Über den Berufsstand des „Fischer“ gibt es bereits in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts nachweisbare Informationen (1364 „unter den Vischern“, 1368 „ante portam insularum inter piscatores“, 1378 „ante portam insularum undern Vischern“, 1380 „undern Vischern“, 1382 „undern Fischern“).
Der Stellenwert der Fischerei anno dazumals
Die Zahl der Fischer betrug in vergangenen Jahrhunderten ein Vielfaches von heute. In der Mitte des 16. Jahrhunderts waren an der „Unteren Traun“ 94 Fischer tätig, wozu noch über 20 Fischer des Stiftes Lambach kamen, siehe Artur Maria Scheiber, Zur Geschichte der Fischerei in Oberösterreich, insbesondere der Traun Fischerei, Linz 1930. Wenn man bedenkt, dass die Fischerei in der damals unregulierten Urlandschaft der Traun und der Donau doch bei weitem größere Ausmaße hatte, ergibt sich eine beträchtliche Zahl von Menschen, die vom Fischfang lebten. In den „Tabellen über die in allen vier Vierteln des Landes Österreich ob der Enns befindliche Anzahl der Professionisten, Künstler und Handwerker“ von 1754/60 erscheinen 342 Fischer und sieben Fischhändler. In den Jahren 1949 bis 1955 gab es in Oberösterreich noch 100 Fischerfamilien von der Fischerei leben oder wenigstens den Großteil ihres Lebensunterhalts aus der Fischerei decken (Tätigkeitsbericht der oberösterreichischen Landwirtschaftskammer 1949 —1955, S. 199 — 205).
Handel mit Fischen bis zum 19. Jahrhundert
Mit dem Artikel von Georg Wacha wurde der „Handel mit Fischen, von der Verwendung von Fischen als wahres Volksnahrungsmittel in langen Fastenzeiten, von den Anstrengungen, die man in technischer Hinsicht machte, um diesen großen Bedarf zu befriedigen und die Fische nach einem Transport über weite Strecken dem Verbrauch zuzuführen“, aufgearbeitet. Die Abschaffung vieler kirchlicher Feste und Vorschriften sowie die Aufhebung der Klöster auf der einen Seite, der Rückgang des Fischreichtums durch Flussregulierungen, Abwässer und Industrialisierung auf der anderen Seite haben eine zeitliche Begrenzung dieser Arbeit am Anfang des 19. Jahrhunderts nahegelegt und ich habe Schwerpunktmäßig „nur“ einen Auszug der Fischerei, soweit es sich um die Fischerei im Salzkammergut bezieht herausgenommen.
Was Ischl und Linz gemeinsam haben
Bei beiden und auch bei einigen anderen Orten an der Traun, dürfte es eine ähnliche Entstehungsgeschichte gegeben habe, dass diese durch Ansiedelungen von Fischern entstanden sind. So wie nach historischen Aufzeichnungen Bad Ischl, am Zusammenfluss der Ischl und der Traun ursprünglich aus einem Fischer-Dorf, einer Ansiedlung von ein paar Fischern gegründet wurde, so ist es auch ein Beweis für die Wertschätzung der Fischer, dass durch diese eine Ansammlung im Mündungsgebiet von Traun und Donau und an den alten Flussübersetzpunkten den Anstoß zur Entstehung der Stadt Linz gegeben haben soll.
Entstehung von Ischl
Der Name Ischl hat seinen Ursprung in einem vorrömischen Wort, das „Fluss“ oder „Flusslauf“ bedeutet. Das Wort ist wahrscheinlich keltischen Ursprungs und wurde von den Römern übernommen. Die älteste urkundliche Erwähnung von Ischl stammt aus dem 7. Jahrhundert. In einer Urkunde des Salzburger Erzbischofs Virgil wird der Ort als „Iscla“ bezeichnet. In den folgenden Jahrhunderten wurde der Name Ischl in verschiedenen Formen geschrieben, darunter „Iscla“, „Ysch“ und „Ischl“. Die heutige Schreibweise wurde im 19. Jahrhundert eingeführt. Es gibt mehrere etymologische Ableitungsversuche für den Namen Ischl. Eine Theorie geht davon aus, dass der Name auf das keltische Wort „esk“ zurückgeht, das „Wasser“ bedeutet. Eine andere Theorie geht davon aus, dass der Name auf das vorrömische Wort „drun“ zurückgeht, das ebenfalls „Fluss“ oder „Flusslauf“ bedeutet. Die genaue Herkunft des Namens Ischl ist nicht eindeutig geklärt. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass der Name auf einen vorrömischen Flussnamen zurückgeht.
Die Barockzeit entfaltete im Essen und Trinken den Prunk und die Fülle, die dieser Epoche auch sonst eigen war. Dem Fortschritt in Wissenschaft und Technik muß nicht auch auf anderen Gebieten eine stete Aufwärtsentwicklung entsprechen: die Gegenwart kann sich in bezug auf Speisen und Eßkultur mit den vergangenen Jahrhunderten nicht vergleichen. Nicht nur im Alltags-Haushalt der Klöster, sondern auch der Schlösser spielten damals die Fischgerichte eine bedeutende Rolle. Dies steigerte sich noch bei großen Tafeln, sei es aus freudigem oder traurigem Anlaß.
Fischverbrauch
Literatur
In früheren Zeiten diente der Fischtransport der Versorgung des Adels. Man scheute keine Kosten und keine Entfernungen, um zu begehrten Leckerbissen zu kommen. Der Seesaibling, der als bester und edelster Speisefisch gilt, kommt hauptsächlich im Salzkammergut und in den vielen kleinen Hochseen vor. Auf dem Wasserwege wurden auf eigens dazu eingerichteten Flößen viele dieser Fische vom Altausseer See, Hallstätter See und den Gosauseen nach Wien verfrachtet, ein eigener Fischerknecht mußte mitfahren, um die während des langen Transportes etwa die Saiblinge noch auf dem Floß zu räuchern, damit der Verlust nicht gar zu hoch würde. Ein solcher Transport mit 350 lebenden und 67 auf dem Floß geräucherten Saiblingen über die Traun und Donau nach Wien kostete im Jahre 1674 80 fl, das waren 40 Prozent des Wertes der Fische. Anfangs 1559 ging eine Sendung von 250 Saiblingen aus dem Grundlsee und 16 aus dem Alt-Ausseer See an Kaiser Ferdinand I. nach Wien. Schon 1610 unterhielt das Salzamt einen eigenen Fischbehälter in der Traun unterhalb des Traun-Falles, der stets gefüllt sein mußte, um bei kleinem Wasser die Fische nach Wien schicken zu können. Der Hof schätzte vor allem die Fische der
Gosauseen, wovon der innere der Forellen-, der äußere der Saibling-See hießen. Zum Andreasfest des Ordens vom Goldenen Vlies im 18. Jahrhundert wurden regelmäßig größere Sendungen abgeschickt, meist bestehend aus 12 extragroßen Saiblingen, 12 Fehren, 60 Äschen und 100 Sprenzlingen.
Sprenzling oder Kaiserfisch
Bei Sprenzlingen spricht man von „100 Sprenzlinge“, dabei handelt es sich um die erste Entwicklungsstufe der Äschen (0+), die besondere Leckerbissen waren und auch als „Kaiserfische“ bezeichnet wurden, vgl. Scheiber, Zur Geschichte der Fischerei, Seite 145.
Fischlieferungen aus dem Salzkammergut
Von Gmunden und dem Salzkammergut kamen wohl in erster Linie Forellen, Koppen und geselchte Fische für die kaiserliche Hofküche, 1636 lieferte man wöchentlich eine bestimmte Menge Fische für die Dauer des Aufenthaltes des Hofes nach Linz, im 18. Jahrhundert gingen jährlich für die Fasttage 800 Saiblinge, vier Zentner Forellen, ein Quantum Aalrutten und 1000 Stück geselchte Reinanken an den Kaiserhof. Aber auch hier hatte man Bedarf wie aus den Linzer Kalterrechnungen verzeichnen 1698, 1699 und 1701 zwei bzw. vier Lieferungen nach Gmunden gebracht wurden.
Fischdienste
Die im dieser Zeit durchgeführten Fischdienste (Fang und Transport), an die maßgebenden Persönlichkeiten an die Fische geliefert wurden, beweisen die hohe Wertschätzung dieser Delikatessen. Da schreibt Kaiser Friedrich III. bereits 1477 aus Wiener Neustadt an die Stadt Linz, sie soll Heinrich von Puechheim das jährliche Deputat als Erbtruchseß in Österreich, einen Hausen oder 5 Pfund Pfennige, dem alten Herkommen nachgeben. Als König Ferdinand sich im Jahre 1528 und 1529 mit seiner Gemahlin Anna in Linz aufhielt — hier wurde am 14. Juni 1529 sein Sohn Erzherzog Ferdinand geboren — hat ihm die Stadt eine größere Anzahl von Fischen verehrt. Als Kaiser befiehlt Ferdinand im Jahre 1560, die Stadt solle die Einkäufer Herzog Albrechts V. von Bayern, die nach Linz kamen, mit Proviant „und sonderlich mit köstlichen Fischen“ versorgen. Um für Kaiser Rudolfs II. Aufenthalt in Linz zu rüsten, schreibt der Landeshauptmann am 8. Juni 1582 nach Lambach, ob Abt Wolfgang gute Fische, die es in der dortigen Gegend gebe, für die Hof Tafel nach Linz bringen lassen könne. Am 4. Juli 1588 wendet sich der Vizedom Cosmas Gienger in einer ähnlichen Notlage nach Wels und fordert den Magistrat auf, sie sollten für die Anwesenheit Erzherzog Ferdinands in Linz „alle Fisch, groß und klein, zusammenkaufen und auf nächsten Feiertag zu Mittag in Ebelsberg servieren lassen“.
Fischverehrung
Die hohen Beamten, denen man keine Geldgeschenke machen konnte, erhielten Fischverehrungen: Der Rat beschloss beispielsweise am 2. April 1585, Helmhart Jörger, dem Landeshauptmann und dem Landschreiber je 20 Forellen und drei große Hechte, dem Vize Dom und dem Anwalt je 15 Karpfen und drei Hechte nach Linz zu schicken. 1605 soll der Stadtkämmerer neuerdings zwei Schock Karpfen und ein Schock Hechte für Landeshauptmann, Anwalt und Landschreiber kaufen.
Fischmarkt in Linz
Der Fischmarkt in Linz war am Anfang des 16. Jahrhunderts geteilt: Die Traunfische wurden am Hauptplatz beim oberen Brunnen, die anderen Fische an der Donaulände feilgehalten. Dabei war aber dem Fischmeister eine Kontrolle erschwert, da die Fische sich in Geschirren befanden, die in die Donau gehängt waren. Auch die Verkäufer von Traun Fischen — die Fischer unterhalb Marchtrenk sollten ihre Fische auf den Linzer Markt bringen — zogen es vor, an der Donau zu verkaufen. Die Fischordnung von 1585 suchte da Wandel zu schaffen: Die Stadt Linz sollte im Einvernehmen mit dem Landeshauptmann vor den Toren einen neuen Ort für den Fischmarkt bestimmen, wo die Fische, getrennt nach Traun-, Donau-, böhmischen und anderen Fischen, in Lageln und nicht in Geschirren oder in Fischbehältern feilzuhalten seien. So geschah es auch. Vor dem Wassertor wurde ein eigener Platz für den Fischmarkt ausersehen. Die Steyregger Fischer beschweren sich im Jahre 1597, dass sie ihre Fische früher im Donauwasser lassen konnten, sie jetzt aber ins Brunnenwasser bringen müssen. Doch die Versorgungslage war schlecht, es kamen zu wenig Fische auf den Markt und die Bürger nahmen dem ankommenden Fischer die Ware schon ab, bevor dieser sie an den Stand gebracht oder überhaupt in die Schaffei geschüttet hatte. Fischamtsverwalter Mandl klagt in seinem Bericht über diese Zustände vom 1. Dezember 1609, dass dadurch jede Kontrolle über Fischmaße und Fischpreise unmöglich werde. Durch eine Erhöhung der Karpfenpreise sollten die Fischhändler angespornt werden, den Markt besser zu beliefern.
Aber noch im 17. und im 18. Jahrhundert tauchen dieselben Klagen auf. Im Jahre 1683, als der Hof in Linz war, hat man Lagelträger (Fischträger) aufgenommen, die statt der Fischer den Verkauf durchführten, also Zwischenhandel betrieben. Nach der nicht in Kraft getretenen Fischordnung von 1707 sollte wegen des harten Wassers eine Rückverlegung des Traun Fisch-Marktes zum Ziehbrunnen, also auf den Hauptplatz, erfolgen. Hier kommt auch erstmals die Bestimmung vor, dass bis neun Uhr früh von den Fischhändlern kein Fisch verkauft werden dürfe. In der Instruktion für den Markt Kommissar aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und in einem Erlass von Repräsentation und Kammer an den Linzer Stadtrichter vom 5. Mai 1756 begegnet dasselbe Verbot, diesmal zeitlich bis zehn Uhr begrenzt. Das Entgegengehen und Aufkaufen war verboten, die Fischer konnten bei Zuwiderhandeln auf 24 Stunden in Arrest kommen. Für die Einhaltung hatte der Fischwäger zu sorgen, der den Übertreter durch den Stadtwächter abführen ließ. Der am Ende des 18. Jahrhunderts aufgetauchte Vorschlag, den Fischmarkt vom Hauptplatz, wo er das Pflaster ruiniere, auf den Graben neben das Bürgerspital zu verlegen, wurde nach abschlägigem Bericht des Magistrates vom 21. Juli 1789 zurückgezogen.
Die Fischmarktgefälle gehörten bis zur Aufhebung (1786) dem Bürgerspital, dann wurden sie im Lizitationswege jeweils auf neun Jahre verpachtet, zuerst an Mitglieder der Familie Scheichel. Vom Pächter war auch für die ordnungsgemäße Unterbringung der Fischlageln im Rathaus zu sorgen; dem Bauamt war dafür ein Zins von 4 fl 30 kr bewilligt worden. Leider ist von den Brunnen am Hauptplatz keiner erhalten geblieben, so dass Linz heute bloß einen kleinen modernen Brunnen am neuen Fischmarkt aufweist.
Währung in dieser Zeit
Beispiel: 4 Gulden (fl.) 30 Kreuzer – Der Gulden, auf Ungarisch Forint genannt, war die Währung des Kaisertums Österreich und ab 1867 von Österreich-Ungarn. Der Gulden war in Österreich noch bis 1900 im Umlauf, obwohl er 1892 durch die Krone ersetzt wurde.
Preis Zusammenstellung der Fischsorten
Preisentwicklung, die als eine Übersicht dienen soll:
Angaben nach: Fischart – Jahr – und in Pfund:
Aale in Pfund: 1665 47 kr, 1674 54 kr, 1728 18 kr, 1772 54 kr.
Äschen nach Stück: 1560 8 kr, 1616 in Wels 20 kr, kleinere 12 kr; 1660 18 kr.
Sprenzlinge (Kaiserfisch) ab 1656: Kein Verkauf, nur mehr für Herrentafel und Hof Bedarf.
Äschen in Pfund: 1725 36 kr, 1750 24 kr, 1764 36 kr.
Aiteln in Pfund: 1750 7 kr oder 8 kr. In Hallstatt um 1700 5 kr.
Barben in Pfund: 1585 5 kr, 1750 9 kr oder 10 kr.
Brachsen in Pfund: 1767 in Passau 10 kr.
Forellen nach Stück: 1560 10 kr, 1616 in Wels 20 kr, kleinere 10 kr.
Forellen in Pfund: 1585 12 kr, um 1700 in Hallstatt 7 kr, 1725 40 kr, 1750 30 kr, 1764 Speiseforellen 45 kr,
Hechte, neben den Karpfen die wichtigsten der lebend verkauften Fische.
Hecht in Pfund: 1583 8 kr, 1585 6 kr, 1604 8 kr, 1660 und 1674 12 kr, um 1700 in Hallstatt 6 kr, 1725 24 kr.
Die zeitlich geordnete Zusammenstellung der Preise erfolgt sowohl nach archivalischen als nach gedruckten Quellen und enthält Preisfestsetzungen, Rechnungen über gelieferte Fische sowie Schätzpreise in Inventaren. Die Angaben des 16. Jahrhunderts stammen meist aus den Kremsmünsterer Kammereirechnungen, 1585 aus der Fischordnung (Scheiber, Zur Geschichte der Fischerei, S. 134, wörtlich in Linzer Regesten BIIA9, Annalen, Reg. 11195c), 1616 von den Einkäufen des Welser Stadtrichters (Heimatgaue 3, 1922, S. 244).
Die Preise aus Hallstatt um 1700 verzeichnet Schraml, Salinenwesen 2, S. 412, sie waren jeweils schon in Goisern, Ischl und Laufen um 2 kr höher! Bei den Angaben von 1725, Lieferungen von Linz nach Lambach, hat vielleicht der Transport den Preis besonders in die Höhe getrieben. 1750 stammen die niedrigen Preise von der amtlichen Festsetzung (Scheiber, S. 137), etwas Höhere vom Inventar Edlingers, 1772 vom Inventar Scheichels. Die Ansuchen des Passauer Fischhändlers Joseph Körger um Fischpreiserhöhungen liegen im dortigen Stadtarchiv (Bände und Akten 507). Weitere Angaben sind den Regestenbänden, insbesondere BIIF (Spital a.P.) und BUG (Weinberg) entnommen.
Sprenzling oder Kaiserfisch
spricht von „100 Sprenzlinge“, dabei handelt es sich um die erste Entwicklungsstufe der Äschen (0+), die
besondere Leckerbissen waren und auch als „Kaiserfische“ bezeichnet wurden, vgl.
Scheiber, Zur Geschichte der Fischerei, Seite 145.
Weitere Informationen
GEORG WACHA: FISCHE UND FISCHHANDEL IM ALTE N LINZ
„Was der Mensch sei, sagt ihm nur die Geschichte.“
Zitat von: Wilhelm Dilthey