Zum Unterschied zur natürlichen Fortpflanzung, bei welchen die Laichfische unserer Salmoniden in unseren Gewässern zumeist auf Kiesbänken ablaichen und die Eier im Schotterbett schlüpfen und sich die Brütlinge im Gewässer zu Fischen entwickeln, werden bei der künstlichen Fortpflanzung die natürlich gereiften Eier
durch das sogenannte Abstreifen der Laichfische gewonnen und künstlich besamt.
Versuch macht Klug
Wir arbeiten nach dem Prinzip: Versuch macht klug.
Im „Fischereimanagement Salzkammergut“ entwickeln wir gerade das Besatzmanagement nach dem Grundprinzip der lernfähigen Hege. Dabei wird der Erfolg jeder Maßnahme in verschiedenen Schritten überprüft. Zu Übungszwecken von „Abstreifen-Befruchten-Auflegen“ haben wir uns ein paar Saiblinge besorgt um für den „Ernstfall“ bei Äschen unsere Erfahrung im Bruthaus MBM zu sammeln.
Die Entwicklung der Geschlechtsprodukte (Eier = Rogen; Samen = Milch) erfolgt in den Eierstöcken (Ovarien) bzw. in den Hoden. Nach Erreichen der Geschlechtsreife stellt sich ein jährlicher Reifezyklus ein, in welchem die Fische nur während einer bestimmten Zeit, nämlich wenn sie laichreif sind, zur Fortpflanzung fähig sind.
Diese Laichreife wird bei den Salmoniden hauptsächlich durch das Licht (Tageslänge) beeinflusst, aber auch durch Wassertemperatur, Strömung, Ernährung, Erbgut und andere Umstände. Bei unseren heimischen Forellenarten fällt die Laichzeit in die Wintermonate. Durch Einkreuzung verschiedener frühlaichender und spätlaichender Stämme kann man aber heute praktisch über nahezu das ganze Jahr Regenbogenforelleneier bekommen. Unser Augenmerk liegt bei der Äsche und bei dieser liegt die Laichzeit bei uns im Salzkammergut zumeist Anfang bis Mitte April.
Bei der Auswahl der Laichfische muß eine große Sorgfalt an den Tag gelegt werden und eine Selektion nach gewissen Kriterien erfolgen. Zum Beispiel: Wachstum und Futterverwertung (Schnellwüchsigkeit), Körperform und Färbung, Konstitution, Resistenz gegenüber verschiedenen Krankheiten, Laichzeit, Fruchtbarkeit, Eizahl und Eigröße.
Rogner (weibliche Laichfische) von Regenbogenforellen sind in der Regel mit 3 Jahren geschlechtsreif, Milchner (Männchen) mit 2 Jahren. Die optimale Nutzungsdauer für einen Laichfisch beträgt 3 – 5 Jahre, in der Praxis wird diese Zeit jedoch meist überschritten. Milchner können während einer Laichperiode auch mehrmals abgestreift werden, wenn ein Abstand von 8 -14 Tgen eingehalten wird. Ein guter Rogner enthält durchschnittlich 2000 Eier pro kg Körpergewicht. Die Reife des Rogners ist erkennbar an der Größe und Weichheit des Bauches und an der Form und Farbe des Geschlechtsporus, der zapfenförmig vergrößert und rötlich gefärbt ist. Gewöhnlich müssen Rogner mehrmals überprüft werden, bis man den richtigen Abstreifzeitpunkt erwischt.
Haralds Spickzettel aus der BF Abstreifaktion 2019:
Vorbereitung:
- Trennung der Fische und Halterung nach Milchner und Rogner
- Salzwasser- u. Desinfektionslösungen in mehrere Kübel – je nach Fischmenge – vorbereiten.
- Salzlösung: auf 10 Liter Wasser 50 Gramm Salz
- Beteubung der Fische mit Nelkenöl.
- Dazu 15 Tropfen Nelkennöl in 10 Liter Wasser vorbereiten
Betäubung:
Unter den vielen möglichen Narkosemitteln seien hier die gängigsten genannt, die beim Abstreifen von Laichfischen verwendet werden. MS-222 (Tricaine) ist ein ausgezeichnetes Narkotikum, aber teuer. Außerdem ist es derzeit in Österreich nicht erhältlich. Dosierung: 25 – 100 mg/l. Wir verwenden Nelkenöl. Der Vorteil der Betäubung liegt vor allem in der Schonung der Fische. Außerdem wird dadurch ein störungsfreies und zeitsparendes Arbeiten gewährleistet.
Abstreifen:
- Unmittelbar nach abstreifen die Eier nicht mit Wasser in Berührung bringen!
- Nachdem die Eier in einer Schüssel mit Samen von 4 Milchner befruchtet wurden, mit Feder oder Finger vorsichtig umrühren
- und dann mit der Salzlösung übergießen und für 2 Min. stehen lassen.
- Danach wieder mit Salzwasser spülen (die flache Schüssel immer wieder hin und her kippen und dabei das Wasser abfließen lassen)
Zum Abstreifen sollten nur ausgenüchterte Laicher herangezogen werden. Ist der Fisch nicht betäubt, so muss man ihn erst einmal durch Schüttelbewegungen entspannen. Grundsätzlich sollte man nur mit nassen Händen streifen bzw. mit nassen Tüchern halten, um eine Schädigung der empfindlichen Haut zu vermeiden. Mit der einen Hand wird der Fisch gehalten bzw. zwischen Arm und Körperseite des Streifenden fixiert, während mit der anderen Hand abgestreift wird. Zuerst sollte in der Gegend des Geschlechtsporus kurz angestreift, dann zügig mit dosiertem Druck mittels Daumen und Zeigefinger vom Bereich der Brustflossen in Richtung Geschlechtsöffnung der Abstreifvorgang fortgesetzt werden.
- Jetzt mit Desinfektionslösung übergießen und für 10 Min. stehen lassen.
- Danach die Desinfektionslösung durch kippen der Schüssel entfernen (mit etwas Wasser nachspülen)
Befruchtungsvorgang: Die Spermien sind im Hoden bzw. außerhalb des Wassers unbeweglich. Erst durch Kontakt mit der Ovarialflüssigkeit bzw. im Wasser nach 1 – 4 Minuten. In dieser Zeit muss also ein Samenfaden in ein Ei gedrungen sein. In der Eihülle befindet sich eine mikroskopisch kleine,,Öffnung“ , die sogenannte Mikropyle, durch welche das Spermium eindringt. Sofort nach Eindringen schließt sich die Mikropyle und es beginnen die Vorgänge der Quellung bzw. der Härtung des Eies durch Wasseraufnahme. Nach ca. 30 Minuten bis zu 1 Stunde ist der Hauptquellungs bzw. Härtungsvorgang abgeschlossen. Im Ei selbst kommt es zur Verschmelzung der Kernmaterialien von Samen und Ei. Durch Zellteilung und Gewebedifferenzierung entwickelt sich der Fischembryo.
- Jetzt die Eier auflegen (in nur einer Lage) und mit Abdeckung abdecken.
Bachsaibling Laichzeitpunkt zur Dokumentation:
- Charge am 15.12.2020
- Charge am 24.12.2020