denen sich bereits das abfließende Schmelzwasser aufgrund der hohen Fließgeschwindigkeit einzutiefen begann. Die Seitenwände dieser jungen Klammen wurden noch vom Gletscher geschützt und so kam es zu keiner seitlich gerichteten Erosion, sondern das Wasser bewirkte in erster Linie einen Abtragungsprozess in die Tiefe (GERRARD 1990, AHNERT 1996).
Klammen sind Extremstandorte
Die Gewässer in Klammen werden durch hohe Fließgeschwindigkeiten, dadurch bedingte hohe Dynamik und große Geschiebeführung, charakterisiert. In den Klammen selbst bilden sich Wasserfälle unterschiedlicher Höhe, Kolke und Stillwasserbereiche. Diese Bereiche einer Klamm sind vergleichsweise feucht und, aufgrund der Beschattung, auch sehr kühl. Die begrenzenden Hänge und Felsen können hingegen sehr trocken und stark besonnt sein. Hier können sich aufgrund der mikroklimatischen Bedingungen, im Gegensatz zum Grund einer Klamm, auch Trockenstandorte ausbilden (LARSON et al. 2000). Klammen sind Extremstandorte, die nur von wenigen Tier- und Pflanzenarten besiedelt werden können. Dabei stehen jedoch die unterschiedlichsten Standorte zur Verfügung.
Nicht nur das Gewässer an sich, mit den darin enthaltenen Felsen und Blöcken, sondern auch die angrenzenden Felswände und die darüber liegenden Waldbereiche bilden den Lebensraum für spezialisierte Arten. Im Schlucht Bereich sind hier vor allem Lebermoose, Laubmoose und Algen zu finden, die verschiedene Quellfluren ausbilden können. An den Felsen und darüber kommen je nach Untergrund unterschiedliche Wald- und Rasengesellschaften vor (vgl. PAAR et al. 2004). Die Fauna wird durch verschiedene Gruppen von Wirbellosen, wie Strudelwürmer (Turbellaria), Wenigborster (Oligochaeta), Eintagsfliegen (Ephemeroptera), Steinfliegen (Plecoptera), Käfer (Coleoptera), Köcherfliegen (Trichoptera), Fliegen und Mücken (Diptera) gebildet (SCHMAUCH 2001).
Fische in Klammen und Wildbächen
Klammen werden potentiell aber auch von einigen Wirbeltieren besiedelt. Am Beispiel der Wirbeltierfauna werden im Anschluss die verschieden Teilhabitate von Schluchten, sowie
deren Gefährdung dargestellt. Dazu zählen vier Fischarten, die das Gewässer am Grund einer Klamm besiedeln. Im Rahmen unserer Untersuchung und Befischungen in verschiedene Wildbäche im Salzkammergut konnte bisher nur die Bachforelle und Koppe nachgewiesen werden.
Wie verkraften Fische solche Ereignisse?
Für Bewirtschafter, stellt sich hier die Frage, wie gehen die Fische mit solchen Naturereignissen um? Mehr Hochwasser – mehr Sedimenttransport – weniger Fische? Mit dem Klimawandel werden sich das zeitliche Auftreten und möglicherweise die Stärke von Hochwassern verändern. Auch wird eine Zunahme oder eine saisonale Verschiebung der von den Flüssen verfrachteten Mengen an Kies und Sand erwartet. Wie wirken sich Hochwasser und Sedimenttransport auf die Lebensbedingungen der Fische aus?
Gebirgsbäche transportieren ganze Berghänge talwärts
Die letzten Jahre zeigen unseren Gebirgsbäche, wie der:
- Gimbach
- Frauenweissenbach
- Grabenbach
- Rettenbach
- Goiserer Weissenbach
- Mitter – Weissenbach
- etc.
dass bei Hochwässer, sehr viel Kies und Sand transportieren werden. Bei den stark erhöhten Sedimentmengen werden die Gebirgsflüsse, wie bei den lokalen Gewittern, die wir zB. im Juni 2010 hatten, derartig blank geschliffen, dass hier Fische und Fischbrut durch die tausende Tonnen Schotter keine Chance haben bis hin in die Oberläufen zu überleben. Die veränderte Verteilung des Materials in den Bächen hat auch die Lebensbedingungen der Fische schon stark beeinflussen. Eine natürliche Fortpflanzung ist heute schon stark beeinträchtigt oder gar nicht mehr vorhanden. Die genauen Auswirkungen sind allerdings noch kaum bekannt.
Einfluss des Klimawandel auf unsere Wildbäche?
Der Klimawandel hat schon in den letzten Jahren und wird in den kommenden Jahren die Hochwasser und somit den Transport von Sedimenten in Wildbächen und Klammen beträchtlich beeinflussen. Es ist damit zu rechnen, dass sich Anzahl und Stärke von Niederschlagsereignissen verändern werden. Dies wird zu häufigeren und größeren Hochwassern führen. Zudem wird durch das Abschmelzen der Gletscher und des Permafrostes Schutt freigelegt, der abtransportiert werden wird. Das führt dazu, dass viele Gebirgsflüsse mehr Kies und Sand transportieren werden. Wegen erhöhter Sedimentmengen werden bestehende Schutzmaßnahmen ihre Funktion nur noch teilweise erfüllen.
Die veränderte Verteilung des Materials in den Flüssen wird auch die Lebensbedingungen der Fische beeinflussen. So können Hochwasser im Winter und Frühjahr den Erfolg der natürlichen
Fortpflanzung beeinträchtigen. Die genauen Auswirkungen sind allerdings noch kaum bekannt.
In meinen Begehungen, Beobachtungen und Untersuchungen habe ich versucht den Einfluss des Sedimenttransport und die damit zusammenhängenden Auswirkungen auf die Qualität der Fischhabitate fest zu stellen. Bei der Analyse nach Starkniederschläge und der Veränderungen in der Vegetation wurde der Eintrag von Sedimenten in die Wildbäche schon sehr stark beeinflusst.
Es konnte dabei durch einen starken Sedimenttransport in den Bächen ein Gefährdung des Fortbestand von Bachforellenpopulationen beobachtet werden.
Um das Aussterben der Bachforellen in den Oberläufen entgegen zu wirken, haben wir begonnen mit kleineren Besatzmaßnahmen mit „Naturbesatz“ entgegen zu wirken. Mit dieser Initiative haben wir Daten und Aufzeichnungen zur Verfügung, um bei neuerlichen Hochwasserereignissen den weiteren Zustand der Fischhabitate und die Fortpflanzung zu beobachten.
„Inmitten der Schwierigkeiten liegt die Möglichkeit.“
Zitat von: Albert Einstein