Wenn man am Wasser geboren wurde, zieht es einen immer wieder ans Wasser. Ich konnte das auch bei Freunden beobachten. So auch Hans Hager, als gebürtiger „Stadlinger“ und direkt am Ufer der Traun aufgewachsen, hatte auch er eine lebenslange Liebe zur Traun und diese in einen Buch zusammengefasst, welches bei keinem Traun-Liebhaber in der Bibliothek fehlen sollte. Hans Hager war Kustos des Schiffleutemuseum von Stadl-Paura und hat mit seinen 1996 im Trauner-Verlag erschienen Buch „Die Traun – ein uralter Salzhandelsweg“ viel Material über die Traun zusammengetragen und in diesem Buch, mit vielen seiner Zeichnungen und Aquarelle dokumentiert.
Er war auch ein begnadeter Maler der tagelang draußen saß und die schönsten Uferabschnitte malte und die letzten noch lebenden Traun-Schiffer aufspürte und interviewte. Die Früchte dieser 25 Jahre dauernden Recherchen wurden in seinen Buch in gebundener Form zusammengefasst um dieses Wissen der Nachwelt zu erhalten. „Die Traun – ein uralter Salzhandelsweg“ heißt das im Eigenverlag erschienene Buch, in dem der Autor dem Fluss vom Ursprung im Ausseerland bis zur Einmündung in die Donau folgend und daran eine Fülle von Geschichten auffädelt: Man liest vom Salinenverwalter Christoph Eyssl, der verfügte, dass sein Sarg alle 50 Jahre nach seinem Tod im Jahr 1668 aus der Gruft geholt und über den Hallstätter See gerudert werden sollte. Wir erfahren, was Herrenfuder sind, Stocktrauner und Schleppe, sehen einen Bauplan der Seeklause in Steeg und wie der „Wilde Lauffen“ entschärft wurden.
Hager beschreibt das Holztriften, erzählt von den Goiserer Auswanderern, vom gefährlichen Befahren des Wilden Lauffen und des Traunfalles. Er erklärt wie mühsam und langwierig der Zillengegentrieb war, das 1511 befohlene Zurückziehen der Salzzillen mit Pferden nach Gmunden und über den Traunsee bis zum Hallstätter See war. Besonders detailliert und aufschlussreich sind Hagers Ausführungen über Stadl-Paura und Lambach, das in den Franzosenkriegen heiß umkämpft war. Mit Liebe und Akribie beschreibt der Autor die Zunft der Schiffleute, Schiffbauer und ihre Bräuche. Bekanntlich mussten die Schiffleute, so widersinnig das klingen mag, Nichtschwimmer sein. So war gewährleistet, dass sie ihre Ladung, wenn es brenzlig wurde, nicht im Stich ließen.
Die Traunreiter, die mit Hilfe ihrer Pferdegespanne den Gegenzug der leeren Salzschiffe von Ebensee nach Steeg bewerkstelligten, beschwerten sich wiederholt über die Behinderung ihrer Arbeit durch die Holzflöße. Aus diesem Grund sah sich das Salzoberamt zu einem zeitweiligen Verbot der Holz Flößerei auf der Traun gezwungen. Mit Beginn des Eisenbahnverkehrs im Salzkammergut 1877 wurden die Schifffahrten mit den Salzzillen auf der Traun eingestellt, weil das Salz auf der Schiene versandt wurde. Das rasche Ende für den Beruf der Flößer kam mit dem Hochwasser im Herbst 1920, das mehrere Wehrbauten zerstörte und auch an den Floßgassen große Schäden angerichtet hatten; die letzten Flößer mussten sich um andere Arbeit umsehen. Die Flößerei diente zuletzt ausschließlich dem Holztransport, nur gelegentlich wurden andere Frachtgüter zugeladen. Runde Baumstämme sowie Kanthölzer, Balken und Bretter verschiffte man nicht auf normalen Wasserfahrzeugen, die einzelnen Holzsorten wurden nach jahrhundertalten Regeln zu wassertauglichen Flößen zusammengefügt.
Die runden, etwa zwölf bis fünfzehn Meter langen Baumstämme, im Volksmund Bloche genannt, wurden nebeneinander gereiht und mit zweispitzigen Eisenklammern (Klampfen) und mittels Ketten und Seilen und aus Haselnuss Gerten geflochtenen Ringen sowie mit aufgenagelten Querstangen aneinander befestigt. Die auf diese Art entstandenen Wasserfahrzeuge wurden von erfahrenen Flößern gelenkt und flussabwärts befördert. Am Ziel wurde das Floss in seine Teile zerlegt, die an der Schifflände nach Stämmen, Pfosten und Brettern geordnet, gestapelt wurden.
Meistens bestand ein zwischen 24 und 30 Metern langes Floß aus zwei gelenkig miteinander verbunden Teilen, damit Fluss Hindernisse, wie zum Beispiel der Wilde Lauffen und der gefährliche Traunfall, gefahrloser passiert werden konnten. Mit Kraft und Geschicklichkeit musste man das Steuerruder zum Beispiel in Goisern, beim „Lenzen-Umadum“ handhaben: dort gab es einen großen Wasserwirbel in einer scharfen Fluss Krümmung, der die Floßbesatzung arg durchrüttelte.
Auch in der Floßgasse beim Goiserer-Mühlpolster gefährdeten manchmal die Wasserwogen und Sturzfluten das Floß. Besonders in den Hochwasserjahren 1897 und 1899 erlitt dieses Wehr große Schäden, 1920 wurde der Polster weggerissen. Auch der Wilde Lauffen machte bei ungünstigem Wasserstand den Flößern schwer zu schaffen. Ebenso der Zusammenfluss der Ischl und der Traun.
Zur Erleichterung von Schifffahrt und Flößerei diente die Hallstätter See-Klause in Steeg. Der dortige Klaus Meister konnte durch das rechtzeitige öffnen der Klaus Tore für einen günstigsten Wasserstand auch für die Traun Flößerei sorgen. Weil die Schiffe und Flöße während der Wasserfahrt schneller wären als die Wellen der Traun, musste die Klause schon früher geöffnet werden, bevor die Schiffe oder Flöße von Land stießen.
Mich selbst interessieren im speziellen, eher etwas Kleinräumiger, die Informationen über die Obere Traun, von der steirischen Landesgrenze bis nach Ebensee. Diese sind in Hans Hager’s Buch recht ausführlich mit vielen Zeichnungen, Aquarellen und Texten in dieser Fachdokumentation zusammengefasst und werden allen Traun-Liebhabern, so wie mir, ein Nachschlagwerke und ein Andenken an den Autor sein.
„Was der Mensch sei, sagt ihm nur die Geschichte.“
Zitat von: Wilhelm Dilthey