STRUKTUREN BEI UNTERSCHIEDLICHEN PEGELSTÄNDEN

Eine fischereiliche Betrachtung von Strukturverbesserungsmaßnahmen in unseren Gewässern, um den ökologischen Zustand zu verbessern und unter Berücksichtigung, wenn solche Maßnahmen den Fischen optimale Bedingungen schaffen und damit auch beim Fischen einen Nutzen bringen. Daher habe ich auch eine „Fischer-Tage-Analyse“ gemacht um festzustellen, wann und an wievielen Tagen wir optimale Bedingungen zum Fliegenfischen an der Oberen Traun haben. Die optimalen Bedingungen zum Fliegenfischen findet man bei Niederwasser und ich habe einige Kollgen, die erst ab einen Pegel von <200 cm lt. Maxquell ausrücken. Ich bin da eher der Anhänger, dass jeder Wasserstand seinen Reiz hat beim Fischen und ich habe meine schönsten Fische bei einem Pegel von 300 cm gefangen. Hinzu käme noch, neben den optimalen Gewässerstrukturen, einen perfekten Wasserstand auch noch eine Betrachtung der Wetter Situation, die ich hier nicht mitbetrachtet habe, die jedoch bei den optimalen Fischer-Tagen auch für viele eine Rolle spielt.

Hydromorphologische Situation

Fangen wir mit den Basics an, der „Hydromorphologie“: Es geht dabei ums Wasser, -gestalten, Formen und Vernunft und beschreibt die tatsächlich vorhandenen Gewässerstrukturen und das damit verbundene Abflussverhalten eines Gewässers in seiner räumlichen und zeitlichen Ausdehnung. Aufgrund der menschlichen Überprägung vieler Gewässer zählen dazu sowohl natürlich entstandene Formen wie Kiesbänke, Strömungs- und Substratunterschiede, Uferbuchten und Buhnensporne, als auch anthropogen eingebrachte Strukturen und deren Wirkung, wie Rückstau durch Wehranlagen, Uferverbau, Begradigungen und Aufweitungen, die je nach Strömung eine unterschiedliche Wirkung haben, bei höheren Wasserstand wird Material vom Ufer und von der Gewässersohle abgetragen (Erosion), Steine, Sand und Kies werden weiter transportiert. Sinkt die Fließgeschwindigkeit, werden zunächst die Steine und der Kies, dann aber auch der Sand ab einem bestimmten Gewicht nicht mehr transportiert. Sie lagern sich ab (Sedimentation).

Durch den Wechsel von Erosion und Sedimentation entsteht eine typische Gewässerdynamik und der Fluss schafft sich eine eigene, sich ständige verändernde Gewässerstruktur – soweit das Umfeld es zulässt. Natürliche Fließgewässer sind durch hohe Dynamik und Strukturvielfalt gekennzeichnet. An den Außenkurven eines Flussbogens fließt das Wasser schneller und trägt dort Material ab. An den Innenkurven fließt es langsamer und lagert dort Material ab. Es entstehen unterschiedliche Lebensräume mit Prall- und Gleitufern.

Wirkung im Salzkammergut

An den Hauptgewässern im Salzkammergut, der Ischl und der Traun haben wir die Situation, dass wir es mit sehr unterschiedlichen Wassermengen zu tun haben. Aufbauend auf diese Erkenntnis, muss auch bei ökologischen Maßnahmen bedacht auf die hydraulische Situation genommen werden. Nachfolgend ein paar Gedanken zu meinen Beobachtungen dazu.

Pegel Maxquell

Der oft zitierte Pegel „Maxquell“ in Bad Ischl ist, wenn man lange in einem Gewässer fischt und dieses bewirtschaftet, der Pegelstand das Maß der Dinge. Oft schaue ich täglich mehrfach auf seine Entwicklung um daraus verschiedene Schlüsse zu ziehen, wie bei der Laichzeit, oder in der Entscheidungsfindung, wo man seinen „Reviergang“ am besten macht. Daher fange ich mit einer aktuelle Pegelübersicht an, aus der schon zu erkennen ist, dass zwischen den unterschiedlichen Abflussmengen auch sehr unterschiedliche Bedingungen in der Kaiser Traun und an der gesamten Oberen Traun entstehen. Hier versuche ich eine fischereiliche Sicht auf die Abflusssituation der Traun unter Berücksichtigung von optimalen Befischungszeiten zu erstellen.

Ein ähnliches Bild ergibt sich auch an der Ischl, mit einer etwas geringeren Wasserführung, jedoch der Tatsache, dass diese stark beeinflusst durch den Strobler-Weissenbach raketenartig anspringt und auch sehr schnell wieder abfließt. Was unterhalb der Ischl Mündung in die Traun zu einer ganz Speziellen Hydraulik sorgt. Die Ebenseer-Traun muss auch gesondert betrachtet werden, da hier auch noch der Rettenbach, der Weißenbach, der Frauenweißenbach und der Miesen Bach, sowie einige kleinere Bäche die Wasserführung noch bis zum Auslauf in den Traunsee mit beeinflussen können.

Prime Time

Die fischereiliche Hauptzeit, die zu den unterschiedlichen Jahreszeiten das höchste Potenzial für Ausgänge, vorzugsweise mit der Trockenfliege aufzeigt. Eine Analyse lt. Pegel-Ständen im Zeitraum Dezember 2022 bis November 2023, ohne Berücksichtigung von Wetter und Hitzetagen.

Eine Übersicht über das Jahr 2023 und seine möglichen Fischtage, gegliedert nach A-Tage (grün) und B-Tage (orange), die im Laufe eines Jahres für eine Fliegenfischerei zu Verfügung stehen.

Anzahl Fischer-Tage p.a.

Während die Brutto-Fischer-Tage den gesamten Zeitraum von Jahresbeginn bis zum Jahresende inklusive aller Schlecht- und Hochwasserzeiten bezeichnet, steht ein Netto-Fischertag für die tatsächliche möglichen Fischer-Tage an denen in einen Salmoniden-Revier mit der Fliegenrute und vorzugsweise mit der Trockenfliege oder Nymphe gefischt werden kann.

Strukturen je nach Pegel

Eine Verbesserung der Hydromorphologie wird umgangssprachlich meist als Renaturierung bezeichnet. Um die Wirkung hydromorphologischer Verbesserungen auf die Biologie besser einschätzen zu können, sind neben aufwendigen Bestandsaufnahmen auch laufende visuelle Beobachtung wichtig. So wie der Pegel und der Durchfluss verändern sich unsere Fließgewässer laufend. Als Ökosysteme sind sie nicht in sich geschlossen, sondern immer in einem engen Zusammenhang mit der Umgebung, dem Einzugsgebiet, zu betrachten. Im Gegensatz zu stehenden Gewässern befindet sich das Wasser immer in Bewegung. Das Wasser fließt dem Gefälle nach bis zur Mündung, die entweder in einen anderen Fluss oder in einen See führt. Die Fließgeschwindigkeit und damit die Stärke der Strömung ist abhängig von der Neigung des Geländes, also dessen Gefälle, und der Wassermenge.

Verlagerung und Sortierung

In einem natürlichen Fließgewässer bilden sich zudem vielfältige Sohlstrukturen aus (Sohle = Gewässergrund). Die Kraft des fließenden Wassers führt zu einer ständigen Verlagerung und Sortierung der Sohlsubstrate. So werden z.B. Kies- und Sandbänke aufgeschüttet, wieder abgetragen und an anderer Stelle wieder aufgeschüttet.

Breite und schmale, flache und tiefere Gewässerabschnitte wechseln sich ab. Es entstehen Lückensysteme, in denen sich ein Großteil der Wasserorganismen entwickeln kann z.B. Larven von Wasserinsekten und kieslaichende Fische. Außerdem finden in der Gewässersohle die entscheidenden biochemischen Prozesse der Selbstreinigung statt. Ist sie verschlammt, verliert das Gewässer seine ökologische Funktionsfähigkeit.

Hochwasserstrukturen

Sind zumeist große Buhnen, durch die Ufer geschützt werden.

Renaturierung aus der Fischperspektive

Die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Fischarten formen das Gesamtbild ihrer Ansprüche an den Lebensraum. Verändert der Mensch die Gewässer, verschlechtern sich meist die Lebensbedingungen der Fische. Im schlimmsten Fall führt das zum Zusammenbruch gesamter Fischpopulationen. Die Lebensräume für Fische sind in vielen Flüssen und Bächen durch stoffliche Belastungen, Querbauwerke, Begradigungen und Gewässerausbau in der Vergangenheit stark beeinträchtigt worden. Während die Wasserqualität oftmals verbessert werden konnte, stellen strukturelle Defizite noch immer ein großes Problem dar. Renaturierungsmaßnahmen können helfen, Gewässerstrukturen zu entwickeln, die den Lebensraumansprüchen heimischer Fischarten entsprechen. Zu den zentralen Maßnahmen zählen:

  • Herstellung der lateralen und linearen Durchgängigkeit,
  • Schutzmaßnahmen an Wasserkraftstandorten,
  • Rückhaltung von Feinsedimenten, und
  • strukturelle Aufwertung der Lebensräume durch Renaturierungen.

Optimale Strukturen bei MW und NW

Aufbauend auf die Einleitung über unser Abflussregime, Wasserstand und mögliche Fischtage, möchte ich meine Erfahrungen mit dokumentieren, die ich mit „optimalen Strukturen“, vorrangig für die Fische, jedoch auch für den Fischer gemacht habe. Dazu nachfolgend ein paar Gedanken zu Beobachtungen und Beispiele, wie an der „Turmölgraden“ oder an der „MWB-Brücke“, die permanent in Beobachtung sind, um aus deren Wirkung zu lernen.

Der Bagger ist gerade fertig geworden mit den Einbau der linksufrigen inklinanter Buhnen und den beiden rechtsufrigen „Rauschen“. Es muss die Dynamik des Wassers erst die neue Tiefenrinne formen und rechtsufrig den Schotter umsortieren.

Aufweitungen

Erfahrungen mit Aufweitungen, hier in der „Platzer-Traun“, wo sich seit Jahrzehnten, obwohl mehrfach ausgebaggert eine recht große Schotterbank hält und diese die Traun. zumeist in zwei Arme teilt und sich mittig als Schotter-Insel hält.

Ablagerungs- und Erosionstendenzen sind das Ergebnis einer Bilanzierung von Geschiebeeintrag und Transportkapazität des betrachteten Flussabschnittes. Ist die Transportkapazität grösser als der Geschiebeeintrag, kommt es zur Sohlenerosion und das Gefälle flacht ab. Umgekehrt verhält es sich, wenn der Geschiebeeintrag grösser ist als die Transportkapazität. Dann lagert sich Material ab und das Gefälle nimmt zu. Die Erosion (bzw. Ablagerung) schreitet solange fort, bis sich Gefälle einstellt, das dem aktuellen Geschiebeeintrag entspricht. Ist dies der Fall, spricht man vom Gleichgewichtsgefälle. Bei gegebenem Geschiebeeintrag lässt sich die Transportkapazität, und damit das Gleichgewichtsgefälle, über die Breite des Gerinnes regeln.

Außenkurve

Innenkurve

Laichplatz Strukturen

Hier eine der Äschen-Hauptlaichplätze an der Kaiser Traun, unterhalb vom „Trampolin“.

Bei Laichplatzstrukturen, auch als Laichbuhne, Laichbank oder Rausche bezeichnet, geht es im speziellen um eine Referenz-Situationen, wie wir diese schon an der Oberen Traun punktuell haben und wir versuchen bei weiteren Baumaßnahmen neue, ähnliche Strukturen für eine Strömungsumlenkung, Förderung dynamischer Prozesse wie Bildung von Kiesbänken mit eingebaut zu bekommen.

Wir haben ein paar solche „Laichbuhnen“, die nachweislich sehr gut angenommen werden.

Rausche – Laichbank

Das Wort Rausche bezeichnet in der Hydrologie der Gewässer einen flach abfallenden Gewässerabschnitt mit höherer Fließgeschwindigkeit und um höhere Wasserturbulenz zu, als im umgebenden Gewässerverlauf. Im Gegensatz zum Kolk haben Rauschen bei wechselnden Wasserführungen relativ gleichbleibend hohe Turbulenz bei ansteigendem Abfluss. In einem natürlichen Gewässer wechseln sich Rauschen und Kolke regelhaft ab.

Am Ansatz zur Innenkurve wurde zur Verbesserung des Geschiebetransportes eine aus 15 Wasserbausteinen bestehende „Rausche“ eingebaut.

Die vertikale Durchgängigkeit findet für das menschliche Auge verborgen statt, trotzdem ist sie für den ökologischen Zustand eines Fließgewässers sehr wichtig. Das Vorkommen sehr vieler Kleintiere in einem Gewässer hängt davon ab, ob sie tief in die Sedimente der Sohle einwandern können. Dies gilt ebenso für die Entwicklung des Laichs und der Larven von Äschen und Forellen, die diese Phase ihres Lebens tief in den Bachsedimenten verbringen. Die vertikale Durchgängigkeit wird durch eine exzessive Anhäufung von Feinsedimenten verhindert, durch die das Flussbett verstopft wird. Dies unterbindet die Nachlieferung von Sauerstoff, auf den die Tiere angewiesen sind. Der Einbau von Hochwasser unbedenklichen „Rauschen“ mit kleineren Wasserbausteinen hilft hier mit, das Kiesbett zu „durchlüften“.

Vorher-Nachher: Solche „Rauschen“ könnten wir mehrere brauche. Sie bringen Sauerstoff ein, sortieren den Schotter und sind gute Standplätze in den Sommermonaten für Äschen.
Es wäre noch Platz für eine zweite Rauche! 🙂
Eine Rausche an der Koppen Traun – ich konnte im Juni in diesen Bereich sehr viele Jungfische sichten.

In der Renaturierung gefallen mir solche Wasserbaustein-Rauschen recht gut, um stufenförmige Sohlabstürze durch die Strömung erzeugen zu lassen, die keine Fischwanderung behindern und um eine Strukturierung und Besiedlung des Gewässergrundes zu verbessern. Sandfreie, kiesige Rauschen sind wichtige Sommer Einstand Plätze für Äschen und auch als Laichplätze werden sie einen Beitrag leisten, da damit eine ausreichende Sauerstoffversorgung des Laichs gewährleistet ist. Rauschen werden daher gelegentlich auch als „Laichbänke“ bezeichnet.

Laichbank Plan
Neu eingebaute „Laichbank“. Wir werden ihre Wirkung beobachten und unsere Erfahrungen damit dokumentieren.

Totholz

Bei der MWB-Brücke haben wir die Wurzelstöcke absichtlich in die Innenkurve gesetzt, damit diese ihre Wirkung erst ab Mittelwasser und bei Hochwasser entwickeln.

Vegetation und Totholz bilden wichtige Strukturelemente. Nur wie oben beschrieben, müssen diese entsprechend geplant und gesichert werden. Nur einen Baumstumpf verkehrt eingraben zu lassen, bring bei den massiven Wasserstands Schwankungen die wir an der Oberen Traun haben, wie sich zeigt recht wenig. Daher haben wir z.B. bei der MWB-Brücke die Wurzelstöcke in ide Innenkurve einbauen lassen. Deren Wirkung ist zwar bei Niederwasser sehr gering und eher als Sitzplatz für die Wasseramsel und den Eisvogel. Wir werden jedoch die Einbauten bei höherer Wasserführung beobachten und mal schauen, wie sie sich da bewähren.

Rechtsufrig wird die Böschung noch bepflanzt und man sieht die Wurzelstöcke in der Innenkurve.
Der Bagger ist gerade fertig geworden und das nächste Hochwasser wird noch nacharbeiten. Bin gespannt wie die Baumstümpfe und die drei Rauschen wirken

Weitere Referenzen

Eine sehr gelungene und in der Zwischenzeit durch Weiden gut angewachsene Aufweitung an der Koppen Traun.

Weitere Informationen

„Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.“

Zitat von: Johann Wolfgang von Goethe