Die Energiewende erfordert ihren Zoll und um den Strombedarf der Zukunft zu sichern muss die „erneuerbaren Energie“ aus Wasserkraft wieder einige hundert Meter an Fließstecke in der Äschen -Region an der Oberen Traun geopfert werden. Der Champion der erneuerbaren Energien, wie es so schön in der Presseaussendung der Energie heißt, ist leider immer noch die Wasserkraft. Solange nicht der letzte Kilometer an Fleißgewässer verbaut ist gibt der Gierschlund „Wasserkraft“ keine Ruhe. So arbeitet die Energie AG an der Verwirklichung der Projektidee in Weißenbach in Bad Goisern, ein Kraftwerk zu errichten, welches „umweltfreundlichen Strom“ erzeugt und gleichzeitig den Hochwasserschutz verbessert. Eine WIN-WIN Situation, wenn man der Aussendung glauben darf. Mir geht es vom FROSKG und in meiner Funktion als Obmann, nun darum, eine WIN-WIN-WIN Situation daraus zu machen. D.h. nicht nur „Grüner Strom“ und Hochwasserschutz, sondern auch das ökologische Umfeld muss passen und sich nach Möglichkeit die Situation für die Fische verbessern.
Querbauwerk „Anzenauer Polster“
Der Anzenauer Polster befindet sich im Gemeindegebiet von Bad Goisern an der Traun, bei Fluss-km 110,8 unmittelbar vor der Einmündung des Goiserer Weissenbach und dient der rechtsufrigen Ausleitung des Mühlbach zur Wasserkraftanlage „Grabenmühle“ in Lauffen, so die alte Bezeichnung dieser in früherer Zeit existierenden Mühle.
Es gibt in diesen Bereich bei der Mündung des Goiserer Weissenbach jetzt schon ein Querbauwerk, mit einer „uralten“ Ableitung als heutiger Werkskanal und in früheren Zeiten Mühlbach zur Anzenmauer Mühle betrieben. Seit dem 17. Jahrhundert gibt es dokumentierte Aufzeichnungen über den „Fluder“, denn es als Nebenschauplatz zu erhalten gilt.
Ökologische Unterbrechung
Um den „Anzenauer Polster“ fischpassierbar zu machen, gab es schon mehrere Überlegungen. So wurde 2019 eine WR-Verhandlung einberufen, mit dem Inhalt, hier eine „Fischaufstiegsschnecke“ mit einem anschließenden Zulaufs Gerinne einzubauen, um den Fischen eine Aufstieg zu ermöglichen.
Im Wesentlichen waren damals folgende Maßnahmen geplant:
- linksufriger Aufbau einer Fischaufstiegsschnecke mit einem Wasservolumen aufwärts von 16 l/s, einer Füllmenge von 160 Liter und einer Nenndrehzahl von 6 Drehungen/min.
- Errichtung eines Bypass DN400 mit Absperrschieber parallel zur Fischaufstiegshilfe als zusätzliche Lockströmung.
- Entfernung des unteren Teil des Anzenauer-Polster Holzschemelwehrs, um den Einstieg in die Fischaufstiegsschnecke unmittelbar im Kolkbereich zum Liegen zu bringen.
- Errichtung einer Brücke über das Zulaufgerinne mit lichter Fahrbahnbreite von 3 Meter und lichter Sützweite von 3,2 Meter auf einer in Beton versetzten Grobsteinschlichtung.
Es ist zu erwähnen, dass ich nicht unfroh bin, dass dieses technische Wunderwerk nicht gemacht wurde.
Der Anzenauer-Polster soll nun, nach den neuen Plänen, wegfallen. Es wird in diesen Bereich bis zum neuen Kraftwerk zu einer Eintiefung kommen. Aber mehr dazu, wie folgt….
Plan B: Kraftwerk Weissenbach
Ein Plan A, wurde unterhalb von Bad Goisern, in der fleißstrecke der Goiserer Traun 2020 wegen verschiedener Umstände verworfen. Siehe dazu mehr unter „Traunrauschen„.
Die Pläne für das neue Kraftwerk Weissenbach wurden uns am 7. März 2023 vorgestellt. Die präsentierten technischen und ökologischen Maßnahmen haben einen guten Eindruck hinterlassen. Gut gefallen haben:
- Die Verkürzung des Staubereichs auf 80 Meter
- Die Buhnen in der Stauwurzel, die den Übergang in den Staubereich wurden mit Buhnen optimiert und produzieren Stömung und machen den Stau frischfreundlicher.
- Der Unterwasserbereich mit den Links-rechtsufrig versetzten, „pendelnden“ Buhnen und Absetzungen machen einen durchdachten Eindruck.
- Der geplante Fischaufstieg lt. „Prof. Mader“ hört sich gut an.
- Das der Fluder mit einer Restwasserdotierung soll erhalten bleibt.
Was mir nicht gefallen hat, ist der geplante Fischaufstieg in den Goiserer Weissenbach, der wenn ich sie richtig verstanden habe, keine Wirkung und keinen Nutzen hat. (?) Als hier würde ich ersuchen, dieses Geld lieber in andere ökologische Begleitmaßnahmen zu investieren und da hätte ich auch gleich ein paar Ideen dazu, die ich ersuchen würde, soweit als möglich noch in die Planung einfließen zu lassen.
Wo bleiben die Fische?
Zumindest gibt es grünen Strom und Hochwasserschutz, daher nur WIN-WIN. Wir brauchen jedoch eine WIN-WIN-WIN Situation. Es muss auch der ökologische Teil entsprechend berücksichtig werden. Nur ein Einbau von einen gesetzliche vorgeschrieben Fischaufstiegshilfe wird zu wenig sein um den ökologischen Langzeitschaden, denn ein Kraftwerk in dieser Größe produziert, auszugleichen.
Canyon artig Schlucht und Rückstau?
Viel Platz ist nicht, wischen Gewerbegebiet, Einmündung des Goiserer Weissenbach, Eisenbahn und Bundesstraße und dann wird auch noch der Hochwasserschutz gewährleistet! Da wird es unterhalb von der Wehranlage Canyon artig in eine enge Schlucht gehen und der gleich rechtsufrig, unterhalb einmündende Goiserer Weissenbach wird im Hochwasserfall mit einen HQ 100 für einen schönen „Waschküche“ sorgen. Ich bin keine Wasserbauexperte, habe mir jedoch die Wucht des Hochwasser im Jahr 2013 bei der Ischl Mündung und bei der Rettenbach Mündung in Traun Live angesehen. Da wird sich eine ordentliche Waschküche entwickeln, wenn die Traun und der Weissenbach gleichzeitig „anspringen“. Aber egal, ist ja eh nur Gewerbegebiet und die oberhalb liegenden Anrainer sind es eh gewohnt, dass sie absaufen.
Größeres Querbauwerk und längerer Staubereich
Führt unterhalb von der Wehranlage unweigerlich zu einer starken, Canyon artigen Eintiefung mit vermutliche recht hohen Fließgeschwindigkeiten. Denn es muss ja auch der Schotter vom Goiserer Weissenbach abtransportiert werden. D.h. fischereilich wird hier auch einige hundert Meter an attraktiven Äschen Revier verloren gehen und als Laichplatz- und als Jungfisch Habitat geht dieser Abschnitt auch verloren.
Der Ersatzneubau des Wasserkraftwerkes Lauffen ist am Standort Anzenaupolster, unweit der bestehenden Wehranlage, in einem Gewerbegebiet geplant. Dadurch werden kaum zusätzliche Aufschließungswege benötigt und der Traunreiterweg bleibt größtenteils unberührt. Zudem entfällt mit dem Ersatzneubau der bisherige Ausleitungskanal, auf Rückstaudämme wird zur Gänze verzichtet und das Projekt fügt sich ebenfalls, so schön wie das Kraftwerk „Bad Goisern am Schlauchwehr„, in das Landschaftsbild ein. Die gewässerökologischen Auswirkungen sind aufgrund eines niedrigen Aufstaues vergleichsweise gering.
Bei großen Hochwässern, wie jenem im Jahr 2013, sind Teile des bewohnten Gemeindegebietes von Bad Goisern von Überflutungen durch die Traun betroffen. Die Gemeinde will daher den Hochwasserschutz verbessern. Mit dem vorliegenden angepassten Kraftwerkes Konzept kann der vorgesehene Hochwasserschutz für die betroffenen Anrainer sichergestellt und zugleich der Ausbau der erneuerbaren Energiequelle Wasserkraft ermöglicht werden.
Optimierung der Ausbauwassermenge
Infolge einer Optimierung der Ausbauwassermenge und einer Fallhöhe von ca. 3,7 Metern kann die Jahresstromerzeugung des jetzigen Kraftwerks Lauffen von 0,75 GWh auf 7,3 GWh mehr als verneunfacht werden. Dies entspricht dem durchschnittlichen Jahresstromverbrauch von rund 2.000 Haushalten. In Abstimmung mit Gewässerbezirk wird die Projektidee nun in Richtung Einreichung konkretisiert. Gleichzeitig wird gemäß den demokratiepolitischen Grundsätzen der Energie AG Oberösterreich der Dialog mit der Region fortgeführt.
Wir freuen uns auf den demokratiepolitischen Dialog und werden für unsere Fische das bestmögliche verhandeln.
Quelle
Energie AG – Projekt Kraftwerk Weißenbach/Bad Goisern wird nach Vorprüfung angepasst
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„Inmitten der Schwierigkeiten liegt die Möglichkeit.“
Zitat von: Albert Einstein